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Wärmepumpen: Wie lässt sich der Markt wieder ankurbeln?

Tim Geßler
Der Zubau an Wärmepumpen in Deutschland droht zu stocken.

Der Wärmepumpenhochlauf ist in diesem Jahr deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Maßgeblich verantwortlich für die zurückgegangene Nachfrage sind nach einhelliger Meinung die Aufregung rund ums Gebäudeenergiegesetz (GEG) und die daraus resultierende Verunsicherung der Endkunden. Die Zahl der Anträge für die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ist im Vergleich zu 2022 in den erst neun Monaten dieses Jahres um mehr als 70% gesunken.

Vor diesem Hintergrund war das 21. Forum Wärmepumpe Anfang November vornehmlich ein Ort der Standortbestimmung. Wo steht die Branche? Wo steht die Politik? Und was folgt daraus für die Entwicklung im nächsten Jahr? Schließlich wurde von Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck für 2024 das Ziel von 500.000 installierten Wärmepumpen ausgegeben.

„Die Menschen brauchen nach Monaten der Heizungsdebatte Orientierung durch klare politische Entscheidungen – Entscheidungen gegen das Warten und für den Klimaschutz.“ In seiner Eröffnungsrede am ersten Tag fasste Paul Waning, der sein Amt als Vorstandsvorsitzender des BWP nach 19 Jahren abgab, die turbulenten Entwicklungen dieses Jahres und die aktuelle Lage noch einmal in allen ihren Dimensionen zusammen. Somit stand schon zum Auftakt der Veranstaltung fest: „Der Wärmepumpenhochlauf kommt nicht von selbst.“

Mehr Sachlichkeit in der Diskussion um die Wärmewende

In ihrer Keynote sprach die neue Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (Dena) Corinna Enders bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt über den aktuellen Stand der Wärmewende. Dabei machte sie die Prioritäten für ihren Amtsantritt deutlich. Die dena werde sich im Gebäudebereich gerade auch mit Blick auf die zum neuen Jahr in Kraft tretenden neuen Regelungen des GEG, der BEG und des Wärmeplanungsgesetzes (WPG) für eine hohe Fachqualität in der Umsetzung einsetzen.

„Wir müssen zurück zur Fachlichkeit und zur Sachlichkeit“. Corinna Enders

Mit Blick auf die Aufgabe der Dena als Beraterin der Bundesregierung erwarte sie zudem Verlässlichkeit bei der Einführung angekündigter Maßnahmen: „Es ist wichtig, dass die neue Förderrichtlinie jetzt auch beschlossen und umgesetzt wird.“

Wärmepumpen-Anschlussgarantie und flexible Strompreise

Über die Rolle der Wärmepumpen im Stromnetz von morgen sprach anschließend Barbie Kornelia Haller, Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur. Sie fasste die ab Januar vorgesehenen neuen Regelungen für die Einbindung steuerbarer Verbraucher, wie Wärmepumpen und Ladestationen, in die Verteilnetze zusammen.

Dabei adressierte Haller ein zentrales Interesse vieler Nutzerinnen und Nutzer von Wärmepumpen: der zeitnahe Anschluss einer Wärmepumpe werde sichergestellt, Eingriffe durch Netzbetreiber seien nur in Ausnahmen möglich und werden an scharfe Kriterien geknüpft. Zudem sollen die Verbraucher möglichst bald von flexiblen Strompreisen profitieren.

Handwerk muss die Beratungspflicht ab 2024 ernst nehmen

Die Kundensicht vieler Gebäudeeigentümer brachte Stefan Bolln, Vorsitzender des Energieberaterverbands GIH, in die Tagung ein. Der Schornsteinfegermeister beobachtet derzeit eine starke Verunsicherung beim Thema Heizung, was leider in den letzten Monaten zu einem Abfall der Wärmepumpennachfrage und zu Rekordzahlen bei der Neuinstallation fossiler Gas- und Ölkessel geführt habe. Mit dem WPG habe der Bund die Verantwortung für die Wärmewende gleichzeitig in die Kommunen geschoben.

„Wir brauchen dringend Klarheit bei den Fördermitteln.“ Stefan Bolln

Damit es wieder losgehen könne, werde dringend Klarheit bei den Fördermitteln benötigt. Sollten sich Verbraucher trotzdem für eine Heizung auf Basis fossiler Energieträger interessieren, mahnte er, die im nächsten Jahr verpflichtende Beratung ernst zu nehmen. Es sei nicht auszuschließen, dass aus einer unzureichenden Beratung auch eine Regresspflicht entstehe.

