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Frau so, Mann so: Praxisbeispiel WC-Anlagen in der Gastro

Birgit Hansen

WCs in der Gastronomie müssen in erster Linie praktische und funktionale Anforderungen erfüllen – das schließt eine kreative Gestaltung aber nicht aus. Mit einer durchdacht gestalteten WC-Anlage bleibt nicht nur der Restaurantbesuch, sondern auch der Gang zur Toilette in Erinnerung. Solche WCs haben durchaus das Potenzial für „Instagramability“.

Das Projekt

Ein Restaurantbesitzer hatte den Wunsch nach solch einer speziellen WC-Anlage – bei begrenztem Platz und Budget. Die WCs sollten sich vom Rest der Gastronomie abgrenzen und eine eigenständige, unverwechselbare Optik haben. Der Vorschlag: eine „geschlechtsspezifische“ Gestaltung. Sie spielt mit einem Augenzwinkern mit den Stereotypen, die üblicherweise mit den Geschlechtern verbunden werden. Gleichzeitig berücksichtigt die Planung ganz praktisch die – durchaus vorhandenen – unterschiedlichen Bedürfnisse von Männern und Frauen.

Die WCs sollten sich vom Rest der ­Gastronomie abgrenzen und eine eigenständige, unverwechselbare ­Optik haben. Der Vorschlag: eine „­geschlechtsspezifische“ Gestaltung.

Die Materialwahl

Angesichts des engen Budgets war klar, dass für die individuelle Gestaltung neben Fliesen auch Fototapeten zum Einsatz kommen würden. Motive für jeden Stil und Geschmack werden in großer Auswahl angeboten und sind relativ günstige Hingucker. Auch die Reinigung ist – bei richtiger Materialwahl – unproblematisch, denn Vinyltapeten lassen sich feucht abwischen und desinfizieren.

Aus Kostengründen sollte der Boden durchgehend mit der gleichen Fliese belegt werden. Die Wahl fiel auf einen warmen, dunklen Grauton, der sich unauffällig in beide Konzepte einfügt und doch im Zusammenspiel mit den anderen Materialien und Farben ganz unterschiedlich wirkt.

Ausgesucht wurde eine Tapete mit einem stilisierten, floralen Motiv mit Goldakzenten als Blickfang für die Wände.

Das Damen-WC

Mal ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert: Für Frauen ist das WC kein reiner Funktions-, sondern auch ein Aufenthaltsraum. Neben der WC-Nutzung und dem Händewaschen stehen noch einige andere Tätigkeiten auf dem Programm: Nachschminken, Haare und Kleidung richten, frisch machen, das Handy benutzen, mit der Freundin plaudern. Die passende Atmosphäre für all das ist intim und elegant – wie in einem Boudoir. Ausgesucht wurde eine Tapete mit einem stilisierten floralen Motiv mit Gold­akzenten als Blickfang für die Wände.

Alle anderen Farben und Materialien passen dazu: die sandfarbenen Wandfliesen ebenso wie die ockerfarbenen WC-Trennwände. Großzügige Spiegelflächen samt Ablagen bieten Platz zum Schminken und verhindern Warteschlangen vor dem Waschbecken. Besonders wichtig ist hier die gleichmäßige Ausleuchtung des Gesichts und die richtige Lichtfarbe. Das Licht soll „schön machen“, also weder zu kalt noch zu grell sein. Decken­einbauspots vervollständigen die Beleuchtung. Dann heißt es für die Nutzerinnen: Zum Schluss noch ein letzter prüfender Blick in den großen Spiegel neben der Tür und dann geht es wieder zurück ins Restaurant.

Um das Konzept zu vervollständigen und alle Sinne anzusprechen, ist eine Beschallung denkbar, beispielsweise mit Naturgeräuschen wie Vogelgezwitscher oder Wasserplätschern. Sie hat zudem den Vorteil, dass sie andere Geräusche überdeckt. Eine zurückhaltende Beduftung mit einem frischen, natürlichen Duft – unterhalb der Wahrnehmungsschwelle – sorgt für einen angenehmen Gesamteindruck.

Das Herren-WC

Für Männer ist der WC-Besuch eher praktischer Natur, aber auch hier spricht nichts gegen eine coole Atmosphäre mit Unterhaltungswert. Daher kommen hier gleich zwei Fototapeten zum Einsatz: Über den Urinalen und in den Kabinen öffnet sich der Blick aus einem verrosteten Van in eine Landschaft. Und an den restlichen Wänden passend dazu eine Tapete in Rostoptik. Ihr Rostrot wird von den WC-Trennwänden aufgenommen, während die dunkelgrauen Wandfliesen an Asphalt erinnern.

Neben der Tür hängen zwei Lagen Aluminiumketten von der Decke. Diese halbtransparente Abtrennung schirmt die Urinale gegen direkte Blicke ab und verbirgt gleichzeitig den Heizkörper. Deckenspots im Zwischenraum zwischen den Kettenreihen verstärken ihr metallisches Glänzen. Weitere Spots sind über den WCs und den Urinalen in die Decke eingelassen. Der Waschplatz wird ebenfalls aus der Decke erhellt, hier spielte die Ausleuchtung des Spiegels nicht eine so große Rolle wie bei den Damen.

Für das Herren-WC ist eine Beschallung mit Sportberichterstattung oder Motorgeräuschen denkbar. Die Beduftung ist eher männlich herb, es kann durchaus ein bisschen „Benzinduft“ in der Luft liegen.

So entstehen mit vergleichsweise geringen Kosten zwei ganz unterschiedliche Welten für Damen und Herren – die bestimmt Gesprächsstoff bei der Rückkehr an den Tisch liefern.

Über den Urinalen und in den Kabinen öffnet sich der Blick aus einem verrosteten Van in eine Landschaft.

Die wichtigsten Details des Projekts:

  • Unterschiedliche Welten schaffen
  • Effekte durch Fototapeten
  • Gestaltung mit Augenzwinkern
  • Unterschiedliche Bedürfnisse

    berücksichtigen
  • Gleichmäßiges Licht am Spiegel für Damen
  • Alle Sinne durch Beduftung und Beschallung ansprechen

Dieser Artikel von Birgit Hansen erschien zuerst in SBZ-Ausgabe 08/2022. Birgit Hansen betreibt in Köln ein Innenarchitektur­büro für individuelle Raumkonzepte und Materialberatung. Einen Schwerpunkt bilden ­Bäder und Fliesen.

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