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Neue Fenster fürs Stuttgarter Schloss: Effizienz trifft auf Denkmalschutz

Daniel Mund
Bei den neuen Isoliergläsern wurde ein hocheffizientes Sonnenschutzglas eingesetzt, welches sehr lichtdurchlässig ist, bei gleichzeitig höchst möglicher Transparenz. Das hängt mit der fehlenden Klimaanlage im Schloss zusammen.

Das Stuttgarter Neue Schloss im Herzen der baden-württembergischen Landeshauptstadt kann auf eine lange Geschichte bis zurück ins 18. Jahrhundert blicken. Ab 1746 in mehreren Phasen erbaut, wurde es erst 1806 vollendet.

Durch Luftangriffe im Jahr 1944 wurde das Schloss nahezu völlig zerstört und brannte bis auf die Außenfassade ab. Seit dem Wiederaufbau nach dem Krieg zwischen 1958 und 1964 wird das Gebäude von der baden-württembergischen Landesregierung und anderen staatlichen Einrichtungen genutzt.

Das Schloss besteht aus zwei Etagen und einem Halbstock, der als Mezzanin mit durchgehender Fassade oder als Mansardstock mit einem steilen Mansarddach ausgebildet ist. Die klassische Lochfassade prägen rechteckige Fenster, Rundbogen- oder Stichbogenfenster und schließlich runde Fenster in den Gauben.

2019 schrieb das Land die Sanierung von Holzfensterelementen sowie Verglasungsarbeiten im Planie- und Rosen­gartenflügel aus. Die Lose umfassten über 800 Holzfenster, die Fensterfläche der bis zu vierflügeligen Fensterelemente beträgt insgesamt deutlich mehr als 2.000 m2.

Die Kunst des Bewahrens

Mit den Arbeiten wurde die Holzmanufaktur Rottweil beauftragt. Das Unternehmen engagiert sich seit über 30 Jahren als holzverarbeitender Betrieb in den Bereichen Denkmalpflege, Baukultur und Architektur.

Vertriebsleiter Karsten Braun betont: „Da es bei vielen Fenstern und Türen berechtigte Ansprüche an wärme-, schall- und sicher­heitstechnische Verbesserungen gibt, müssen über­zeugende Kompromisse für die handwerkliche Umsetzung gefunden werden.“ Diese Aussage lässt sich so auch auf die Grundinstandsetzung und Restaurierung der Holzfenster beim Stuttgarter Schloss übertragen, welche die Holzmanufaktur Rottweil seit letztem Jahr und noch bis 2021 durchführt. Es gilt, die energetischen Anforderungen an ein als Verwaltung genutztes ­Gebäude und den Denkmalschutz in Einklang zu ­bringen.

Der Bauherr entschied sich, die alten bislang nur einfach verglasten Kiefern-Verbundfenster in der äußeren Ebene mit einem Isolierglas auszustatten. Die Wahl fiel auf das hocheffiziente Sonnenschutzglas Climaplus Xtreme von Saint-Gobain, welches extrem lichtdurchlässig ist, bei gleichzeitig höchst möglicher Transparenz.

Der Grund: Im Gebäude darf keine Klimaanlage eingebaut werden, dem Sonnenschutz wird durch den Einsatz der speziellen Glas-Beschichtung Rechnung getragen.

Das Stuttgarter Neue Schloss blickt auf eine lange Geschichte zurück. Ab 1746 in mehreren Phasen erbaut, wurde es erst 1806 vollendet. 1944 wurde es nahezu vollständig zerstört und bis 1964 wieder aufgebaut.

Sechs Wochen Auszeit der Elemente

Der logistische Aufwand der Arbeiten ist eine besondere Herausforderung: „Die Mitarbeiter dürfen bei der Sanierung die Arbeiten an den Fenstern nur von außen, ohne ein vorgestelltes Fassadengerüst vornehmen“, so Braun. Und die Malerarbeiten mit der giftigen Bleiweiß-Farbe müssen im extrem geschützten Bereich durchgeführt werden.

Die Restaurierung umfasst insgesamt die mechanische und maltechnische Bearbeitung sowie die Reparatur der Fensterrahmen, außerdem die Erneuerung von Dichtungen, Bändern (z. B. der Fitschen) und der Kittfasen. Projektleiter vor Ort ist Nico Zischler, der jetzt seit 2019 von Rottweil nach Stuttgart pendelt und GLASWELT-Chefredakteur Daniel Mund beim Baustellenbesuch die logistischen Herausforderungen verdeutlicht:

„Wir hängen an einem Tag das zu sanierende Fenster aus und ersetzen es durch ein Provisorium. In unserer Werkstatt in Rottweil wird dann das Element ­instandgesetzt, funktional verbessert und kommt nach sechs Wochen zurück an seinen Bestimmungsort.“

Für ausgezeichnete Energieeffizienz und Sonnenschutz sorgen das Isolierglas Climaplus Extreme von Saint-Gobain sowie die Warme Kante Swisspacer Advance.

