Nationalmuseum für Anthropologie in Mexiko: Bronzesäule trägt ganzes Museumsvordach

Das Nationalmuseum für Anthropologie in Mexiko-Stadt gilt als architektonisches und technisches Highlight. Mit einer der größten archäologischen Sammlungen weltweit und Exponaten aus verschiedenen Epochen der mexikanischen Geschichte ist das Museum ein zentraler Anlaufpunkt sowohl für Besucher als auch für Fachleute. Im Fokus steht die außergewöhnliche Dachkonstruktion im Innenhof: Die Kombination von Tragwerk und Wasserelement stellt eine Besonderheit in der internationalen Museumarchitektur dar.

So ist das Museum aufgebaut
Das Museum wurde im Chapultepec-Park nach Plänen von Pedro Ramírez Vázquez, Jorge Campuzano und Rafael Mijares innerhalb von lediglich 18 Monaten Bauzeit errichtet und 1964 eröffnet. Der Gebäudekomplex umfasst insgesamt 23 Ausstellungshallen mit einer Gesamtfläche von 79.700 Quadratmetern. Zusätzlich stehen den Besuchern 35.700 Quadratmeter Freifläche zur Verfügung. Der zentrale Patio, über den sich das Vordach erstreckt, fungiert als verbindendes Element zwischen den einzelnen Ausstellungsbereichen.

Vordach zählt zu den größten hängenden Dächern weltweit
Das Vordach misst 54 Meter mal 82 Meter und erreicht eine Höhe von 16,80 Metern. Mit einer Fläche von nahezu 4.500 Quadratmetern gehört es zu den größten hängenden Dächern weltweit. Die Konstruktion wird ausschließlich von einer einzigen Bronzesäule getragen, die im Zentrum des Innenhofs platziert ist. Diese Säule ist zugleich integraler Bestandteil eines künstlichen Wasserfalls, der sie vollständig umspült. Die Integration des Wasserfalls in die Tragstruktur setzt nicht nur gestalterische Akzente, sondern stellt auch besondere Anforderungen an Materialwahl und Bauausführung.
Wie geht das? Tragwerk aus Stahlbeton und Aluminium
Die Dachkonstruktion basiert auf einer Stahlbeton-Aluminium-Konstruktion. Die Untersicht und die Blenden des Daches bestehen aus Aluminium, was neben der optischen Wirkung auch funktionale Vorteile wie ein geringeres Eigengewicht und eine hohe Korrosionsbeständigkeit bietet. Die gesamte Konstruktion überspannt den zentralen Innenhof und schafft so einen wettergeschützten Raum, der zugleich offen und lichtdurchflutet ist. Die Lastabtragung erfolgt ausschließlich über die zentrale Bronzesäule, was eine freie Fläche ohne weitere Stützen ermöglicht.
Auf einen Blick
Die Dachkonstruktion des Museo Nacional de Antropología demonstriert das Potenzial von Tragwerkslösungen im musealen Kontext. Die Verbindung aus großflächiger Überdachung, minimalem Stützenraster und integrierten Wasserelementen bietet zudem Anregungen für zukünftige Projekte im Bereich öffentlicher Gebäude. Die technische Umsetzung und die gestalterische Integration machen das Vordach zudem zu einem Referenzobjekt für Fachleute aus Architektur und Gebäudetechnik.