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Zweistufige Fenstermontage: Einbau mit Zargen verbessert alle Prozesse

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Im aktuellen RAL Montageleitfaden schreibt das ift Rosenheim „Vorab-Zargen bieten […] für alle Baubeteiligten erhebliche Vorteile.“ Auch der VFF sagt: „Das spart Kosten und mit Sicherheit auch Nerven“. Was in Deutschland exotisch klingt, ist in vielen Regionen Europas seit langem der Standard. Wir haben den europaweit tätigen Fensterhersteller Finstral gebeten, seine Erfahrungen mit der zweistufigen Montage zusammenzufassen.

Joachim Oberrauch meint zur Frage, warum in Südtirol die Fenster zweistufig mit Zarge montiert werden: „Na, das haben wir schon immer so gemacht. Seit über 50 Jahren bieten wir bei ­Finstral dieses Verfahren an. In unserer ­Heimat war das einfach schon immer üblich.“

Wie wir in Europa bauen, ist sehr regional geprägt. Finstral ist über viele Jahre in andere Länder expandiert und hat so unzählige Einbau-­Varianten für Fenster kennengelernt, weiterentwickelt und perfektioniert. Inzwischen umfasst die Bibliothek an Bauanschluss-Details über 700 Varianten – etwa 300 davon unabhängig geprüft durch das ift Rosenheim. „Diese Erfahrung aus ganz Europa hat uns gelehrt: Zweistufige ­Einbauvarianten mit Zarge sind letztlich immer billiger und besser“, so der Präsident des Verwaltungsrats bei Finstral.

„Wenn wir unser Montagezargen-System in Deutschland vorstellen, hören wir von Fensterfachbetrieben, Planern und Architekten oft den Satz ‚das ­haben wir noch nie so gemacht.‘“ Dabei gibt es so viel entscheidende ­Vorteile aus der zweistufigen Montage aus Sicht eines Fensterbetriebs:

Planung des Bau­anschlusses wird einfacher

Mit Zargen wird der Bauanschluss unabhängig von Material (Holz, Aluminium, Kunststoff) und Ausstattung (z.B. Aufnahmen für Führungsschienen) eines Fensters geplant. Es wird eine einheitliche Schnittstelle für alle Fenstersysteme geschaffen. Einerseits vereinfacht das die Montagevorbereitungen. Andererseits kann so bereits der Fensterverkäufer den Bauanschluss ­jedes Blendrahmens definieren (nämlich den für Zargen-Montage) und ­direkt mit verbindlichen Preisen kalkulieren.

Zarge schafft Luft für Fensterproduktion

„Wie schnell können Sie liefern?“, ist eine der häufigsten Fragen vor der Kaufentscheidung. Zargen sind in 2 – 3 Wochen produziert und auf die Baustelle geliefert und montiert. Das bedeutet zwar Zeitdruck in der Fertigung, aber es geht schließlich nur um Unterputzmaterial und nicht um ­fertige Ober­flächen in hoher Form- und Farbvielfalt, wie es bei Fenstern der Fall ist.

Für deren Produktion hat der Fensterbauer beim zweistufigen Einbau Zeit bis zum Abschluss der nassen Bauphase – also deutlich länger als sonst ­üblich. Übrigens: Zargen und Fenster werden bei Finstral meist gemeinsam bestellt, aber nur die Zargenfertigung in der Produktion ausgelöst. Die Fensterfertigung wartet. Wenn es besonders eilig ist, können aber auch erst nur die Zargen bestellt werden und die Entscheidung für die Fenster-Konfiguration später gefällt werden.

Teure Messfehler kommen mit Zargen nicht vor

Dass Fenster nach falschem Aufmaß produziert werden, ist zwar selten, aber wenn es passiert summiert sich der Schaden schnell auf viele tausend ­Euro und der zeitliche Druck für die Nachlieferung wird groß. Bei zweistufiger Montage fallen Messfehler hingegen bereits beim Zargeneinbau auf und können in der wartenden Fensterproduktion noch korrigiert werden.

Zargen helfen, auf Fachkräfte-Mangel zu reagieren

Gut ausgebildete Monteure zu finden wird generell immer schwieriger. Dass beim Fenstereinbau besonders schwere Elemente auf der Baustelle vertragen werden müssen, macht die Arbeit gerade für ältere Kollegen zusätzlich unattraktiv. Auch hier hat der zweistufige Einbau Vorteile: Um den fachgerechten Einbau der leichten Zargen können sich die besten und ­erfahrensten Kollegen kümmern, denn hier geht es um Präzision. Den Einbau der schweren Fenster in die vorbereitete Zarge können auch angelernte oder unerfahrene Mitarbeiter übernehmen. Schwer sind dabei nur die Fensterelemente. Die Montage ist leicht, denn die Schnittstelle ist mittels Zarge prozesssicher vorbereitet.

So geht es bei der Sanitärinstallation: In der nassen Bauphase wird nur ein ­Unterputzelement gesetzt …
Die Putzarbeiten und andere schmutzigen ­Arbeiten können erfolgen, ohne dass die Sanitär­armaturen ­beschädigt werden.
Erst ganz zum Schluss erfolgt die Montage der hochwertigen Badarmaturen.

Zargen führen die anderen Gewerke der Baustelle

Mit der Zarge sind für alle nachfolgenden Gewerke die Anschlüsse prä­zise geklärt und zeitliche Abhängigkeiten zwischen den Gewerken entzerrt. Das Fenstergewerk übernimmt die Führung und reduziert so den Ärger mit ­Missverständnissen.

