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Badrenovierung: Raumkonzept mit viel Natur

Andrea Stark-Niehaus
Inhalt

Ein neues Bad im Untergeschoss eines renovierungsbedürftigen Wohnhauses will Wärme, Rückzug und Natur vermitteln. Auf rund 12 m² soll neben der frei stehenden Badewanne auch eine frei zugängliche Duschzone mit Sitz und viel Komfort ihren Platz finden, ebenso ein Dusch­-WC und ein Waschtisch mit Ablage und Stauraum. Zudem ist eine Sitzmöglichkeit gewünscht. Holz, Naturstein und ein strahlwassergeeigneter Kreideputz sind die Zutaten für das Raumkonzept. Der Praxisbericht beschreibt, wie alles zusammenpasst. 

Raum mit extremem Schlauchcharakter

Eine gute Raumeinrichtung beginnt stets mit der Analyse des Raumes. Der Raumzuschnitt in diesem Praxisbeispiel ist gleichmäßig, weist allerdings einen extremen Schlauchcharakter auf. Die Raumbreite von 241 cm und die Lage des kleinen Fensters geben der Planung vor, dass die Duschzone den kompletten hinteren Bereich einnehmen wird, um den Raum optisch zu verkürzen.

Aufgrund der Lage des Bades im Untergeschoss wäre die Gestaltung einer Bodenbündigkeit sehr aufwendig gewesen, die in der Kombination mit Holz im Bad ohnehin Probleme aufwirft. So steht schnell fest, dass der gesamte Bereich aufgestuft wird. Eine raumbreite Ablaufrinne ermöglicht ein sauberes und unsichtbares Gefälle zur Kopfwand des Raumes hin.

Die Wanne steht fast parallel zur Wand, nur das Kopfteil zur Dusche hin ist in den Raum gerückt. So drängt sich die Wanne nicht direkt in den Vordergrund, sondern bindet sich perfekt in das Raumgefüge ein, das Gesamtbild wirkt ruhig auf den Betrachter.

Große Platten in Schiefer-Multicolor werden als Belag gewählt, ein ausdrucksstarker Naturstein, der sich auch an der kompletten rechten Raumwand in rauen, kleinformatigen Schieferbricks wiederfindet. Die Farbgestaltung von Grautönen bis hin zu Rostrot in Kombination mit der sehr unebenen Oberflächenstruktur vermittelt das Gefühl einer Höhle. Die Längsseite der Duschzone wird mit Tadelakt in Betonoptik gestaltet, einem zwar glatten, in sich aber doch welligen und weichen Wandbelag, der nach dem Aufbringen aufwendig mit einem kleinen Stein verdichtet wird. In der Kombination bietet er sowohl in der kühlen Farbe als auch in der Oberfläche einen schönen, weichen Kontrast zum rauen Schiefer.

Vorwandkonstruktion über die gesamte Wandlänge

Es steht zudem ausreichend Platz für die Integration eines gemauerten Sitzes an der Kopfseite der Dusche zur Verfügung, der ein Fußbad im Sitzen oder ein sicheres und entspanntes Duschen im Stehen gewährleistet. Eine Duschreling in der Farbe der kleinformatigen Armaturen mit einer klaren Aussage lädt zum Stützen und Halten ein und integriert die Duschstange. Da das Fenster ohnehin erneuert werden musste, wird es mit einem feststehenden linken Teil gewählt, damit davor die senkrechte Duschstange positioniert werden kann.

Der kleine rechte Teil des Fensters ist schnell zum Lüften oder Frischluftduschen geöffnet. Vor die rechte Raumseite wird komplett eine Vorwandkonstruktion gestellt, um die notwendige Technik unterbringen zu können. Über die gesamte Breite ist sie durch eine großzügige Nische unterteilt, die als Shampoo-Nische, Dekoboard und Licht­element zugleich dient.

Nur als Abtrennung zur Duschzone hin ist sie in Sitztiefe mit einer deckenhohen Säule unterteilt, die die beleuchtete Glasscheibe mit Lasergravur einfasst. Die Lichtkegel der angepassten LED­-Spots erzeugen ein schönes Lichtspiel über die gesamte Raumlänge hinweg. Sie sind getrennt schaltbar und überdies dimmbar, sodass sie als warmes Lichtszenario in den Abendstunden dienen.

Die Komfortgröße von 12 m2 erleichterte es, eine frei stehende Badewanne zu integrieren. Die Raumbreite von 241 cm und die Lage des kleinen Fensters geben der Planung vor, dass die Duschzone den kompletten hinteren Bereich einnehmen wird.

