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Modulproduktion: Kehrt die Solarindustrie zurück nach Deutschland?

Heiko Schwarzburger

Zum Restart der Intersolar Anfang Oktober in München präsentierten die Modulhersteller durchweg höhere Leistungen und wachsende Modulformate. Die Solarmärkte hungern nach mehr und größeren Modulen, um die verfügbaren Flächen besser auszunutzen.

Der Star war unbestritten Meyer Burger mit den neuen Heterojunction-Modulen aus der Modulschmiede im sächsischen Freiberg. Der Messestand wurde von Beginn der Veranstaltung an von Interessenten regelrecht belagert. Denn steigende Modulpreise, steigende Transportkosten und Zweifel an der Verfügbarkeit von Ware aus Asien spielen den Anbietern aus Europa in die Hände.

Der Messestand von Meyer Burger in München war sehr gut besucht.
Bei Meyer Burger am Stand in München wurden die neuen Module mit Heterojunction-Technologie präsentiert.

Meyer Burger investiert in Sachsen

Mehrere Faktoren – Modulknappheit durch eine weltweit hohe Nachfrage, Coronapandemie und Engpässe in der Energieversorgung chinesischer Anbieter – erlauben es den Herstellern aus Deutschland, nunmehr verstärkt in ihre Werke zu investieren. Sie können erwarten, dass sich die Investition in überschaubaren Zeithorizonten amortisiert.

Meyer Burger ist mit hohem Anspruch angetreten und hat in Sachsen kräftig investiert. Auch bei den Zellen setzen die Schweizer auf eine eigene Fabrik, um sich von den Verwerfungen des Weltmarktes unabhängig zu machen.

Heckert Solar startet neues Werk

Auch die Sonnenstromfabrik in Wismar und Aleo Solar in Prenzlau bauen ihre Fertigung aus, beispielsweise um größere Wafer und Halbzellen verarbeiten zu können.

Das neue Werk von Heckert Solar in Langenwetzendorf.

Heckert Solar aus Chemnitz hat im thüringischen Langenwetzendorf nördlich von Plauen kräftig investiert. Dort wird die neue Modulserie Nemo 3.0 120 M gefertigt. Rund 21 Millionen Euro flossen in die neue Modulfabrik. Etwa 8.000 Quadratmeter Hallenfläche wurden bereits mit Maschinen bestückt. Die erste Linie ist rund 200 Meter lang und fast vollständig automatisiert. Sie erreicht im Vier-Schicht-Betrieb einen Ausstoß von 400 Megawatt im Jahr. Zusammen mit dem Stammwerk in Chemnitz verfügt Heckert Solar nunmehr über 275 Mitarbeiter und 800 Megawatt jährliche Produktionskapazität.

Solarwatt investiert 100 Millionen Euro

Solarwatt in Dresden hat Ende September die neue F8-Linie für Glas-Glas-Solarmodule in Betrieb genommen. Die ersten dort produzierten Module wurden bereits an Kunden ausgeliefert. Zudem entstanden in Dresden zwei neue Fertigungslinien für die neuen Batteriespeicher.

Insgesamt investiert Solarwatt in den nächsten Jahren über 100 Millionen Euro, davon rund 35 Millionen Euro in die drei neuen Produktionsstätten. „Die Nachfrage von Kundenseite nach Photovoltaiklösungen für Eigenheime und das Gewerbe steigt immer mehr – und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt“, bestätigt Solarwatt-CEO Detlef Neuhaus. „Deshalb ist es extrem wichtig, dass wir hierzulande eine starke Solarindustrie haben, die Innovationen vorantreibt und Lösungen anbietet, mit denen sich die Menschen möglichst schnell und einfach mit sauberer Energie versorgen können.“

Wirtschaft ohne Emissionen

Auch Hauptanteilseigner Stefan Quandt sieht die Erweiterung der Produktion in Dresden als Signal, dass Solarwatt den eingeschlagenen Weg fortsetzen wird: „Die Dekarbonisierung, also die Abkehr von Kohlenstoff und die Hinwendung zu einer CO2-neutralen Wirtschaft, ist das große Thema unserer Zeit – und eine Herkulesaufgabe“, sagt er. „Ohne leistungsfähige und intelligente Photovoltaiksysteme wird der Umbau zu einer CO2-neutralen Wirtschaftsweise nicht gelingen.“

Tanz der Roboter: Die neue F8 für Solarmodule ist hochgradig automatisiert.

