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Altersruhesitz aus Holz, Lehm und Stroh

Eine malerische Wiese am Hang, ringsum Apfelbäume. Die Luft riecht sauber. Das Wort „Entschleunigung“ lässt sich plötzlich fühlen. Genau diesen Ort wählte eine Bauherrenfamilie aus Bayern für ihren Altersruhesitz: Die Gemeinde Ringelai liegt im Bayerischen Wald unweit vom Dreiländereck Deutschland, Österreich, Tschechien. Die Landschaft ist geprägt von urigen Wäldern, Wiesen und Feldern sowie durchzogen von Bachläufen, die seit Jahrhunderten das Bild der Region formen. Man ist der Natur nah. 

Daher wirkt es nur folgerichtig, dass sich die Bauherren – zudem ehemalige Landwirte – beim Bau ihres künftigen Rückzugsortes ebenso konsequent für natürliche Baustoffe entschieden haben: Holz, Lehm, Stroh und Kalk sind der Familie vertraut und haben diese seit jeher im beruflichen wie auch im privaten Kontext begleitet. Harmonisch und durchdacht kombiniert, formen sie nun einen Ort der Behaglichkeit, der auch noch kommenden Generationen viel Freude bereiten wird. Besondere Bauweise für besondere Ansprüche: Bei der Hausplanung war dem Bauherren-Paar schnell klar, dass es so konsequent wie möglich auf nachwachsende Ressourcen setzen will. 

Die Themen Wohngesundheit sowie Energieeffizienz – und zwar vor, während und nach der Nutzungsphase – spielten ebenfalls eine große Rolle. Am Ende überzeugte das „naturhoizhaus“-System der Firma Eiler Holzbau (Ringelai) aus dem Bayerischen Wald: Der Wandkern besteht hier ausschließlich aus (Massiv-)Holz, Lehm und Verbindungsmitteln aus Metall – es kommen keinerlei Leime, Borate oder vergleichbare Stoffe zum Einsatz.

Dämmung aus Holz und Lehm

Ein besonderes Merkmal des Systems ist auch der in den Wänden integrierte Dämmstoff „NaturaSpan“ aus Holzspänen und Lehmpulver: Verglichen mit anderen schüttbaren Dämmstoffen ist dieser unter anderem durch seinen Lehmanteil deutlich schwerer, was die Phasenverschiebung optimiert und so vor allem den sommerlichen Hitzeschutz erheblich verbessert. Kombiniert mit Strohplatten des renommierten Baustoffherstellers Maxit (Azendorf) als Putzträger beziehungsweise zusätzliche Dämmschicht, sinkt der U-Wert der Außenwände auf 0,150 W/(m²K) – ein Wert, der deutlich unter den gesetzlichen Anforderungen liegt. 

Mit dieser Vereinigung ist der Wandaufbau nicht nur hoch funktional, sondern auch besonders ökologisch. „Die Bauweise ist ideal für das mitteleuropäische Klima. Sie vereint gute Dämmeigenschaften für kalte Wintermonate mit einer hohen Speichermasse für warme bis heiße Sommer. Dadurch kann auf aufwändige Haustechnik weitgehend verzichtet werden. Ein klares Plus für die Umwelt“, erklärt Christian Eiler, Geschäftsführer bei Eiler Holzbau.

Putzträgerplatte aus Stroh – Öko? Logisch!

Die Partnerschaft zwischen der Maxit Gruppe und Eiler Holzbau besteht bereits seit mehreren Jahren. Beide Partner eint der Pioniergeist und die klare Ausrichtung im Bereich des ökologischen Hausbaus. Die Vorteile einer Putzträgerplatte aus Stroh liegen gerade bei einem Projekt wie diesem auf der Hand: Sie passt harmonisch ins Konzept, da ihre Herstellung nachwachsende sowie sehr gut verfügbare Ressourcen aus dem landwirtschaftlichen Ackerbau nutzt. 

