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Isolierglas-Check mit künstlicher Intelligenz

Julian Hörndlein

Die Helmut Meeth GmbH fertigt RAL-geprüfte Fenster und Türen aus Kunststoff und Alu und ist in den letzten Jahren enorm gewachsen, auch der Maschinenpark wurde immer größer. Automatisierung war und ist immer ein Thema. Investitionen in die IT stehen ganz oben auf der Prioritätenliste: „Wir haben bei der Beschaffung angefangen. Diesen Prozess konnten wir so digitalisieren, dass er direkt in unser System eingespeist werden kann“, sagt Markus Jungbluth, Leiter der Abteilung IT und Geschäftsprozessmanagement. Aktuell folgt ein weiterer Digitalisierungsschritt: In Kooperation mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kaiserslautern hat das Unternehmen ein Projekt zur KI-basierten Qualitätskontrolle von Isolierglasscheiben durchgeführt.

Bisher erfolgt die Kontrolle beim Fensterbauer Helmut Meeth über einen Werksmitarbeiter, der die Scheibe auf dem Prüfstand in Augenschein nimmt. Aber: Bei dieser Untersuchung können viele Fehler unerkannt bleiben.

„Wenn wir Reklamationen haben, ist es immer das Thema Glas. Das ist die Komponente, mit der es die meisten Komplikationen gibt“, erklärt Jungbluth. Die Glasprüfung ist deshalb ein wichtiger, aber zeitaufwändiger und personalintensiver Vorgang. „Da steht ein Mitarbeiter davor und kontrolliert mit bloßem Auge die Scheiben auf Fehler“, so der Abteilungsleiter IT, der auch Leiter des KI-Projekts ist. Zwar arbeiten die Mitarbeiter auf einem speziellen Prüfstand und betrachten die Scheibe vor einem speziellen Grünlicht, allerdings ist das sehr ermüdend. „Nach einer Stunde erkennt man keine Fehler mehr.“ Die Folge: Viele Mitarbeiter müssen rotieren. „Wir brauchen die Mitarbeiter an anderen Stellen in der Fertigung“, sagt auch Helmut Meeth. Das ist insbesondere wichtig, weil das Unternehmen expandieren möchte. „Wir möchten 60–70 Personen neu einstellen“, erklärt der Geschäftsführer. Dabei denkt das Unternehmen auch jenseits der normalen Rahmenbedingungen: Beispielsweise ist es langfristig der Plan, eine Viertagewoche einzuführen.

Geschäftsführer ­Helmut Meeth (li.) und IT-Leiter ­Markus Jungbluth sind ­stetig auf der Suche nach Innovationen.

KI-Umsetzung noch in diesem Jahr geplant

Die Qualitätskontrolle der Glasscheiben soll in Zukunft eine Künstliche Intelligenz übernehmen. Mit einer Kamera überprüft der Algorithmus die Scheiben dann auf Fehler und sortiert sie gegebenenfalls aus. Sind die Glasscheiben in Ordnung, werden sie ins Glaslager gebracht. Wo heute ein Mitarbeiter die Scheiben noch per Saugkran in das bereits „verheiratete“ Fenster einsetzt, soll dann ein Roboter zum Einsatz kommen – der Prozess wird also komplett automatisiert und digitalisiert. Zusammen mit dem Kompetenzzentrum wurde deshalb ein Lastenheft aufgesetzt und konkretisiert, aktuell laufen mit einem Anbieter die Gespräche für die technische Umsetzung. Geschäftsführer Meeth schätzt, dass ab dem nächsten Jahr dann eine KI die Qualitätsprüfung übernehmen wird.

Die Fensterproduktion bei Helmut Meeth in Wittlich: Hier findet die „Hochzeit“ zwischen Flügel und Rahmen statt.

Die digitale Grundlage

Um ein solch anspruchsvolles KI-Projekt durchführen zu können, müssen mittelständische Unternehmen zuerst die Voraussetzung geschaffen haben. Bei Helmut Meeth kann der gesamte Fertigungsprozess bereits digital abgebildet werden, das Unternehmen nutzt ein ERP-­System. Auch hat jeder Mitarbeiter an den verschiedenen Stationen einen Bildschirm vor sich, mit dem er durch den Arbeitsprozess geleitet wird. Das ERP-System sorgt zudem dafür, dass genug Daten vorhanden sind, mit denen die KI ­gefüttert werden kann. Markus Jungbluth weiß, warum manche Unternehmen vor KI zurückschrecken. „Für uns als mittelständisches Unternehmen ist es natürlich immer schwierig, solche komplexen Themen anzugehen“, erklärt er. Mit dem Mittelstand 4.0-Kompetenz­zentrum habe man deshalb den richtigen Partner ­gefunden und sei an die Hand genommen worden. „Die Kommunikation und der Austausch auf Augen­höhe waren wirklich sehr wertvoll für uns“, meint ­Jungbluth. Vor allem für Unternehmen ohne eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung sei das ein wichtiges Angebot.

Innovation ist Helmut Meeth ein wichtiges Anliegen, um auch im Markt Aufmerksamkeit zu erzielen. „Wir sind den anderen meilenweit voraus“, sagt er selbstbewusst. Aber auch mit Digitalisierung braucht das Unternehmen Mitarbeiter, die sich insbesondere um die handwerklich anspruchsvollen Aufgaben kümmern. „Wir brauchen trotz aller Digitalisierung Manpower, um die Produkte zu fertigen“, ist sich Markus Jungbluth sicher.

www.helmut-meeth.com

Dieser Artikel von Julian Hörndlein ist zuerst erschienen in GLASWELT 01/2022.

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