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Illegale Kältemittel: Wie groß ist das Problem wirklich?

Haustec.de sprach mit Felix Flohr, Kältemittel-Experte bei Daikin Chemical Europe, stellvertretend für den EFCTC und seine Mitglieder.

haustec.de: Wie groß ist das Problem illegale Kältemittel eigentlich – gibt es Zahlen?

Felix Flohr: Aus Umweltschutzgründen wird für bestimmte Kältemittel derzeit die verfügbare Menge im Markt schrittweise reduziert. Die sogenannte F-Gase-Verordnung der EU gibt dafür eine Quotenregelung vor. Die Kehrseite sind steigende Preise, was den illegalen Import nach Europa begünstigt. Genau Zahlen liegen leider nicht vor – der Schmuggel macht es quasi unmöglich, die Dimension korrekt zu erfassen. Zumal die sogenannten F-Gase ja nicht nur in der Gebäudetechnik, sondern beispielsweise auch in Kfz-Klimaanlagen oder den Kühltheken im Einzelhandel zum Einsatz kommen.

Um eine Einordnung zu ermöglichen: Die F -Gase-Verordnung sieht bis zum Jahr 2030 eine Reduktion um 79% im Vergleich zu 2012 vor. Im kommenden Jahr sollen die Verkaufsmengen bereits um 55%, also über die Hälfte sinken. Da kann man sich vorstellen, wieviel Raum das für den illegalen Handel außerhalb der Quoten bietet.

Was wird am häufigsten geschmuggelt?

Ein erheblicher Teil der F-Gase kommt in Kfz-Klimaanlagen zum Einsatz. Hier dürfte das bekannte Kältemittel R134a, das weiterhin für Bestandsfahrzeuge verwendet wird, ganz vorne auf der Liste der Schmuggler stehen.

Kältemittel für Gebäude-Klimaanlagen werden aber genauso illegal gehandelt, z.B. R407C und R410A.  Ausschlaggebend für die Frage „Was wird geschmuggelt?“ ist letztlich die Preissteigerung, die durch die Verknappung in Folge der F-Gase-Verordnung entsteht. Je höher der Preisanstieg bei einem Kältemittel, desto größer die Gewinnmargen für die Organisierte Kriminalität, die zumeist hinter dem Schmuggel steckt.

Welche Gefahren gehen von den Illegalen aus?

Ob in der Gebäudetechnik, im Kfz-Gewerbe oder im Einzelhandel, die potenziellen Gefahren von illegal gehandelten Kältemitteln sind leider sehr vielfältig. Das fängt bei der Frage an, ob die ungeprüften Druckbehälter, in denen die illegalen Kältemittel transportiert werden, sicher sind. Nicht auszuschließen sind auch Gesundheitsrisiken für den Fachhandwerker beim unbeabsichtigten Austritt der potenziell giftigen Gase. Und bei den teilweise gepanschten Gasen steht die Frage im Raum: Wer haftet, wenn diese im Kühlkreislauf eines Kunden landen und dort Schaden verursachen?

Worauf müssen Betriebe achten?

Zuallererst sind das natürlich die Zertifizierungen. Auch für Fachhandwerker sind die aber nicht immer leicht nachzuvollziehen. Daher lohnt ein Blick auf die Behälter: Illegale Kältemittel werden häufig in pfandfreien Einwegzylindern angeboten, etwa über die üblichen Online-Börsen. Solche Einwegzylinder sind mittlerweile verboten. Wer sie angeboten bekommt, kann sich sicher sein: das ist Schmuggelware.

Geschmuggelte Ware wird aber auch in den üblichen, wiederbefüllbaren Druckbehältern angeboten, die einem Rücknahmesystem unterliegen. Es hilft daher vor allem, auf seriöse Händler zu setzen. Fragen Sie ihren Händler einfach, ob er die Behälter zurücknimmt. Wenn er verneint, oder es heißt „das ist schon eingepreist“, ist das nicht seriös und er unterstützt - ob wissentlich oder unwissentlich - die Organisierte Kriminalität.

Wie gehen Betriebe vor, wenn sie z.B. bei Kunden mit illegalen Kältemitteln konfrontiert werden oder entsprechende Angebote erhalten?

Es ist natürlich schwierig, wenn der Kunde sich das Kältemittel aus dubiosen Quellen selbst besorgt, und der Fachhandwerker es „nur“ einfüllen soll. Niemand möchte seine Kunden verlieren. Da hilft letztlich nur ein Gespräch, um die potenziellen Risiken für Mensch, Umwelt und die Wirtschaft zu verdeutlichen.

Wer als Fachhandwerker oder Zwischenhändler Kältemittel angeboten bekommt und sich nicht sicher ist, kann sich auch an die „Action line“ des EFCTC wenden. Hier können fragwürdige Angebote anonym eingeschätzt und gemeldet werden, damit die zuständigen Behörden mögliche Vorfälle prüfen können: https://efctc.integrityline.org/.

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