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Herausforderung Fensterbank-Anschluss: So dichten Sie richtig ab

Sven Gallmann

Die äußere Fensterbank (Aluminium, Stein usw.) dient primär dem Witterungsschutz. Die Fensterbank und die dazugehörenden Anschlüsse an die angrenzenden Bauteile sind so auszuführen, dass Oberflächenwasser schnell und kontrolliert abgeführt wird und eine Hinterläufigkeit der Abdichtung verhindert wird. Dies klingt auf den ersten Blick einleuchtend, doch in der Praxis unterlaufen hier oft Fehler und es kommt zu Gewerkelücken (Gewerkeloch), Putzabrissen, undichten Systemen, durch welche ein Wassereintritt in die Konstruktion stattfinden kann.

Die Fensterbank kann ihre Funktion nur erfüllen, wenn diese in sich und ihre Anschlüsse an die angrenzenden Bauteile langfristig und dauerhaft schlagregendicht sind. Wenn das nicht sichergestellt werden kann, müssen die Dichtfunktion sowie die kontrollierte Entwässerung mit einer zweiten wasserführenden Ebene (Sekundärabdichtung) unterhalb der Fensterbank ausgeführt werden.

Bei einem Sohlbankanschluss ist die Dichtigkeit der Anschlussfugen wie auch die Dichtigkeit der Fensterbank selbst ohne Abdeckung durch einen Wetterschenkel sicherzustellen.

Abdichtung der Fensterbank: Planung wird zu oft vernachlässigt

Die Schadenfälle zeigen, dass der Planung und Umsetzung zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt werden. Für eine langfristig funktionierende Abdichtung der Fensterbank und der Fassadenanschlüsse zum Fenster wird eine korrekte Planung und Schnittstellendefinition benötigt. Aufgrund der vielen Schnittstellen und des hohen Schadenpotenzials wird hier eine große Sorgfalt von allen Beteiligten (Bauherr/Architekten/ausführende Unternehmen/Unterhalt im Betrieb) abverlangt.

Viele unterschiedliche Anforderungen (Leistungseigenschaften) wirken auf ein Fenster und dessen Bauanschlüsse ein und sind bei der Planung entsprechend zu berücksichtigen. Einige dieser Anforderungen sind in der Abbildung dargestellt.

Schematische Darstellung von Einwirkungen auf Fenster und deren Anschluss ­Quelle: Montageleitfaden der RAL Gütegemeinschaften.

Architektonische Ansprüche an die Fensterbank

Durch die veränderte Bauweise (weniger 2-Schalenmauerwerk, fast nur noch WDVS-Systeme aber auch wieder vermehrte Holzbauweise usw.) sind die Anforderungen an die Dichtheit der Fensterbank selbst und deren Anschlüsse an die angrenzenden Bauteile um ein Vielfaches anspruchsvoller geworden. Mögliche eindringende Feuchtigkeit kann aufgrund der dichten Bauweise nur schwer wieder abtrocknen. Im Bereich der Fensterbank und deren Anschlüsse gibt es sehr viele Herausforderungen, um den Schlagregen draußen zu halten.

Nicht zu vergessen sind hier auch in der kalten Jahreszeit mögliche Schneeablagerungen, wodurch in der Schmelzphase ebenfalls Wasser (Tauwasser) in die Konstruktion eindringen kann. Da diese Feuchteschäden oft erst sehr spät bemerkt werden bzw. sichtbar werden, kann das zu gravierenden Sanierungsmaßnahmen führen. Schlagregen und Schnee haben bei Leckagestellen eine langsame und meist zerstörende Wirkung. Durch die verschiedenen Gewerke (Fensterbauer, Fassadenbauer, Storenbauer) und die damit verbundenen Schnittstellen besteht ein hohes Fehlerpotenzial. Es ist sehr wichtig, hier auf eine korrekte Planung, Schnittstellendefinition und die richtige Auswahl der Materialien, deren Verarbeitung sowie auf die Erstellung eines Unterhaltskonzeptes Wert zu legen.

Welche Normen, Richtlinien oder Merkblätter sind anzuwenden?

