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Richtigstellung: "Verbot für synthetische und mineralische Kältemaschinenöle"

Verbot für synthetische und mineralische Kältemaschinenöle

Laut der Europäischen Kommission sind der Klimaschutz und der Gewässerschutz Hauptgründe für die neue Regelung. Studien zeigen, dass mit der Produktion synthetischer Öle ein großer CO2-Ausstoß einhergeht. Zusätzlich handelt es sich um wassergefährdende Stoffe, die beim Eindringen in das Erdreich unser Grundwasser verunreinigen können. „Wir müssen einen mutigen Schritt gehen, um die Umweltbelastung zu reduzieren“, sagt EU-Kommissarin Dr. Sylvia Frost. „Mit biologisch abbaubaren Ölen setzen wir ein starkes Signal für eine nachhaltige Zukunft.“

Was bedeutet das konkret?

Die neue Verordnung sieht folgenden Fahrplan vor:

  • Ab 2030: Inverkehrbringungsverbot von stationären Kälte- und Klimaanlagen mit Mineralöl
  • Ab 2032: Inverkehrbringungsverbot von stationären Kälte- und Klimaanlagen mit abbaubaren synthetischen Ölen (Polyolesteröle und Polyalkylenglykol-Ölen)
  • Ab 2035: Inverkehrbringungsverbot von mobilen Anlagen mit Ölen mineralischer Herkunft und aller synthetischer Öle
  • Ab 2040: komplette Umstellung auf biologisch abbaubare Öle in allen Bereichen

Welche Alternativen gibt es?

Die Kommission hat bereits erste Forschungsprojekte gefördert, um natürliche und biologisch abbaubare Kältemaschinenöle zu entwickeln. Alternativen stellen natürlich die pflanzlichen und tierischen Fette dar. Die ersten Kältemaschinenöle, die die strengen gesetzlichen Anforderungen erfüllen, sind schon auf dem Markt:

  • Biogen-S- E-32: ein Öl auf Basis von Sonnenblumenöl, geeignet für Kälte- und Klimaanlagen mit HFKW und Kohlenwasserstoffen
  • Biogen-CO2-E-56: ein Öl auf der Basis von Olivenöl - auch geeignet für den Einsatz in CO2-Anlagen, da dieses Öl besonders druckfest ist
  • Biogen-R-E-46: ein Öl auf der Basis von Rapsöl, ein universelles Öl geeignet für eine Vielzahl von Kältemitteln - darunter auch die ungesättigten Fluorkohlenwasserstoffe

Tatsächlich ist der Umstieg auf die neuen Öle technisch gar nicht so problematisch. Bisher wurden in fast allen Einsatzbereichen Polyolesteröle verwendet. Bei den oben angeführten Pflanzenölen handelt es sich um Triglyceride von Fettsäuren, das heißt um Ester des dreiwertigen Alkohols Glycerin mit drei Fettsäuren. Somit handelt es sich bei den Pflanzenölen auch um Polyolesteröle, die ähnliche Lösungseigenschaften haben, wie die bekannten Esteröle. Die Kältemittellöslichkeit sollte damit gegeben sein.  „Diese neuen Kältemaschinenöle werden die Branche revolutionieren", erklärt Dr. Hans Kühl, Vorsitzender des Europäischen Instituts für Kältetechnik. „Zwar gibt es noch Herausforderungen bei der Langzeitstabilität und mit dem Fließpunkt bei tiefen Temperaturen, aber die Umweltvorteile überwiegen deutlich.“

Sowohl Nachteile als auch Vorteile

Ein Nachteil dürfte die fehlende Langzeitstabilität sein. Die Pflanzenöle neigen auf Dauer zu einer Verharzung, was die Viskosität mit der Zeit erhöht. Daher sind beim Einsatz von Pflanzenölen regelmäßige Ölwechsel erforderlich. Für die Erprobungsphase wird ein halbjährlicher Ölwechsel empfohlen. Die Langzeiterfahrungen werden dann zeigen, ob auch längere Phasen möglich sind. Hier stehen vor allem die Verdichterhersteller vor der großen Aufgabe, in ausführlichen Testreihen das Langzeitverhalten der verschiedenen Verdichtertypen mit den neuen Ölen zu testen und zu bewerten.

Vorteil der neuen Öle, ist die einfachere Entsorgung. Pflanzenöle können günstig entsorgt werden. Sie fallen mit der Abfallschlüsselnummer 20 01 25 „Speiseöle und –fette“ nicht unter die gefährlichen Abfälle. Die Wassergefährdungsklasse wird ebenfalls relativ niedrig sein. Möglicherweise könnte es sich auch um nicht wassergefährdende Öle handeln, was eine erhebliche Erleichterung bedeuten würde. Hier stehen noch die Herstellerbeurteilungen aus.

Die Preise für pflanzliche Kältemaschinenöle dürften deutlich höher liegen, als wir das für Salatöl gewohnt sind. Dies ist sicherlich auch gerechtfertigt, da die Öle für die technische Anwendung weitaus aufwendiger raffiniert werden müssen, um die Anforderungen zu erfüllen. Trotz des Preisunterschiedes ist es nicht ratsam, künftig das Kältemaschinenöl aus dem Supermarkt zu beziehen. Insbesondere kaltgepresste Öle dürften nicht die notwendige Reinheit besitzen.

Kritik aus der Industrie

Branchenverbände zeigen sich skeptisch. Der Verband Deutscher Kältetechniker (VDK) warnt vor hohen Umstellungskosten und möglichen technischen Problemen. „Die meisten verbauten Verdichter sind nicht für biologisch abbaubare Kältemaschinenöle ausgelegt. Die Verträglichkeit mit Werkstoffen ist noch nicht erprobt. Speziell mit den Dichtungsmaterialien könnte es zu gravierenden Problemen kommen.“

Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich der Haltbarkeit. Erste Tests zeigen, dass einige pflanzenbasierte Kältemaschinenöle nach einigen Monaten ihre Schmierwirkung verlieren. Auch der typische Geruch nach Frittierfett, der sich mit der Zeit entwickelt, könnte zu Akzeptanzproblemen führen.

Übergangsfristen und Ausnahmen

Um den Umstieg zu erleichtern, sind gewisse Ausnahmen vorgesehen:

  • Bestehende Supermärkte und Industriekälteanlagen dürfen vorerst ihre Verdichter mit dem herkömmlichen Öl weiterbetreiben.
  • Oldtimer-Fahrzeuge mit alten Klimaanlagen können Sondergenehmigungen erhalten.
  • Wärmepumpen sind von der Umstellungspflicht auf ein anderes Öl ausgenommen.

Fazit

Die neue EU-Verordnung sorgt für Aufsehen. Während Umweltverbände die Entscheidung als längst überfällig begrüßen, sieht die Industrie große Herausforderungen. Fest steht, dass es im Kälteanlagenbauerhandwerk weiterhin viel zu tun gibt. Neben der Umstellung auf umweltneutrale Öle, wird in Zukunft voraussichtlich ein halbjährlicher Ölwechsel erforderlich sein. Dies wird den Fachkräftemangel in der Branche weiter verstärken.

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