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Wie werden aus Praktikanten Azubis?

Birgit Jünger
Mehr reden: Es ist höchste Zeit für aktive Nachwuchsgewinnung.

Fachkräftemangel ist nach wie vor das Sorgenkind im Fachhandwerk. Zunehmend mehr Betriebe kommen schwerer dem Abarbeiten von Aufträgen hinterher – mangels Mitarbeitern. Themen wie die Energiewende, der demographische Wandel und der damit einhergehende Sanierungsbedarf sowie das altersgerechte Umbauen werden diese Problematik in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen.

Erschwerend kommt hinzu, dass in den letzten Jahren einem nahezu gleichen Ausbildungsplatzangebot eine immer geringere Nachfrage gegenübersteht. Bereits jetzt verzeichnen sich aufgrund der stagnierenden Facharbeiterzahl beispielsweise im SHK-Handwerk Umsatzverluste, die einen nicht zu unterschätzenden Risikofaktor für Betriebe und die SHK-Branche bedeuten. Es ist also höchste Zeit für aktive Nachwuchsgewinnung und die attraktive Darstellung von Ausbildungsbetrieben, um den Erfolg des Fachhandwerks für die Zukunft sicherzustellen.

Bundesweite Initiative "Zeit zu starten"

Als ein Beispiel für aktive Nachwuchsgewinnung legt die SHK-Organisation mit ihrer bundesweiten Initiative „Zeit zu starten“ (www.zeitzustarten.de) derzeit den Grundstein für die Aufmerksamkeit von Schülern für Ausbildungsberufe im SHK-Handwerk. Doch nach der Theorie muss die Praxis folgen – getreu dem Motto: Erzähl mir etwas und ich höre dir zu, lass mich etwas ausprobieren und ich verstehe es. Das Praktikum stellt bei der Entscheidung für eine Ausbildung im Handwerk die wohl beste Möglichkeit dar, genau zu überprüfen, ob der Praktikant das Rüstzeug mitbringt und ob er den Betrieb erfolgreich unterstützen kann. Bei allen Chancen, die sich in einer solchen Zusammenkunft ergeben, müssen aber gewisse Voraussetzungen erfüllt werden.

Aktiv für den Nachwuchs einsetzen

Damit ein junger Mensch sowohl den Betrieb vorteilhaft kennenlernt und das Berufsbild des Handwerks möglichst realistisch vermittelt wird, bedarf es einiger Vorbereitungen und Grundregeln. Junge Menschen, die bislang keine Erfahrungen in der Arbeitswelt haben, stehen einem Praktikum oft mit Ahnungslosigkeit gegenüber. Sie haben Respekt vor dem Unbekannten, welcher sich mitunter auch in Ängste umwandeln kann. Schließlich wissen sie weder, was sie erwartet noch haben sie Kenntnisse im betreffenden Handwerk.

Doch diese möglichen Gefahren können bei guter Vorbereitung in echte Chancen umgewandelt werden. Wer sich aktiv für den Nachwuchs einsetzt und optimale Bedingungen für Praktika schafft, kann dabei nur gewinnen: an Vertrauen in den eigenen Betrieb, der Steigerung des Bekanntheitsgrades und bestenfalls einen jungen, motivierten und verlässlichen Nachwuchsmitarbeiter.

Die professionelle Gestaltung des Praktikums erhöht die Erfolgschancen.
Ziel der Praxis ist es, dem Jugendlichen einen realistischen und alltagsnahen Einblick in das SHK-Handwerk zu ermöglichen.

Fördern und begeistern

Ist der Jugendliche den ersten Tag im Betrieb, freuen sich alle Beteiligten über Zeit für ein kurzes Kennenlernen – das baut mögliche Berührungsängste ab und sorgt auch im Team für Akzeptanz und eine offene Kommunikation. Bei einem anschließenden Rundgang durch das Unternehmen erhält der Praktikant alle wichtigen Informationen über den Betrieb und lernt seine Arbeitsbereiche kennen.

