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Wie funktioniert eigentlich ein Blower-Door-Test?

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Blower-Door-Test: Dichtheit und Energieeinsparung

Der Blower-Door-Test soll das Qualitätsmerkmal dicht oder undicht für ein Gebäude zahlenmäßig erfassbar machen. Denn z.B. ein undichter Neubau kann sich innerhalb der nächsten Generationen für die Leckagen rächen. Ein undichtes Gebäude benötigt wegen des unkontrollierbaren Luftaustausches mehr Wärmeenergie als ein luftdichtes Gebäude.

Am Ende eines Blower-Door-Tests steht üblicherweise ein Prüfbericht und eine Zahl. Diese Zahl wird als n50-Wert bezeichnet. Dieser Wert besagt dann, wie häufig das Volumen des geprüften Gebäudes innerhalb einer Stunde ausgetauscht wird bei einer Druckdifferenz von 50 Pascal.

Beispiel:

Bei einem Gebäudevolumen von 300 m3 und einem Volumenstrom von 1500 m3 pro Stunde, um diesen Druck von 50 Pascal zu erreichen, ergibt sich ein n50-Wert von

1500 m³/h / 300 m³ = 5,0h-1.

Um diesen Druck von 50 Pascal aufzubauen, muss man bei einem relativ undichten Gebäude mehr Luftvolumen bewegen als bei einem dichten Gebäude. Ein n50-Wert von 5h-1 wie in diesem Beispiel nicht sonderlich dicht für ein Einfamilienhaus. Neubauten erreichen mindestens einen n50-Wert von 3,0h-1 und bei leicht erhöhten Anforderungen auch einen Wert von 1,5h-1 und besser. Ein Passivhaus bringt es auf eine Dichtheit von 0,6h-1

Gebäudedichtheit: Wie realistisch sind 50 Pascal?

Es stellt sich natürlich auch die Frage nach dem zu erreichenden Druck. 50 Pascal als Zahlenwert ist in der freien Natur ebenfalls anzutreffen. 50 Pascal entsprechen einer Wassersäule von 5mm Höhe oder einem Fahrtwind von rund 9m pro Sekunde, also rund 33 Stundenkilometer oder einer Windstärke von fünf Beaufort, die man als frischen Wind wahrnimmt. Testet man also ein Haus unter diesen Bedingungen, so ergibt sich der Luftaustausch unter realistischen Bedingungen einer frischen Brise.

Wie wird der n50-Wert ermittelt?

Man ermittelt diesen Wert mithilfe eines Ventilators, den man in eine Gebäudeöffnung einsetzt. Dieses Gebläse wird festgezurrt in ein Fenster oder eine Tür gesetzt und mittels reißfesten Gewebetuchs gegen den Baukörper abgedichtet.

Schaltet man nun den Ventilator ein, so hat dieser die Möglichkeit, ins Gebäude hineinzublasen oder umgekehrt die Luft aus dem Gebäude herauszusaugen. Ein Druckmessgerät vergleicht die Druckdifferenz zwischen drinnen und draußen.

Die Drehzahl des Ventilators wird dann solange angepasst, bis tatsächlich ein Unterschied von 50 Pascal zwischen drinnen und draußen erreicht wird. Der dann gemessene Volumenstrom stellt im Verhältnis zum Gebäudevolumen den n50-Wert des Gebäudes dar.

