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BAFA Energietag 2025: Wie steht es um die Energiewende in Gebäuden, Wärme, Industrie?

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Am 2. Oktober hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle den 6. BAFA Energietag veranstaltet. Mit dabei waren Frau Stephanie von Ahlefeldt vom BMWE und viele weitere Fachexpertinnen und Experten.

Über 600 Teilnehmende haben sich umfassend mit den Themen rund um die Energiewende beschäftigt. Förderprogramme der Bundesregierung,  Klimaschutz, Kosteneffizienz oder auch Versorgungssicherheit waren Inhalte vieler Diskussionen.  

Vorsorgesicherheit und Energieeffizienz

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Dr. Mandy Pastohr, Präsidentin des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. „Es gibt viele gute Gründe für einen sorgsamen Umgang mit Energie: Er ist im besten Sinne wirtschaftlich, klimapolitisch sinnvoll und in unserem sicherheitspolitischen Interesse.“, sagt Pastohr in ihrer Rede. Welche gravierenden Folgen ein Stromausfall hat, konnte sie hautnah beim großen Blackout im April in Spanien erleben, als sie vor Ort im Urlaub war. Kein Handy, kein Geldautomat, keine Kühlung im Supermarkt geschweige denn funktionierende Kassen...

Vorsorgesicherheit ist ein großes Thema“, sagte auch Stephanie von Ahlefeldt in ihrem BMWE-Update. Im Eröffnungsforum hielt die Leiterin der Abteilung II Wärme, Wasserstoff und Effizienz im BMWE die energiepolitische Keynote mit besonderem Fokus auf die Themen Energieeffizienz, weniger Bürokratie und der Umsetzung des Koalitionsvertrages.

In seiner fachlichen Keynote betonte Prof. Dr. Karsten Neuhoff, Leiter der Abteilung Klimapolitik am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die Relevanz der Energieförderprogramme für die deutsche Energiepolitik. Dabei ging er insbesondere auf die Erschließung von flexibler Stromnachfrage, der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, der Resilienz von Wertschöpfungsketten und der Sicherung des gesellschaftlichen Zusammenhalts ein.

„Wie können wir allen Menschen die Zuversicht geben, dass sie ihre Wohnungen heizen können- auch in der nächsten Krise?“.  Neuhoff betonte die Wichtigkeit der EPBD - "Worst first" müsse die Devise sein, die energetisch schlechtesten Gebäude müssen priorisiert werden. 

Foren und Workshops geben Einblicke in die neuesten Trends

Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich zwischen verschiedenen Foren und Workshops zu entscheiden. Dabei wurden unterschiedliche Themen angeboten, wie beispielsweise: „Förderprogramme für Gebäude und die Wärmewende“, „Energieeffizienz und Dekarbonisierung in der Industrie“, „Innovation aus dem Bereich der Kraft-Wärme-Kopplung“ oder auch zur „Grünen Konditionalität im Rahmen der Besonderen Ausgleichsregelung“. Vorgetragen haben Expertinnen und Experten aus Forschung, Wirtschaft und Verwaltung.

BEG und BEW: Förderprogramme und Praxis

Venio Piero Quinque, Abteilungsleiter Klimaschutz beim BAFA, und Melanie Pleuger, Leiterin der Gebäude-Unterabteilung BEG BAFA, ziehen eine positive Bilanz der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Nach fünf Jahren des Bestehens wurden beeindruckende Zahlen erreicht: 1,76 Millionen Aufträge wurden bearbeitet und eine Million Investitionsstandorte gefördert. Dabei wurden 30 Milliarden Euro an Fördermitteln für energetische Sanierungsmaßnahmen bewilligt, von denen bereits über 13,6 Milliarden Euro ausgezahlt wurden.

Die Wirkung des BEG Einzelmaßnahmen-Programms (BEG EM) zeigt sich besonders deutlich bei der CO2-Reduktion: Allein durch die energetischen Sanierungsmaßnahmen des BEG EM konnten zwischen 2021 und 2023 erhebliche 9,1 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.

Melanie Pleuger würdigt dabei ausdrücklich die wichtige Rolle der Energieeffizienzexpertinnen und -experten: "Ohne sie geht gar nichts", betont sie und lobt die gesamte Branche. Diese Fachkräfte nehmen eine zentrale Position bei der Umsetzung der Klimaziele im Gebäudesektor ein und fungieren als wichtige Vermittler für den Zugang zu staatlichen Fördermitteln. Die Bedeutung dieser Expertengruppe spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Die Energieexpertenliste umfasst mittlerweile mehr als 22.000 Mitglieder.

Zur Bundesförderung für effiziente Wärmenetze BEW gab es aktuelle Infos aus und zum Förderprogramm:

Es wurde auf die nach wie vor bestehenden Probleme bei der Antragsstellung hingewiesen. Es gebe momentan einfach sehr lange Bearbeitungszeiten

  • Modul 1: 105 Tage
  • Module 2: 202 Tage
  • Modul 3: 74 Tage
  • Modul 4: 205 Tage

Tipps für Antragssteller BEW

Oft werden die Anforderungen der Merkblätter nicht vollständig umgesetzt. Daher ist es sinnvoll, Punkt für Punkt abzuarbeiten. Außerdem werden zu viele und in sich zu umfangreiche Dokumente hochgeladen, was die Bearbeitungszeit zusätzlich zum hohen Aufkommen verzögert: Daher die Bitte, die Informationen prägnant und präzise zu formulieren und nur unbedingt notwendige Dokumente mitzuliefern. Sollte etwas fehlen, komme der/die Bearbeiter:in auf den Antragsteller zu.