Ziel der Praxis ist es, dem Jugendlichen einen realistischen und alltagsnahen Einblick in das Fachhandwerk zu ermöglichen und ihm die Chance zu geben, sich mit den benötigten Fähigkeiten und seinen eigenen intensiv auseinanderzusetzen. Er darf also in alle Tätigkeiten mit einbezogen werden, die im Handwerk grundlegend sind. Ein guter Start ist etwa die Durchsicht des Auftragsbuches. Gibt es ein einfaches Bauteil, das der Praktikant während seines Aufenthalts erstellen kann? Dann könnte er gleich mit dem Anfertigen einer Handskizze starten.

Dabei setzt er sich bereits theoretisch mit der Konstruktion auseinander und ist vorbereitet für die spätere, praktische Umsetzung. Steht dem Praktikanten währenddessen ein Mitarbeiter zur Seite und erklärt die einzelnen Arbeitsschritte, fühlt sich der Jugendliche gut umsorgt und begreift schnell, worum es bei den Aufgaben geht. Das kann sehr gut auch ein bereits versierter Azubi aus dem zweiten oder dritten Lehrjahr übernehmen – der freut sich über das erbrachte Vertrauen und der Praktikant über die Chance, Ausbildungsinhalte aus erster Hand „unter seinesgleichen“ zu erfahren.

Breites Praxiswissen erfährt der Praktikant, wenn er bei allen auch noch so alltäglich wirkenden Tätigkeiten eingebunden wird.

Arbeiten im Team: Pluspunkte des SHK-Handwerks

Gerade Teamwork und der Zusammenhalt unter Kollegen sind attraktive Attribute für junge Nachwuchsmitarbeiter. Dass dies zumindest auf das SHK-Handwerk zutrifft, offenbart eine Studie der SHK-Organisation. Bei anderen Gewerken dürfte dies nicht anders sein. Teamarbeit und Zusammenhalt sind insbesondere in kleineren und mittelständischen Unternehmen gegeben und bieten eine große Chance, Nachwuchs für sich zu gewinnen und den zukünftigen Unternehmenserfolg abzusichern. Wenn Praktikanten noch dazu Gelegenheit haben, unterschiedliche Arbeitsbereiche kennenzulernen, kann das für die Handwerksbranche Begeisterung wecken.

Je besser der Ablauf der Herstellung erklärt wird, desto sicherer fühlt sich der Praktikant.

Oft ist es die Frage nach dem Sinn oder Überforderung, die junge Praktikanten demotivieren. Unterforderung, weil es nur ums Kaffee kochen oder Akten sortieren geht, machen Jugendliche aber ebenso unglücklich. Durch das Einbinden in wichtige und alltagsnahe Aufgaben fühlen sie sich unterstützt, geschätzt und bleiben neugierig und offen für den Beruf. Zudem eröffnet sich den jungen Menschen mit Blick auf das vollendete Produkt eine Ahnung über die großen Gestaltungsmöglichkeiten im Handwerk und in die Vielfalt der Anwendungsgebiete.

Die Freude über das selbst erschaffene Produkt fördert obendrein die Eigenverantwortung und Wertschätzung. Der Praktikant wird mit Begeisterung an die nächsten Aufgaben gehen. Wenn das fertige Werkstück dann noch zuhause oder vor Ort im Betrieb den Eltern vorgestellt werden kann, ist eine wichtige Anbindung an die oft eigentlichen Entscheider über die Berufswahl von Jugendlichen gelungen.

Breites Praxiswissen erfährt der Praktikant besonders, wenn er bei allen auch noch so alltäglich oder einfach wirkenden Tätigkeiten miteingebunden wird. Wird noch etwas aus dem Lager benötigt? Dann ist das auch gleich eine Gelegenheit, ihm zu zeigen, was stets vorrätig sein muss und wie ein Lager funktioniert. Während Auftragsarbeiten bei Kunden vor Ort erlebt der Praktikant widerum die vielfältigen Technologien im tatsächlichen Einsatz und kann bei kleinen Aufgaben zur Hand gehen. Es gibt kaum eine bessere Werbung für den Handwerksberuf und für den eigenen Betrieb.

Teamwork und der Zusammenhalt unter Kollegen sind attraktive Attribute für junge Nachwuchsmitarbeiter.

