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Wärmepumpe plus Photovoltaik: Drei Kombinationen im Vergleich

Wolfgang Diebel und Hans-Jörg Risse
Im Neubau mit Fußbodenheizung sind Wärmepumpen mittlerweile das beliebteste Heizssystem.

Wärmepumpen werden laut dem Bundesverband Wärmepumpe BWP heute bereits in jedem dritten Neubau installiert. Wesentliche Gründe dafür sind die dort idealen Voraussetzungen durch Niedertemperatur-Flächenheizungen und dass sich die Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG) sowie die Anforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) bzw. zukünftig des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) sehr gut erfüllen lassen.

Von Vorteil für den Einsatz von Wärmepumpen sind auch die wachsenden Anteile erneuerbarer Energien im deutschen Strommix. Weil mehr Strom aus regenerativen Quellen in deutschen Netzen fließt, gilt heute ein Primärenergiefaktor für Strom von 1,8. Dadurch reduziert sich der Primärenergiebedarf von Gebäuden mit elektrischen Wärmepumpen, weshalb die primärenergetischen Anforderungen der EnEV ohne wesentliche zusätzliche Maßnahmen erfüllt werden können. Mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe lässt sich sogar der KfW 40-Grenzwert bei entsprechender Gebäude- und Anlagenkonzeption unterschreiten.

Zusätzlich spielt bei vielen Wärmepumpensystemen auch die Kombination mit einer PV-Anlage und damit verbunden die Eigenstromnutzung eine wesentliche Rolle. Die Vergütung für den aus der PV-Anlage in das öffentliche Stromnetz eingespeisten Strom ist rückläufig. Kann stattdessen ein Teil des selbst erzeugten Stromes für den Haushalt und für den Betrieb einer Wärmepumpe genutzt werden, senkt dies die Stromkosten.

Der Wärmepumpenmarkt wird derzeit durch den Neubau bestimmt. Nach Schätzungen von Bosch Thermotechnik wird die Anlagenmodernisierung künftig jedoch erheblich an Bedeutung gewinnen.

Systemkombinationen senken Energiekosten

Wird eine Wärmepumpe installiert, lohnt es sich, über die Einbindung ergänzender Komponenten nachzudenken, um die Energiekosten noch weiter zu senken: eine Photovoltaik (PV)-Anlage zur regenerativen Stromerzeugung und gegebenenfalls zusätzlich Stromspeicher und Energiemanager.

Um einen Überblick über Investitions- und Verbrauchskosten zu erhalten, werden im Folgenden in einer Vergleichsrechnung drei Varianten untersucht:

  • Wärmepumpe
  • Wärmepumpe + PV-Anlage
  • Wärmepumpe + PV-Anlage + Stromspeicher + optionales Energiemanagementsystem.

Bei allen Varianten ist eine kontrollierte Wohnraumlüftung enthalten, um einen ausreichenden Luftwechsel im Neubau zu gewährleisten. Basis für den Vergleich ist ein 179 m² großer Neubau mit Fußbodenheizung und einem Heizwärmebedarf von 35 kWh/m2a.

Der Endenergiebedarf für Raumheizung, Warmwasser und Haushaltsstrom liegt bei 5.456 kWh/a. Zudem liegen der Berechnung eine jährliche Strompreissteigerung von 4% sowie eine Zinssteigerung von 1% über einen Zeitraum von 20 Jahren zugrunde.

In der Variante 1 kommt eine Luft/Wasser-Wärmepumpe Logatherm WLW196i ART190 mit integriertem 190-l-Warm­wasserspeicher zum Einsatz. Hier sind die Investitionskosten am geringsten.

Variante 1: Wärmepumpe

Bereits die Basisversion, bei der der Strom für den Betrieb einer Luft/Wasser-Wärmepumpe ausschließlich von einem Stromversorger bezogen wird (mit Wärmepumpentarif), stellt eine wirtschaftliche und ökologische Lösung dar.