Reichlich Kapazitäten – wenig Nachfrage

Die Branche diskutierte nicht zuletzt die Herausforderungen beim Aufbau von Produktionskapazitäten. So bekräftigte Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von Stiebel Eltron, dass es die Branche trotz großer Widrigkeiten in diesem Jahr geschafft habe, sich auf die gestiegene Nachfrage nach Wärmepumpen einzustellen. So seien europaweit Investitionen von über fünf Milliarden Euro für den Kapazitätsaufbau angestoßen worden. In der aktuellen Situation mit deutlich gesunkener Nachfrage bedeute dies allerdings auch, dass der europäische Markt auf beträchtliche Überkapazitäten zusteuere.

Ein weiterer wichtiger Faktor für den Wärmepumpenhochlauf sei das Energiepreisverhältnis von Strom und Gas. Deutschland weise hier mit einem Faktor von 3,25 europaweit das schlechteste Verhältnis auf. Laut Schiefelbein befinde man sich ab einem Faktor von 3 in der Todeszone für Wärmepumpen im Bestand. Eine tiefgehende Analyse dazu findet sich im Beitrag „Die „Todeszone“ für die Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe“. https://www.tga-fachplaner.de/meldungen/waermepumpenhochlauf-die-todesz…

Angesichts der deutlich gesunkenen Nachfrage steuert der europäische Markt auf beträchtliche Überkapazitäten zu.

Ein wesentlicher Faktor für den hohen Strompreis sei der hohe Anteil von Steuern und Abgaben. „Die Steuerlast auf Wärmepumpenstrom ist in Deutschland über zwei Mal höher als auf Gas und die deutschen Steuersätze auf Strom gehören zu den höchsten in Europa“, so Schiefelbein.

Dringender Handlungsbedarf beim Wärmepumpenhochlauf

Den Handlungsbedarf bei Steuern und Abgaben auf Strom bestätigte auch Dr. Volker Breisig von PwC Deutschland. Er stellte die Studie „Der Wärmepumpenhochlauf nach der Heizungsdebatte. Aktuelle Herausforderungen für die deutsche Heizungsindustrie im globalen Wettbewerb.” vor, die im Auftrag des BWP erstellt wurde.

Laut der Studie gibt es einen starken internationalen Wettbewerb um einen global boomenden Wärmepumpenmarkt. Dabei befindet sich die deutsche Heizungsindustrie in einem harten Wettbewerb mit Konkurrenten aus Nordamerika und Asien. Auch deshalb benötigten die Hersteller in Deutschland eine klare Perspektive und einen verlässlichen und eindeutig auf Wachstum ausgerichteten Heimatmarkt.

Hier könnten vor allem die Senkung von Steuern und Abgaben auf den Strompreis sowie langfristige Sicherheit über Fördermaßnahmen das Vertrauen in die Wärmewende und die Nachfrage nach Wärmepumpen stärken. Zudem sollten die Rahmenbedingungen für die Wärmepumpenproduktion durch Vereinfachung und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren sowie verschiedene Förderprogramme verbessert werden.

Parlamentarier geschlossen für Entlastung beim Strompreis

Im Rahmen einer parlamentarischen Diskussionsrunde tauschten sich schließlich Martin Diedenhofen (SPD), Thomas Heilmann (CDU), Bernhard Herrmann (GRÜNE), Daniel Föst (FDP) und Ralph Lenkert (LINKE) über den Stand der Wärmewende aus. Die Abgeordneten der Ampelkoalition zeigten sich dabei zuversichtlich, dass die in diesem Jahr ergriffenen Maßnahmen, vor allem das GEG und die vor dem Abschluss der Verhandlungen stehende neue Heizungsförderung die Nachfrage nach regenerativen Heizungssystemen wieder in Gang bringen würde. 

Ob das GEG ordnungspolitisch ein guter Rahmen ist, wurde allerdings von der Opposition infrage gestellt. Insbesondere die unklare Situation hinsichtlich Förderung wurde als problematisch erkannt. Die Ampel-Abgeordneten versprachen hier, mit WPG und BEG schnellstmöglich einen klaren Rahmen zu ziehen und Sicherheit sowohl für die Bürgerinnen und Bürger, als auch für die Branche zu schaffen.

Einigkeit zeigten alle Abgeordneten darin, dass eine Entlastung des Strompreises dringend erforderlich sei, wenngleich die Meinungen noch auseinandergingen, welche Rolle dabei jeweils dem verstärkten Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung und der Absenkung staatlicher Abgaben, insbesondere der Stromsteuer, zukommt.

Quellen: 21. Forum Wärmepumpe, BWP / tg

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