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Das sind die ökonomischen Vorteile der Wärmedämmung in Bestandsgebäuden

Berthold Kaufmann

Die aktuelle politische Entscheidung, den Dämmstandard für Neubauten nicht zu erhöhen, ist leider genauso zu kurz gegriffen wie die Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) insgesamt. Selbstverständlich müssen unsere fossilen Heizungssysteme auf die Versorgung mit erneuerbarer Energie umgestellt werden. Doch speziell diese Diskussion geht eigentlich am Kern der Sache vorbei, denn über den wichtigeren Wärmeschutz von Gebäuden spricht kaum jemand.

Oder es werden die notwendigen strengeren Vorgaben, wie zu Ende September auf dem Baugipfel wieder geschehen, erneut ausgesetzt. Ein flächendeckend besserer Wärmeschutz für Neubauten sowie für Sanierungen ist jedoch die Grundvoraussetzung, damit die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor deutlich gesenkt werden können. Eine Wärmepumpe wird sich in einem unsanierten Altbau mit der Heizung sehr schwertun.

Dabei ist grundsätzlich klar: Wir müssen es schaffen, unsere Gebäude zeitnah mit immer weniger fossilen Brennstoffen warm zu halten. In gewisser Weise stimmt also die Richtung bei der Überarbeitung des GEG: Es ist wichtig, die fossilen Heizsysteme in unseren Bestandsbauten möglichst schnell loszuwerden. Und der richtige Zeitpunkt dafür ist, wenn die alte Anlage kaputt geht und sowieso ausgetauscht werden muss.

Allerdings müssen wir nicht nur an der Heizung etwas tun, sondern auch an den Gebäuden selbst, vor allem an der Gebäudehülle. Für nachhaltige Lösungen muss daher der Wärmebedarf des gesamten Gebäudes verringert werden. Denn auch erneuerbaren Strom (für die Wärmepumpe) gibt es nicht im Überfluss, gerade im Winter nicht. Eine nachhaltige Energieversorgung für alle ist nur möglich, wenn auch der Energiebedarf deutlich reduziert wird. Dafür müssen wir bei einer Sanierung auch an die Gebäudehülle ran: Wände, Fenster, Türen und natürlich das Dach müssen verbessert werden.

Großdemo von „Fridays for Future“ am 15. Sepzember in Frankfurt am Main: Mit dem Verzicht auf höhere Wärmeschutzstandards geraten die Klimaziele weiter außer Reichweite.

Rundumschutz für die Bausubstanz

Die Trumpfkarte beim Wärmeschutz ist die Wärmedämmung der Gebäudehülle. Wann immer möglich sollte ein Gebäude von außen gedämmt werden. Eine Wärmedämmung schützt das Gebäude und die Bauteile der Gebäudehülle. Das Mauerwerk eines ungedämmten Gebäudes ist den täglichen und jährlichen Kalt-Warm-Zyklen voll ausgesetzt. Damit leidet das Mauerwerk und wird im schlimmsten Fall brüchig. Der Putz muss dann relativ häufig – etwa alle 20 Jahre − ausgebessert oder erneuert werden.

Sobald ein Gebäude von außen eine schützende Schicht aus Wärmedämmung bekommt, bleibt die Temperatur im Mauerwerk im Jahreszyklus fast konstant und der Alterungsprozess wird stark verlangsamt. Das Material der Dämmung – Polystyrol oder Mineralwolle − kann außerdem die Scherkräfte besser ausgleichen. Sie treten auf, wenn sich der Außenputz im Kalt-Warm-Zyklus ausdehnt und wieder zusammenzieht. Die Dämmschicht ist sozusagen eine Putzträgerplatte, die die Rissbildung im Putz stark vermindert.