400 neue Stellen bei Solarwatt

Solarwatt beschäftigt weltweit rund 600 Mitarbeiter, davon mehr als 400 Personen in Dresden. Bis zum Jahr 2025 will das Unternehmen 400 neue Stellen schaffen. Die neue Modulfertigungslinie F8 hat eine Grundfläche von rund 3.500 Quadratmetern und schafft 300 Megawatt pro Jahr. „Wir produzieren in der neuen Fertigung rund eine Million Module im Jahr“, rechnet Detlef Neuhaus vor. „Damit können sich etwa 80.000 Haushalte vollständig mit grüner Energie versorgen.“

Solarwatt fertigt in Dresden ausschließlich Glas-Glas-Module und setzt in der neuen F8 auch größere Zellformate ein, wodurch die Leistungsklassen der Module steigen.

Die F8 von Solarwatt in Dresden stößt im Jahr 300 Megawatt aus.

Neben der Modullinie entstand eine Batteriefabrik auf rund 2.500 Quadratmetern. Hier findet die Endmontage des neuen Stromspeichers Battery flex statt, den Solarwatt gemeinsam mit BMW entwickelt hat.

Neue Fabrik für Battery flex

Solarwatt bezieht die Batteriezellen direkt von BMW, wo sie auch in Elektroautos zum Einsatz kommen. Die Zellmodule werden von ­Webasto in Schierling in Bayern gefertigt, nach Spezifikationen von Solarwatt. Diese ebenfalls neue Fertigung stellt in rund zwei Minuten ein Zellmodul her. In die beiden Batterielinien hat Solarwatt zusammen rund 15 Millionen Euro investiert, in die neue Modullinie F8 rund 20 Millionen.

Die Renaissance der deutschen Hersteller von Solarmodulen ist eine Folge der Diversifizierung der Märkte. Es geht nicht mehr darum, die Solarmodule möglichst billig einzukaufen. Es geht darum, die vielfältigen Wünsche ganz verschiedener Kundengruppen zu bedienen.

Märkte diversifizieren sich

Verstärkt wird dieser Trend durch die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten. Immer häufiger wollen die Kunden wissen, wie viel Kohlendioxid bei der Fertigung und beim Transport der Zellen und Module anfällt – Stichwort: Carbon Footprint.

Zudem wächst die Bedeutung regionaler Wertschöpfung mit Komponenten aus Deutschland und der EU. Zwar haben CS Wismar, Solarwatt und Heckert noch keine eigene Zellfertigung geplant. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis auch dieser Teil der Wertschöpfungskette nach Europa zurückkehrt. Denn die Zellen sind sehr energieintensiv und machen bis zu 80 Prozent der Wertschöpfung eines Moduls und seiner Emissionen aus.

Gut für die Handwerker

Und: Die deutschen Anbieter haben Vorteile bei der Bindung ihrer Partner aus dem installierenden Handwerk. Es gibt gute Gründe, warum in der Heiztechnik vor allem deutsche Anbieter wie Viessmann, Vaillant, Wolf oder Rehau führend sind – allesamt deutsche Systemhäuser.

Zumindest im Segment der Eigenverbrauchssysteme für private und gewerbliche Solarkunden werden wir ähnliche Vertriebsstrukturen bekommen. Nähe zu Installateuren und Endkunden zahlt sich vor allem für Systemanbieter aus, die Solarmodule, Wallboxen, Stromspeicher und Wechselrichter aus einer Hand liefern, möglicherweise sogar die Wärmepumpen und Energiemanager.

Modulpreise: Anhaltender Höhenflug

Die Preise für Solarmodule steigen weiter. Wie der Onlinehändler PVXchange meldet, sind kurzfristige Preissenkungen nicht zu erwarten. Mehr dazu lesen Sie in unserem Beitrag "Photovoltaik: Die Preisspirale dreht und dreht sich".

Dieser Artikel von Heiko Schwarzburger ist zuerst erschienen in Photovoltaik Ausgabe 9/2021.

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