Gebäudemodernisierungsgesetz als Chance: Wärmeerzeugung und Effizienz gemeinsam denken

„Ein wörtlich gemeintes Gebäudemodernisierungsgesetz kann ein Meilenstein werden, wenn es gelingt, Wärmeerzeugung und andere energetische Sanierungsmaßnahmen zusammenzudenken. Gesetz und Förderung können zusammen den Menschen die dringend nötige Orientierung geben, damit sie zukünftig, wenn ein Teil eines Gebäudes erneuert oder instandgehalten wird, diese Gelegenheit auch für energetische Verbesserungen nutzen", erklärt Henning Ellermann, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF).
Dies sei ein zentraler Hebel, um mit überschaubaren Mehrinvestitionen die Sanierungsrate spürbar zu steigern und echte Fortschritte zu erzielen. Eine Analyse der Prognos AG im Auftrag der DENEFF im September zeigte: Eine moderate Steigerung der Investitionen im Gebäudesektor um rund 11 Prozent gegenüber heute würde ausreichen, um die Energie- und Klimaziele zu erreichen.
Akzeptanz schaffen und Fehlentscheidungen vermeiden
Stefan Bolln, Vorsitzender des Energieberatendenverbands GIH, sieht ebenfalls die Vorteile eines solchen Vorgehens: „Jedes Gebäude muss individuell betrachtet werden: Was steht ohnehin an, welche Maßnahmen sind technisch sinnvoll und wirtschaftlich tragbar? Gerade im eigenen Zuhause wollen Menschen Lösungen, die zu ihrem Gebäude und ihrer Lebenssituation passen. Ein ganzheitlicher Ansatz schafft Akzeptanz und vermeidet Fehlentscheidungen sowie Lock-in-Effekte.“
Ein Zusammenwirken von Effizienzmaßnahmen und Energieträgerwechsel ist auch Peter Mellwig vom ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung besonders wichtig, um absehbare Engpässe im Energiesystem und Risiken für Kosten und Akzeptanz zu minimieren: „Es ergibt gerade in der heutigen Zeit mit all ihren Unsicherheiten einfach Sinn, hier zweigleisig zu fahren. Wir kommen schneller und sicherer ans Ziel und bringen dabei die Gebäude auf Vordermann, die sonst sehr hohe Energiekosten verursacht hätten. Auch Energieversorger und Netzbetreiber zeigen sich zunehmend besorgt, dass sie andernfalls an Grenzen stoßen könnten.“
Übergreifender Modernisierungsansatz
Ein übergreifender Modernisierungsansatz ist nicht nur energie- und klimapolitisch sinnvoll. Er stärkt die regionale Wirtschaft, schafft und sichert Arbeitsplätze und reduziert Abhängigkeiten von fossilen Energieimporten – mit positiven Effekten für öffentliche Haushalte und soziale Sicherungssysteme. Neue Berechnungen der Prognos AG im Auftrag der DENEFF zeigten, dass energetische Sanierung bereits heute rund 2,5 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts sichert und etwa 600.000 Arbeitsplätze stärkt – vor allem im Handwerk, Baugewerbe und innovativen Mittelstand. Eine schrittweise Erhöhung der Sanierungsrate könnte mittelfristig ein BIP-Plus von bis zu 3,4 Prozent ermöglichen.
Aus Sicht der drei Experten kommt es nun auf einen stringenten Mix aus gesetzlichen Regelungen, adäquater Förderung und klaren Preissignalen an. Diese Instrumente müssen konsistent aufeinander abgestimmt werden, damit Modernisierungsvorhaben ausgelöst und planbar werden. Kernbausteine dafür sind verlässliche Kontinuität im Heizungsbereich und eine zügige deutsche Umsetzung der bereits 2024 verabschiedeten EU-Gebäuderichtlinie.
