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Neuausrichtung der Bundesförderung BEG: Das sagt die Branche

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ZDH: Klimawende braucht verlässliche Förderpolitik

Fachkräftemangel, Lieferengpässe, Preissteigerungen – gleichzeitig wächst der Druck auf das Handwerk, wichtige Transformationsaufgaben umzusetzen. Staatliche Förderinstrumente sollten dabei unterstützen. Die angekündigte Reform der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) droht die Handwerksbetriebe und ihre Beschäftigten dagegen weiter auszubremsen. Das Handwerk fordert eine nachhaltige und verlässliche Förderpolitik.

„Die kurzfristigen Änderungen der Gebäudeförderung bedeutet für Handwerksbetriebe und Auftraggeber eine erhebliche Verunsicherung. Ohne Not wird das Vertrauen in Förderangebote beschädigt, die für die Umsetzung der Energiewende wichtig sind“, so ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke. Wer in der vergangenen Woche noch geplant habe, einen Handwerksbetrieb vor Beginn der Heizperiode mit einer Sanierung zu beauftragen und hierzu mit den aktuellen Fördersätzen gerechnet hatte, der werde nun kurzfristig mit den neuen Fördersätzen kalkulieren müssen.

Das Handwerk steht vor einer Herkulesaufgabe: Die Transformation unseres Landes umsetzen – trotz großer Fachkräftelücke, Materialengpässen und Lieferkettenstörungen sowie enormer Energiepreissteigerungen. „Das kann nur funktionieren, wenn wir die volle Rückendeckung der Politik haben. Dazu gehört auch Verlässlichkeit und Planbarkeit in der Förderpolitik“, fordert Schwannecke. Der Umweltbonus müsse weiter für die Fuhrparkmodernisierung von KMU zur Verfügung stehen und die Bundesförderung für effiziente Gebäude auf Kontinuität ausgerichtet werden. „Das schafft enorm wichtiges Vertrauen in diesen unsicheren Zeiten“, so der ZDH-Generalsekretär.

ZDB: Geplante Änderung der Förderbedingungen verhindert Sanierungen

Der verkündete Stopp der Förderung von EH-100-Sanierungen und die Anpassung der Fördersätze nach unten sei genau das Gegenteil von dem, was eigentlich notwendig wäre, so der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes: Eigentümer und Eigentümerinnen bräuchten eine höhere Förderung anstelle einer niedrigeren, wenn man den Umstieg von fossilen auf regenerative Energien ernst meine, erklärt Felix Pakleppa vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes in einer Pressemitteilung.

"Es ist zwar richtig, angesichts von Energiekrise und Klimawandel auf die Sanierung des Gebäudebestands zu setzen. Auch die bisherige Sanierungsquote von rund einem Prozent ist zu niedrig. Aber der vom Bundeswirtschaftsministerium eingeschlagene Weg ist falsch. Das betrifft auch die Streichung des Bonus für den individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP). Denn damit erhalten Gebäudeeigentümer umfassende Informationen zur Sanierung ihrer Immobilien. Weitere und höhere Investitionen werden dadurch angeregt.

Die Verunsicherung der Menschen ist derzeit groß – und sie wird bei dieser Politik noch größer. Wie sollen sich Eigentümer von Einfamilienhäusern eine energetische Sanierung noch leisten können, wenn die Fördersätze gesenkt werden? Und mit dem Einbau von Wärmepumpen und dem Austausch von Fenstern und Türen ist es leider nicht getan. Hier irrt das Ministerium. Die Dämmung der Gebäudehülle, d.h. sowohl der Außenwände als auch von oberster und unterster Geschossdecken ist zur Erreichung der geforderten Standards unbedingt notwendig.

Daher wird der Schuss nach hinten losgehen: Es wird weniger saniert werden! Investitionen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen. Das Wirtschaftsministerium tut derzeit alles dafür, diesen Grundsatz zu verletzen.

Auch die Tatsache, dass für den Neubau noch keine verlässlichen Förderbedingungen für 2023 vorliegen, wird zumindest private Häuslebauer vom Bauen abhalten. Aber vielleicht ist das ja das eigentliche Ziel grüner Politik.