Die Wanne steht nur fast parallel zur Wand

Die mit den Schieferbricks belegte Wand bildet einen passenden Rahmen für die frei stehende, zierliche, organisch geformte Badewanne aus Mineralguss, die zum Entspannen einlädt. Der grazile Rand und die zum Boden hin konisch verlaufende Form lassen das mit 180×90 cm recht große Element im Raum sehr leicht wirken. Baden allein, aber auch zu zweit soll gleichermaßen bequem möglich sein. Das ermöglichen die mobilen Rückenstützen.

Die Wanne steht fast parallel zur Wand, nur das Kopfteil zur Dusche hin ist etwas in den Raum gerückt. So drängt sich die Wanne nicht direkt in den Vordergrund, sondern bindet sich perfekt in das Raumgefüge ein, das Gesamtbild wirkt ruhig auf den Betrachter. Diese Position ermöglicht es sehr gut, die Armaturen aus der Wand mit einem herkömmlichen Wanneneinlauf zu gestalten. Sie sind im ersten Drittel des Wannenbereichs angebracht, um eine mühelose Bedienung zu garantieren.

Das Lichtszenario im Bad wird neben den Nischenleuchten mit getrennt schaltbaren Wandleuchten abgerundet – für Zeiten, in denen mehr Licht gewünscht ist.

In diesem Fall sind die quadratischen Grundformen der Armaturenteile nicht nur Wunsch der Bauherrin, sondern auch eine Voraussetzung für die Montage. Die starke 3­D­-Optik der Wandgestaltung macht es notwendig, die Schiefersteine in Form der Armaturenblenden auszuklinken. Dies setzt eine gekonnte Handwerkerleistung voraus. Die Planung der frei stehenden Wanne, insbesondere wenn sie nur zu einem kleinen Teil gedreht wird, bedarf besonderer Sorgfalt. Der Bodenablauf ist schon in der Rohbauphase an der richtigen Position vorzusehen und festzulegen. Eine große Änderung ist später nur unter erheblichem Aufwand noch möglich und sollte unbedingt umgangen werden.

WC hinter Birkenstämmen versteckt

Neben der Badewanne verschwindet das Dusch-­WC hinter drei Birkenstämmen, die zur Tür hin aufgestellt werden. Sie erfüllen einen dekorativen Zweck, verstärken den Bezug zur Natur, spenden ausreichend Intimsphäre und sind ideal geeignet, um den einfachen, aber praktischen Papierrollenhalter anzubringen. Die durchgehende Designplatte hinter dem WC ermöglicht die Montage auf der unebenen Wandfläche.

Die quadratischen Grundformen der Armaturenteile sind nicht nur Wunsch der Bauherrin, sondern auch eine Voraussetzung für die Montage. Die 3­D-­Optik der Wandgestaltung macht es notwendig, die Schiefersteine in Form der Armaturenblenden auszuklinken.

Waschtischanlage zieht die Blicke auf sich

Auf der gegenüberliegenden Seite – auf den ersten Blick beim Betreten des Raumes – spiegelt sich das Bild der frei stehenden Badewanne in einer frei hängenden Schale. Sie ist in Material und Form identisch, nur kleiner. Der Anspruch an die Waschtischanlage, außergewöhnlich zu sein, verbot eine Konsolenanlage mit Holzunterbauten oder auch eine gemauerte Variante und den darüber angebrachten Lichtspiegel.

Die Schale sitzt nun auf zwei filigranen Stahlträgern, die daran angeschraubte asymmetrische Holzstange dient als saloppe Handtuchstange. Die darüber angebrachte Wandarmatur mit rechteckiger Grundplatte lässt das Wasser im breiten, natürlichen Strahl in die großzügige Waschschüssel laufen. Ein dahinter aufgebrachter deckenhoher Streifen des Tadelakts verhindert, dass Spritzwasser auf einer nur gestrichenen Wand dunkle Flecken hinterlässt, und fokussiert das Ensemble auf eine asketische und strenge Weise.

Eine gegossene Betonbank steht locker darunter, sie ist Ablagefläche und Sitzmöglichkeit in einem. Eine Spiegelfläche und Stauraum für Kosmetika stehen mit einem vertikalen Spiegelschrank in Quadratformen im rechten Winkel zum Waschtisch bei Bedarf zur Verfügung. Der Komfort wird mit einem beleuchteten Vergrößerungsspiegel vervollständigt.

