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Industriestrompreis: Auswirkungen auf die Wärmeversorgung in der Industrie

Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) präsentierte Anfang Mai das Konzept für einen Industriestrompreis. Darin wird bis 2030 ein „Brückenstrompreis“ vorgeschlagen, der bis 2030 einen wettbewerbsfähigen Strompreis von 6ct für energieintensive Unternehmen und Transformationsindustrien (z.B. Photovoltaik oder Batteriefabriken) vorsieht. Für eine langfristige Bereitstellung von günstigem Strom ab 2030 sollen durch verschiedene Maßnahmen (z.B. kurzfristige Flächenbereitstellung, PPA-Förderung etc.) die Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien gefördert werden.

Darüber hinaus haben verschiedene politische und gesellschaftliche Akteure zum Industriestrompreis Position bezogen und sich mit ergänzenden oder alternativen Vorschlägen in die Debatte eingebracht.

Einigkeit herrscht weitestgehend darüber, dass die deutsche Industrie angesichts massiv und dauerhaft angestiegener Energiepreise zum Teil vor immensen wirtschaftlichen Herausforderungen steht. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und gleichzeitig die immensen Aufgaben der Transformation zu einer klimaneutralen Produktion zu meistern, ist ein unterstützendes Handeln von staatlicher Seite notwendig. Gleichwohl stellt die Einführung eines Industriestrompreises einen starken staatlichen Eingriff in den Markt dar und kann zu negativen Auswirkungen und ungewollten Verzerrungen führen.

Im Folgenden bewertet der Deutsche Industrieverband Concentrated Solar Power den Vorschlag des BMWK und die Implikationen aus Sicht der konzentrierenden Solarthermie.

Strom und Wärme in der Industrie

Im Industrieland Deutschland hat die Industrie einen Anteil von 29 % am Endenergieverbrauch. Dabei werden etwa zwei Drittel des industriellen Energieverbrauchs als Prozesswärme benötigt. Aktuell wird etwa 85 % des industriellen Wärmebedarfs mit fossilen Brennstoffen gedeckt. Als wesentliche Alternativen für klimaneutrale Wärme in der Industrie werden die Verwendung von Wasserstoff und die Elektrifizierung betrachtet, wodurch die Abhängigkeit der industriellen Wärme vom Strom deutlich wird. Daher ist es notwendig, bei der Debatte um einen Industriestrompreis nicht ausschließlich die Stromerzeugung zu betrachten. Denn wenn Strom zur Erzeugung von Wärme genutzt wird, hat auch ein Industriestrompreis deutliche Auswirkungen auf den Wärmemarkt.

Erneuerbare Wärmequellen zur Bereitstellung von (Hochtemperatur-)Prozesswärme sind oftmals aufgrund der hohen Temperaturanforderungen begrenzt. Aber die verschiedenen Industriezweige haben äußerst heterogene und vielschichtige Rahmenbedingungen und verlangen individuelle Versorgung: Dampf, verschiedene Druckstufen, direkte Wärmeverwendung aus Strom sowie konstanter oder zeitlich variabler bzw. stark variierender Bedarf. Rund die Hälfte des industriellen Wärmebedarfs für Prozesswärme entfällt dabei auf niedrige bis mittlere Temperaturbereiche bis 400 Grad Celsius.

Konzentrierende Solarthermie

Die konzentrierende Solarthermie (engl. Concentrated Solar Thermal CST) kann in erheblichem Umfang einen Beitrag zur Wärmewende der Industrie leisten, denn sie liefert Prozesswärme bis 400 Grad und ist damit für eine breite Palette von Anwendungen einsatzbereit. Dank der Integration kostengünstiger thermischer Speicher steht die Wärme auch nach Sonnenuntergang zur Verfügung. Wenn Prozesswärme direkt durch eine erneuerbare Wärmequelle bereitgestellt wird, kann sofort CO2-frei Wärme erzeugt werden, der Bedarf an nicht im ausreichenden Maße vorhandenem grünem Strom kann reduziert und die Stromversorgungsnetze entlastet werden.

Gefahr von Fehlanreizen durch einen Industriestrompreis

Konstant durch einen Industriestrompreis oder ähnliche derzeit in der Diskussion befindlichen Maßnahmen verbilligter Strom für die Industrie stellt einen tiefen Eingriff in die marktwirtschaftlichen Mechanismen dar. Die Signalwirkung hoher fossiler Energiepreise und Anreize für Effizienz und Transformation der Energieversorgung in der Industrie werden signifikant gedämpft. Dies gilt nicht nur für die Strom- sondern auch für die Wärmeversorgung in der Industrie. Es besteht die Gefahr, dass eine strombasierte Dekarbonisierung der Prozesswärme auch dann vorgezogen wird, wenn erneuerbare Wärmequellen als Alternative zur Verfügung stehen.

Deswegen gilt: sollte ein vergünstigter Strompreis für die Industrie eingeführt werden, bedarf es strenger Kriterien, damit weiterhin Anreize zur Dekarbonisierung, insbesondere im Bereich der Wärmeversorgung, bestehen bleiben.

Industriestrompreis an Transformation knüpfen

Soll ein Industriestrompreis als ein Brückenpreis funktionieren, muss gewährleistet sein, dass mit der Subvention auch die Transformation einhergeht. Um die Anreize zur Dekarbonisierung und zur Flexibilisierung aufrechtzuerhalten, sollte die Bundesregierung den Nachweis für entsprechende Maßnahmen zur Bedingung eines Subventionsempfangs machen. Dekarbonisierungskonzepte sollten dabei nicht nur auf die Versorgung mit grünem Strom abzielen, sondern auch erneuerbare Wärme, Sektorkopplung und Effizienzmaßnahmen müssen berücksichtigt werden.

Markthochlauf der konzentrierenden Solarthermie unterstützen

Die konzentrierende Solarthermie muss als Dekarbonisierungsoption stärkere Berücksichtigung finden. Als integraler Bestandteil der zukünftigen Wärmeversorgung der Industrie bietet sie:

  • Sofort verfügbare Schlüsseltechnologie für die Wärmeversorgung
  • Hohe lokale Wertschöpfung
  • Hohe Wirtschaftlichkeit
  • Sofortige und langfristige Emissionsfreiheit
  • Große Versorgungssicherheit
  • Langfristige Preissicherheit
  • Entlastung für die EE-Stromlücke und die Stromnetze
  • Europäische Lieferketten

Der DCSP ruft die Politik auf, erneuerbare Wärmequellen in der Industrie und den Markthochlauf der konzentrierenden Solarthermie aktiv zu unterstützen durch.

  • Progressiven Mindestanteil von erneuerbarer Wärme  
    (zumindest im Nieder- und Mitteltemperaturbereich)
  • Abschaffung der Subventionen für fossile Energieträger
  • Priorisierung und Vereinfachung der Planung und Genehmigung von Anlagen für erneuerbare Wärme
  • Kürzere finanzielle Amortisationszeit durch schnelle Abschreibung ermöglichen
  • Ausweitung der Außenbereichspriviligierung für PV auch (bundesweit) für Solarthermie, zur Versorgung von Industrie- und Gewerbekunden 
     

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