Wir fordern daher die Bundesregierung auf, die alten Förderbedingungen in Kraft zu lassen. Am besten und viel einfacher wäre es ohnehin, energetische Sanierungsmaßnahmen mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz zu belegen."

GIH: Die Reform der Gebäudeförderung ist ein Streichprogramm

Aufgrund der sich zuspitzenden Klimakrise und der Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energielieferungen nimmt die reformierte Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) vor allem auf fossilen Brennstoffen beruhende Technologien aus der Förderung. „Dagegen ist nichts zu sagen, schließlich besteht hier akuter Handlungsbedarf. Indem jedoch an allen Ecken und Enden gekürzt wird, schießt die Reform weit über dieses Ziel hinaus“, bemängelt Leppig. In der Bilanz seien die neuen Konditionen so unattraktiv, dass viele Hausbesitzer von geplanten Maßnahmen Abstand nehmen werden. Auch den besonders wünschenswerten ganzheitlichen Sanierungen zum Effizienzhaus und -gebäude werde mit der Streichung der beliebten Zuschussvariante und des Einstiegsniveaus EH / EG 100 ein Riegel vorgeschoben.

Besonders ärgerlich findet Leppig die Kurzfristigkeit, mit der die Änderungen vorgenommen wurden: „Hausbesitzern werden Pläne spontan über den Haufen geworfen und Energieberater können so nicht professionell und glaubwürdig arbeiten. Beratungsdienstleistungen, die sich anschließend nicht umsetzen lassen, weil sich ständig alles ändert, sind irgendwann nicht mehr vermarktbar.“ Zumal der Gesetzgeber bereits angekündigt habe, im Herbst weitere Änderungen vornehmen zu wollen.

„Die Vorgehensweise konterkariert die von uns seit langem geforderte Verlässlichkeit und Planbarkeit und der Inhalt der Reform ist alles andere als dazu geeignet, den Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral zu machen“, so das Fazit des GIH-Bundesvorsitzenden.

BuVEG: Energieeinsparungen durch Energieeffizienz wird nicht ausreichend Bedeutung beigemessen

Der Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle BuVEG kritisiert die Verminderung der Förderung zur Sanierung des Gebäudebestandes und die zunehmende Komplexität der Antragsbedingungen bei der BEG.

„Man wird kaum eine flächendeckendere Sanierung mit niedrigeren Fördersätzen und komplizierteren Anforderungen erreichen. Zudem gibt es eine ungerechtfertigte Diskrepanz zwischen Gebäudehülle und Anlagentechnik. Die Gebäudehülle sollte auf keinen Fall zurückstehen, denn eine signifikante Senkung des Energiebedarfs findet nur mit einer effizienten Gebäudehülle statt. Es hätte hier die Chance gegeben, diese Ungleichverteilung aufzulösen“, so Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Verbandes.

DEN: „Frist zur Bestätigung von KfW-Förderanträgen bis 14.08.2022 verlängern“

Mit scharfer Kritik begleitet das Deutsche Energieberater-Netzwerk die Neuregelungen: „Die Absenkung der Zuschüsse für Sanierungsmaßnahmen sendet das falsche Signal an Bauherren“, stellt die DEN-Vorständin Dipl.-Ing. Marita Klempnow fest. „Außerdem ist es kontraproduktiv, die Regelungen schon zum 28.07.2022 in Kraft treten zu lassen. Damit werden bereits begonnene Projekte abrupt gestoppt und das Vertrauen und die Wertschätzung in die Arbeit der Energieberater:innnen wird nachhaltig beschädigt.  Wir fordern deshalb, Übergangsregelungen für Bestätigungen von KfW-Förderanträgen bis zum 14.8.2022 zu verlängern.“

