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Kiefer liefert Lüftungslösungen für Nationaltheater Mannheim

Seit über 60 Jahren gilt das Nationaltheater Mannheim (NTM) als kulturelles Flaggschiff der Stadt. Seine historischen Wurzeln jedoch reichen zurück bis ins 18. Jahrhundert, als Kurfürst Carl Theodor 1775 den Auftrag erteilte, ein Zeughaus in den Mannheimer Quadraten zu einem Theater umzubauen. Die Tatsache, dass hier nur deutschsprachige Stücke gespielt wurden, die den Nationalgedanken fördern sollten, machte das Haus bald zu einem Nationaltheater. 

Das NTM gilt als ältestes kommunales Theater. Nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg entstand 1957 das heutige, von Architekt Gerhard Weber entworfene Spielhaus am Goetheplatz, mit einem Opern- und einem Schauspielhaus. Seinerzeit galt der Neubau als eines der modernsten Theaterhäuser der Welt. Als hervorragendes Architekturbeispiel der Nachkriegsmoderne erhielt es den Eintrag in das Denkmalbuch Baden-Württemberg.

Generalsanierung

Die Jahrzehnte der Nutzung haben ihre Spuren hinterlassen, sodass die Betriebserlaubnis ohne Anpassung zum Jahr 2022 ausgelaufen wäre. 2016 wurde deshalb das Mannheimer Architekturbüro Schmucker & Partner mit der Planung und Durchführung der Generalsanierung des Theaters in einem Kostenrahmen von über 247 Millionen Euro beauftragt. 2022 begannen die Arbeiten, geplant ist die Fertigstellung zur Spielzeit 2028/29.

Die Einbringung der Zuluft erfolgte im Zuschauerraum über die bestuhlten Bodenstufen. Hier sind die alten Trapezluftauslässe mittels Kernbohrung entfernt.

Im Zuge der denkmalgerechten Sanierung sollen zum einen brandschutztechnische, bauphysikalische, akustische sowie statisch-konstruktive Mängel in der Substanz wieder in einen technisch und baurechtlich einwandfreien Zustand versetzt werden. Zum anderen gilt es, durch eine Verbesserung der innerbetrieblichen Raumorganisation die Beseitigung der infrastrukturellen, betrieblichen und sicherheitstechnischen Defizite zu gewährleisten. So werden nicht nur Schauspiel- und Opernhaus samt den drei Foyers saniert, sondern auch das Theatercafé erneuert sowie der innenliegende Orchesterprobensaal unter statisch enorm komplexen Bedingungen in die Tiefe vergrößert. Unter dem vorgelagerten Goetheplatz entstehen unter anderem ein neuer Chorprobensaal sowie Präsenzwerkstätten. Oberirdisch wird der Vorplatz ebenfalls den Vorgaben des Denkmalschutzes entsprechend neugestaltet und den klimatischen Anforderungen angepasst.

Lüftung sorgt für Sauerstoff ohne Luftzug

In den Spielstätten Schauspiel- und Opernhaus liegt ein wichtiger Fokus auf der zeitgemäßen und energieeffizienten Erneuerung der Haus- und Bühnentechnik. So werden beispielweise alle sichtbaren Oberflächen, wie Wände, Decken und Böden denkmalgerecht saniert oder ausgetauscht, ebenso die Bestuhlung der Säle. Gerade in Kulturstätten bzw. Bühnenräumen wie Konzert- oder Theatersälen werden hohe Anforderungen an die Raumluftqualität gestellt. In großen Räumen, in denen viele Menschen zusammenkommen, ist ein konstant gutes Raumklima wichtig. Wesentlich zur Wohlfühlatmosphäre beitragen kann frische, sauerstoffreiche Luft – ohne spürbaren Luftzug. Deshalb wird auch die Luft- und Klimatechnik saniert. Für eine akustische Aufwertung ist beispielsweise im Schauspielhaus die Installation eines neuen Akustikkonzepts vorgesehen.

Auch die neuen Luftauslässe sollen ihren Teil zum ungestörten Kulturerlebnis beitragen. Die Einbringung der Zuluft erfolgt im Zuschauerraum mittels Druckboden über die bestuhlten Bodenstufen. In diese waren die Bestandsauslässe in Trapezform einbetoniert. Nahezu jeder Sitzplatz verfügt über einen eigenen Luftauslass für vorkonditionierte Außenluft. Die Abluft wird über die Decke abgeführt. Im Zuge deren Erneuerung kamen jetzt die Experten von Kiefer Klimatechnik zum Einsatz.

Prototyp des neuen Kiefer Bodenluftdurchlasses.

Forschung und Entwicklung aus einer Hand

Die HTS Technische Gebäudesystem GmbH aus Ludwigshafen, im Rahmen der Generalsanierung verantwortlich für die komplexe technische Gebäudeausrüstung, hat Kiefer mit einer besonderen Aufgabe betraut: mit der Entwicklung, Bewertung und Optimierung neuer projektspezifischer Luftauslässe für verschiedene Einsatzorte im Theater. So auch für eine integrierte Belüftung in den Bodenstufen der beiden Zuschauersäle. Martin Grüber, Geschäftsführer der HTS GmbH, erklärt: „Im Rahmen der von uns durchzuführenden Sanierung und Erneuerung der Lüftungsanlage lautete die Vorgabe an Kiefer, einen neuen Stufenluftauslass zu konzipieren, der die Anforderungen hinsichtlich Raumluftströmung, Akustik und Wartungsfreundlichkeit an den vorhandenen Luftauslass übertrifft.“

Daniel Nack, Entwicklungsleiter bei Kiefer Klimatechnik, erläutert: „Da der neue Luftdurchlass hinsichtlich Design, Konstruktion und Integration dem Altbestand ähneln musste, lag die enorme technische Herausforderung in der Entwicklung und Herstellung mit wenig Spielraum für Optimierungen, um die aktuellen technischen Anforderungen zu erfüllen oder gar zu übertreffen.“

Versuchsaufbau zur Raumakustischen Messung.

