Heizungswasser wird oft nachlässig behandelt: Die 6 häufigsten Fehler bei der Aufbereitung
Die Unterschätzung der Bedeutung von Wasserqualität oder der Versuch, Kosten einzusparen, führen laut Sebastian Stricker, Leitung Anlagen und Systemtechnik bei der Remeha GmbH, häufig dazu, dass die Aufbereitung von Heizungswasser komplett vernachlässigt oder schlecht durchgeführt wird. Wir haben mit ihm über die Problematik gesprochen. Die Ergebnisse haben wir in dieser Liste über die häufigsten Fehler bei der Aufbereitung von Heizungswasser zusammengeführt.
Jeder dieser Fehler kann direkt oder indirekt fatale Folgen haben: Dazu zählen Steinbildung, Korrosion und Verschlammung als direkte Konsequenzen, die zu einer verminderten Energieeffizienz, erhöhtem Verschleiß und im schlimmsten Fall zum Systemausfall führen können. Die nachfolgende Auflistung der häufigsten Fehler entspricht indes keiner Häufigkeits-Rangfolge.
Parameter für eine gute Wasserqualität
Parameter, die Indikatoren für eine gute Wasserqualität im Heizsystem sind und umgekehrt Parameter, die eine schlechte Qualität darstellen, sind folgende:
Gute Qualität:
- pH-Wert: 7,0 - 9,0
- Leitfähigkeit: ≤ 100 μS/cm
- Gesamthärte: ≤ 0,3 °dH (für optimale Behandlung)
siehe auch Richtwerte der VDI 2035.
Schlechte Qualität:
Eine schlechte Wasserqualität stellt sich ein, wenn der Sauerstoffgehalt, Schwebstoffe, Chloridgehalt oder mikrobiologische Aktivitäten erhöht sind. Exakte Werte können hier nicht angegeben werden, da diese von weiteren Faktoren, wie z. B. dem Anlagenvolumen abhängig sind.
1. Fehler: Verwendung von Wasser mit ungeeigneter Härte
Zu hartes Wasser führt zu Kalkablagerungen, während zu weiches Wasser die Korrosionsgefahr erhöht. Beides kann die Lebensdauer und Effizienz der Anlage erheblich beeinträchtigen. Konkrete Zahlen lassen sich zwar nicht per se nennen, denn der Härtegrad ist abhängig von der installierten Leistung und des spezifischen Anlagenvolumen in l/kW Heizleistung. Aber soviel: Ist ein Wärmeerzeuger < 50 kW mit weniger als 20 l/kW spezifischen Anlagenvolumen installiert, gibt es keine Anforderung an den Härtegrad.
Anders bei größeren Erzeugern: Ein Wärmeerzeuger zwischen 50 - 200 kW mit einen spezifischen Anlagenvolumen mit zwischen 20 - 40 l/kW erhält eine Anforderung an die Härte von 5,6 °dH erhält. Oberhalb von > 600 kW und/oder > 40 l/kW gilt die max. Anforderung 0,3 °dH.
2. Fehler: Ungeeigneter pH-Wert
Die fehlende pH-Wert-Stabilisierung oder eine falsche Alkalisierung kann zu einem ungeeigneten pH-Wert führen. Ein zu niedriger pH-Wert begünstigt Korrosion, während ein zu hoher pH-Wert möglicherweise eine Auflösung von Schutzschichten auf metallischen Bauteilen verursacht. Welcher pH-Wert ist zu niedrig, welcher zu hoch bzw. in welcher Range sollte er sich bewegen?
Der pH-Wert ist u. a. abhängig vom verwendeten Werkstoff im System und wird gemäß der VDI 2035 für Werkstoffe ohne Aluminiumlegierungen von 8,2 - 10,0 und mit Aluminiumlegierungen von 8,2 - 9,0 angegeben. Durch sog. Inhibitoren wie dem Remeha HDK Vollschutzprodukt lässt sich die Range erweitern von 7 - 10 für alle Werkstoffe.
Eine Verwendung von 100 % entmineralisiertem oder sterilisiertem Wasser ohne pH-Pufferung führt zu korrosivem Wasser im Heizsystem und kann schwere Schäden verursachen.