Rohbau schließen ist möglich, aber nicht notwendig

In Deutschland ist es üblich, den Rohbau mit Fenstern zu schließen bevor mit dem Innenausbau begonnen wird. Notwendig ist das nicht, wie Märkte mit Zargen-Tradition, z. B. Südtirol oder Österreich, zeigen. Trotz der zu Deutschland vergleichbaren Wetterbedingungen wird der Bau dort bewusst nicht geschlossen, um ihm weiterhin die Möglichkeit zum Trocknen zu geben. Durch den Einsatz von Folienverschluss oder Bautüren kann der Bau aber dennoch auch beim Einbau mit Zargen temporär geschlossen werden.

Die Analogie im Fensterbau: Zunächst erfolgt der ­präzise Einbau der Vorab-Zargen.
Alle Putz- und Trocken­bauarbeiten können auch hier ­erledigt ­werden, ohne Fenster zu beschädigen.
Genauso hier: Das Fenster wird dann kurz bevor der ­Möbelwagen vor der Tür steht eingebaut.

Was ist mit Diebstahlschutz auf der Baustelle?

Wer Kupfer stehlen möchte, lässt sich auch von Bautüren oder Fenstern nicht aufhalten. Und in Märkten mit Zargen-Tradition kommt Einbruchschutz als Argument nie auf. Und wenn doch Bedarf an besserer Abschreckung besteht, werden die Zargenöffnungen im EG mit Spanplatten verschlossen.

Weniger Streit dank weniger Bauschäden

Die ­Erfahrung lehrt, dass eigentlich immer irgendein Fenster während der der nassen Bauphase ­beschädigt wird. Ob der Holzrahmen aus Fichte aufquillt, die Eiche schwarz anläuft, sich auf Scheiben schwarze Punkte vom Funkenflug einbrennen oder Rahmen mit Putz verschmieren. Nicht jeder Abnahmemangel ist auch berechtigt, aber eines sind sie immer: nervig und zeitraubend. Beim zweistufigen Einbau ist man dieses Thema los, denn wenn die fertigen Fenster auf die Baustelle kommen, sind die allermeisten Verursacher von Bauschäden längst nicht mehr anwesend.

Nach dem Zargeneinbau die zweite Rechnung stellen

Wer Fenster verkauft und montiert, muss häufig nennenswerte Beträge vorfinanzieren. Darum ist es als Montagebetrieb so wichtig, seine Liquidität im Auge zu behalten. Die zweistufige Montage macht das leichter. Da mit dem Zargeneinbau bereits eine Leistung erbracht ist, kann die zweite Teilrechnung gestellt werden. So hat der Fensterbauer bereits einen bedeutenden Teil der Auftragssumme berechnet, noch bevor die Fenster in Produktion gehen.

Zargen verringern das Basteln auf der Baustelle

Wer einmal ein Fenster mit Sonnenschutz, motorischer Lüftung und Glasgeländer verbaut hat, kann von den unzähligen Handgriffen berichten, die auf der Baustelle nötig sind, um all die Bauteile unterschiedlicher Hersteller fachgerecht einzubauen. Moderne Lösungen, wie das FIN-Fix-System, integrieren all diese Funktionen bereits ab Werk in der Zarge. Von Rollladenkästen über Vorbohrungen für den Elektroanschluss bis zum Fensterbank- und Glasgeländer-Anschluss ist alles bereits vorhanden und muss nur noch in die Leibung montiert werden. Das spart nicht nur kostbare Zeit am Bau, sondern eliminiert auch eine Vielzahl potenzieller Fehlerquellen.

Für hochwertigere Fenster braucht es die Zarge

Wer in unserer Branche wachsen will, muss ­entweder mehr oder hochwertigere Fenster montieren. Letzteres heißt auch, dass das Risiko von Beschädigungen während der Bauphase wächst – schließlich handelt es sich um teurere Elemente. Der zweistufige Einbau vermeidet ­dieses Risiko. Oberrauch: „Wir sind überzeugt, dass Zargen eine Schlüsselrolle dabei spielen,

hochwertig ausgestattete Fenster im großen Stil populär zu machen. Auch in der Elektro- ­und ­Sanitärbranche waren es die Unterputz­elemente, die ­edlen Lichtschaltern und eleganten ­Wasserhähnen in der Breite zum ­Durchbruch verholfen haben.“

Letztlich ist die Montage mit Zarge immer billiger

Zweistufig montieren heißt zweimal auf die Baustelle fahren. Das klingt gegenüber der einstufigen Montage direkt in den Rohbau zunächst nach Mehraufwand. „Unsere Erfahrungen zeigen jedoch, dass gerade die schwer erfassbaren weichen Faktoren das locker kompensieren: Der Aufwand rund um Koordination, Planung, Schutz der Leistung, Einsatz erfahrener Mon­teure, Reklamationen und Kundendienst ist bei zweistufiger Montage viel verlässlicher kalkulierbar und dadurch unschlagbar effizient. Und wenn man in die Gesamtkostenrechnung auch noch den ersten Fenstertausch nach ca. 30 Jahren mit einberechnet, dann ist die Zarge eigentlich immer die mit Abstand günstigste Lösung.“

In ganz Europa haben Fenster viele regionale ­Unterschiede. „Sie sind Ausdruck unserer über Jahrhunderte gewachsenen Baukultur, die zu wahren und zu respektieren uns bei Finstral ein großes Anliegen ist. Doch was den Einbau von Fenstern im Neubau betrifft sind wir sehr entschieden: Der zweistufige Einbau hat sich nicht nur bewährt, sondern ist auch die in jeder ­Hinsicht bessere Methode. Wir können nur jeden ermutigen es selbst auszuprobieren,“ resümiert Oberrauch.

Dieser Artikel erschien zuerst in GLASWELT-Ausgabe 07/2022. 

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