Laborexpertise in drei Schritten

Im ersten Schritt führte Kiefer eine Bestandsanalyse durch. Im hauseigenen Raumströmungslabor im Kiefer Entwicklungszentrum sind die Ingenieure in der Lage, schnell und effizient aerodynamische sowie akustische Messungen durchzuführen und luft-, licht- sowie regeltechnische Systeme zu optimieren – oftmals in 1:1 aufgebauten Musterräumen. So auch bei diesem Projekt. 

Dabei wurde der mittels Kernbohrung entfernte Bestandsauslass vermessen und umfassend getestet hinsichtlich Luftvolumenstrom, Druckverlust sowie der Akustik bzw. Schallleistung. Die Ergebnisse wurden mit den Anforderungen aus dem Leistungsverzeichnis verglichen.

Prototyp im Praxistext

Im zweiten Schritt machte sich das Entwicklerteam von Kiefer an die Konzeption und Erprobung eines ersten Prototyps für das neue Auslassmodell. Nack erklärt: "Entscheidend für die Entwicklung sind die durch den Auslass erzeugte Raumströmung, die Akustik, die Wartungsfreundlichkeit und die einfache Integration – in diesem Fall: ein einbetonierter Auslass. Die im Raum erzeugte Luftströmungsform wird durch die geometrischen Konstruktionsdetails des Ausblashalses bzw. des Ausblasgitters und durch die Konturen innerhalb des Luftdurchlasses beeinflusst.“ 

Daher wurden für die Strömungsoptimierung unterschiedliche Auslassmodelle designt, um sie anhand vielzähliger Strömungsmessungen auf ihr Ausblasverhalten sowie die Luftverteilung im Raum zu testen, zu vergleichen sowie systematisch zu verbessern, zusätzlich wurde die 3-dimensionale Strömungsmessung mittels Nebelfluid visualisiert. Die Prüfreihe ergab, dass durch den neuen optimierten Luftauslass eine grundlegende Verbesserung der horizontalen und vertikalen Luftverteilung im Raum erzielt werden kann. 

Die obere Kontur sorgt für eine gleichmäßige Ausrichtung des Luftstroms nach oben, während die untere, abnehmbare Kontur als Strömungselement und gleichzeitig als Schmutzfang dient. Das erleichtert auch die Reinigung und Wartung. Dank der modifizierten Ausblaskontur am Austrittshals wird eine optimale Temperaturverteilung und eine deutliche Verbesserung der Geschwindigkeitsverteilung im Fußbereich erreicht, was zu einer nachhaltig optimierten thermischen Behaglichkeit führt.

So wird die Temperaturdifferenz zwischen kühler Zuluft und Raumluft bei einem maximalen Zuluftvolumenstrom von 25 m3/h pro Ausblas auf kurzem Wege abbaut. Die 5 cm über dem Boden gemessene maximale lokale Luftgeschwindigkeit reduziert sich von zuvor vmax= 0,52 m/s auf 0,26 m/s – das verhindert ein unangenehmes Zugluftgefühl infolge der Belüftung. Lagen die lokalen Temperaturdifferenzen im Fußbereich früher bei +/- 0,5 Kelvin, belaufen sie sich mit dem neuen Modell auf nur noch +/- 0,3 Kelvin.

Akustikprüfung für maximales Klangerlebnis

Die Messergebnisse zeigen außerdem, dass der optimierte Luftdurchlass eine deutliche Verbesserung in Bezug auf die Akustik erzielt. Grundsätzlich gelten für derartige Konzert- und Veranstaltungsräume hohe akustische Anforderungen. So haben Raumgeometrie, Oberflächenmaterialien und schallabsorbierende oder -reflektierende Elemente einen wesentlichen Einfluss auf die Akustik eines Raums. Alle Faktoren müssen sorgfältig aufeinander abgestimmt werden, um eine optimale Schallverteilung, Sprachverständlichkeit und minimale Nachhallzeiten zu gewährleisten. 

Dies war im Bestandsbau nicht mehr der Fall. Beispielsweise konnte im unterirdischen Orchesterprobensaal wegen des hohen Schalldrucks bei voller Besetzung nur mit Gehörschutz geprobt werden. Der Schalldruck erreichte hier Werte, die nicht mehr den arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben entsprachen. Die neue Bestuhlung samt Bodenlüftung im Zuschauerraum ist damit integraler Bestandteil des akustischen Raumkonzepts und wird genauestens geprüft. Schlecht konzipierte Luftauslässe könnten zudem durch störende Luftströmungsgeräusche die Akustik im Raum beeinträchtigen. Der A-bewertete Gesamtschallleistungspegel des neuen Auslasses ist jedoch im akustisch messbaren Bereich im Hallraum um mindestens 12 dB(A) gegenüber dem bestehenden Auslass reduziert.

Die positiven Ergebnisse aus der Laborprüfung wurden im dritten Schritt von Kiefer mit den Projektpartnern bewertet und freigegeben. Daran schloss sich eine Montagempfehlung der neuen Stufenauslässe für den optimalen Betrieb an. Die insgesamt ca. 1.660 Luftauslässe gingen in Serienfertigung und werden voraussichtlich bis Ende 2024 verbaut. Darüber hinaus entwickelt Kiefer zusätzliche Quell- und Bodenluftdurchlässe für die Foyerbereiche und Emporen von Oper- und Schauspielhaus.

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