Kritische Punkte

1. Rohrdurchdringung Dach (Sanitär- und Lüftungsanlagen)

2. Dachflächenfenster

3. Sparren, Anschlüsse, Ortgang

4. Fensterblendrahmen­anschlussfuge

5. Fensterflügelrahmen

6. Außenwand

7. Durchdringungen

8. Umlaufende Dichtung der Kellertür

9. Durchdringungen von Rohren

10. Bodendichtung Tür

11. Blendrahmen der Außentür

12. Auflager von Holzbalken­decken

13. Anschluss von Dämmstoffen

14. Einstiegsluke zum Spitzboden

Leckagen ermitteln und lokalisieren

Um das Verfahren anzuwenden, kann ein Über- oder Unterdruck die Leckagen anzeigen. Bei Unterdruck ergibt sich ein etwas anderes Messergebnis als beim Überdruck. Beispielsweise werden Fenster, die üblicherweise nach innen geöffnet werden, bei Unterdruck im Gebäude von der Dichtfläche leicht abgehoben. Hingegen wird ein solches Fenster bei Überdruck im Hause gegen die Dichtfläche gedrückt. Es leuchtet ein, dass sich die Ergebnisse bei ansonsten gleicher Druckdifferenz unterscheiden können.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied ergibt sich bei der Lokalisierung der Leckagen. Wird ein Unterdruck im Hause erzeugt, lassen sich die kritischen Punkte der Gebäudehülle leicht mit einem Rauchspender untersuchen. Der Rauch wird durch die von außen eintretende Luft bewegt und abgelenkt. An Steckdosen, Rohrdurchführungen, Rollladengurteinführungen und Fensterdichtungen wird man beispielsweise häufig fündig.

Überdruck im Hause lässt auch schwer zugänglich Leckagen sichtbar werden, wenn z.B. eine Nebelmaschine entsprechende Räume einnebelt. Der Austritt des Nebels kennzeichnet ebenso die Undichtigkeit, nur eben auf der Außenseite des geprüften Gebäudes.

Praktikabel ist auch, die Zugerscheinungen durch Messgeräte zu lokalisieren, die gleichzeitig Luftgeschwindigkeit und Temperatur ermitteln, so genannte Thermoanemometer. Dort wo bei Unterdruck ein kalter Luftzug in den Raum eintritt, kann eine Undichtheit nach außen unterstellt werden.

Eine weitere Methode ist die Visualisierung durch Thermografie. Hierbei werden mittels einer entsprechenden Kamera unterschiedlichen Temperaturen unterschiedliche Farben zugeordnet. Farbunterschiede die sich während eines Blower-Door-Tests ergeben, können daher ebenfalls auf eine Undichtheit hinweisen.

Zwei unterschiedliche Blower-Door-Tester sollten bei ein und demselben Gebäude auf etwa gleiche n50-Werte kommen. Daher hat man mittels einer Norm eine gewisse Ordnung in den Ablauf dieser Messungen gebracht.

Zur Bestimmung der Luftdurchlässigkeit von Gebäuden gibt es die DIN EN 13829. Hier wird auch festgelegt, unter welchen Wetterbedingungen die Messung noch durchgeführt werden sollte. Bei einem heftigen Sturm wird ein Gebäude andere Werte aufweisen als bei Windstille. Gemessen wird daher nur bis Windstärke 3. Es wird nach DIN EN 13829 auch festgelegt, welche Öffnungen ins Freie oder in benachbarte Räume geschlossen werden.

Dies betrifft als Öffnung ins Freie beispielsweise die Küchenlüftung oder den offenen Kamin. Beide dieser genannten potenziellen Luftbrücken sind  zu schließen. Hingegen werden sämtliche Innentüren, die zur beheizten Zone des Hauses gehören, geöffnet und eventuell mit Keilen gegen unbeabsichtigtes Zuschlagen gesichert.

Als weitere Vorbereitung sollten raumluftabhängige Wärmeerzeuger abgeschaltet und ebenfalls gesichert werden. Luftdurchlässe von Lüftungsanlagen sind zu verschließen. Nach Prüfung der Schließ- und Öffnungsvorgaben beginnt der eigentliche Messaufwand. Luft wird in beide Richtungen transportiert, rein und raus.

Die jeweiligen Drücke und Volumenströme werden aufgezeichnet. Zusammen ergibt sich abschließend ein Bild vom Dichteverhalten des Gebäudes. Die Messelektronik und entsprechende Software unterstützt dabei die Auswertung zur Ermittlung des n50-Wertes.

Blower-Door-Test schon während der Bauphase durchführen!

