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Schimmel im Haus: 10 typische Fehler

Dittmar Koop
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Im zweiten Teil unserer dreiteiligen Serie zum Thema Schimmel im Gebäude stellen wir zehn typische Fehler vor, die Schimmelbildung verursachen bzw. begünstigen.

Die Garanten für einen sehr wahrscheinlichen Befall mit dem Schimmelpilz im Gebäude sind Ursachen wie Feuchtigkeit, kohlenstoffhaltige Nährstoffe (z. B. Tapeten), passende Innenraum-Temperaturen (werden eigentlich immer erfüllt) und ein PH-Wert des Nährgrunds. Letzterer ist allerdings sehr breit beim Schimmel gefächert und geht bis zur Wachstumsgrenze von etwa PH 11. Auch die PH-Bedingungen sind somit meistens erfüllt – es sei denn, ein Gebäudebesitzer kalkt die Innenwände seiner Wohnung komplett durch.

Grundsätzlich zielen die Fehler bzw. die Vermeidung dieser in der Hauptsache also darauf ab, Feuchtigkeit zu vermeiden bzw. diese auf ein Maß zu reduzieren, damit der Schimmel im Haus keine oder nur wenig Chance hat, zu entstehen und zu wachsen. Das sind häufige Ursachen für die Schimmelbildung und so lassen sie sich vermeiden:

Fehler 1: Unterschätzte Außenwände

Die Gefahrfläche Außenwände als Ursache für Schimmel wird oft unterschätzt. Auch in gut gedämmten Neubauten kann die Temperatur der Innenwandoberfläche zu bestimmten Zeiten (z. B. Winter) niedriger sein als die Raumlufttemperatur. Die Raumluft kühlt in unmittelbarer Nähe der Innenwand ab. Die Abkühlung führt zu einem Anstieg der relativen Luftfeuchtigkeit in diesem Umfeld.

Das Umweltbundesamt (UBA) veranschaulicht diesen Vorgang an einem Beispiel mit Zahlen: Die Luft eines Raumes mit beispielsweise 22 °C und einem Wassergehalt von 10 g/m³ weist eine relative Feuchtigkeit in der Luft von 50 % auf. Ist die Oberflächentemperatur der Innenwand ebenfalls 22 °C, werden auch dort 50% Luftfeuchte vorliegen.

Besonders im Winter wird aber aufgrund der niedrigen Außenlufttemperaturen die innerseitige Oberflächentemperatur der Außenwände niedriger liegen. Das UBA nimmt für sein Beispiel eine Oberflächentemperatur von 14,5°C an. Die Raumluft kühlt in der Nähe der Wand ab. Nach Berechnung des UBA liegt in diesem Fall in Wandnähe dann eine hohe relative Luftfeuchte von 80% vor. Quasi die perfekte Ursache für den Wachstum von Schimmel.

Eine gute Wärmedämmung wirkt dem zwar häufig insofern entgegen, weil sie die Innenwandtemperatur möglichst unbeeinflusst von den Außentemperaturen hält. Aber auch dann sind die Bewohner nicht vor Schimmel im Haus gefeit. Wenn ein Möbel (z. B. ein Kleiderschrank) direkt vor solche Wände gesetzt wird, besteht häufig eine Schimmelbefall-Gefahr dahinter, auch im Neubau. Denn ein Möbel wie der Schrank an der Wand behindert die Luftströmung dahinter, wohingegen für die Raumluftfeuchtigkeit eine solche Situation kein Hindernis darstellt. Möbel sollten also mit 2 – 3 cm Abstand von der Wand aufgestellt werden, zwecks Verbesserung der Hinterlüftung hinter dem Schrank oder anderer Möbel.

Zudem: Treten Schäden an der Außenfassade auf, erhöht sich unter anderem auch das Risiko der Schimmelbildung.

Fehler 2: Relative Luftfeuchtigkeit nicht im Blick

Schimmelpilze wachsen gut bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70-80% an der Oberfläche eines Materials und wenn diese über längere Zeit dort einwirkt. Außerdem natürlich an den Stellen im Haus, die häufig nass sind, wo Wasser beispielsweise kondensiert, wie beim Klassiker Fensterecke. Besonders gefährdet vor Schimmel ist zudem der Keller.

Tatsächlich werden solche Werte in der Raumluft durchgängig wohl kaum dauerhaft erreicht. Ab relativen Luftfeuchten von 60 % und mehr fühlen sich die meisten Menschen unwohl. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die optimale relative Luftfeuchtigkeit (Relative Humidity, RH) für den Menschen in einem Korridor zwischen 40 und 60% liegt.

Im Grunde genommen zielen alle Schimmel-(Vorbeuge)-Maßnahmen innerhalb des Hauses darauf ab, die relative Luftfeuchte niedrig zu halten. Dafür gibt es verschiedene Ansatzpunkte bzw. umgekehrt auch Fehler.

Aber das UBA-Beispiel zeigt, dass man sich als Bewohner nicht täuschen lassen sollte, selbst wenn die relative Luftfeuchtigkeit grundsätzlich im gesundheitlich „grünen Bereich“ bei 50% liegt, denn stellenweise kann es trotzdem ganz anders aussehen (s. Fehler 1).