Bei einer Investitionssumme von 29.470 Euro – zusammengesetzt aus 18.950 Euro für eine Luft/Wasser-Wärmepumpe Logatherm WLW196i ART190 von Buderus mit integriertem 190-l-Warmwasserspeicher und 10.520 Euro für eine kontrollierte Wohnungslüftung – liegen die jährlichen Energieverbrauchskosten für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom bei 1.809 Euro.

Die Wärmepumpe eignet sich zur Gebäudeheizung, für die Warmwassererwärmung und zur Kühlung in Ein- und kleinen Mehrfamilienhäusern – sowohl im Neubau als auch im Bestand. Für den monoenergetischen Betrieb ist ein stufenweise angesteuerter Elektroheizstab mit bis zu 9 kW vorhanden. Die Luft/Wasser-Wärmepumpe arbeitet mit einem COP von bis zu 4,29 bei A2/W35.

In der Variante 2 wird selbsterzeugter PV-Strom für den Betrieb der Wärmepumpe ­genutzt. Aufgrund der reduzierten Betriebskosten steigt so die Wirtschaftlichkeit.

Variante 2: Wärmepumpe und Photovoltaik

Selbstgenutzter Eigenstrom ist der preiswerteste, weshalb es sich anbietet, eine PV-Anlage zu installieren, um mit dem erzeugten Strom die Wärmepumpe zu betreiben. Die Kosten für zugekauften Strom liegen bei etwa 26 ct/kWh (durchschnittlicher Strompreis für Haushaltskunden – Standort Wetzlar, Deutschland).

Die Stromerzeugungskosten einer PV-Anlage für ein Einfamilienhaus ­können mit 10 bis 13 ct/kWh angesetzt werden. Folglich kann von der PV-Anlage erzeugter und selbst genutzter Strom die Energiekosten zurzeit um bis zu 16 ct/kWh reduzieren. Weil die Vergütungssätze für eingespeisten Solarstrom deutlich unter den durchschnittlichen Strompreisen für Haushalte liegen, gewinnt die Eigennutzung zunehmend an Bedeutung. Im Berechnungsbeispiel ergänzt eine PV-Anlage mit einer Leistung von cirka 5 kWp die Wärmepumpe und erzeugt jährlich etwa 4 500 kWh Strom. So lässt sich bis zu 35 % der benötigten Energie für den Betrieb der Wärmepumpe und den Haushalt decken. Überschüssiger Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist und über 20 Jahre mit einem garantierten Preis je Kilowattstunde vergütet.

Zwischenfazit: Die um rund 23 % höhere Investition im Vergleich zur ersten Variante lohnt sich, denn wer zusätzlich eine PV-Anlage installieren lässt, senkt die Energieverbrauchskosten deutlich – im Vergleich zu Variante 1 (ausschließlich Wärmepumpe) um 37% auf nur noch 1.138 Euro. Bei den Gesamtkosten für 20 Jahre lassen sich so in Summe mehr als 5 000 Euro sparen.

Mit der Kombination von Wärmepumpe, PV-Anlage und Stromspeicher bietet die Variante 3 eine hohe Unabhängigkeit von der Strompreisentwicklung und die niedrigsten Energieverbrauchskosten.

Variante 3: WP, PV + Stromspeicher und Energiemanager

Größtmögliche Unabhängigkeit von der Strompreisentwicklung bietet eine Lösung, zu der außer der Wärmepumpe und der PV-Anlage auch ein abgestimmter Stromspeicher gehört. Vergleicht man für einen Zeitraum von 20 Jahren die Gesamtkosten (Investitions- und Energieverbrauchskosten) der Varianten 1 und 3, ergibt sich für dieses konkrete Beispiel folgendes Ergebnis:

Mit 11.786 Euro Mehrinvestition spart man 18.246 Euro Energieverbrauchskosten, unterm Strich werden in 20 Jahren somit mehr als 6.000 Euro gespart. Übrigens ist ein System, wie in Variante 3 beschrieben, die Basis für ein KfW-Effizienzhaus 40 Plus mit einem zusätzlichen Förderzuschuss.

