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Blackout in Spanien: Planungsfehler und Netzinstabilität waren die Ursache

Am 28. April 2025 kam es zu einem 33-sekündigen Stromausfall auf der gesamten iberischen Halbinsel. Die Auswirkungen waren gravierend: Züge blieben stehen, Aufzüge fielen aus, und Millionen Menschen waren über Stunden ohne Strom. Der Stromausfall wurde durch eine Verkettung technischer Fehler und Planungsmängel ausgelöst, wie ein Regierungsbericht zeigt, der am 17. Juni von der spanischen Umweltministerin Sara Aagesen vorgestellt wurde.

Technische Ursachen des Vorfalls

Die Hauptursache des Blackouts war eine Kettenreaktion durch steigende Spannung im Netz. Diese entstand, als Kraftwerke und andere Stromerzeuger sich automatisch vom Netz trennten, um Schäden durch Überspannung zu verhindern. Dies führte innerhalb weniger Sekunden zu einem vollständigen Zusammenbruch des Stromnetzes. Der Netzbetreiber Red Eléctrica de España (REE) hatte zuvor versucht, Spannungsspitzen durch Gegenmaßnahmen zu kontrollieren, die jedoch kontraproduktiv wirkten und die Instabilität verschärften.

Ein entscheidender Faktor war, dass am Tag des Vorfalls nur neun Kraftwerke mit Synchron-Generatoren zur Netzstabilisierung bereitstanden – die niedrigste Zahl des Jahres. Ein weiteres Kraftwerk war am Vorabend des Blackouts ausgefallen, ohne ersetzt zu werden. Zudem hätten einige Kraftwerke ihre Verpflichtung zur Spannungsregelung nicht erfüllt.

Fehlende Netzresilienz und Kritik

Der Bericht wirft Netz- und Kraftwerksbetreibern Planungs- und Koordinationsfehler vor. „Es fehlten Kapazitäten zur Spannungsregelung, entweder weil sie nicht ausreichend programmiert waren oder weil die programmierten Kapazitäten nicht den Vorschriften entsprachen“, erklärte Ministerin Aagesen. Auch der spanische Verband der Elektrizitätswerke kritisierte die unzureichende geografische Verteilung der Kraftwerke und die mangelhafte Spannungsregelung.

Der Netzbetreiber REE wies die Vorwürfe zurück und verwies auf eine angebliche Fehlfunktion in einer Photovoltaikanlage. Regierungsstellen konnten diese Behauptung jedoch nicht bestätigen.

Cyberangriff ausgeschlossen

Vor dem Hintergrund zahlreicher Spekulationen über einen möglichen Cyberangriff stellte die spanische Regierung klar, dass solche Szenarien ausgeschlossen wurden. Zwei Expertenteams für Netztechnik und Cybersicherheit konnten keine Hinweise auf Manipulation finden. Mehr als 300 Gigabyte Daten wurden in der bisher größten Cyberanalyse Spaniens ausgewertet.

Maßnahmen zur Vermeidung künftiger Ausfälle

Um zukünftigen Blackouts vorzubeugen, hat die spanische Regierung ein Maßnahmenpaket angekündigt. Geplant sind:

  • Bessere Überwachung der Netzbetreiber und Kraftwerke
  • Einführung netzbildender Wechselrichter und Batteriespeicher zur Spannungsregelung
  • Verstärkung der Stromverbindungen mit Frankreich und dem europäischen Netz

Laut Experten hätte ein stärker integriertes europäisches Stromnetz die Auswirkungen des Blackouts mindern können. Die EU und Frankreich wurden aufgefordert, den Netzausbau zu beschleunigen.

Diskussion um erneuerbare Energien

Die Solarbranche wies Vorwürfe zurück, die Erneuerbaren Energien seien für den Vorfall verantwortlich. Solarenergie habe das Potenzial, das Netz zu stabilisieren, werde jedoch durch fehlende regulatorische Vorgaben ausgebremst. Die Branche fordert Investitionen in Systemflexibilität und den Ausbau netzbildender Technologien.

SMA: Photovoltaik als Lösung für stabile Stromnetze

Ein Statement von Daniel Duckwitz, Product Manager Grid Stability bei SMA Solar, zum Untersuchungsbericht der spanischen Regierung zu den Ursachen des Blackouts am 28. April 2025:

"Vor wenigen Tagen haben die spanische Regierung und der Netzbetreiber REE die Ergebnisse ihrer Untersuchung vorgestellt, mit der die Ursachen des großflächigen Stromausfalls vom 28. April 2025 aufgeklärt werden sollten. Der veröffentlichte Bericht kommt zum Schluss, dass mehrere Faktoren für den mehrstündigen Blackout verantwortlich waren. Zu den maßgeblichen Problemen zählten unzureichende Kapazitäten für die Spannungsregelung sowie „offensichtlich unsachgemäße“ Abschaltungen durch mehrere Stromerzeuger.

Damit ist eine der zentralen Spekulationen aus den ersten Stunden nach dem Ausfall endgültig vom Tisch – nämlich die Annahme, dass eine Überproduktion durch Photovoltaikanlagen ursächlich war. Stattdessen zeigen die unzureichende Spannungsregelung und die mangelnde Bereitstellung von Blindleistung durch große Erzeuger grundlegende Schwächen in Bezug auf die Netzstabilität auf.

Im Gegenteil: Photovoltaik stellt zur Bewältigung dieser Herausforderungen eine überzeugende Lösung dar. Denn die Technologie kann die Spannung im Netz bereits innerhalb von Millisekunden nach dem Auftreten von Schwankungen stabilisieren. Großspeicher mit netzbildenden Wechselrichtern können darüber hinaus Momentanreserve (Inertia) bereitstellen, um das System bei 100 Prozent erneuerbarer Erzeugung zu stabilisieren. Die Technologie ist verfügbar – sie muss durch geeignete Regeln und Marktanreize schnell eingeführt werden. Insbesondere ist die Initiative des Netzbetreibers REE und der Regulierungsbehörde CNMC zielführend, kurzfristig die bestehenden Möglichkeiten zur Spannungsregelung von PV-Anlagen voll auszunutzen.

Spanien zählt bereits heute zu den führenden Märkten für die Neuinstallation von Solaranlagen, doch es mangelt weiterhin an ausreichenden Batteriespeicherkapazitäten. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir die von der spanischen Regierung angestoßenen Gesetzesvorhaben, die unter anderem die Rolle der Photovoltaik bei der Sicherung der Netzstabilität stärken sollen. Auch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sollte uns der Blackout eine Lehre sein: Er ist ein deutliches Signal, noch stärker in Netzstabilität und -flexibilität zu investieren – und zwar weltweit."

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