Der Fensterbankeinbau und dessen Anschluss ist weder in Deutschland, Österreich noch der Schweiz explizit normativ geregelt. In den Normen sind jedoch Vorgaben enthalten, die auch entsprechend einzuhalten sind. So steht beispielsweise in der SIA-Norm 331:2012 unter Artikel 2.1.4 für die Schweiz geschrieben: „Die Anschlüsse an den Baukörper müssen mindestens die Anforderungen, die an das Fenster gestellt werden, erfüllen (Schallschutz, Schlagregendichtheit, Luftdurchlässigkeit, Wärmeschutz, Brandschutz, Einbruchhemmung).“ Somit haben die Fensterbankanschlüsse (zum Fenster hin und zum Bauwerk hin) zumindest schon mal die gleichen Anforderungen zu erfüllen, wie die im Werkvertrag definierten Leistungseigenschaften des Fensters.

Solange keine Norm für die Fensterbank und deren Anschlüsse selbst besteht, sind die Normen in Bezug auf Fenster, Fassaden und Abdichtungen (auch Fugendimensionen), sowie die Richtlinien bzw. Merkblätter und die Angaben der Systemgeber einzuhalten. Sie dienen als Hilfestellung und Unterstützung bei der Planung und Umsetzung. Alle beteiligten Unternehmen sollten vorab eine korrekte Planung für eine dauerhaft langfristige Dichtheit der Fensterbank und deren Anschlüsse erarbeiten.

Sicherer Abschluss: Eine zweite Dicht­ebene (Sekundärabdichtung) wird 3-­seitig wannenförmig unterhalb der Fensterbank erstellt. Zur Fassaden­vorderkante ist diese Abdichtung an ein Putzanschlussprofil mit Abtropfkante angeschlossen.

5 typische Schwachstellen beim Fensterbankanschluss

Häufig trifft man die gleichen Fehler vor Ort an. Typische Schwachstellen sind das „Gewerkeloch“, offene Fensterbankeckverbindungen, undichte Fensterbankendabschlüsse, eine ungeeignete Ausführung der Abdichtung (zwischen Fensterbank und WDVS und zwischen Fensterrahmen und Fassade) sowie wasserführende Befestigungen. Zu beachten ist:

  • Länge: Die seitlichen Putz- und Stehborde sind zu entkoppeln, um die Längenausdehnung der Fensterbank zu gewährleisten. Die Aufnahme der Längenänderung kann bis zu einer gewissen Fensterbanklänge mit einem geeigneten Abdichtungsmaterial ausgeführt werden, bei großen Längen können eine mehrteilige Fensterbank sowie seitliche, entkoppelte Dichtschuhe nötig sein.
  • Neigung und Gefälle: Die Fensterbank ist mit einem Gefälle von mindestens 5° (8 %) nach außen zu realisieren. Wichtig ist, dass das Wasser schnell und kontrolliert vom Anschluss weg abgeführt wird.
  • Fassadenüberstand: Die Ausladung/Tiefe der Fensterbank ergibt sich durch das Maß von der Außenkante des Fensters bis zur Außenkante der fertigen Fassade. Von der fertigen Fassade bis zum Abtropfpunkt der Fensterbank (Abtropfkante oder Abtropfnut) ist ein Abstand von mindestens 30 mm einzuhalten, damit abtropfendes Wasser die Fassade möglichst nicht benetzt. Der vordere Abbug der Fensterbank ist ebenfalls mit einer Mindesthöhe von 30 mm auszuführen.
  • Befestigung zu Fassade: Die Systemvorgaben der Systemlieferanten sind zu beachten. Wird die Fensterbank auf der Dämmung befestigt (in der Regel geklebt), so ist auf der Dämmung eine entsprechende Haftbrücke (z. B. ein Grundputz) anzubringen. Der Klebstoff ist linienförmig vom Fenster zur Fassade anzubringen, damit Feuchtigkeit unterhalb der Fensterbank nach außen abgeleitet werden kann. Der Klebstoff sollte in einem Abstand von ca. 20 cm aufgebracht werden. Die Raupenhöhe ist so zu wählen, dass Wasser auf der Sekundärabdichtung abfließen kann. Wir empfehlen hier Abstandhalter von 5 mm zu verwenden.
  • Anschlussfuge Fensterbank zu Fenster: Die Anschlussfuge zwischen Fensterbank und Fenster ist dauerhaft und langfristig schlagregendicht auszubilden. In Abhängigkeit vom Gebäudestandort müssen ebenfalls die Einwirkungen durch Schnee berücksichtigt werden. Bei der Verwendung von vorkomprimierten Bändern zur Abdichtung zwischen Fensterbank und Fenster muss darauf geachtet werden, dass diese den Anforderungen entsprechen. Wenn mit stehendem Wasser auf dem Dichtband zu rechnen ist, müssen die Bänder dementsprechend ausgelegt werden. Ein schlagregendichtes Band kann in einer solchen Situation (klassische Schweizer Situation) nicht ausreichend sein. Bei einem Sohlbank-Anschluss, bei welchem aufgrund seiner zurückversetzten Lage nicht mit stehendem Wasser zu rechnen ist, kann dieser Anschluss mit einem BG1, BG2 oder einem Einhängeprofil aus Gummi realisiert werden. Die Anschlussfuge muss ihre Funktion ohne den darüber liegenden Wetterschenkel (klassische Schweizer Situation) erfüllen. Idealerweise ist die hintere Aufbordung der Fensterbank gleich hoch, wie das seitliche Putz- bzw. Stehbord auszuführen. Dadurch kann eine Abdichtung mit Fugendichtbändern und Dichtstoff korrekt ausgeführt werden. Werden Fensterbänke mittels Verschraubung durch die hintere Aufbordung befestigt, so ist darauf zu achten, dass die dahinter liegende Abdichtung (Dichtung, Dichtband BG1, wasserdichtes Dichtband usw.) nicht beschädigt wird. Die Durchdringungen (Verschraubung durch die hintere Aufbordung) sind wiederum schlagregendicht abzudichten. Damit die Längenausdehnung der Fensterbänke keinen Druck/Zwang auf die Verschraubung ausübt, sind Langlöcher zu verwenden. Langlöcher in der hinteren Aufbordung zur direkten Verschraubung der Fensterbank können aus unserer Sicht nicht langfristig und dauerhaft abgedichtet werden. Wir empfehlen die Realisierung einer Bügelfestigung.
Ungenügende Schnittstellenplanung verschiedener Gewerke (Sockel, Fensterbank, Beschattung). Ungenügende bzw. fehlende Abdichtung zwischen Fensterbank, Abschluss­profil/Putzbord und WDVS als auch stirnseitig.