Eine Wärmedämmung bietet neben der beträchtlichen Einsparung von Heizenergie auch ganz wichtige baupraktische Vorteile und verlängert die Lebensdauer unserer Gebäude erheblich. Dies ist insbesondere auch im Zusammenhang mit Vorbehalten vonseiten der Architektur und des Denkmalschutzes wichtig. Wird die Wärmedämmung richtig geplant – Fenster sollten auch bei einer Sanierung in die Dämmebene herausrücken − dann verändert sie das Aussehen eines Gebäudes nur wenig. Historische Fassaden mögen darunter zwar nicht mehr direkt sichtbar sein, sie sind jedoch weitaus besser und langlebiger konserviert, als wenn sie dem Wetter schutzlos ausgesetzt sind.

Für das Dach gilt im Wesentlichen dasselbe: Eine Wärmedämmung zwischen oder auf den Dachsparren hüllt diese gut ein. Wird dann noch die Luftdichtheit konsequent beachtet, um Feuchteschäden zu vermeiden, dann ist ein wärmegedämmtes Dach deutlich langlebiger. Wird bei einem Flachdach überdies noch eine Dachbegrünung aufgebracht, die Niederschlagswasser länger speichern kann und damit im Sommer kühlend wirkt, dann ist sogar die wasserführende Dachhaut des Flachdaches gegen die dort sonst besonders starken Kalt-Warm-Zyklen gut geschützt.

Wärmegedämmte Fensterrahmen, die dreifache Wärmeschutzverglasung und eine warme Kante (Glasrandverbund) helfen auch beim Fenster, die sonst häufig auftretende Tauwasserbildung auf den Innenoberflächen zu vermeiden. Wird dann das Fenster fachgerecht in der Dämmebene platziert, dann ist auch hier die Hülle gut gemacht. Dafür müssen die Fenster luftdicht an die Wandkonstruktion angeschlossen und der Rahmen gut überdämmt werden, um Wärmebrückeneffekte zu vermeiden.

Dämmplatten aus EPS sind leicht zu verarbeiten. Aufgrund ihrer Eigenlasten und gegen Winddruck und Windsog werden sie hier zusätzlich verdübelt.

Klassiker Wärmedämmverbundsystem

Die einfachste und kostengünstige Art der Wärmedämmung einer Außenwand ist das Wärmedämmverbundsystem. Dafür werden Blöcke aus Polystyrol (EPS, seltener XPS) oder Mineralwolle mit Zementkleber außen auf die Mauerwerkswand geklebt. Anschließend wird die Dämmschicht verputzt, wie das Mauerwerk auch. Um die Putzschicht stabiler zu machen und gegen mechanische Beschädigung zu schützen, wird in den Putz ein Gewebe zur Armierung eingelegt. Bei Sanierungen werden die Dämmblöcke meistens noch verdübelt, weil die Tragfähigkeit des alten Putzes unsicher ist.

Die Anschlüsse der Wärmedämmung zu den Fenstern − Fensterbänke, Laibung und gegebenenfalls Rollladenkästen − müssen fachgerecht erfolgen, damit die neue Putzschicht wieder überall wetterfest anschließt. Am besten werden gleichzeitig mit der neuen Dämmung auch die Fenster getauscht und die neuen Fenster in die Dämmebene herausgerückt. Ist das nicht sofort möglich, gibt es Handreichungen durch Sanierungsfahrpläne, wie die Sanierung auch schrittweise erfolgen kann, mit einer späteren Erneuerung der Fenster. Alle Informationen dazu finden sich auch in der Wissensdatenbank Passipedia [1].

Eine andere Methode zur Dämmung der Außenwand besteht darin, eine Holzkonstruktion aus Z-Trägern oder Kanthölzern auf die Außenwand zu schrauben, sodass Gefache entstehen. Diese werden dann mit Mineralwolle, Zellulose oder mit einem ähnlichen Material gefüllt. Anschließend wird vor der Dämmung und den Gefachen eine Membran befestigt. Diese so genannte winddichte Ebene schützt gegen Wind und Schlagregen. Als letzte Ebene wird eine hinterlüftete Fassade auf den Trägern befestigt. Das können Latten aus Holz oder Platten aus Holzwerkstoff oder Metall sein. Die Konstruktion ist etwas aufwendiger, dafür ist das Dämmmaterial etwas günstiger.