Allerdings kann die relative Luftfeuchte im Haus schnell höher liegen, wenn regelmäßig Wäsche in der Wohnung trocknen muss, gekocht wird, der Geschirrspüler ausdampft, die Wohnung nur über ein innenliegendes Bad verfügt oder über Nacht im geschlossenen Schlafzimmer ein- und ausgeatmet wird. Ist-Werte der aktuellen relativen Luftfeuchte in Zahlen liefern Hygrometer, die es überall günstig zu kaufen gibt.

Fehler 3: Falsches und zu wenig Lüften und heizen

Lüften führt Sauerstoff in die Räume und Kohlendioxid ab, also „verbrauchte“ Luft – aber eben auch Feuchtigkeit, selbst im Winter oder bei Regenwetter. Lüften ist das beste Alltags-Mittel der Wahl, um überschüssige Feuchtigkeit als Ursache für Schimmel aus der Luft zu entfernen.

Doch wie lüften? Fenster auf Kipp ist die falsche Methode. Denn es braucht sehr lange, bis eine gewisse Austauschrate erzielt wird – mit parallel einhergehenden negativen Effekten. Im Winter gehen die Kosten für das Heizen über langes Kipplüften nach oben, und, was wohl wenig bewusst ist, dass über diese Form des Dauerlüftens die Fensterlaibungen auskühlen. Das wiederum begünstigt die Kondensatbildung und damit auch die Bildung von Schimmel.

Wer lüftet, sollte Stoß- und/oder Querlüften. Das heißt, entweder das Fenster in einem Raum für einige Minuten ganz aufreißen und/oder in mehreren Räumen zugleich bei offenen Türen, so dass ein Durchzug durch die gesamte Wohnung erzielt wird. Im Sommer kann ruhig öfter gelüftet werden.

Auch ein Fehler ist, zu wenig zu lüften. Allein über das Atmen produziert ein 3-Personen-Haushalt 6 bis 12 Liter Feuchtigkeit am Tag – und natürlich auch nachts. Der Luftaustausch im Schlafzimmer während der Nacht ist also nicht allein dem Umstand geschuldet, den Schlafenden frischen Sauerstoff zuzuführen und ausgeatmetes Kohlendioxid abzuführen, sondern auch Feuchte aus der Atemluft. Wann immer es geht, sollte also auch während der Nacht gelüftet bzw. Luftaustausch ermöglicht werden. Das geht z.B. durch eine leicht geöffnete Tür, gerade wenn manuelles Lüften im Winter nicht möglich ist oder wenn das Schlafzimmer an einer Straße liegt.

Eine weitere Maßnahme gegen die Bildung von Schimmel im Haus ist tatsächlich Wärme durch richtiges Heizen. In einem kalten Schlafzimmer ist erstens die relative Luftfeuchtigkeit erhöht. Durch das Heizen lässt sich diese senken. Außerdem kann die Temperatur der Innenwandoberfläche von Außenwänden erhöht werden. Es sind immer wieder dieselben Zusammenhänge, die eine Schimmelpilzbildung durch Feuchtigkeit erschweren oder gar verhindern bzw. umgekehrt begünstigen. Ein kühles Schlafzimmer ist aus Schimmelsicht also günstig.

Regelmäßiges Lüften ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um Raumfeuchte aus dem Gebäude zu bugsieren. Beim manuellen Lüften kommt es darauf an, die richtige Technik zu verwenden: Stoß- und/oder Querlüften.

Fehler 4: Sparen am falschen Ende

Paradoxer Weise wird manuelles Lüften vermehrt in Neubauten zum Thema. Also in solchen Gebäuden, die über einen hohen KfW-Dämmstandard eigentlich Energieeffizienz reklamieren. Aber in der Praxis nur suggerieren, wenn für den notwendigen Luftaustausch die Fenster aufgerissen werden müssen, wenn aus Kostengründen kein Lüftungssystem installiert wurde.

Es reicht nicht, ein Gebäude nur wärmedicht zu machen und das Thema Lüftung dann den Bewohnern zu überlassen, allein schon wegen dem Risiko der Schimmelbildung. Viele Bauschaffende machen es sich hier zu einfach. Zentrale Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung sollten im Neubau heute Standard sein.

Die Rechtslage gibt vor (Energieeinsparverordnung – EnEV), dass der notwendige Mindestluftwechselwert sicherzustellen ist, weil Gebäude immer dichter werden. Offen ist gegenwärtig aber noch, wie dies bewerkstelligt werden muss. Allerdings deuten erste Gerichtsurteile darauf hin, dass manuelles Lüften in Zukunft als Methode zur Sicherstellung des Geforderten in Neubauten kaum mehr durchzusetzen ist.

Fehler 5: Wärmebrücken

Wärmebrücken sind Stellen in der Gebäude-Hülle, aber auch an Decken oder Böden, über die mehr Wärme durch das Heizen aus dem Gebäude nach Außen dringt als über angrenzende Flächen. Ihre Innenoberfläche ist kühler, was wie beschrieben die Bildung von Feuchtigkeit und damit die Bildung von Schimmel häufig begünstigt. Technisch/geometrisch unvermeidbare Wärmebrücken sind Ecken, insbesondere, wenn sie von einer Außenwand gebildet werden.

