Öffentliche Ladepunkte: Wann und wo werden sie genutzt?

Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur unter dem Dach der NOW GmbH hat die Auslastung von rund 28.000 geförderten, öffentlich zugänglichen Ladepunkten in Deutschland untersucht. Die Analyse basiert auf Daten von 2018 bis 2024. Dies bietet einen umfassenden Überblick über die Nutzungsmuster dieser Ladeinfrastruktur.
Warum die Analyse so wichtig ist
In Deutschland gibt es aktuell knapp 170.000 Ladepunkte für den E-Auto-Bestand. Doch die Ladepunkte seien unterschiedlich stark ausgelastet, erläutert Johannes Pallasch, Leiter und Sprecher der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur. „Deshalb lohnt sich ein genauer Blick auf die Auslastungsdaten. Unsere Analyse hilft zu verstehen, wann und wo Ladepunkte besonders stark genutzt werden.“
Die Auswertungsdaten finden sich im aktuellen Factsheet wieder. „Das Factsheet soll eine Diskussionsgrundlage schaffen und zugleich zeigen, dass nur eine differenzierte Analyse der Auslastung echte Erkenntnisse für den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur liefern kann“, so Pallasch.

So entwickelte sich die Nutzung von 2018 bis 2024
Die Auswertung zeigt, dass die Nutzung der Ladepunkte von 2018 bis 2022 kontinuierlich gestiegen ist. Seitdem ist die Auslastung minimal zurückgegangen. Im Betrachtungszeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 waren die Ladepunkte im Durchschnitt etwa 2,3 Stunden pro Tag belegt. Das entspricht einer zeitlichen Auslastung von rund 9,6 Prozent.
Allerdings haben solche Durchschnittswerte nur eine begrenzte Aussagekraft. Das Ladeverhalten ist komplex und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die in aggregierten Kennzahlen nicht ausreichend abgebildet werden.

Das sind die Einflussfaktoren
Die Auslastung variiert deutlich im Tagesverlauf. Mittags sind die meisten Ladepunkte belegt, nachts die wenigsten. In Metropolen ist die Auslastung durchgehend höher als in städtischen oder ländlichen Gebieten. Zudem zeigt sich in Metropolen ein zusätzlicher Auslastungsspitzenwert am Abend, der in anderen Raumtypen nicht auftritt.

Saisonale Effekte sind insbesondere in Urlaubsregionen relevant. In Ferienzeiten und an Feiertagen steigt die Auslastung dort deutlich an. So kann es auch bei insgesamt niedrigen Durchschnittswerten zu deutlichen Spitzen im Tagesverlauf kommen.

Darum kommt es zu systembedingt und begrenzter Auslastung
Die Analyse macht deutlich, dass die Auslastung von Ladepunkten systembedingt begrenzt ist. Gründe hierfür sind räumliche und zeitliche Diskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage, technische und tarifliche Hürden sowie die eingeschränkte Verfügbarkeit einzelner Ladepunkte. Zusätzlich werden manche Ladepunkte gezielt an Standorten mit geringerer Nachfrage errichtet, um die Flächendeckung sicherzustellen.
Daher erlaubt die reine Auslastungskennzahl keine Rückschlüsse auf Wirtschaftlichkeit, Nutzerfreundlichkeit oder die tatsächliche Bedarfsdeckung der Ladeinfrastruktur.
Einordnung und Ausblick auf der Basis des Factsheets
Die Ergebnisse beruhen auf Daten von etwa 22 Prozent aller öffentlich zugänglichen Ladepunkte in Deutschland. Damit bietet die Analyse eine solide Grundlage für die weitere Diskussion über den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Für die zukünftige Entwicklung ist eine differenzierte Betrachtung der Auslastung unerlässlich, um die Infrastruktur bedarfsgerecht und effizient weiterzuentwickeln.
Das Factsheet können Sie hier kostenlos aufrufen.