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Die richtige Ausführung von Detailpunkten bei der Konstruktion von Leistendächern

Laura Kornhaaß

Ortgänge und Maueranschlüsse

Als Giebelanschluss oder Ortgang wird am Leistendach in der Regel auch eine Leiste verwendet. Diese wird zur Dachfläche hin in der gewählten Leistenbauart ausgeführt und kann nach außen in einem Stück zum klassischen Ortgang mit Tropfkante ausgebildet werden.

Am kuppelförmigen Dach der Ludowinger Quelle im Thüringer Wald kann man ausgezeichnet den Unterschied zwischen Gratleiste und Falz erkennen.

Der Maueranschluss, für die im deutschsprachigen Raum häufig vertretene Belgische Deckung und der Patentdeckung (auch deutsche Deckung genannt), wird ähnlich ausgeführt. Beide Systeme erhalten an den Scharen Aufkantungen für Quetschfalten, welche hinter dem oberen Holzleistenende liegen. Über dieser Falte erfolgt eine Ausklinkung und das anschließende Aufstellen eines Falzes. Technisch gesehen ist der Vorgang ähnlich der Vorbereitung eines Bündner Falzes. Die Leistenkappe wird anschließend bis zur Mauer geführt und am Ende mit einem Bördel nach oben versehen. Ein Schieber wird an der Mauerkantung über die Falze geschoben und mit einer weiteren Aufstellung nach unten versehen. Schieber und Kappe werden anschließend miteinander verbunden.

Dieses relativ flachgeneigte Kupferdach hat vereint auf wenigen Quadratmetern viele Anschlussdetails der Leistendeckung.

Firste und Grate

First- und Gratleisten sind nicht nur am klassischen Leistendach bekannt, sondern werden häufig auch als Kombinationsmöglichkeit in Stehfalzdächern verwendet. Dabei kann gegebenenfalls auch auf die Holzleiste verzichtet werden.

Bei der Ausführung im Leistendach werden Leisten verwendet, die mindestens so hoch wie die verwendeten Scharleisten sind. Bei dieser Ausführungsform ist besonders an den Übergangsstellen von den Scharleisten zu den First- und Gratleisten auf die verschiedenen Dehnungsrichtungen der Leistenkappen zu achten. Um die Dehnung zu gewähren, kommen handwerklich gefertigte Gabel- oder Kreuzstücke zum Einsatz. Wenn die Grat- und Firstleiste erhöht ausgeführt wird, kann die Scharleiste problemlos eingeführt und von der höheren Leistenkappe mit überdeckt werden. Durch die größeren Leisten kommt es außerdem zu einer noch stärkeren Betonung der Dachform.

Kehlen

Ein weiterer, besonders kritischer Punkt im Leistendach ist die Ausführung der Kehlen. Da diese das geringste Gefälle innerhalb der Dachflächen haben, müssen bei Dächern mit geringer Neigung gegebenenfalls zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden. Generell ist einerseits die Dichte des Systems und andererseits die Flächenausdehnung zu gewährleisten. Bei besonders flachen Neigungen bieten sich immer vertiefte Kehlen zur Niederschlagswasserableitung an. Auch Ausführungen mit einem einfachen Falz mit Zusatzfalz oder bei steileren Dächern als Kehlschar mit einfachem Falz sind möglich.

Anschluss an einer konisch verlaufenden Gesimsaufkantung aus Kupfer.

Schornsteine und Ausstiege

Bei Schornsteinen, Oberlichtern oder Ausstiegsluken werden die Anschlüsse wie beim Falzdach ausgeführt. Dabei laufen die Eckfalze an die Scharleisten und werden dort zum Schluss von den Leistenkappen überdeckt.

Dehnungsmöglichkeiten

Das Problem ist jedem Fachhandwerker bekannt: Unzureichende Dehnungsmöglichkeiten sind eine häufige Ursache für Schäden an Metalldach und Fassade. Deswegen bietet sich der Einbau von Leisten auch bei Sanierungsarbeiten in Stehfalzdächern an. Durch die generelle Ausführung einer Dacheindeckung mit Leisten ist die Querdehnung in den Zwischenräumen bereits gegeben. Deswegen bietet sich die Leistendeckung auch als ergänzendes entkoppelndes System bei Veränderungen durch Dachaufbauten wie Solar- oder PV-Anlagen auf bestehenden Stehfalzdächern an. In den betroffenen Bereichen kann so die Stehfalzdeckung geöffnet und mit einer Leistendeckung ergänzt werden.