Vermeidbare Wärmebrücken sind jene, die entstehen können, wenn Baustoffe sehr unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit in unmittelbarem Zusammenhang verwendet werden. Das Risiko von Schimmelbildung erhöht sich an diesen Stellen.

Fehler 6: Neue Fenster im Altbau ohne angepasstes Verhalten

Wenn alte Fenster durch neue, dichte Fenster ersetzt werden, dann fällt der bislang vorhandene Infiltrationsluftwechsel häufig weitgehend weg. Das kann ebenfalls eine Ursache für eine erhöhte Schimmelbildung sein. Fenster heutigen Stands sind, was die Zirkulation von Feuchtigkeit betrifft, im geschlossenen Zustand die dichtesten Bauteile einer Wand.

Wenn die Fensterlaibungen nicht zusätzlich wärmegedämmt sind, kann Wasserdampf sowohl in den Ecken der Fenster als auch an den Laibungen kondensieren. Die erklärte Gegenmaßnahme ist regelmäßiges Lüften. Doch läuft dies dem Ursprungsgedanken der Energieeinsparung im Grunde genommen zuwider. Zumindest in den kalten Jahreszeiten, in denen das Schimmelrisiko aber ausgerechnet erhöht ist, weil die Oberflächen-Innentemperatur des Bauteils dann naturgemäß sinkt und außerdem die kalte Außenluft nur wenig Feuchte aufnimmt. Hier muss das Kondensat dann schlichtweg abgewischt werden, um nicht Schimmel zu riskieren.

Fehler 7: Unsachgemäße Innendämmung begünstigt Schimmel

Typische Probleme und damit Ursachen für Schimmel sind Hinterströmung der Innendämmung mit (feuchter) Luft, Kondensation im Bauteilinneren durch Dampfdiffusion sowie Fehlstellen bei der Innendämmung. Deutlich weniger Probleme entstehen durch diffusionsoffene, vollflächig verklebte Dämmstoffe oder den Einbau von Installationsebenen.

Aus Schimmelsicht ist Innendämmung eine heikle Angelegenheit, denn es muss sehr sorgfältig und konstruktiv richtig gearbeitet werden, damit sich hinter der neuen Dämmung keine Feuchte bilden kann.

Für das Anbringen einer Innendämmung sollten Fachleute zu Rate gezogen werden, da für den Laien die möglichen späteren Probleme meist nicht erkennbar sind, empfiehlt das UBA.

Fehler 8: Trocknungsphase nicht unterschätzen

Man sagt, dass Neubauten in der Regel 2 Jahre brauchen, um die bautechnisch bedingte Feuchtigkeit heraus bekommen zu haben. Gleiches gilt für umfangreiche Umbauten. Tatsächlich kann die Trocknungsphase aber noch länger dauern, bis zu einigen Jahren.

Je nach Entwurf des Gebäudes mit seinen daraus resultierenden mögliche Feuchtelasten, sind alltäglich auftretende relative Luftfeuchten von 60 - 65% in den Anfangsjahren als üblich einzukalkulieren. Umso größerer Bedeutung kommt gerade in dieser Anfangszeit dem konsequenten Lüften (Querlüften/Stoßlüften) und dem Heizen zu, auch, um Schimmelbefall zu verhindern. Die begleitende oder ggf. alternative Option ist Heizen.

Fehler 9: Silikon hält nicht ewig

Last but not least das nicht mehr gute, wenn altes Silikon. Silikon kann grundsätzlich an sich als Nährstoffgrundlage für Schimmel dienen, aber es hält zudem auch nicht ewig. Nicht von Ungefähr spricht man bei Silikonfugen in Nassräumen von Wartungsfugen. Im Laufe der Zeit können sie undicht werden, so dass Wasser in die Wandstrukturen dahinter eindringen kann und dieses dann dort Schaden anrichtet, Schimmel inklusive.

Undichte Armaturen oder auch Löcher im Rohrsystem sind auch aus Schimmelsicht nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Lokale Herde können Ausgangspunkt für einen Schimmelbefall in der ganzen Wohnung werden.

Fehler 10: Undichtigkeiten im Rohrnetz nicht erkannt

Undichtigkeiten im Rohrnetz sowie an den Armaturen können über lokalisierte Folgen weitreichendere haben, wenn sich die Durchfeuchtung der Wände schleichend fortsetzt. Über längere Zeit können diese lokalen Baustellen Räume bis zur gesamten Wohnung durch den Schimmel unbewohnbar machen. In unserem Fachbeitrag 1, Grundlagen der Schimmelbildung, haben wir einen solchen Fall der Undichtigkeiten im Rohrnetz vorgestellt. Was bei der Sanierung zu tun ist und wie man Schimmel richtig entfernt, beschreibt der dritte Teil der Serie "Schimmelbefall im Haus professionell sanieren".

Dittmar Koop ist Fachjournalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz.

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