Weil keinerlei künstliche PU-Klebstoffe zum Einsatz kommen, sind die Platten nach ihrer Nutzungsphase sogar industriell kompostierbar. Gegenüber konventionellen Lösungen zeigen sich noch weitere Vorteile in der Praxis: „Maxit-Strohplatten sind sehr leicht und lassen sich einfach handhaben. Zudem kann man sie mit handelsüblichen Holzbearbeitungswerkzeugen verarbeiten – zum Beispiel mit Hand- oder Kreissäge, Dosenbohrer oder Klammergerät. Beim Schneiden entsteht kaum Staub“, so Eiler. „Ein Großteil der Strohpanels konnte außerdem bereits bei der Vorfertigung der Wandelemente in unserem Werk montiert werden. Das spart Zeit auf der Baustelle.“ Auch die unsichere Wetterlage während der Bauzeit stellte somit kein Problem dar: Bereits nach drei Tagen war das Haus wettergeschützt. Für die Elektroinstallation im Gebäude lassen sich die Strohpanels problemlos schlitzen und bearbeiten – ganz so, wie man es sonst von Mauerwerk gewohnt ist.

Wenn im Volksmund auch gerne vom „Strohfeuer“ die Rede ist – Sorgen in Sachen Brandschutz sind hier unbegründet: Das Maxit Strohpanel ist in die Baustoffklasse B2 eingruppiert und kann folglich ohne Einschränkungen eingesetzt werden. Die natürliche Brandschutz-Qualität liegt laut Hersteller Maxit sowohl an der schützenden Silikatschicht des Strohs als auch an der besonderen Art der Panel-Herstellung: Bei letzterer werden die Strohplatten unter Wärmezufuhr gepresst, sodass schlussendlich kaum noch Sauerstoff in den Halmen enthalten ist. Schädlinge sind trotz der Naturfaser ebenfalls kein Thema beim Maxit Strohpanel: Alle Versuchsreihen zeigten, dass beispielsweise Mäuse immer nur dort auftauchen, wo sie auch Körner finden. Diese werden jedoch schon beim Produktionsprozess vollständig entfernt, sodass hier keinerlei Anreiz für die Nager besteht.

Werte für Generationen schaffen

Bei dem Einfamilienhaus in der Gemeinde Ringelai wurden die Stroh-Putzträgerplatten an den Außenwänden zweilagig in jeweils 30 Millimetern Stärke verarbeitet. Für die Innenwände kamen Platten in 22 Millimetern Stärke zum Einsatz, da hier der Aspekt einer zusätzlichen Dämmwirkung weniger relevant ist. Schon während der Bauphase war die besondere Wohnbehaglichkeit, die Holz und Stroh miteinander kreieren, deutlich spürbar: Wirken gerade Rohbauten sonst eher kalt und feucht, war das Raumgefühl hier von Beginn an warm, wohlig und trocken. Auch während der Nutzungsphase regulieren Wände aus Holz und Stroh die Luftfeuchtigkeit besonders effizient, was für ein allzeit angenehmes Raumklima sorgt.

Das Verputzen der Innenwände erfolgte schließlich mit Kalkputz. Die Decken lassen jedoch den Blick auf den vorherrschenden Werkstoff Holz frei. Und das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen: Ein großzügiger, lichtdurchfluteter Wohn- und Essbereich bildet das Herzstück des neuen Hauses. Die offene Küche mit Kochinsel legt den Grundstein für kommunikative Geselligkeit. Zwei im Erdgeschoss angesiedelte Schlafzimmer mit mittig angrenzendem, geteiltem Bad tragen dazu bei, das Bauwerk auch in Hinblick auf Barrierefreiheit zukunftsfähig zu machen. Und eine separate Einliegerwohnung im Untergeschoss ermöglicht jederzeit Besuch von den Kindern und Enkelkindern, bei dem trotz des Trubels alle Familienmitglieder die nötige Ruhe finden.

Doch die örtlichen Gegebenheiten machten auch Kompromisse nötig: Da das neue Domizil auf einem Hanggrundstück steht, wurden alle erdberührten Bereiche in Beton ausgeführt. „Wir wollten hier schließlich nicht nur einen schönen Lebensabend verbringen, sondern auch dauerhafte Werte für kommende Generationen schaffen. Da sind wohl immer Kompromisse nötig“, schmunzelt die Bauherrin.

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