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PV-Anlage auf einem Norddach: So geht's

Photovoltaikanlagen auf Süddächern sind der Klassiker. Auf Ost- und Westdächern werden sie installiert, seitdem Eigenverbrauch von Solarstrom angesagt ist. Und was ist mit Dächern, die nach Norden ausgerichtet sind? Eignen sie sich auch für die Solarstromerzeugung und wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Die Anlage von Familie Wehle in der Nähe von Horb am Neckar (Baden-Württemberg) zeigt, dass auf einem Norddach sogar genauso viel Solarstrom wie auf einem Süddach produziert werden kann.



Familie Wehle hat 2018 ein Einfamilienhaus gebaut. Ein Satteldach wollte sie nicht, ein Flachdach war durch den Bebauungsplan ausgeschlossen. Deshalb fiel die Entscheidung auf ein Pultdach. Eine Photovoltaikanlage war so schnell nicht geplant, aber die alljährliche Stromrechnung ließ sie ihre Meinung ändern.

Dann doch lieber selbst erzeugten günstigen PV-Strom verbrauchen. Dazu kam der Wunsch, etwas für die Energiewende und den Klimaschutz zu tun.

Anforderungen an Norddächer

Für die Montage stand nur das Pultdach zur Verfügung, aber ob es sich mit seiner Nordausrichtung für Photovoltaik eignen würde? Pascal Bolsinger, Geschäftsführer des Fachbetriebes Adrex, Panasonic Solar Premium Installateur GOLD, beriet die Familie bei der Anlagenplanung. Bolsinger ist für Photovoltaik mit Nordausrichtung offen. „Allerdings gilt: Je flacher, desto besser.“

Bei steilen Dächern liegt die Nordseite zu lange im Schatten. Ein Neigungswinkel von 7 Grad sei die Grenze, noch flacher sollte das Dach nicht sein. Denn nur ab einer gewissen Neigung können Regen und geschmolzener Schnee abfließen, so dass ein Selbstreinigungseffekt gegeben ist. Wehles Pultdach ist 7 Grad geneigt, deshalb passte es noch.



Bolsinger riet zu einer dachparallelen Anlage mit Panasonic-Modulen HIT mit 7,3 Kilowattpeak Spitzenleistung, so könnten seine Kunden die Eigenversorgung mit Solarstrom optimieren. Dieses Mal wollte die Familie aber gleich für den Fall vorsorgen, dass sie ein Elektroauto anschafft. Deshalb entschieden sie sich, knapp unter 10 Kilowatt PV-Leistung installieren zu lassen. Mit exakt 9,92 Kilowatt Leistung konnten sie die anteilige EEG-Umlage umgehen.

10-KW-Grenze auf 30 KW angehoben

Diese künstliche Grenze besteht seit der jüngsten Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) nicht mehr. Seit Anfang Januar diesen Jahres dürfen bis 30 Kilowatt Leistung ohne anteilige EEG-Umlage für den selbst verbrauchten Strom installiert werden, so dass der Ertrag in der Anlagenklasse nicht geschmälert wird. 

Adrex montierte 31 Module HIT Kuro mit jeweils 320 Watt Leistung. Mit den schwarzen Solarzellen und Rahmen passen sie sehr gut zu den anthrazitfarbenen Dachziegeln.  



Mitte Januar 2020 ging die Anlage in Betrieb. Die erste Jahresbilanz überrascht sogar den Photovoltaik-Fachmann Bolsinger. Zwischen dem 15. Januar und dem 31. Dezember 2020 erzeugte die 9,92-Kilowatt-Anlage 10.467,57 Kilowattstunden Solarstrom. Auf einem Norddach wohlgemerkt.

Speicher sorgt für Eigenversorgung von 75 Prozent

„Wir rechnen normalerweise mit einem spezifischen Ertrag von etwa 1.000 bis 1.100 Kilowattstunden je Kilowattpeak“, sagt er. Den überdurchschnittlich hohen Ertrag führt Bolsinger auf die Heterojunction-Technologie von Panasonic zurück. Dabei werden Dünnschicht- und kristalline Solarzellen kombiniert. „Die Module arbeiten auch bei indirekter Einstrahlung und diffusem Licht immer noch sehr gut. In den warmen Sommermonaten zeigt zudem der äußerst geringe Temperaturkoeffizient der Panasonic-Module seine Wirkung.“ Die Bilanz von Familie Wehle im März 2021: „Wir hatten mit deutlich weniger gerechnet. Bis jetzt sind wir sehr zufrieden.“



Die Photovoltaik-Anlage ist an ein Stromspeichersystem mit 7,5 Kilowattstunden Speicherkapazität gekoppelt. Mit der Kombination Photovoltaik und Heimspeicher konnte die dreiköpfige Familie im ersten Betriebsjahr knapp 74 Prozent ihres Strombedarfs emissionsfrei solar decken. Da die Erzeugungskosten des PV-Stroms bei etwa 11 Cent je Kilowattstunde liegen, macht sich die Anschaffung auch auf der Stromrechnung bemerkbar. Außerdem freuen sie sich, dass sie mit dem Solarstrom jeden Tag CO2 einsparen.

Wird es künftig mehr Nordanlagen geben? 

Einige Gründe würden dafür sprechen. Zum Beispiel, wenn das Süddach entweder schon mit einer Solarthermieanlage belegt ist. Oder wenn dort eine Photovoltaik-Anlage montiert ist, deren Strom komplett in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird, die Hausbesitzer nun aber Strom für die Eigenversorgung produzieren wollen.

Denkbar ist es auch, dass aus ästhetischen Gründen das Süddach und das Norddach mit Modulen belegt werden. „Es gibt noch viel Potenzial auf der Nordseite“, ermuntert Bolsinger, auch diese Option zu prüfen.

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