„Als Energieberater sehen wir eine immer größere Lücke klaffen zwischen den Anforderungen des Ordnungsrechts und den Förderungen“, sagt Marita Klempnow. “Die aktuelle Absenkung von Förderungen bei gleichzeitiger Verschärfung der Mindestanforderungen an zu sanierende Gebäude laufen den ausgerufenen Klimaschutzzielen zuwider. Viele Bauherren werden jetzt nur das unbedingt Notwendige zu tun, weil sie nicht mehr auf staatliche Unterstützung vertrauen können. Förderung ist oftmals unsere einzige Möglichkeit, ambitionierte energetische Sanierungen qualitätsgesichert umzusetzen. Ohne verbindliche Vollzugsregelungen bleibt das Ordnungsrecht nur eine Verbesserung auf dem Papier. “

Insbesondere kritisiert die Ingenieurin, dass in den neuen Regelungen die Kreditvariante für Einzelmaßnahmen gestrichen wurde. Für viele Hauseigentümer sei der mit erheblichen Investitionen verbundene Einbau einer Heizung auf Basis erneuerbarer Energien so nicht mehr zu leisten: „Verringerte Zuschüsse vor dem Hintergrund steigender Zinsen verschlimmern dies alles. Sie mögen vielleicht gerade ausreichen, um die Mehrkosten für einen Bankkredit zu finanzieren. Zwar amortisieren sich solche Anlagen und Investitionen heutzutage schneller durch die gestiegenen Energiepreise, aber dies ist für die Banken bei der Hypotheken-Vergabe wohl kein Argument“, so Marita Klempnow.

Die DEN-Vorständin fürchtet, dass mit den angekündigten Förderboni beim Gasheizungstausch der Einbau von Wärmepumpen in schlecht gedämmten Gebäuden befördert werde: „Dies ist widersinnig, denn die Anlagen haben einen hohen Strombedarf, belasten die vorhandenen Netze zum schlechtmöglichsten Zeitpunkt im kalten Winter und verursachen erhebliche Kosten. Die energetische Sanierung muss gesamtheitlich und individuell für die Gebäude betrachtet werden und auch die Gebäudehülle einbeziehen, um die bestmögliche Lösung in Bezug auf CO2-Einsparung und Kosten zu erreichen. Nur die Solaranlage auf dem Dach und die Heizung runter drehen reicht im Gebäudebestand nicht aus.“

DENEFF: Einschnitte bei Sanierungsförderung senden falsche Signale

Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) bemängelt u.a., dass die Verbände vorab nicht, wie eigentlich angekündigt, konsultiert wurden. Insbesondere kritisiert die DENEFF, dass die Fördersätze uneinheitlich gesenkt wurden. Besonders hoch seien die Einschnitte bei umfassenden Modernisierungen. Verbesserungen des Wärmeschutzes und der Anlagentechnik würden künftig deutlich weniger attraktiv gefördert, wohingegen Investitionen in neue Heizungen weiterhin mit bis zu 40 Prozent der Kosten bezuschusst werden.

Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der DENEFF: „Wenn jede Kilowattstunde zählt, wie Bundesminister Habeck immer wieder betont, ist jede Form der Verunsicherung schädlich. Der schnelle Ersatz von Gasheizungen ist wichtig, reicht alleine aber nicht aus. Die Gebäude müssen insgesamt deutlich mit dem Verbrauch runter, damit er kostengünstig und schnell erneuerbar gedeckt werden kann. Statt uns schnellstmöglich und nachhaltig aus Putins Klammergriff zu befreien, sendet die Bundesregierung jetzt das Signal, dass man anscheinend lieber auf Jahre mit immer neuen Entlastungspaketen zu hohe Energieverbräuche und damit Gasimporte subventionieren möchte.“

Der Verband erwartet, dass die Bundesregierung bald – und in Abstimmung mit den Markteilnehmenden – Korrekturen vornimmt. Dafür müsse auch die mittelfristige Mittelausstattung der Förderprogramme endlich zielkompatibel ausfallen.

RTG: Wird die Sanierungswelle torpediert?

