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Auf der Höhe: Spenglerbetrieb arbeitet ein Jahr über den Wolken

Andreas Buck & Peter Trenkwalder
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Peter Trenkwalder kein Unbekannter. Der engagierte Spenglermeister war von 2011 bis 2018 Präsident des Internationalen Interessenbunds Baumetalle (iib). Der Netzwerker aus Sterzing in Südtirol leitet den dort ansässigen Spenglerfachbetrieb Trenkwalder und Partner, betreibt einen Kletterpark und war noch bis vor Kurzem mit seiner Produktionsfirma im Filmgeschäft aktiv. Dann kam Corona und der Herzblutspengler erweiterte sein Leistungsspektrum. Abermals!

Fortan stattete er mit seinem Team Supermärkte, Apotheken und zahlreiche andere öffentliche Einrichtungen mit selbst produzierten Plexiglas-Schutzwänden aus. Als einer der wenigen Handwerksbetriebe Südtirols arbeitete Trenkwalder trotz Lockdown in der ersten großen Coronawelle fast rund um die Uhr. „Der Auftrag zur Sanierung des Becherhauses kam damals wie gerufen“, erinnert sich der heimatverbundene Spenglermeister. Im Gespräch schildert Trenkwalder, wie er in den Bergen Kraft tankt, neue Ideen sowie Strategien entwickelt und gemeinsam mit seinem Team Aufgaben bewältigt, bei denen jedes Teammitglied förmlich über sich hinauszuwachsen scheint.

Das Abenteuer beginnt

„Unsere Arbeit auf fast 3.200 m über dem Meeresspiegel und über einen Zeitraum von einem Jahr ist durchaus mit einer Expedition gleichzusetzen“, beginnt Peter Trenkwalder mit seiner Erzählung. Klar: Wer mit dem Bergsteigen nichts am Hut hat, ist hier falsch aufgehoben. Dennoch sind bergsteigende Spengler eine seltene Spezies und so ist Trenkwalder froh, sich auf sein leistungsfähiges Team verlassen zu können.

„Wir kannten das Ziel. Was uns aber auf dem Weg dorthin erwartete, war uns nur zum Teil bekannt. Also überlegten wir gemeinsam, wie wir es am besten hinbekommen würden. Wir, das war zunächst das vierköpfige Kernteam vom Becher.“

Die Aufgabe

Neben der Sanierung des alten Stahlblechdaches sollte das Becherhaus mit einer großen Dachgaube und einer neuen Gaststube samt Panoramafenster ausgestattet werden. Ferner sollte die historische Lärchenholz-Schindelfassade erneuert werden. Ersteres ist für einen Spengler eigentlich keine große Sache. Zumindest dann nicht, wenn das Bauprojekt mit dem Lieferwagen gut erreichbar ist und das Wetter mitspielt. Beides ist bei einer Schutzhütte in den Alpen aber eher selten der Fall. Folglich wurde zumindest der Lieferwagen durch einen Helikopter ersetzt. Und das Wetter? „Ist auf 3195 Höhenmetern unberechenbar, kann traumhaft sein, belohnt dich mit den schönsten Sonnenauf- und -untergängen, die du jemals gesehen hast – und bringt dich mit eiskaltem Wind, Schnee und klirrender Kälte an den Rand der Erschöpfung.“

Aber warum fasste das Kernteam vom Becher dennoch den Entschluss, die Arbeiten auch im Winter auszuführen?

„Tatsächlich stellte sich mit der Zeit heraus, dass es nicht abwegig wäre, im Winter zu arbeiten – auch weil das Alpenwetter im Winter berechenbarer bzw. beständiger ist. Je mehr wir uns mit diesem Gedanken befassten, desto wichtiger wurde aber auch die Leistungsfähigkeit unserer Mannschaft. Es war uns bewusst, dass der Schlüssel zum Erfolg einzig in der Mannschaftskompetenz liegt, und genau daran galt es zu arbeiten.“

Der Blick auf den Auftragsumfang verdeutlicht, warum die Leistungsfähigkeit des Teams auf dem Weg zum Ziel so elementar sein sollte: Außer dem Gießen von Betonfundamenten gehörten die Konstruktion und der Aufbau einer kombinierten Holz-Beton-Konstruktion samt Verglasung zum Aufgabenpaket. Das über dem Anbau liegende Stehfalzdach sollte als große Schleppdachgaube ausgeführt und als solche ­zunächst provisorisch an das bestehende Doppelstehfalzdach angeschlossen werden.

Die Erneuerung der Lärchenholzfassade würde das Team jedoch besonders beanspruchen. „Schon der Aufbau des Arbeitsgerüstes war sehr abenteuerlich“, erzählt Trenkwalder: „Stell dir vor, du müsstest ein Gerüst auf einem Felsen so aufbauen, dass es sturmsicher ist und sicher. Schon der Aufbau stellt ein großes Risiko dar – die entsprechende Arbeitssicherheit zu gewährleisten ist folglich überaus anspruchsvoll.“ Das Gerüst wurde so aufgebaut, dass es möglich war, die alten Holzschindeln einfach abzubauen und anschließend eine Unterspannbahn, Konter- und Querlattung sowie die neue Holzschindelhülle zu montieren. Dabei musste das Gerüstmaterial nicht nur starken Stürmen, sondern auch eisigen Temperaturen standhalten.

Ein Spenglertraum wird wahr

Die Erneuerung der Lärchenholzfassade beinhaltete zudem die Montage metallumkleideter Fensterzargen. Kritische Fassadenbereiche – etwa am Sockel, wo extreme Schneehöhen zu erwarten sind – wurden ebenfalls mit Metall bekleidet. Nach dem Motto „Das Beste kommt zuletzt“ erfolgte die Erneuerung der Hauptdachfläche des Stehfalz-Metalldaches samt Dachentwässerung im Anschluss. Zum Einsatz kam verzinkter Stahl von Voest Alpine, der in Zusammenarbeit mit Alpewa mit einer Sonderver­zinkung wegen der hohen UV-Strahlung produziert und geliefert wurde. Die Vorfertigung der 0,6-mm-Scharen erfolgte im Fachbetrieb Trenkwalder.

Bei einem Zuschnitt von 400 mm wurde eine finale Deckbreite von 330 mm erreicht. Der neue Montageuntergrund bestand aus einer 30-mm-Fichtenholzschalung, die per Kreuzverschraubung befestigt wurde, sowie einer darüber liegenden Unterdeckbahn. Zur Befestigung der Stehfalzscharen wurden Edelstahl-Fest- und -Schiebehafte im Haftabstand von 150 mm verschraubt. Alle ergriffenen Maßnahmen sorgen dafür, dass die Metalldacheindeckung Winterstürmen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 250 km/h und mehr standhält.

Im Zuge der Sanierung wurden auch einige Gauben erneuert bzw. neu aufgebaut. Alle Dachaufbauten wurden ringsum mit verzinktem Stahl von Voest Alpine bekleidet. „Verglichen mit der gesamten Aufgabe war die Erneuerung des Metalldaches nicht der größte, aber der schönste Teil der Arbeiten. Wo sonst genießt du während der Arbeit ein solch beeindruckendes Panorama?“

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