Das Passivhaus Institut hat vor kurzem gezeigt, dass eine Außendämmung mit Wärmedämmverbundsystem sowie mit Konstruktionen aus Holz von versierten Heimwerkenden auch in Eigenarbeit realisiert werden kann (Do-it-yourself, DIY). In der Passipedia sind Anleitungen dazu veröffentlich [2]. Darin sind die Arbeitsschritte genau erklärt und es gibt Informationen zu den unterschiedlichen Materialien.

Die wirtschaftliche Betrachtung

Die DIY-Anleitungen des Passivhaus Instituts geben auch einen Überblick über die Investitionskosten sowie die möglichen Einsparungen bei den derzeitigen Energiekosten. Generell gilt: Eine Wärmedämmung von Außenwand und Dach sowie von oberster Geschossdecke oder Kellerdecke ist mit Abstand die kosteneffektivste Energiesparmaßnahme für Gebäude. Das Passivhaus Institut hat in vielen Publikationen die Wirtschaftlichkeit der Wärmedämmung dokumentiert und dabei umfassende Analysen der Lebenszykluskosten vorgenommen. Auch dies ist in der Passipedia veröffentlicht.

Wie gerade wieder auf dem Baugipfel geschehen, werden die angeblich hohen Kosten der besseren Wärmedämmung als Gegenargument für einen effektiveren Dämmstandard ins Feld geführt und nicht selten die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit der Wärmedämmung angezweifelt. Wenn man jedoch nachrechnet, wieviel ein besserer Wärmeschutz tatsächlich kostet und wie hoch die Einsparungen später sein können, dann kann man für die eingesparte Kilowattstunde an Heizenergie leicht einen Preis berechnen.

Dafür werden die Investitionskosten von heute mit den reduzierten Betriebskosten über den ganzen Lebenszyklus beziehungsweise die Lebensdauer der Wärmedämmung verglichen. Demnach liegen die Kosten für die durch Wärmedämmung eingesparte Heizenergie bei weniger als fünf Cent pro Kilowattstunde. Wenn man das mit den derzeitigen Energiepreisen von etwa zehnCent pro Kilowattstunde vergleicht − Tendenz steigend −, dann wird sehr schnell klar, dass sich eine bessere Dämmung lohnt.

Ein guter Wärmeschutz von Gebäuden ist auch eine soziale Frage. Leider wird zu oft übersehen, dass das ausgewiesene Ziel der Bundesregierung, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, nur mit hoch energieeffizienten Gebäuden erreicht werden kann. Nur mit einem guten Wärmeschutz sind die Energiekosten in Neubauten oder sanierten Gebäuden kalkulierbar niedrig und nur dann werden die Bewohnerinnen und Bewohner vor Energiearmut geschützt.

Der Grund, warum viele Sanierungswillige mit der großflächigen Modernisierung zögern, ist natürlich, dass die Summe der Kosten für eine Wärmedämmung des ganzen Gebäudes mit Außenwand und Dach und weiteren Bauteilen vergleichsweise groß ist. Die Einsparungen ergeben sich andererseits erst, wenn der gesamte Lebenszyklus von etwa 50 Jahren Betriebszeit betrachtet wird – und ja, solange hält eine gut geplante und gut realisierte Wärmedämmung mindestens.

Diese hohen Investitionen können die meisten Leute eigentlich nur mit einem Kredit finanzieren – genauso wie den Neubau oder den Erwerb einer Immobilie. Mit diesem Vergleich ist ein weiterer wichtiger Hinweis zur wirtschaftlichen Gestaltung von energetischen Maßnahmen gegeben: Eine energetische Sanierung ist eine tiefgreifende Sanierungsmaßnahme am Gebäude, die immer gut geplant realisiert werden sollte.