Thomas Drinkuth, Leiter der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle RTG, kommentiert:

"Die von der Bundesregierung vorgelegte Reform der Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude besteht aus zu vielen Kürzungen und läuft so in die falsche Richtung. Dieses Programm ist sowohl für die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten als auch für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung. Aber statt die Förderung - wie kürzlich im Klimaschutzsofortprogramm angekündigt - attraktiver zu machen und mehr Mittel bereit zu stellen, hat sich die Bundesregierung für das Gegenteil entschieden: Fördersätze werden gekürzt und bestimmte Optionen wie z.B. Zuschüsse für umfassende Sanierungen ganz gestrichen, damit die eingeplanten Mittel für mehr Anträge reichen. Dass aus dem verfügbaren Förderbudget 12 bis 13 Mrd. EUR komplett für die Sanierung reserviert werden sollen, wird ausdrücklich begrüßt. Ob diese Rechnung aufgeht und so die erhoffte Dynamik im Sanierungsmarkt entsteht, ist zumindest fraglich.

Der Rückschnitt der Förderung trifft mit ohnehin ungünstigen Marktbedingungen für Neubauten und Sanierungen zusammen: Inflation, Zinsanstieg und durch die hohen Energiepreise steigende Baukosten wirken sich negativ auf die Investitionsbereitschaft und auf die finanziellen Möglichkeiten vieler Eigentümer/-innen aus. Auch wenn die hohen Energiepreise im Gegensatz dazu eigentlich zu Sanierungsmaßnahmen motivieren sollten, entsteht in Summe ein äußerst unsicherer Markt. In einer solchen Situation sollte die Regierung eigentlich Verantwortung zeigen und - zumindest kurzfristig - starke Förderimpulse setzen.

Grundsätzlich begrüßt die RTG, dass die Förderhöhen für Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle nicht reduziert worden sind. Es wurde jedoch die Chance vertan, umfassende Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle vergleichbar hoch zu fördern wie den Umstieg auf eine erneuerbare Heizung: Energieeffizienz und erneuerbare Energien tragen in gleichem Umfang zum klimaneutralen Gebäudebestand bei. Doch der Fördersatz für Maßnahmen an der Gebäudehülle liegt nach wie vor nur halb so hoch wie der für den Umstieg auf eine Wärmepumpe. Das ist für die Energiewende im Gebäudesektor kontraproduktiv.

Manche Aspekte der neuen Förderung sind zwar nachvollziehbar, beispielsweise die Erhöhung der Sanierungsstandards und insbesondere der Bonus für die energetisch schlechtesten Gebäude. Aber die Wirksamkeit des Gesamtpaketes steht durch die Verschlechterung der Förderanreize in Frage. Für den Klimaschutz im Gebäudesektor ist das ein fatales Signal."

Die Repräsentanz Transparente Gebäudehülle ist das gemeinsame Hauptstadtbüro des Bundesverbands Flachglas, des Industrieverbands Rollladen Sonnenschutz Automation und des Verbands Fenster + Fassade zusammen mit den Unternehmen Somfy, Velux und Warema. Sie ist Impulsgeber und Dialogpartner für alle Politikakteure und Stakeholder, die die bau- und energiepolitischen Rahmenbedingungen gestalten.

Bauherren-Schutzbund: Ein schwerwiegender Fehler

BSB-Geschäftsführer Florian Becker:

„Alle wurden von den schon in den kommenden Tagen wirksam werdenden Kürzungen der Fördersätze für die Gebäudemodernisierung überrascht. Dieses Vorgehen ist das Gegenteil von Verlässlichkeit und Planungssicherheit. Wieder einmal werden die selbstnutzenden Immobilienbesitzer und Bauherren durch die kurzfristigen Änderungen der Förderbedingungen überrumpelt. In der jetzigen Situation, wo Baudarlehenszinsen sich in kurzer Zeit mehr als verdreifacht haben und die Baupreise weiter stark steigen, die Fördermittel für die Gebäudemodernisierung zu kürzen, ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Der Bund müsste im Gegenteil mehr Geld für die selbstnutzenden Wohneigentümer zur Verfügung stellen, um eine Sanierungswelle auszulösen. Auf diese Weise wird jegliche Welle gebrochen.

Für Verbraucher bedeutet die Mittelkürzung beispielsweise, dass sie beim Umstieg auf eine Wärmepumpe bis zu 6.000 Euro weniger Förderung erhalten. Auf diese Weise wird das Engagement für mehr Energieeffizienz im Gebäudebereich untergraben.“

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