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3. Fehler: Undichte Stellen oder falsche Befüllung
Undichte Stellen im System oder eine falsche Befüllung können einen erhöhten Sauerstoffeintrag zur Folge haben. Dies verstärkt die Korrosion und fördert die Bildung von Magnetit, was die Funktionsfähigkeit der Anlage beeinträchtigt. Was konkret ist eine falsche Befüllung, gibt es dafür Indikatoren und welche sind diese?
Falsch:
- Verwendung von unbehandeltem Wasser mit zu hoher Härte
- Befüllung ohne Berücksichtigung der Systemgröße und Kesselleistung
- Vernachlässigung der Wasseraufbereitung bei Nachfüllungen
Richtig:
- Verwendung von aufbereitetem Wasser (enthärtet oder entsalzt)
- Einhaltung der vorgeschriebenen Wasserhärte und Leitfähigkeit
- Zusatz von geeigneten Inhibitoren zur pH-Stabilisierung
4. Fehler: Missachtung von Herstellervorgaben
Die Missachtung von Herstellervorgaben, sei es aus Unkenntnis oder Nachlässigkeit, kann einen Verlust der Garantie nach sich ziehen. Zudem können Installateure für daraus resultierende Schäden haftbar gemacht werden.
5. Fehler: Zeitintervalle und Mindestinhalte der Analyse
Ein vorgeschriebenes Intervall zur Überprüfung der Heizungswasser-Qualität gibt es zwar nicht, aber Sebastian Stricker empfiehlt die Überprüfung der Wasserparameter gemeinsam mit der jährlichen Wartung auszuführen.
Eine umfassende Analyse sollte dabei mindestens folgende Parameter umfassen:
- pH-Wert
- Leitfähigkeit
- Gesamthärte
- Sauerstoffgehalt
- Schwebstoffe
- Chlorid- und Sulfatgehalt
- Mikrobiologische Aktivität
6. Fehler: Lückenhafte Dokumentationen
Eine gewissenhafte Dokumentation sollte mindestens enthalten:
- Regelmäßige Aufzeichnungen der Wasseranalysen
- Protokolle über durchgeführte Behandlungen und Nachfüllungen
- Aufzeichnungen über Systemvolumen und Kesselleistung
- Dokumentation von Änderungen am System oder der Wasserbehandlung
Zusammenfassung der Problemfelder
Die genannten Fehler sind nach Beobachtung von Sebastian Stricker leider keine Einzelfälle, sondern weit verbreitet in der Branche: „Unsere Marktbeobachtungen und der Austausch mit Experten zeigen folgende Problemfelder auf“, berichtet er und fasst diese wie folgt zusammen:
- Viele Fachhandwerker und Anlagenbetreiber erkennen die Wichtigkeit einer korrekten Heizungswasseraufbereitung nicht in vollem Umfang.
- Die sich stetig verschärfenden und komplexer werdenden Anforderungen an die Wasserqualität führen zu Unsicherheiten bei der Umsetzung.
- Kurzfristige Kosteneinsparungen durch den Verzicht auf eine ordnungsgemäße Wasseraufbereitung führen langfristig zu höheren Gesamtkosten.
- Die Vernachlässigung regelmäßiger Kontrollen und Analysen des Heizungswassers verhindert die frühzeitige Erkennung von Problemen.
- Eine lückenhafte oder fehlende Dokumentation der Wasserqualität kann im Schadensfall Probleme bei der Gewährleistung verursachen.
Fazit: Situation muss besser werden
Die korrekte Aufbereitung von Heizungswasser ist für Sebastian Stricker ein zentraler Faktor für die Effizienz, Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit von Heizungsanlagen. „Als Hersteller sehen wir es als unsere Pflicht, nicht nur hochwertige Produkte zu liefern, sondern auch aktiv zur Lösung der bestehenden Probleme beizutragen“, sagt er, und das klingt nicht pathetisch. Durch die enge Zusammenarbeit mit Fachhandwerkern, Anlagenbetreibern und Verbänden strebe man eine nachhaltige Verbesserung der Situation an. „Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen meistern und die Qualität der Heizungswasseraufbereitung in der Praxis auf ein neues Niveau heben“, resümiert er.
Dittmar Koop ist Journalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz.