Tägliche Gespräche beugen Missverständnissen vor

Im Gespräch bleiben, konstruktives Feedback geben und sich auf den jungen Menschen einlassen – darüber freuen sich Jugendliche sehr und nehmen den Austausch dankbar an. Mögliche Ängste und Sorgen werden dabei leicht aufgelöst und signalisieren Wertschätzung und Ernsthaftigkeit. Das kann in Form von kurzen Feedbackgesprächen, Lob und konstruktiven Verbesserungsvorschlägen geschehen. Die Zuwendung wirkt sich garantiert positiv auf die Zusammenarbeit aus. Viele Jugendliche haben Berührungsängste oder Sorgen, dass sie den Aufgaben nicht gewachsen sind. Motivation und Geduld sind wahre Türöffner bei der Nachwuchsgewinnung. Ein kurzes tägliches Gespräch fördert auch den „Draht zueinander“ und erstickt Missverständnisse oder Konflikte oft im Keim.

Gerade bei Minderjährigen haben auch die Eltern einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der Berufswahl ihrer Kinder. Die können etwa am Ende des Praktikums gut ins Boot geholt werden, zum Beispiel mit einer Einladung in den Betrieb. Dabei kann der Jugendliche zeigen, was er alles gelernt hat und wie anspruchsvoll und abwechslungsreich ein Handwerksberuf ist. So werden Barrieren und falsche Vorstellungen leicht überwunden und auch gleich der Betrieb beworben.

Weg in die Ausbildung ebnen

Ein Abschlussgespräch vollendet das Praktikum. Ist der betreuende Lehrer mit dabei, hat dieser auch später noch die Möglichkeit, den Schüler für die weiteren Schritte zu motivieren und ihn damit noch besser auf dem Weg zu einer Ausbildung zu begleiten. Gemeinsam wird der Aufenthalt des Praktikanten noch einmal zusammengefasst: Was hat besonders viel Freude gemacht? Worin liegen die Stärken des Jugendlichen? Wie ist das Bild des Handwerks nach der Erfahrung als Praktikant? An dieser Stelle können auch Ausbildungsmöglichkeiten im Betrieb besprochen und weitere Einblicke in die Berufsbildung gegeben werden.

Ein kleines Dankeschön für die erfolgreiche Zusammenarbeit ist eine schöne Geste der Wertschätzung und das Angebot, in Kontakt zu bleiben, für beide ein Gewinn: Das nächste Sommerfest oder der Tag der offenen Tür sind gute Möglichkeiten, den Praktikanten wieder einmal in den Betrieb einzuladen. Vielleicht einigt man sich aber auch auf ein weiteres, vertiefendes Praktikum, in dem man einander noch besser kennenlernen kann und der Praktikant weitere Erfahrungen sammelt. Hier gilt: Jeder weitere Kontakt mit dem Praktikanten schafft auch weitere Erfolgschancen für eine mögliche Ausbildung im Betrieb.

Eine Bescheinigung über das Praktikum und die dort vermittelten Kenntnisse ist eine grundlegende Formalie, die zumeist auch über die Schule und den betreuenden Lehrer vorgefertigt angeboten wird. Ein Praktikumszeugnis ist nach ein oder zwei Wochen Berufsschnuppern zwar keine Pflicht, aber eine gute Gelegenheit, die Stärken des Jugendlichen zusammenzufassen und ihm einen optimalen Start ins Berufsleben zu ermöglichen.

Folgende Bücher gibt es zum Thema:

  • „Leitfaden für Ausbildungsbeauftragte in der betrieblichen Praxis“, Dieter Hartmann, Expert-Verlag (2015)
  • „Der Ausbilder als Coach: Auszubildende motivieren, beurteilen und gezielt fördern“, Andreas Buckert und Michael Kluge, Verlag Personalwirtschaft (2016

Dieser Beitrag von Birgit Jünger ist zuerst schienen in SBZ/04-2017, bearbeitet von haustec.de. Birgit Jünger ist Referatsleiterin Marketing im Zentralverband SHK in St. Augustin.

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