Was Energiemanager und Batteriespeicher bringen

Der Vergleich zeigt, dass sich höhere Investitionen in nachhaltige Technik mittelfristig durch geringere laufende Kosten bezahlt machen.

Energiemanager und Batteriespeicher

Mit einem Batteriespeicher ist noch mehr Eigenstrom nutzbar. Bei der vorgestellten Variante speichern leistungsstarke Lithium-Ionen-Batterien überschüssigen Strom, der nicht direkt verbraucht wird, und stellen diesen in lichtschwachen Zeiten zur Verfügung. Erst wenn kein PV-Strom mehr aufgenommen werden kann, erfolgt die Einspeisung in das öffentliche Stromnetz mit der vereinbarten Vergütung.

Eine weitere optionale Ergänzungsmöglichkeit, um zusätzlichen PV-Strom zu speichern, bietet die SG Ready-Funktion der Wärmepumpe oder die Kombination mit einem Energiemanagementsystem. Bei der SG Ready-Funktion sendet die PV-Anlage ein Signal an die Wärmepumpe, den Warmwasserspeicher/Pufferspeicher auf höhere Temperaturen aufzuheizen. Durch das Umwandeln von elektrischer in thermische Energie erhöht sich die Summe der gespeicherten Energie, die dann für die Warmwasserbereitung oder die Raumheizung genutzt wird.

Betreiber einer derartig vernetzten Anlage machen sich unabhängiger vom Energiebezug aus dem öffentlichen Stromnetz. Mithilfe von Wärmepumpe, PV-Anlage, Strom­speicher und Energiemanagement können Hauseigentümer im hier betrachteten Beispiel bis zu 55 % des Strombedarfs selbst erzeugen.

Als weitere Optimierungsmöglichkeit lässt sich die Eigenverbrauchsquote des selbst erzeugten Stromes optimieren, indem ein Energiemanagementsystem ergänzt wird. Beispielsweise erkennt die Energiemanagement-App My Energy Master von Buderus die Leistung im PV-System, die für die Eigennutzung vorhanden ist, und steuert die Wärmepumpe mit der Kompressorleistung an, die vom selbst erzeugten Strom zur Verfügung steht.

Die Systemkombinationen von Wärmepumpe und PV weisen nicht nur geringere Gesamtkosten auf, sie sparen auch mehr CO2 ein und erhöhen die Unabhängigkeit von den steigenden Strompreisen.

Fazit

Anlagenbetreiber und Hauseigentümer von Neubauten sind mit einer Wärmepumpe auf der sicheren Seite. Fachgerecht installiert, lassen sich dank kostenlos nutzbarer Umweltwärme die Energieverbrauchskosten deutlich senken. Diese können noch weiter reduziert werden, wenn das Heizsystem um sinnvolle Komponenten wie eine PV-Anlage und einen Stromspeicher ergänzt wird.

Während bei einer Wärmepumpe als alleinigem Wärmeerzeuger im 179m² Neubau jährlich 1.809 Euro anfallen, sind es nur noch 1.138 Euro, wenn eine PV-Anlage selbst erzeugten Strom für die Wärmepumpen und den Haushalt liefert. Wird darüber hinaus ein Stromspeicher eingebunden, zahlt der Endverbraucher lediglich 897 Euro im Jahr für Heizung, Strom und Warmwasser.

Die höheren Investitionskosten im Vergleich zu konventionellen Wärmeerzeugern wie Gas- oder Öl-Brennwertkessel werden kompensiert durch niedrige Energieverbrauchskosten. In Verbindung mit einem größeren Pufferspeicher lassen sich bei modernen Wärmepumpen zudem flexibel weitere regenerative Energien, etwa über einen Kaminofen, ins System integrieren.