Wird so ein Blower-Door-Test während der Bauphase durchgeführt, so sind eventuelle Nacharbeiten zur Herstellung der geforderten Gebäudedichtheit mit relativ geringem Aufwand möglich. Daher sollte der Test im Sinne aller Beteiligten bereits vor dem Innenausbau eingeschoben werden. 

Ist das Haus fertiggestellt und der Test offenbart erst dann einen Fehler, kann schon wesentlich mehr Aufwand nötig werden, um die Dichtheit nachträglich herzustellen. Der Bauherr jedenfalls hat nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik ein Recht auf eine entsprechende Dichtheit der Bauausführung.

Der Blower-Door-Test enttarnt natürlich nicht nur die Bausünder, sondern beweist im besten Falle auch die Arbeit von Fachbetrieben. Immer häufiger werden daher begleitende Messungen, auch zum Schutz des Handwerkers, während der Bauphase ausgeführt. Bei Kosten von ca. 300 Euro je Messung für ein Einfamilienhaus ist eine solche Maßnahme auch im wirtschaftlichen Sinne dringend anzuraten.

Dieser Artikel von Dipl.-Ing. (FH) Elmar Held ist zuerst erschienen in SBZ Monteur 7/2017.

Potenzielle SHK-Undichtheiten

  • Kein Innenputz hinter Leitungen (Beispiel: Fallleitung für Abwasser in der Ecke angeordnet und dahinter nicht verputzt)
  • Kein Innenputz hinter Vorwandinstallationen 
  • (Beispiel: WC-Spülkasten auf der Außenwand)
  • Rohrdurchführung durch die Dichtebene des Dachs
  • (Beispiel: Leitung der thermischen Solaranlage)

Inhalt eines Blower-Door-Prüfberichts

  • Daten des geprüften Gebäudes
  • Protokoll der Messreihen
  • Grafik der Leckagekurve
  • Bemerkungen zum Messablauf (inkl. der vorhandenen Leckagen)
  • Protokoll der natürlichen Druckdifferenzen
  • Bezugsgrößenberechnung (Gebäudefläche und -volumen)

Regeln zur Luftdichtheitsschicht

  • In der Regel ist die Luftdichtheitsschicht raumseitig der Dämmebene anzuordnen.
  • Der Wechsel der Luftdichtheitsebene in Konstruktionen, z. B. ein Verspringen von außen nach innen, ist nach Möglichkeit zu vermeiden.
  • Die Anzahl der Durchdringungen der Luftdichtheitsebene ist gering zu halten.
  • Durchdringungen sind mit geeigneten Anschlusslösungen zu planen und anzuordnen.
  • Die Länge von Fugen und Anschlüssen ist auf das notwendige Maß zu minimieren.

Welche Verluste können auftreten?

Pro Heizperiode können an durchschnittlichen Standorten durch luftdichte Ausführung (Luftwechsel < 0,6 bei n50-Test) gegenüber durchschnittlich undichten Gebäuden (LW ca. 3) etwa 10 – 15 kWh/m²a eingespart werden. Diese Werte stammen aus einer Fachinformation der österreichischen Initiative Klima:Aktiv.

Die Werte sind noch relativ abstrakt. Anhand eines Beispiels wird dies jedoch anschaulicher:

Ein Einfamilienhaus mit 100 m² Wohnfläche würde zwischen 1000 – 1500 kWh höhere Energieaufwendungen zur Beheizung benötigen, wenn der n50-Wert 3 h-1 statt nur 0,6 h-1 betragen würde. Das entspricht dem Energiegehalt von 100 bis 150 l Heizöl oder 100 bis 150 m3 Erdgas.

Vorteile des Blower-Door-Tests für Endkunden

  • Einspar-Potentiale bei Heizung und Vermeidung von Wärmeverlust.
  • Mehr Komfort durch Lokalisierung von Leckagen, die z. B. zu Zugluft führen.
  • Lokalisierung von Gebäudehüllenfehlern.
  • Bauschäden im Vorfeld vermeiden.

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