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Zolldeal mit den USA belastet das Handwerk massiv

Gerd Mischler
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Der Abschluss des Zollstreits zwischen den USA und der Europäischen Union (EU) ist „kein Erfolg“, erklärt der geschäftsführende Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bundes, Marc Tenbieg. Viel mehr belaste die Ende Juli zwischen US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) ausgehandelte Vereinbarung die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und trifft damit auch das Handwerk“, bestätigt der Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke.

Mit der Einigung sind zwar die Zölle von 30 Prozent vom Tisch, die Trump ab 1. August 2025 erheben wollte. Dennoch kassieren die USA künftig Zölle von 15 Prozent für aus der EU in die Vereinigten Staaten ausgeführte Waren. Ausnahmen gelten für Flugzeuge, bestimmte Chemikalien, Agrarprodukte und kritische Rohstoffe. Außerdem hält Washington an seinem Zollsatz von 50 Prozent auf europäisches Aluminium und Stahl fest.

EU-Kommissionschefin von der Leyen macht Zusagen, die sie nicht halten kann

Zu dem „Deal“ ließ sich Trump zudem nur herab, weil von der Leyen zusagte, europäische Unternehmen würden in den kommenden Jahren 600 Milliarden Euro in den Vereinigten Staaten investieren. Das liegt aber in der Hand der Firmen, nicht der Brüsseler Kommission. Auch versprach deren Präsidentin, die EU werde bis zum Ende von Trumps Amtszeit Flüssigerdgas (LNG), Erdöl und Kernbrennstoffe im Wert von 750 Milliarden Euro in den USA kaufen. Auch das liegt jedoch nicht im Ermessen der CDU-Politikerin, sondern der Mitgliedsstaaten.

Dennoch könnten beide Zusagen Betrieben gerade im Heizungs- und Klimatechnikhandwerk massiv schaden. Denn „wenn man mehr LNG und Öl aus den USA importiert, läuft das den Zielen zuwider, die Erneuerbaren Energien auszubauen“, befürchtet Dr. Samina Sultan Senior Economist für europäische Wirtschaftspolitik und Außenhandel am Institut der Deutschen Wirtschaft. Das wird den Austausch von Heizungen bremsen. „Weitere Umsatzrückgänge sind nun zu befürchten“, erwartet daher ZDH-Chef Holger Schwannecke.

USA sind wichtigster Exportmarkt deutscher Unternehmen

Leiden wird das Geschäft vieler Handwerker auch, weil die Abmachung von der Leyens mit US-Präsident Trump die deutsche Wirtschaft insgesamt massiv schwächen wird. Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Auslandsmarkt deutscher Unternehmen. Vergangenes Jahr setzten sie dort Waren für 253 Milliarden Euro ab. Das waren 10,4 Prozent aller Exporte. Diese Ausfuhren sanken in Folge der Zollpolitik Trumps bereits in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres um 2,6 Prozent. 

Ökonomen befürchten, dass sich dieser Rückgang fortsetzt. Das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung beispielsweise geht davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt durch die jüngste Einigung im Zollstreit um 0,15 Prozent oder 6,5 Milliarden Euro geringer ausfallen wird als bislang angenommen.

Wenn Investitionen in die USA gehen, leidet das Handwerk

Das trifft Handwerksbetriebe auch, wenn sie keine direkten Geschäfte mit den USA machen. Denn wenn ihre Kunden Investitionen in die Vereinigten Staaten verlagern, vergeben sie hierzulande weniger Aufträge. Auch wer um seinen Arbeitsplatz fürchten muss, wird privat weniger Arbeiten beauftragen. 

Autoexperte Professor Ferdinand Dudenhöffer befürchtet, dass allein Autobauer mittelfristig jeden zehnten deutschen Arbeitsplatz in der Branche in die USA verlegen werden. Viele Betriebe sind „bereits jetzt von der Verlagerung von Produktionsstandorten betroffen“, bestätigt ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke.

Washington behält sich weiter Zollerhöhungen vor

„Das einzig positive an dieser Einigung ist, dass eine weitere Eskalationsspirale zunächst abgewendet werden konnte“, findet daher Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Doch nicht mal das steht fest. Denn noch muss das Abkommen zu Papier gebracht und von den Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten angenommen werden. 

Einzelne davon, wie Trumps Verbündeter in Europa, der Ungar Viktor Orban, meckern bereits, andere europäische Staaten hätten einen besseren Deal bekommen. In der Tat erheben die Vereinigten Staaten für Einfuhren aus Großbritannien künftig nur zehn Prozent Zoll.

Zudem erklärten Vertreter der US-Regierung, diese würde sich künftige Zollerhöhungen vorbehalten, sollte die EU ihre Investitionszusage nicht einhalten. Das berichtet die Nachrichten Agentur Reuters.

„Der Kern des Problems ist daher nicht der Deal selbst, sondern der aggressive Protektionismus der amerikanischen Regierung“, erklärt der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig, Dr. Fabian Magerl. Unter Trumps Wirtschafspolitik leiden Handwerker daher künftig auch, wenn ihr Betrieb selbst gar keine Geschäfte mit den USA macht.

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