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Energiepreis-Schock: Was wir von Spanien und Portugal lernen können

Die beiden Länder griffen als einzige direkt in den Großhandelsmarkt ein und schützten damit nicht nur die Verbraucher vor hohen Stromkosten, sondern verhinderten gleichzeitig eine Belastung der Steuerzahler. Dieses Vorgehen liefert wichtige Erkenntnisse, wie Verbraucher vor künftigen Energiepreisschocks zu schützen sind, so das Fazit einer aktuellen Untersuchung von Ökonomen.

Das EPoS Economic Research Center der Universitäten Bonn und Mannheim veröffentlicht die Studienergebnisse in dem Diskussionspapier „Unpacking the Distributional Implications of the Energy Crisis: Lessons from the Iberian Electricity Market”.

Professor Souza, welches Ausmaß hatte die Energiekrise und wie haben die iberischen Länder darauf reagiert?

Mateus Souza: Im Vorfeld des russischen Krieges gegen die Ukraine stiegen die Energiepreise deutlich an – teilweise bis zum Zehnfachen. Hohe Gaspreise verteuerten die Stromrechnungen für die Haushalte. Um die Verbraucher zu schützen, intervenierten Spanien und Portugal auf dem Großhandelsmarkt und deckelten den Preis für Gas, das zur Stromerzeugung genutzt wird. Dadurch wurde verhindert, dass die höheren Gaspreise sich auf die Großhandelspreise für Strom auswirken. Obwohl ein Zuschlag zur Finanzierung der Maßnahme erhoben wurde, zeigt unsere Analyse, dass die „iberische Lösung“ die Energiekosten für die Verbraucher im Vergleich zu einer Situation ohne Gegenmaßnahme deutlich gesenkt hat.

Sie haben insbesondere die Auswirkungen auf die Verteilung des Wohlstands zwischen Stromerzeugern, Verbrauchern und Steuerzahlern untersucht – mit welchen Ergebnissen?

Mateus Souza: Die Energiekrise hat zu einer erheblichen Wohlstandsverschiebung von den Verbrauchern zu den Erzeugern geführt. Spanische Kraftwerksbetreiber, die nicht direkt von den Schwankungen der Energiekosten betroffen waren, haben ihre Gewinne um fast 200 Prozent gesteigert. Das hat mit der Funktionsweise der Strommärkte zu tun: Teure Gaspreise bestimmen den Preis für den gesamten Strom. Die Betreiber von Kern- und Wasserkraftwerken sowie Anlagen für erneuerbare Energien profitierten davon und steigerten ihre Gewinne zwischen 2021 und 2023 um etwa 27 Milliarden Euro. Dank der „iberischen Lösung“ fielen diese Gewinne jedoch um rund 13 Milliarden Euro niedriger aus. Gleichzeitig wurden die Verbraucher geschützt.

Dazu kommt: Haushalte mit geringem Einkommen sind in der Regel besonders stark von steigenden Stromrechnungen betroffen. Unsere Analyse zeigt, dass vor allem diese gefährdete Gruppe von der Intervention profitierte. Damit gelang es der Regierung, die so genannte „Energiearmut“ erfolgreich zu bekämpfen. Das bedeutet, Haushalten mit geringem Einkommen stand jederzeit ausreichend bezahlbare Energie zur Verfügung – ein sehr wünschenswertes Ergebnis.

Wie haben andere europäische Länder auf die Krise reagiert?

Mateus Souza: Die meisten Länder konzentrierten sich auf den Einzelhandelspreis und setzten Subventionen, Preisobergrenzen oder direkte Transferzahlungen an Haushalte und Unternehmen ein. Diesen Weg beschritten beispielsweise Deutschland und Frankreich. Die Maßnahmen halfen, die Krise zu überstehen, waren jedoch mit erheblichen finanziellen Kosten verbunden, die letztlich von den Steuerzahlern getragen werden. Außerdem blieben die Gewinne der Energieerzeuger davon weitgehend unberührt.

Wie lauten Ihre Empfehlungen für den Umgang mit künftigen Energiekrisen?

Mateus Souza: Politische Entscheidungsträger sollten nicht nur einzelne Maßnahmen, sondern ein Gesamtpaket von Optionen prüfen. Unsere Untersuchungen zeigen, dass sowohl die „iberische Lösung” bei der Bewältigung geholfen hat, als auch Maßnahmen, die nicht auf den Preis abzielen. Dazu gehören Energiesparmaßnahmen bei Klimaanlagen in öffentlichen und gewerblichen Gebäuden. In jedem Fall sollten in künftigen Energiekrisen die Verteilungseffekte von Anfang an berücksichtigt werden.

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