Die Birkenstämme erfüllen einen dekorativen Zweck, verstärken den Bezug zur Natur, spenden ausreichend Intimsphäre und sind ideal geeignet, um den einfachen, aber praktischen Papierrollenhalter anzubringen.
Die Waschtischschale sitzt auf zwei filigranen Stahlträgern, die daran angeschraubte asymmetrische Holzstange dient als Handtuchstange.

Kleines Lichtspiel mit Bewegungsmeldern

Das Lichtszenario im Bad wird neben den Nischenleuchten mit getrennt schaltbaren Wandleuchten abgerundet – für Zeiten, in denen mehr Licht gewünscht ist. Bei jedem Betreten heißen die bodennah angebrachten und automatisch per Bewegungsmelder gesteuerten Wandeinbauleuchten den Nutzer willkommen. Dieser kleine Luxus beginnt im Flur und erübrigt in der Dämmerung und bei Nacht das Betätigen eines Lichtschalters.

Der durch das gesamte Untergeschoss laufende Holzboden vermittelt angenehme Fußwärme und Wohlgefühl und spielt geschickt mit dem warmen und vielfarbigen Schieferstein sowie dem kühlen, zurückhaltenden Tadelakt in Betongrau. Alle übrigen Wände und Decken wurden nur grob geschliffen und mit einem Gemisch aus Farbe und Quarzsand in einem warmen Weiß gestrichen. Das Resultat ist ein reduzierter, natürlicher Raum, der jedoch nicht leer und kühl wirkt und der Gegensätze miteinander spielen lässt.

Die Wahl der Materialien allerdings spricht nicht für absolute Pflegeleichtigkeit. Wasserpfützen müssen aufgenommen, Naturstein und Tadelakt müssen regelmäßig abgezogen und imprägniert werden und ein Holzboden behält auch nur bei richtiger Pflege seinen natürlichen Glanz. Bauherren, die eine derartige Gestaltung schätzen, nehmen den entsprechenden Aufwand jedoch gern in Kauf.

Handbuch: Bäder neu gestalten

„Bäder neu gestalten“ von Andrea Stark ist in neuer Auflage erschienen. Die 2. Auflage ist aktualisiert und wurde mit zahlreichen neuen Badbeispielen aus der Praxis der Autorin erweitert. Diese zeigen u. a. viele zeitgemäße Gestaltungsideen mit Fliesen sowie individuelle Lösungen für schwierige Raumsituationen. Das Buch ist Inspiration und Ideensammlung für alle, die sich mit der Umgestaltung von Bädern im Bestand beschäftigen. Mit ihrer umfangreichen Kollektion an reich bebilderten Beispielen aus der Praxis bietet die Sammlung Badplanern, Architekten, Fachunternehmern mit Planungsaufgaben und nicht zuletzt auch den Bauleuten viele Anregungen für den Umbau und die Modernisierung von Bädern zu moderaten Kosten.

Ob kleine Bäder, barrierefreie Bäder oder Dachgeschossbäder – das Handbuch liefert Gestaltungskonzepte für unterschiedliche Raumsituationen und zeigt die Umsetzung verschiedenster Bauherrenwünsche an konkret realisierten Badezimmern. Alle Beispiele sind Komplettlösungen, die das Zusammenwirken von Raumaufteilung, Wand- und Bodengestaltung, Möblierung, Farbe und Beleuchtung zeigen. Jedem Badbeispiel sind die Wünsche der jeweiligen Bauherren, evtl. die spezielle Herausforderung des betreffenden Raumes sowie ein Grundriss, an dem sich die beschriebenen Umbauten gut nachvollziehen lassen, vorangestellt. Zahlreiche Skizzen und Fotos veranschaulichen die neu gestalteten Bäder. Des Weiteren ergänzen theoretische Grundlagen rund um die Badplanung die Beispielsammlung.

Die Eckdaten: „Bäder neu gestalten – Konzepte zwischen Standard und Luxus“ von Andrea Stark, 21,0 x 29,7 cm, gebunden, 316 Seiten mit 558 farbigen Abbildungen, 59 Euro

Verlagsgesellschaft Rudolf ­Müller

www.baufachmedien.de

Dieser Beitrag von Andrea Stark-Niehaus erschien zuerst in SBZ-Ausgabe 05/2022. Andrea Stark-Niehaus ist Innenarchitektin und seit mehr als 25 Jahren im Bäderbau mit „Starkberaten“ tätig. 

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