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Fenster und Fassaden: Zahlen zeigen differenziertes Bild der Märkte und der Branche

Am 4. Mai 2023 fand die Frühjahrs-Fachtagung Statistik und Markt des Verbandes Fenster + Fassade (VFF) im IntercityHotel am Frankfurter Flughafen statt. Im Fokus der Veranstaltung mit insgesamt 90 Teilnehmern, davon 35 Personen vor Ort und 55 online standen wie immer die aktuellen Fenstermarktzahlen. „Für 2022 müssen wir entgegen unserer Herbstprognose von minus 1 Prozent nun einen tatsächlichen Rückgang von 2 Prozent feststellen“, so VFF-Geschäftsführer Frank Lange. „Die gegenwärtige Inflation, der Zinsschock und die Verunsicherung der Bauherren und Sanierer angesichts der Diskussion um mögliche Austauschpflichten für Heizungen drücken unsere Erwartungen für 2023 auf minus 4,5 Prozent.“

Neben den üblichen Konjunkturdaten der Baubranche, neben der Fenster- und Außentürenmarkt-Prognose und den Zahlen zu den Produktions-, Import- und Exportmengen standen außerdem die aktuellen Europamarktzahlen sowie schließlich die neue Branchenstrukturanalyse 2023 auf dem Programm der Fachtagung.

Zu Beginn erläuterte Frank Lange die Entwicklung des VFF-Konjunkturindexes auf dem Stand von März 2023. Er zeigt, dass die aktuelle Einschätzung der Marktlage, also die tatsächliche Auftragslageeinschätzung der beteiligten Unternehmen im Blick auf den Gesamtmarkt schon seit Juli 2022 rückläufig ist. Dagegen hat sich die Erwartung in den zukünftigen Markt auf niedrigem Niveau verbessert. Getragen wird diese bessere Erwartung durch die Aussicht auf höhere Neubau- und Sanierungsraten angesichts des steigenden Wohnungsdrucks und der Notwendigkeit energieeffizienten Sanierens als Säule der Klimapolitik.

Anschließend präsentierte Martin Langen von der B + L Marktdaten GmbH die aktuelle Baumarktentwicklung in Deutschland. Langen erläuterte, dass sich insgesamt eine Stabilisierung der Konjunktur zeigt, die Bauerwartungen aber nach wie vor negativ sind. 2022 habe es zwar einen Rückgang im Marktvolumen gegeben, die Umsätze seien aber mit guten Deckungsbeiträgen gestiegen. Für 2023 ist jedoch im Wohnneubau mit einem Rückgang des Auftragseingangsvolumen real von 35 Prozent zu rechnen. Allerdings werden die Beschaffungspreise im Zukauf der Vorprodukte wieder fallen und somit die Unternehmen entlasten. Langens Ausblick auf 2024 geht dahin, dass der Wohnungsbau aufgrund der Nachfrage und möglicher Korrekturen der Zinspolitik, nachdem die Inflation nachlässt, wieder anspringt. Und langfristig im Blick auf 2030 hält Langen eine Sanierungswelle für notwendig und unausweichlich. Denn nur durch die damit erzielbare Verbesserung der Energieeffizienz im Gebäudebereich lassen sich in Deutschland die Klimaziele, die vom europäischen Green Deal vorgegeben sind, erreichen, und zum andern ein nachhaltiges, attraktives und werthaltiges Immobilienportfolio für Investoren sicherstellen.

Die aktuellen deutschen Fenster- und Außentürenmarktzahlen präsentierte Jörg Flasdieck von der Heinze GmbH. Online zugeschaltet war Christopher Kramp, neu im Team von Heinze und ebenfalls an der Entwicklung der Zahlen beteiligt. Kernaussage ihrer Studie – siehe dazu ausführlicher unsere Pressemitteilung vom 9. Mai – waren die schon genannten Rückgänge bei Fenster und Fassaden um 2 Prozent 2022 und dann 4,5 Prozent 2023.

Nach der Mittagspause hob Martin Langen in seiner Präsentation der Fenster-& Haustürenproduktion Deutschlands sowie der Produktions-, Import & Exportmengen den Rücklauf der deutschen Produktion bei größerem Importanteil hervor, begründet insbesondere durch den hohen Anteil von PVC-Fenstern aus Polen. Perspektivisch wird der italienische Markt auch für die deutsche Produktion von Bedeutung sein. weil Italiens Boom mit Wachstumsraten von 20 Prozent, getragen von einer hohen staatlichen Förderung, derzeit auch stark Importvolumen nach Italien lenkt. Dieses Importvolumen wird unter anderem auch mit polnischen Fenstern erzielt, die bei nachlassendem Marktwachstum in Italien auch wieder nach Deutschland exportiert werden könnten. Unsicher ist noch, welche Rolle der zeitlich noch nicht konkretisierbare Aufbau in der Ukraine nach dem Krieg in dieser europäischen „Marktbalance“ spielen kann. 

Nach sieben Jahren hat die B + L Marktdaten GmbH ein Update der Branchenstrukturanalyse erstellt, welche die Analyse von 2015 bis zum Jahr 2022 fortschreibt. Zentrale Aussage der von Marcel Dresse vorgestellten Analyse ist, dass sich die schon lange beobachtbare Konzentration der Branche bei immer noch sehr großen Unternehmenszahlen weiter fortgesetzt hat: von 6.373 Unternehmen im Jahr 2015 auf 5.880 im Jahr 2022. Der VFF wird im Juni 2023 detaillierter über die Studie informieren und diese dann auch zum Erwerb anbieten.

Den letzten Vortrag vor der Abschlussdiskussion hielt Prof. Dr. Dirk Hass vom KIM Künzelsauer Institut für Marketing an der Hochschule Heilbronn. Er präsentierte seine aktuelle Erhebung zu den europäischen Fenstermärkten (von 2007 bis 2022), die er mangels valider Daten der meisten nationalen Verbände vor allem zusammen mit dem VFF-Arbeitskreis, mit EuroWindoor und mit den großen europaweit agierenden Systemhäusern erarbeitet hat. Besonders in den Blick nimmt die Studie die großen europäischen Märkte Frankreich, Italien, Großbritannien und Polen. Die nach Rahmenmaterialien differenzierten Zahlen ermitteln für den gesamten europäischen Markt ein Absatzvolumen von 137,3 Millionen Fenstereinheiten (à 1,3 x 1,3 m) im Jahr 2022 gegenüber 131,5 im Jahr 2020.

„Bisher hat sich unsere Branche wie die Baubranche insgesamt in den vergangenen beiden Jahren angesichts der vielen Negativeinflüsse des Krieges und der Pandemie sehr robust und durchaus erfolgreich behauptet“, bilanzierte Frank Lange nach der Fachtagung. „Und wir können davon ausgehen, dass die derzeitig rückgängige Marktentwicklung, bedingt durch den Zinsschock und Investionsunsicherheiten in Deutschland, sich schon bald wieder dreht. Der Bedarf an Wohnraum ist enorm, die Notwendigkeit zum Energiesparen auch im Gebäude ist unabdingbar. Dennoch werden 2023 und wohl auch 2024 für den deutschen rückläufigen Fenstermarkt schwierig.“

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