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Kommunale Wärmeplanung: Noch viele Fragen offen

Markus Strehlitz

Beim Thema Wärmeplanung gibt es noch Unsicherheiten in den Kommunen. Bereits jetzt sei aber zu erkennen, dass viele Wärmenetze ausgebaut oder neue entstehen werden, so Volker Kienzlen, Geschäftsführer der Energieagentur Baden-Württemberg. Er appelliert an die Verantwortlichen, sich an die Umsetzung von Konzepten zu machen und den baulichen Wärmeschutz nicht zu vernachlässigen.

Volker Kienzlen, Geschäftsführer der Energieagentur Baden-Württemberg.

Die kommunale Wärmeplanung sei eine der großen Herausforderungen, welche die Klimamanagerinnen und Klimamanager derzeit in den Kommunen zu bewältigen haben. Das sagte  Volker Kienzlen, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW), auf einem Treffen der Klimaschutzbeauftragten aus den drei Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland. Bis zum 30. Juni 2026 müssen Gemeindegebiete mit mehr als 100.000 Einwohnern einen Plan vorlegen, wie sie eine klimaneutrale Wärmeversorgung umsetzen wollen. Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnern haben dafür noch bis zum 30. Juni 2028 Zeit. „Die Klimaschutzmanager machen die Planung zwar nicht, aber sie sind an vielen Stellen involviert“, so Kienzlen.

Doch es gibt noch viele Unsicherheiten. Grundlegende Fragen müssen laut Kienzlen erst noch beantwortet werden - wie etwa „Wie geht Wärmeplanung?“ oder „Wie lassen sich GEG und Wärmeplanungsgesetz miteinander verknüpfen?“. 

Der Bedarf nach klärenden Antworten wird noch steigen. Denn wenn das Thema für die Bürger zunehmend an Relevanz gewinnt, werden auch diese nach Informationen verlangen. „Und dann werden tausende Fragen zu verschiedenen Themen gestellt werden – von der Organisationsstruktur bis zur Finanzierung“, so Kienzlen. 

Baden-Württemberg: 200 Kommunen planen schon

In Baden-Württemberg werden solche und weitere Themen sicher früher angesprochen werden. Denn dort müssen die großen Kreisstädte bereits bis zum 31. Dezember 2023 einen Wärmeplan erstellen - was 104 Kommunen betrifft. Daneben hat es laut Kienzlen eine Förderung für die kommunale Wärmeplanung gegeben, die mehr als 100 weitere Kommunen in Anspruch genommen haben. „Wir gehen davon aus, dass wir bis in einem Jahr zumindest von 200 Kommunen die Planungen vorliegen haben“, sagt Kienzlen.

Schon jetzt lasse sich aber sagen, dass das Wärmeplanungsgesetz dazu führen wird, dass viele bestehende Wärmenetze ausgebaut sowie dekarbonisiert werden und neue entstehen werden. Aus Pilotprojekten – etwa in Freiburg - sei außerdem zu erkennen, dass der Prozess der Wärmeplanung zu einem Strategiewechsel der Wärmeversorger führen könnte. So hat zum Beispiel das südbadische Unternehmen Badenova laut Kienzlen seine Gasversorgungs- zu einer Wärmeversorgungsstrategie weiterentwickelt. Allein ein solcher Wandel habe bereits große Bedeutung.

Sein dringender Rat an die Kommunen lautet, sich im Rahmen der Wärmeplanung nicht zu stark auf die Beschaffung der Daten zu konzentrieren. „Kümmert euch lieber um die Konzepte und deren Umsetzung“, lautet sein Appell. Diese könnten dann sehr vielfältig ausfallen. „Das können zum Beispiel Quartierskonzepte sein, eine Ausweitung des Wärmenetzes oder das Ausweisen von Wasserstoffgebieten“, erklärt der Experte.

Wichtig ist seiner Meinung nach aber in jedem Fall die Verbesserung des baulichen Wärmeschutzes. 

„Ohne Sanierung der Gebäudehüllen werden wir unsere Klimaschutzziele nicht erreichen“, so Kienzlen. 

Dieser Aspekt sei ihm in den vergangenen Monaten in der Öffentlichkeit aufgrund der anhaltenden Diskussionen um das Heizungsgesetz zu kurz gekommen.

Doch unabhängig davon, welche Konzepte umgesetzt werden sollen – für den Erfolg ist es entscheidend, die Bürger dabei mitzunehmen. Das sieht auch Kienzlen so. Dass es bei der Wärmeplanung eine verpflichtende Beteiligung der Bürgerschaft gibt, hält er für extrem wichtig. „Die Bürger müssen wissen, was auf sie zukommt.“ Die Veränderungen sollten als Chance und nicht als Bedrohung wahrgenommen werden.

Stadt Speyer informiert über Geothermie 

Wie das in der Praxis konkret aussieht, erklärt Katrin Berlinghoff, Klimaschutzmanagerin der Stadt Speyer. Dort wird gerade darüber nachgedacht, das Fernwärmenetz auch aus Tiefen-Geothermie zu speisen. Dazu wurde gerade ein Aufsuchungsfeld identifiziert. In vielen Veranstaltungen habe man die Bürger darüber informiert, berichtet Berlinghoff. Dabei wurde unter anderem das Verfahren erklärt, um möglichen Bedenken frühzeitig zu begegnen. „Unsere große Aufgabe ist es, Lösungen zu zeigen und zu erklären sowie Umsetzungsprozesse transparent zu machen“, sagt Berlinghoff. Denn grundsätzlich seien die Bürger offen für Alternativen. Und die sind schließlich vorhanden. Das Schöne an ihrer Arbeit sei es, „dass es nur noch um Lösungen geht“, so Berlinghoff. „Diese schnell zu finden und dabei alle Leute mitzunehmen, ist zur Zeit eine der größten Herausforderungen.“

Dabei werden die Klimaschutzbeauftragten von den Energieagenturen unterstützt. „Die Klimaschutzmanager bekommen durchschnittlich zwei mal pro Woche die aktuellen Informationen zum Thema von uns per E-Mail“, berichtet Kienzlen. Die bisherigen Erkenntnisse aus den Projekten zur Wärmeplanung hätten außerdem gezeigt, dass sich die Kommunen sehr stark an dem Planungsleitfaden orientieren, der von der KEA-BW erarbeitet wurde. Dieser werde auch in die Planung auf Bundesebene übernommen. Nicht nur deshalb sieht er sein Bundesland als Treiber der kommunalen Wärmeplanung. „Die bisherigen Erfahrungen, die wir in Baden-Württemberg gesammelt haben, zeigen, dass diese funktioniert“, so Kienzlen.

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