Pflicht ab Juli: Diese Unternehmen brauchen jetzt ein Energiemanagementsystem

Energieverbrauch senken, Klimaziele erreichen, Wettbewerbsfähigkeit sichern – mit dem neuen Energieeffizienzgesetz setzt die Bundesregierung klare Anforderungen an Unternehmen. Besonders Betriebe mit einem hohen jährlichen Energiebedarf stehen im Fokus: Sie sind künftig verpflichtet, ihren Energieeinsatz systematisch zu erfassen und Einsparpotenziale aufzudecken.
Kerninstrument ist ein Energiemanagementsystem (EnMS), das ab einem Jahresverbrauch von 7,5 GWh verpflichtend eingeführt werden muss. Die Übergangsfrist läuft am 18. Juli 2025 ab – wer bis dahin nicht handelt, riskiert Konsequenzen.
Unternehmen sollten jetzt aktiv werden
Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF) bestärkt Unternehmen darin, aktiv zu werden – nicht nur um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern um von massiven Effizienz- und Kostenvorteilen zu profitieren. Gleichzeitig appelliert sie an die neue Bundesregierung, dieses wichtige und bewährte Instrument zu schützen und zu stärken. Die Vorgabe im Energieeffizienzgesetz sei vollkommen zu Unrecht in das Visier des Bürokratieabbaus geraten.
„Es kann nicht sein, dass wir autokratischen Regimen weiter zig Milliarden für vermeidbare Energieimporte überweisen – nur weil wir unsere Effizienzpotenziale unerkannt und ungenutzt lassen. Energiemanagement ist eine unverzichtbare Voraussetzung für Deutschland und Europa, um wirtschaftlich und klimapolitisch unabhängig zu werden“, erklärt Dr. Tatjana Ruhl, Leitung Dekarbonisierung der Industrie bei der DENEFF.
Großes wirtschaftliches Einsparpotenzial
Die Potenziale sind enorm: Laut Berechnungen der Hochschule Niederrhein liegt das wirtschaftlich erschließbare Einsparvolumen in der deutschen Wirtschaft bei rund 410 Mrd. Kilowattstunden (TWh) – davon 162 TWh mit einer Amortisationsdauer von unter drei Jahren. Das entspricht möglichen Energiekosteneinsparungen von bis zu 25 Milliarden Euro jährlich.
Mit dem genauen Wissen, wo diese Potenziale individuell im Unternehmen liegen, werden dann beispielsweise Anlagen bedarfsgerecht gesteuert, veraltete Technik getauscht, Abwärmeverluste reduziert oder wiederverwendet.
Energiemanagement ist deutsches Erfolgsmodell
Energiemanagementsysteme (EnMS) nach ISO 50001 sind in Deutschland seit vielen Jahren bestens etabliert. In der Industrie seien sie laut DENEFF ab einem jährlichen Energieverbrauch von 5 GWh im Jahr weit verbreitet und können sich oft sogar bei geringeren Verbräuchen lohnen.
Deutschland führt in der ISO-Statistik mit Abstand mit den meisten zertifizierten Unternehmen weltweit. Das stärke unserer Wettbewerbsfähigkeit, gerade in Zeiten hoher Energiepreise, betont Ruhl. Das Fazit aus der Praxis sei eindeutig: Unternehmen sind von Energiemanagement überzeugt. Auch viele Mittelständler wollen nicht mehr ohne.
Weniger Energieverbrauch statt mehr Papierkram
Ein Energiemanagementsystem ist maßgeschneidert fürs Unternehmen und mehr als nur Technik – es schafft eine kluge Energie-Organisationsstruktur. Es hilft Unternehmen nicht nur, ihren Energieverbrauch genau zu erfassen und zu analysieren. Es sorgt auch dafür, dass klare Zuständigkeiten und Abläufe im Betrieb festgelegt werden, sodass letztlich auch investiert und umgesetzt wird. Laut BAFA-Studie sind so 3–4 % Energieeinsparung pro Jahr dauerhaft drin.
Politische Rückendeckung jetzt notwendig
Die Bundesregierung muss eigene und europäische Energieeinsparziele erfüllen – in allen Sektoren. Die Einsparungen in der Industrie sind, trotz Fortschritten bei manchen Unternehmen, besonders wirtschaftlich erreichbar und können Wirtschaftswachstum stützen. Deshalb brauche es politische Rückendeckung für erfolgreiche Maßnahmen wie Energiemanagement.
„Deutschland steht kurz vor einem Vertragsverletzungsverfahren in Bezug auf die EU-Energieeffizienzrichtlinie. Die eigenen nationalen Maßnahmen, die Deutschland bislang nach Brüssel gemeldet hat, reichen bei Weitem nicht aus“, stellt Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der DENEFF, klar.
Von einem Gold-Plating könne hier keine Rede sein, da Deutschland keine ausreichenden Maßnahmen vorweisen könne, um die Richtlinie 1:1, das heißt vollständig, umzusetzen. Dazu müsse es über EU-Vorgaben hinausgehende Maßnahmen wählen. Die im Effizienzgesetz gewählte Mindestverbrauchschwelle oberhalb der EU-Mindestanforderung, ab der Energiemanagementsysteme Pflicht sind, sei im Sinne der Subsidiarität und ein marktgerechter Weg, mehr für Effizienz zu tun.
Einen Überblick über das Thema Energiemanagementsysteme liefert der neue Policy Brief der DENEFF, der hier heruntergeladen werden kann.