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Warum sollten RLT-Geräte weit über die ErP-Vorgaben hinausgehen?

Tim Lorenz, David Werner

Klimawandel, Ressourcenschonung, steigende Energiekosten – die Themenliste, die für nachhaltige Lüftungstechnik spricht, ist lang. Betreiber und Bauherren sind daher gefragt, ihre Gebäude nicht nur im Hinblick auf geltende Normen und Richtlinien mit frischer Luft zu versorgen, sondern gleichzeitig darauf zu achten, dass Umweltgesichtspunkte ausreichend beachtet werden. So hilft ein möglichst geringer Energieverbrauch bei Lüftung und Klimatisierung sowohl CO2 als auch Kosten einzusparen. Denn rund 90 Prozent vom gesamten CO2-Ausstoß eines RLT-Gerätes werden im laufenden Betrieb emittiert.

Für RLT-Geräte ist hinsichtlich der Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung von Lüftungsanlagen die EU-Verordnung 1253 / 2014 / EG relevant.

Lüftungsgerät und ErP-Richtlinie – ein Vergleich

Der exemplarische Vergleich eines in der Innenstadt von München installierten RLT-Geräts von Wolf mit einem fiktiven, gerade den Anforderungen der aktuellen ErP-Richtlinie genügenden Geräts belegt die Vorteile exakt ausgelegter Lüftungstechnik mit Komponenten nach dem aktuellen Stand der Technik.

Dies zeigt der aktuelle Vergleich auf Basis einer Modellrechnung für 5.000 Betriebsstunden pro Jahr. Der sparsame Einsatz von Ressourcen und Energie war dem Betreiber ein wichtiges Anliegen – umso erfreulicher für ihn war, dass Ökologie und Ökonomie im konkreten Fall Hand in Hand gehen.

Das Einsparpotenzial dieses betrachteten Lüftungsgerätes von Wolf gegenüber einer Basis-Ausstattung gemäß den Anforderungen der ErP-Richtline beträgt bei der Leistungsaufnahme 41 Prozent und bei der Wärmerückgewinnung 7,9 Prozent. Das wirkt sich nicht nur positiv auf den CO2-Ausstoß aus, sondern die Mehrinvestition in sparsame Technik macht sich für den Betreiber auch schnell bezahlt.

Summiert man im Rahmen einer vereinfachten Berechnung die Betriebskosten pro Jahr, ergibt sich mit einer technisch optimierten RLT-Auslegung ein Einsparpotenzial von insgesamt 162 000 Euro bzw. 323,60 t CO2-Äquivalent.

Was war die Ausgangssituation?

In einem Bestandsbürogebäude in der Münchener Innenstadt sollte im 1. Obergeschoss die vorhandene Mietfläche zu einer Büro- und Eventfläche erweitert werden. Das neue Areal ist für Veranstaltungen mit bis zu 800 Teilnehmern konzipiert. Entsprechend wurde zu einem auf dem Dach aufgestellten Bestands-RLT-Gerät ein zusätzliches Gerät plus Kanalverteilnetz geplant.

Gefordert war ein Volumenstrom von 22.000 m³/h (externe Pressung 500 Pa). Das Gerät musste aus Platzgründen im 3. Obergeschoss des Gebäudes in einem Technikraum aufgestellt und die Verrohrung und Begleit-Installation innerhalb des Gebäudes neu verlegt werden.

Der Geräte-Auslegung lagen als niedrigste Außentemperatur minus 14 °C und als höchste 32 °C zugrunde. Die Geräteklassifikation erfüllt die EN 1886 (7 / 2009) und die DIN EN 60204, die Wärmedurchgangsklasse entspricht T 2 (0,9 W/m²K) und die Wärmebrückenklasse TB 3. Weitere Vorgaben waren: Die Filter-Bypass-Leckage liegt bei maximal 0,2 Prozent, die Dichtheit des Gehäuses entspricht der Dichtheitsklasse Stufe L 1 und die Wärmerückgewinnung erreicht die beste Klasse H 1.

Das Gerät wurde energetisch in zweierlei Hinsicht optimiert ausgelegt:

  • Niedrige Luftgeschwindigkeit: Um die Stromaufnahme der Ventilatoren möglichst gering zu halten, beträgt die Luftgeschwindigkeit im Gerät durch große Querschnitte nur 1,8 m/s. Ein kompakteres Gerät hätte höhere Luftgeschwindigkeiten erzeugt. Das entspräche zwar durchaus den Vorgaben der ErP-Richtlinie, wirkt sich jedoch nachteilig auf alle anderen Komponenten im Gerät aus. Die Druckverluste der einzelnen Luftbehandlungsfunktionen wie Wärmeübertrager und Filter sowie WRG-System steigen mit höheren Luftgeschwindigkeiten systembedingt an und führen zu einer höheren Leistungsaufnahme der Ventilatoren.
  • Rotationswärmeübertrager: Für die Wärmerückgewinnung wurde ein effizient arbeitender Rotationswärmeübertrager mit niedriger Leckage-Rate gewählt. Das Dichtsystem wird nicht - wie üblich - seitlich an den Rotor herangeführt, sondern die Dichtung rotiert mit dem Rotor. Mehrere Dichtlamellen sind an der Wandung befestigt und erzielen zusammen mit dem rotierenden Teil eine hohe Dichtigkeit. Die jeweils doppelt, auf An- und Abströmseite montierten Zentraldichtungen sind in mehrstufiger Kaskade als Labyrinthdichtung ausgeführt.