Wichtig daher: Eine energetische Sanierung sollte nach dem Kopplungsprinzip genau dann angegangen werden, wenn die entsprechenden Bauteile sowieso erneuert werden müssen. Wenn der Putz ohnehin erneuert werden muss, dann ist dies genau der richtige Moment, um eine Wärmedämmung an der Außenwand zu realisieren, denn die zusätzlichen Kosten für die (bessere) Wärmedämmung sind vergleichsweise gering. Wenn das Dach sowieso erneuert werden muss, dann sind die Zusatzkosten für eine (bessere) Dämmung ebenfalls vergleichsweise gering.

Gleichmäßiges Auftragen des Klebers mittels Zahnspachtel sorgt dafür, dass die Dämmplatte fest und ohne Hohlräume an der Außenwand sitzt.

Alternative Innendämmung

Bei einigen historischen Gebäuden in Deutschland ist aus Gründen des Denkmalschutzes eine Wärmedämmung an der Außenwand nicht gewünscht oder nicht möglich. Für diese Fälle kann eine Innendämmung realisiert werden. Eine Innendämmung ist besser als gar keine Dämmung, sie hat jedoch verschiedene Nachteile und kann prinzipiell nie einen genauso guten Wärmeschutz bieten wie die Außendämmung.

Insbesondere wird bei einer Innendämmung das äußere Mauerwerk im Winter noch viel kälter und damit auch feuchter. Damit werden die Warm-Kalt-Zyklen für die Außenwand problematisch. Daher muss bei der Realisierung der Innendämmung auf eine konsequent luftdichte Schicht geachtet werden, damit feuchtwarme Luft aus dem Raum auf keinen Fall hinter die Dämmschicht gelangt. Ansonsten entstünden dort Schimmel oder sogar Tauwasser. Holzbalkendecken sind bei fehlerhaft angebrachter Innendämmung besonders gefährdet. Das Passivhaus Institut hat daher neue Kriterien für die Zertifizierung von Innendämmsystemen festgelegt, die ebenfalls unter www.passiv.de veröffentlicht sind.

Grundsätzlich sollten Sanierungen immer einen hohen energetischen Standard erreichen. Für die Sanierung mit Passivhaus-Komponenten hat das Passivhaus Institut daher den EnerPHit-Standard entwickelt. Für die Wärmedämmung an der Außenwand als einer zentralen Passivhaus- und Sanierungs-Komponente sehen die Kriterien zum Beispiel einen U-Wert von 0,15 W/m²K vor. Das bedeutet eine Dicke der Dämmschicht mit typischen Dämmmaterialien von etwa 25 Zentimeter. Welcher U-Wert bei einer Sanierung dann tatsächlich gewählt wird, hängt im Wesentlichen von der Geometrie beziehungsweise Kompaktheit des Gebäudes ab und wird mit einer detaillierten Energiebilanzberechnung mit dem Tool PHPP bestimmt [3]. Die EnerPHit-Kriterien sind gleichfalls auf der Internetseite des Passivhaus Instituts zu finden [4].

Der Autor Dr. Berthold Kaufmann ist Physiker. Er beschäftigt sich beim Passivhaus Institut unter anderem mit den thermischen Eigenschaften von Bauteilen sowie mit dem Energiebedarf für Heizung, Lüftung und Kühlung bei hoch energieeffizienten Gebäuden.

Online-Informationen des Passivhaus Instituts

[1] Passipedia, Wissensdatenbank des Passivhaus Instituts: www.passipedia.de

[2] www.passipedia.de/Veröffentlichungen

[3] PHPP Passivhaus Projektierungs-Paket – Tool zur Bilanzierung des Energiebedarfs von Gebäuden, Passivhaus Institut, Darmstadt 2023, siehe auch
www.passiv.de

[4] www.passiv.de/Passivhaus-Infos

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