Wärmeerzeugerportal statt PDF-Listen

Momentan noch in der Programmierphase ist ein Wärmeerzeugerportal des BAFA. Damit werden die aktuellen PDF-Listen förderfähiger Wärmeerzeuger durch ein filterbares Tabellenformat ausgetauscht, das auch den Vergleich verschiedener Geräte ermöglichen wird. Das soll im November 2025 an den Start gehen und ist dann auf der BAFA-Homepage zu finden. 

Wie kann man die Wärmewende sozialverträglich gestalten?

Uta Weiß, Programmleiterin für Gebäude und Wärmenetze bei Agora Energiewende, widmete sich in ihrem Vortrag der sozialen Dimension der Wärmewende und der Frage, wie Wohngebäude sozialverträglich klimaneutral gestaltet werden können. Obwohl die Emissionen bereits rückläufig sind, sinken sie noch nicht schnell genug, was zu erheblichen sozialen Herausforderungen im Gebäudesektor führt - verstärkt durch die bestehende Wohnungskrise und den enormen Investitionsbedarf.

Die sozialen Herausforderungen der Wärmewende sind vielschichtig: Sie reichen vom Spannungsfeld zwischen dem Investitionsbedarf der Gebäude und der finanziellen Leistungsfähigkeit der Eigentümer über Fragen der Wirtschaftlichkeit bis hin zum Investor-Nutzer-Dilemma und der ungleichen Verteilung von Kosten und Nutzen. Die zentrale Leitfrage lautet daher: Mit welchen Politikinstrumenten kann eine sozial gerechte Wärmewende gelingen?

Das Fraunhofer IRE hat hierzu ein Projekt entwickelt, das mittels Simulation die Klimaneutralität modelliert. Vier zentrale Punkte stehen dabei im Fokus: 

  • eine klimaneutrale Strom- und Wärmeversorgung vor Ort,
  • ein klarer Regelungsrahmen für den Heizungstausch,
  • eine weiterentwickelte und sozial gestaffelte Förderung sowie
  • ein attraktives Strom-Gas-Preisverhältnis. 

Konkret soll der Wärmepumpenstrompreis zwei Drittel des Haushaltstrompreises betragen, während der CO2-Preis von 95 Euro pro Tonne im Jahr 2027 auf 166 Euro pro Tonne bis 2045 steigen soll.

Die Förderung soll durch Absicherung, soziale Staffelung und einen Fokus auf Verbesserungen optimiert werden, einschließlich eines Bonus für Vermietende mit Mietpreisbegrenzung. Besonders problematisch ist der Kostenanstieg für Mietende, der vor allem einkommensschwache und ältere Menschen trifft. Weiß verdeutlicht das Problem anhand konkreter Zahlen: Acht Prozent der Hausbesitzer haben zwar Eigentum, aber nur ein geringes Einkommen von 24.000 Euro jährlich - ein Eigenanteil für eine Wärmepumpe würde sie überfordern.

Obwohl Weiß das BEG als „außergewöhnliches und gutes Förderprogramm" lobt, kritisiert sie, dass die Fördermittel immer noch hauptsächlich in die Taschen derjenigen fließen, die bereits über finanzielle Mittel verfügen. Individuelle Fördermaßnahmen seien zu wenig ausgeprägt. Sie schlägt daher eine Umschichtung der Fördermittel vor und diskutiert Social Leasing als alternative Finanzierungsform, da monatliche Beiträge für viele Menschen leichter aufzubringen seien.

Der Ausblick zeigt: Wärmepumpen werden 2045 die dominante Heiztechnologie sein, während fossile Energieträger wie Öl und Gas kaum noch eine Rolle spielen werden. Weiß fordert deshalb eine Reform der Modernisierungsumlage, besseren Zugang zu günstigen Finanzierungslösungen und sozialpolitische Maßnahmen für individuelle Härtefälle. Im Übrigen war im Simulationsmodell des Fraunhofer IRE die Klimaneutralität und die Einhaltung der Klimaziele, unter den obig genannten Konditionen, erreichbar. 

Europäischer Rahmen für Gebäudeenergieeffizienz-Daten

Tina Flegel von der Energiewende Bauen (BNWE) betonte unter dem Motto „Die richtigen Weichen richtig stellen" die Bedeutung von Planbarkeit, Klarheit und Anschlussbarkeit. Die Europäische Gebäuderichtlinie (EPBD) zielt auf einen klimaneutralen Gebäudebestand bis 2045 ab und setzt dabei auf kostenoptimale Dekarbonisierung, Minderung des Energiebedarfs, Vermeidung von Energieverschwendung und eine Versorgung ohne Emissionen aus fossilen Energien - alles unter der Voraussetzung von Systemeffizienz.

Ab 2028 werden Nullemissionsgebäude mit Smart Meter Gateway als Neubauanforderung eingeführt. Parallel dazu gibt es wichtige Änderungen bei den Energieausweisen: neue Energieeffizienzklassen, veränderte Ausstellungsanlässe und Ausnahmen, erweiterte Pflichtangaben und Empfehlungsinhalte sowie verbesserte Zuverlässigkeit. Für Nichtwohngebäude soll zudem ein Renovierungspass eingeführt werden.

Das übergeordnete Ziel ist die Schaffung einer nationalen Datenbank mit maschinenlesbaren Daten und einer digitalen Schnittstelle, die Berechtigten einen einfachen und gebührenfreien Zugang ermöglicht.

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