Die Labyrinthdichtung SuperSeal von Wolf ermöglicht eine Dichtheitsrate von 98 Prozent. Dies steht im Gegensatz zu klassischen Modellen mit rund zehnprozentiger Leckagerate. Hier müssten im Rahmen der Ventilatorauslegung bei der Zu- und Fortluft gemäß VDI 3803 / 5 zusätzliche Luftmengen berücksichtigt werden. Dies erhöht die Leistungsaufnahme der Ventilatoren entsprechend

Die Labyrinthdichtung SuperSeal von Wolf ermöglicht eine Dichtheitsrate von 98 Prozent gegenüber 90 Prozent bei klassischen Modellen.

Hohe Wärmerückgewinnung

Die Wärmerückgewinnung des oben beschriebenen Gerätes beträgt 116 kW (nach ErP müsste das Gerät 108,6 kW erfüllen) bzw. die Rückwärmezahl liegt bei 78 Prozent (statt 73 Prozent). Damit werden 7,9 Prozent bzw. 8,2 kW Einsparung gegenüber ErP erreicht.

Bei 5.000 Betriebsstunden pro Jahr spart das RLT-Gerät von Wolf somit allein durch die Wärmerückgewinnung 41.000 kWh thermische Energie ein. Auf den Verbrauch von Heizöl bezogen, entspricht dies einer Einsparung von ca. 4180 l, die nicht zum Heizen aufgewendet werden müssen, oder rund 11 t nicht ausgestoßenem CO2-Äquivalent pro Jahr. Setzt man einen Einkaufspreis von 0,80 Euro pro Liter Heizöl an, ergibt sich für den Betreiber jedes Jahr eine Ersparnis von 3.344 Euro. Ohne steigende CO2-Bepreisung und sonstige Preissteigerungen entspricht dies innerhalb von 20 Jahren einer Einsparung von insgesamt mindestens 66.880 Euro.

Lebenszykluskosten umfassen sämtliche mit dem Gerät verbundenen Kosten – von der Planung bis zur Entsorgung eines Gerätes.

Hohes Einsparpotenzial bei der Leistungsaufnahme:

Positiv sieht es auch bei der Leistungsaufnahme aus: Hier werden pro Jahr statt der von der ErP-Richtlinie vorgeschriebenen 950 W/(m³/s) nur 561 W/(m³/s) benötigt. Das sind lediglich 59 Prozent des Referenzwertes. Die Einsparung beträgt 389 W/(m³/s) bzw. 2,38 kW. Auf ein Jahr hochgerechnet sind dies bei 5.000 Betriebsstunden insgesamt 11.900 kWh. Setzt man einen Strompreis von 0,40 Euro an, beläuft sich die Einsparung auf 4.760 Euro bzw. 5,18 t CO2-Äquivalent. Dies entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch von drei 4-köpfigen Familien. Innerhalb von 20 Jahren ohne Inflationsausgleich und CO2-Bepreisung sind dies mindestens 95.200 Euro.

Summiert man im Rahmen dieser vereinfachten Berechnung die Betriebskosten pro Jahr, ergibt sich bei der technisch optimierten Standard-Auslegung von Wolf das hohe Einsparpotenzial von insgesamt 162.000 Euro bzw. 323,6 t CO2-Äquivalent. Der Break-even-Point für die Mehrinvestition in das effizientere Gerät ist also bereits nach etwa einem Jahr erreicht, bei höheren Betriebsstunden pro Jahr bzw. steigenden Energiepreisen auch deutlich früher.

Regelungstechnik-Effekt kommt hinzu

Die oben durchgeführte Rechnung wurde ohne den positiven Einfluss einer intelligenten Regelung durchgeführt. Im realen Betrieb können die Verbrauchswerte durch eine intelligente bedarfsgerechte Regelung auf der Grundlage der Raumbelegung weiter gesenkt werden. Sind zu belüftende Räume nicht belegt (z. B. an Wochenenden oder in den Nachtstunden), können die Lüftungsgeräte entweder pausieren, in einen Grundlüftungsmodus schalten oder ohne Wärmeverluste im Umluftbetrieb (nur Entfeuchtung möglich) gefahren werden.

Lebenszykluskosten betrachten

Laut VDI-ZRE-Kurzanalyse Nr. 28 vom Januar 2021 ist das Ausschöpfen der Energieeffizienzpotenziale bei RLT-Geräten sehr wirtschaftlich: Viele Optimierungsmaßnahmen erreichen Kapitalrenditen von über 20 Prozent.

Fazit

Eine einfache Geräteausstattung hat nur auf den ersten Blick den Vorteil, dass ihre Investitionskosten niedrig sind. Über die Jahre kehrt sich dieser vermeintliche Vorteil in der Regel durch hohe Betriebskosten ins Gegenteil um. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, vor einer Investition die Lebenszykluskosten, auch Life Cycle Costs (LCC) genannt, genau zu betrachten. 

Tim Lorenz ist Produktmanager AHU bei der Wolf GmbH und David Werner ist Projektmanager AHU bei der Wolf GmbH.

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