Wiener Sprosse mit sauberer Optik

Eine Besonderheit ist der Einbau von Sonderisolierglas beziehungsweise Sonnenschutzglas im Bereich der Mansardenfenster, die allesamt mit einer Wiener Sprosse ausgestattet werden. „Dabei entschieden wir uns für die Wiener Sprosse von Swisspacer“, sagt Braun.

„Deren Optik ist für uns ansprechend und die Vielfalt der Farben ist vorteilhaft. Gleichzeitig werden auch alle energetischen Anforderungen erfüllt. Der Bauherr wünscht, dass die Abstandhalter so eingebaut werden, dass sie praktisch nicht zu sehen sind. Deshalb ist auch die Anpassung der Farben für uns so wichtig.“

Die Vorgaben des Bauherrn in Sachen Einbau stellten die Experten vor große logistische Herausforderungen.

Anpassung der Wiener Sprosse

Ein weiteres wichtiges Kriterium sei die Anpassung der Wiener Sprosse an den Bestand. Insgesamt hat Swisspacer 13 verschiedene Abmessungen der Wiener Sprossen sowie ein Sprossenkreuz mit integriertem Klapperschutz im Portfolio.

Die Wiener Sprossen bestehen aus dem gleichen isolierenden Kunststoff wie die Abstandhalter, die hier in Form des ­Swisspacer Advance ebenfalls zum Einsatz kamen. Sie minimieren die Wärmebrücken am Glasrand. Bei den Fenstern für das Stuttgarter Schloss mit dem durchgehenden Glas können Ug-Werte von bis zu 0,9 W/(m²K) erreicht werden.

Saubere Kopplung der Wiener Sprosse auf der Sichtfläche des Abstandshalters. Die Sprosse liegt ohne Spalt auf und die Mittellinie ist in einer Flucht mit der Mittellinie des Abstandshalters.

Bestandsschutz hat Vorrang

Insgesamt betrachtet dürfe nicht davon ausgegangen werden, dass das so sanierte Fenster günstiger sei als ein neues Fenster – vielmehr geht es in solchen Fällen immer um den Bestandsschutz.

„Außerdem ist das Kiefern-Holz der Altfenster tatsächlich von besserer Qualität, als die Kiefer, die heute verfügbar ist,“ erläutert Hermann Klos, Geschäftsführer der Holzmanufaktur Rottweil. Finanzministerin Edith Sitzmann sieht das Projekt durchweg positiv:

„Die energetische Sanierung der Fenster im Neuen Schloss ist ein weiterer von vielen Bausteinen in unserem Energie- und Klimaschutzkonzept.“ Pro Jahr werden durch die Sanierung der Fenster der beiden Flügel ungefähr 32 Tonnen CO2 eingespart.

Dieser Artikel von Daniel Mund ist zuerst erschienen in GLASWELT 12/2020.

Das kann die Holzmanufaktur Rottweil

Seit 3 Jahrzehnten restaurieren, verbessern und rekonstruieren die Spezialisten der Holzmanufaktur Rottweil historisch wertvolle Bauausstattungen. Hermann Klos und Günther Seitz sind die Gründer und Geschäftsführer der Erhaltungsexperten.

„Wir restaurieren und reparieren historische Ausstattungen wie Fenster, Türen, Böden und Täfelungen. Vorhandene Qualität wird mit neuer Qualität begegnet“, so Hermann Klos. „Wir fertigen Fenster, an denen man sich ein Leben lang erfreuen kann und die man mit Stolz an die nächste Generation weitergeben kann.“

Ihr guter Ruf eilt ihnen in ganz Europa voraus: Von den über 100 Mitarbeitern sind rund die Hälfte ständig mobil – beispielsweise in Griechenland auf der kleinen Insel Syros: Dort wurden bei einem Gebäude aus dem späten 18. Jahrhundert die Fenster und Fensterläden restauriert.

Klos: „Die Holzmanufaktur Rottweil bietet Bauherren und Architekten stets die optimierte Lösung bei der Erhaltung historisch wertvoller Bausubstanz. Unser Bestreben ist es, die ästhetischen und historischen Werte des Denkmals zu bewahren und zu erschließen.“

Für Fenster und Türen im Bestand kann generell ein Retrofit sinnvoller als ein Ersatz durch Neubau sein. Bestehende Fenster werden wieder auf den neuesten Stand gebracht, die stabile Grundsubstanz der Bauteile bleibt erhalten und es entfallen aufwendige Neben- und Anschlussarbeiten.

Es geht also manchmal auch darum, den Aufwand zu reduzieren und die Kosten zu minimieren. Darüber hinaus macht die Überarbeitung der Bauelemente sogar aus energetischer Sicht Sinn:

Laut einer von der Holzmanufaktur Rottweil in Auftrag gegebenen Studie der ina Planungsgesellschaft Darmstadt werden statt einer ressourcen- und energieintensiven Neubeschaffung bei einem überarbeiteten Holzfenster ca. 27 % nicht erneuerbarer Primärenergiebedarf und 17 % Treibhausgasemissionen in Herstellung, Instandhaltung und Entsorgung eingespart.

 www.homa-rw.de

Holzmanufaktur Rottweil GmbH

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