Was ist mit den Wartungsfugen?

Es ist bekannt, dass es sich bei Dichtstofffugen um sogenannte Wartungsfugen handelt, welche wiederkehrend zu überprüfen und zu erneuern sind. In der neuen Auflage der SIA-Norm 274:2021 wurde der Begriff „Wartungsfuge“ gestrichen, neu ist eine Nutzungsvereinbarung mit einem Instandhaltungskonzept und einer klaren Abgrenzung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu erstellen. Es ist aus unserer Sicht daher sinnvoll, hier eine unterhaltsfreie Lösung zu erarbeiten und entsprechend umzusetzen. Eine zweite wasserführende Ebene (Sekundärabdichtung) wäre eine dauerhafte und langfristige Möglichkeit.

Putzanschlussfugen

Zwischen Fensterbank Anschlussprofil/Putzbord und WDVS ist ein schlagregendichter Anschluss beispielsweise mittels Dichtband (BG1) zu erstellen. Wir empfehlen hier die Systeminformationen des Fassadensystemgebers zu beachten. Eine Abdichtung vom WDVS zum Bordprofil der Fensterbank mittels Dichtstofffuge sollte vermieden werden. Aufgrund unterschiedlicher Längenausdehnungen von WDVS und dem Putzbord sowie die Längenausdehnung der Fensterbank selbst kann es in diesem Bereich durch auftretende Scherkräfte zu Abrissen kommen.

Um einen Wassereintritt in diese Putzabrissfugen zu minimieren, ist aus unserer Sicht die Verwendung von Dichtbändern (BG1) nachhaltiger. Gleiches gilt für den Anschluss zwischen WDVS und Fensterrahmen. Hier ist ebenfalls mit einem Dichtband (BG1) abzudichten. Alternativ kann hier ein schlagregendichtes Putzanschlussprofil verwendet werden, welches die unterschiedlichen Ausdehnungen des WDVS und des Rahmenmaterials (Holz, Aluminium, Kunststoff) aufnehmen kann und so einen dauerhaft schlagregendichten Anschluss gewährleisten kann.