Auch in Bezug auf die Längendilatation verfügt das Leistendach über eine optimale Gleitfähigkeit. Sollte aufgrund der Länge ein alleiniger Ausgleich über die Traufe nicht ausreichen, können Zusatzmaßnahmen, wie das Einfügen von Querverfalzungen, nötig sein.

Sollten aufgrund der Neigung oder besonderer baulicher Gegebenheiten Sondermaßnahmen nötig sein, bietet sich gegebenenfalls der Einbau einer Gefällestufe oder Abtreppung an. Diese müssen bei der Planung eines Neubaus selbstverständlich frühzeitig bedacht werden und können positiv zur markanten Optik von Leistendächern beitragen. Auch eine nachträgliche Ausführung durch Aufschiftungen ist möglich. Dabei werden in der Unterkonstruktion Holzkeile auf die Sparren aufgebracht, um ein ausreichendes Gefälle zu erzeugen.

Historische Sondersysteme

Bei der Recherche zu diesem Beitrag stieß die Autorin im Fachbuch die „Fachkunde der Bauklempnerei“ von Herbert Schlenker auf zwei mit der Leistendeckung verwandte Sondersysteme, die sie Ihnen nicht vorenthalten möchte. Durch ihre Anforderungen an die Dachkonstruktion, sollten diese schon in der Planungsphase des Gebäudes mitbedacht werden.

Das Rinnchensystem

Beim Rinnchensystem werden anstelle von Holzleisten kleine Rinnen verwendet, die mit Scharenabstand in die Dachfläche eingelassen sind. Laut Schlenker kann dies bei Dachflächen von Vorteil sein, welche häufiger begehbar sein müssen. Die Rinnen können in flacher und tiefer Ausführung gebaut werden. Dabei dienen die Rinnen nicht primär zur Ableitung von Niederschlag, sondern sollen eigentlich die Dehnung für die Breite der Schare herstellen. Laut der „Fachkunde der Bauklempnerei“ wurden für die flache Ausführung Rinnchen mit 80 bis 100 mm Breite und 20 bis 30 mm Tiefe verwendet. Die tiefere Ausführung hatte eine Breite von 50 bis 60 mm und eine Tiefe von 40 mm.

Um die Ableitung des anfallenden Wassers in die eigentliche Haupt­entwässerung zu gewährleisten, muss die Dachrinne um die Profiltiefe der Flächenrinnchen tiefer gehangen werden. Traditionell wurden zuerst die Traufbleche zusammen mit dem Rinnchensystem und anschließend die Schare verlegt. Die kleinen Rinnen wurden mit dem Traufblech verbunden, welches anschließend wie gewohnt von den Scharen überdeckt wurde. Zum Schluss wurde ein Schließblech in die Rinnen eingeführt. Bei der schmaleren Ausführung musste dabei für die Trittsicherheit eine größere Materialstärke verwendet werden, welche leicht gebogen eingeführt wurde. Die anfallenden Anschlüsse konnten ähnlich der Anschlüsse in der Leistendeckung ausgeführt werden. Die optisch sicherlich interessante Ausführung ist aufgrund der Rinnensysteme mit einem hohen Planungsaufwand verbunden. Außerdem weisen sie einen hohen Wartungsaufwand und eine erhöhte Störungsanfälligkeit im Vergleich zu herkömmlichen Deckarten auf.

Das Stufensystem

Ein weiteres, mit der Leistendeckung verwandtes System ist das Stufensystem, welches architektonisch zum Beispiel auch an japanischen Gebäuden zu finden ist. Unter anderem wurde dieses System als Teildetail beim Bau des Daches der Dortmunder Westfalenhalle in den 1950er-Jahren verwendet. Dabei wurden circa 9000 m² Aluminium in einer Kombination aus Leisten- und Stufensystem verlegt. Ein kurzer Blick aus der Vogelperspektive mit einem beliebten digitalen Tool zeigt, dass diese prägende Strukturform immer noch auf dem Gebäude zu finden ist.

Das Stufensystem besteht aus querliegenden Scharen, die parallel zur Traufe verlegt werden und eignen sich so architektonisch besonders für Rundbauten und Pavillons. Die Stufen werden mit Falzen am Ende bzw. am Anfang der jeweiligen Stufe miteinander verbunden. Falls eine Trennung z. B. am Grat mit einer Leiste ausgeführt wird, werden die seitliche Anschlüsse aufgestellt und wie beim seitlichen Leistenanschluss ausgeführt.

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