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Photovoltaik: Modulpreise zeigen sich unbeeindruckt vom Zoll-Chaos

Martin Schachinger

Gerade bei den Großhändlern sind diese Produkte durch die Abverkäufe der vergangenen Monate weitestgehend aus den Lagern verschwunden. Module für große Dachanlagen oder Freiflächenprojekte, welche ebenfalls noch in diese Technologieklasse fallen, sind schon seit längerem nur auf Bestellung verfügbar. Vereinzelt kommen noch große Mengen aus Lagerräumungen auf den Markt, die aber aufgrund ihres Alters im Wesentlichen die Preisentwicklung der Low-Cost-Sparte beeinflussen.

Trumps Zollpolitik bislang ohne Auswirkungen

Die aktuell beunruhigenden Entwicklungen in den USA scheinen aktuell noch keinen Einfluss auf den europäischen Photovoltaik-Markt zu haben. Vor allem US-amerikanische Verbraucher dürften kurz- bis mittelfristig das Nachsehen bei Donald Trumps entfesselter Zollpolitik haben. Die ohnehin schon stark eingeschränkte und dadurch gedrosselte Einfuhr asiatischer Solarprodukte wird noch weiter abgewürgt, da immer mehr Länder mit hohen Zöllen belegt werden. Die von vielen chinesischen Herstellern schrittweise ins Ausland verlegte Produktion ist in Zukunft ebenfalls von den Importnachteilen betroffen und wird daher obsolet. Eine bisher beliebte Zoll-Umgehungsstrategie wird dadurch zunehmend erschwert, denn die lange Vorlaufzeit gepaart mit mangelnder Planungssicherheit macht Produktionsverlagerungen auch für China unwirtschaftlich.

Für die wenigen verbliebenen europäischen Hersteller, für welche die USA bisher noch ein wichtiger Absatzmarkt war und die noch keine Übersee-Produktion eröffnet haben, wird es zunehmend brenzlig. Aber auch die Produktionsbetriebe vor Ort kämpfen mit gestiegenen Kosten für Vorprodukte, die oft zwangsläufig nur aus China beziehungsweise Asien bezogen werden können. So ist zu erwarten, dass die ohnehin schon teurere Solartechnik in den USA nochmals einen gewaltigen Preisanstieg erfährt – sehr bedauerlich für den weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien in Nordamerika.

Heimische Solarindustrie vor dem Aus?

Des einen Leid – des anderen Freud? Für Europa könnten sich dadurch nun neue Chancen eröffnen. Asiatische Produkte, die ursprünglich für den US-Markt bestimmt waren, könnten nun nach Europa umgeleitet werden. Steht uns daher eine neue Modulschwemme, gepaart mit einem Preiskampf unter den Anbietern und einem rasanten Preisverfall bevor? Das würde dann aber das endgültige Aus der ohnehin so leidgeprüften heimischen Solarindustrie bedeuten, steuerte die Europäische Union nicht mit eigenen protektionistischen Maßnahmen dagegen. Andererseits leidet auch die chinesische Industrie unter den niedrigen Verkaufspreisen in Europa und versucht seit geraumer Zeit gegenzusteuern.

Die Preise für die in den USA sehr viel teurer verkauften Solarprodukte müssten für den europäischen Markt beinahe halbiert werden. Da dürfte dann ein Runterfahren der Produktion wirtschaftlicher sein, als die Überproduktion unter dem tatsächlichen Gestehungspreis in der EU abzusetzen. Dementsprechend erwarte ich keine deutliche Erhöhung des Importvolumens, auch wenn die EU-Kommission auf neue Maßnahmen zum Schutz der europäischen Wirtschaft verzichten sollte, zumindest nicht im Photovoltaiksektor. Anders könnte es in anderen Branchen aussehen, wo die Preise noch nicht bis zur Schmerzgrenze ausgereizt sind. Immerhin deutet nun nichts mehr auf eine zukünftige Angebotsverknappung und damit verbundene Preissteigerungen im Photovoltaik-Großhandel hin.

Stimmung im Installationshandwerk

Aus dem Installationshandwerk vernimmt man indes unterschiedliche Signale. In Betrieben, die sich in der Vergangenheit ausschließlich auf Kleinanlagen und Heimspeicher konzentriert haben, herrscht Katerstimmung. Auch größere Montagefirmen, die bisher das Segment der rein netzgekoppelten mittleren bis großen Photovoltaik-Anlagen bedient haben, können ihre Aufträge für die kommenden Monate an einer Hand abzählen. Allein die Solarfirmen, die sich schon frühzeitig mit Gewerbespeichern auseinandergesetzt haben und umfassende Energiekonzepte für Industrie und mittelständisches Gewerbe entwickeln und umsetzen können, sind einigermaßen ausgelastet.

Aber gerade solche komplexeren Projekte lassen sich nicht von heute auf morgen umsetzen – längere Planungs- und Beantragungsphasen sind zu berücksichtigen. In jedem Falle lohnt es sich aber, die Möglichkeiten, die einem das sogenannte Solarspitzengesetz, also die Novelle des deutschen EEG, in Zukunft bieten, voll auszunutzen und sich auch an kompliziertere Projekte heranzuwagen, wenn man seinem Unternehmen ein dauerhaftes Bestehen sichern möchte.

Spektrum neuer Produkte mit intelligenter Steuerung

Auf der Anbieterseite gibt es zur Erfüllung der hohen Ansprüche durch das Strommarktdesign einerseits, aber auch durch das Nutzerverhalten und die Eigenverbrauchsoptimierung andererseits ein ganzes Spektrum neuer Produkte mit intelligenter Steuerung, insbesondere auch für den Gewerbebereich (C&I). Hybridwechselrichter mit bis zu 50, in Kürze sogar bis zu 125 Kilowatt Leistung sind keine Seltenheit mehr. Aber auch kaskadierende Speichertürme, die in engen Schritten bis zu einer Kapazität von 1.000 Kilowattstunden erweiterbar sind, werden von führenden Herstellern angeboten. Flankiert werden diese Systeme von einer Softwareausstattung, die die Nutzung aller gängigen Geschäftsmodelle für Großspeicher im jeweiligen Netzumfeld erlaubt, vollautomatisch und teilweise KI-gestützt.

Wer also über den Tellerrand hinaus blickt und sich auf neue Geschäftsbereiche einlässt, der dürfte auch in Zukunft keinen Mangel an Arbeit zu beklagen haben. Bei der dringend notwendigen Dekarbonisierung und Energieoptimierung von Gewerbe- und Industriebetrieben sind wir erst am Anfang, ganz zu schweigen von der durchgehenden Elektrifizierung der Fuhrparks. Hersteller und Großhandel bieten den Installationsbetrieben sowohl die geeigneten Produkte und Konzepte, wie auch Hilfestellung bei Planung und Umsetzung von komplexeren Projekten. Das Spektrum an Weiterbildungsmöglichkeiten in Form von Seminarveranstaltungen, Webinaren und Fachliteratur ist mittlerweile schier unüberschaubar. Es gibt also keinen Grund, den Kopf ins Siliziumdioxid zu stecken, sondern reichlich zu tun für Industrie und Handwerk.

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