Ungenügende bzw. fehlende Abdichtung zwischen Fensterbank Anschlussprofil/Putzbord und WDVS sowie fehlender Trennschnitt, siehe Abschnitt „Putzanschlussfugen“.

Was ist das "Gewerkeloch"?

Eine mittlerweile ebenfalls bekannte Fehlerquelle stellt das sogenannte Gewerkeloch (Schnittstelle im Eckbereich zwischen Fenster, Fensterbank und Fassadenleibung) dar. Man trifft immer wieder auf nicht verschlossene Löcher. In Deutschland kommt hier oft noch die Führung des Sonnenschutzes mit ins Spiel.

Wie umgehen mit offenen Nuten?

Sind Nuten, beispielsweise bei Aluminiumvorsatzschalen oder Profilnuten bei Kunststofffenstern in beiden unteren Eckbereichen nicht bereits vom Werk abgedichtet, so sind diese auf der Baustelle durch den Monteur bis zur Ebene des Fassadenanschlusses zu schließen, um eine Wasserinfiltration hierüber in die Konstruktion zu verhindern. Gleiches gilt bei Schweizer Systemen für die sogenannte Wetterschenkelnut. Ist diese nicht geschlossen, so kann auch hier Schlagregen und Schnee eindringen. Die Kapillarwirkung ist nicht zu unterschätzen.

Fensterbankecken

In Deutschland werden oft Fensterbänke als Meterware mit sogenannten Endstücken/Abschlüssen verwendet. Hier sollte man auf ein schlagregendicht geprüftes System zurückgreifen. In der Schweiz werden Fensterbänke aus Aluminium in der Regel für ihren Einsatzort abgekantet. Die Ecken sind so auszuführen, dass eine dauerhafte und langfristige Schlagregendichtheit sichergestellt ist (z. B. Ecken verschweißen).

Entwässerung des Fenstersystems

Die Entwässerung des Fenstersystems muss oberhalb der Fensterbank erfolgen. Bei einem Fenstersystem mit Vorsatzschalen (Holz-Metall- oder auch Kunststoff-Metall-Fenster) sollte die Fensterbank breiter sein als diese Vorsatzschalen, um sämtliches Wasser von oben aufnehmen zu können und nach außen abzuführen. Kann die Schlagregendichtheit der Fensterbank und der Anschlüsse von Fensterbank zu Fenster und Fassade nicht sichergestellt werden, so ist eine zweite Dichtebene (Sekundärabdichtung) 3-seitig wannenförmig unterhalb der Fensterbank zu erstellen. Zur Fassadenvorderkante ist diese Sekundärabdichtung idealerweise an ein vorderes Putzanschlussprofil mit Abtropfkante angeschlossen, siehe Abbildung.

Der Abstand zwischen Fensterbank und zweiter Dichtebene (Sekundärabdichtung) sollte min. 5 mm betragen, damit eindringende Feuchtigkeit auf der zweiten Dichtebene (Sekundärabdichtung) nach außen abgeleitet werden kann. Der Anschluss zur vorderen Putzkante sollte nicht durchgehend verschlossen werden, damit Feuchtigkeit nach vorne abfließen kann.

Um für die Fensterbank und deren Anschlüsse die Fehlerquote so gering wie möglich zu halten, bedarf es einer gründlichen Planung. Schnittstellen und Zuständigkeiten müssen klar geregelt und definiert sein. Die Zusammenarbeit unter den einzelnen Gewerken ist besonders wichtig und muss durch die Bauleitung koordiniert werden.

Wie bereits beschrieben ist die Fensterbank selbst und deren Anschlüsse keine leichte Aufgabe und bergen ein hohes Fehlerpotenzial. Feuchteschäden werden oft sehr spät bemerkt, da diese langsam entstehen, jedoch eine zerstörende Wirkung haben. Daher empfehlen wir das Anbringen einer zweiten Dichtebene unterhalb der Fensterbank wie im Beitrag beschrieben. Diese ist sogar notwendig, wenn Anschlüsse nicht langfristig zu 100% dicht erstellt werden können. 

Dieser Artikel von Sven Gallmann erschien zuerst in GLASWELT-Ausgabe 06/2023. Sven Gallmann ist Sachverständiger für Fenster, Türen und Fassaden. Seit 2018 ist er Teil des Sachverständigen-​Teams bei www.fensterinform.ch.

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