In der aktuellen Gesamtkostenbetrachtung, die die nächsten 20 Jahre prognostiziert, liegen die Varianten 2 und 3 nahezu auf gleichem Niveau. Allerdings sind Entwicklung und Einsatzgebiet von Stromspeichern im industriellen Bereich bereits weit fortgeschritten: Die Akkus werden ständig verbessert, was die Langlebigkeit sowie die Be- und Entladezyklen deutlich erhöht.

Zusätzlich werden durch modulare Bauweise die Akkumulatoren leichter in der Handhabung, was von Vorteil bei Montage und Einbringung ist. So lässt sich ein Batteriespeicher auch nachträglich und mit einer genau ausgelegten Kapazität in einer bestehenden Anlage ergänzen. Diese Flexibilität wird viele Anwendungsfälle finden und dadurch preisregulierend wirken.

Mit diesen Vorteilen wird der Einsatz auch im privaten Bereich attraktiv, sodass künftig der Batteriespeicher bei der Gesamtkostenbetrachtung durchaus besser abschneiden wird als zum heutigen Zeitpunkt. Viele Hersteller bieten heute schon ein abgestimmtes PV-Angebot mit modularen Stromspeichern als Systemlösung mit Wärmepumpe an.

Dieser Artikel von Wolfgang Diebel und Hans-Jörg Risse ist zuerst erschienen in SBZ 2 / 2020. Wolfgang Diebel ist Leiter Sales Technical Support and Training bei Buderus Deutschland.  Hans-Jörg Risse ist Produktmanager ­Sales Technical Support Wärme- und Kälteerzeuger bei Buderus Deutschland, 35576 Wetzlar.

So funktioniert ein Energiemanager

Anlagenbetreiber, die eine Wärmepumpe und eine Photovoltaikanlage installiert haben, können mit einem Energiemanagementsystem den Eigenverbrauch des Solarstroms erhöhen – unabhängig davon, ob zusätzlich ein Batteriespeicher installiert ist oder nicht.

Der Vorteil eines Energiemanagementsystems liegt darin, dass nicht nur Heizsystem und Warmwasserbereitung als Verbraucher berücksichtigt werden. Vielmehr integriert ein Energiemanager sämtliche elektrischen Verbraucher eines Haushalts. Ziel ist es, die Energiekosten zu senken, indem eine möglichst hohe Eigenverbrauchsquote erreicht wird. Je nach Leistung der PV-Anlage lässt sich auch ein möglichst hoher Autarkiegrad anstreben.

Ein Energiemanager regelt den Verbrauch und die Speicherung des kompletten Systems. Die Ansteuerung kann je nach Verbraucher unterschiedlich sein, beispielsweise über eine schaltbare Steckdose. Eine Wärmepumpe wiederum lässt sich über eine SG-Ready-Schnittstelle steuern oder modulierend regeln. Die Wärmepumpenleistung wird dann je nach verfügbarer Solarstrommenge angepasst oder ein Elektroheizstab aktiviert.

Im Energiemanagementsystem lassen sich dazu zum Beispiel Schaltschwellen einstellen, die einen Kontakt ab einer definierten kW-Zahl aktivieren. Des Weiteren können Anlagenbetreiber Freigabeprioritäten und Mindestlaufzeiten für die Verbraucher setzen. Insbesondere die Reihenfolge, in welcher die Verbraucher und Speicher zugeschaltet werden, sollte sorgfältig gewählt werden.

Um den Autarkiegrad zu erhöhen, sollten Anlagenbetreiber mit dem Solarstrom zunächst den aktuellen Eigenverbrauch im Haushalt und des Heizsystems (beispielsweise für den Wärmepumpenbetrieb) decken. Erst danach folgen Speicherbeladungen – Warmwasserspeicher, Pufferspeicher und ­gegebenenfalls Batteriespeicher.

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