Wie viel Technik benötigt ein Gebäude? Die hohe Kunst des Low-Tech-Bauens
Was brauchen wir eigentlich, wenn es ums Dach über dem Kopf geht? Die Antwort auf diese Frage scheint klar: nicht zu warm im Sommer soll es sein, nicht zu kalt im Winter, mit Internetanschluss und halbwegs bezahlbar. Oder muss es doch etwas mehr sein? Jedenfalls treiben die festgeschriebenen Standards in Sachen Ausstattung und Komfort die Kosten für das Wohnen immer weiter in die Höhe. So dass sich die Eingangsfrage mit neuer Dringlichkeit und leicht abgewandelt stellt: Worauf können wir verzichten? Könnten abgespeckte Vorgaben und Normen, sofern sie nicht die Sicherheit betreffen, das Bauen wie das Umbauen nicht wesentlich günstiger machen und die energetische Modernisierung der Bausubstanz beschleunigen? Der Gebäudetyp E – E wie „einfach“ oder „experimentell“ –, für den ab 2025 die Paragraphen 650a und 650o des BGB angepasst werden sollen [1], soll genau das ermöglichen.
Dass dieser Ansatz prinzipiell funktionieren kann, zeigt ein Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren der TU München. Erprobt wurde und wird an realen Wohngebäuden in Bad Aibling, wie einfacher, ressourcenschonender und nachhaltiger geplant und gebaut werden kann. Ergänzt werden diese Forschungen durch eine Untersuchung der Projektleiterin Anne Niemann speziell des Komfort- und Behaglichkeitsempfindens in den Low-Tech-Gebäuden, für die sie die Bewohnerinnen und Bewohner befragen konnte. Die Ergebnisse bildeten die Grundlage ihrer im Oktober abgeschlossenen Dissertation.