Direkt zum Inhalt
Anzeige
Anzeige
Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder
Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder
Print this page

Altersvorsorge im Handwerk: So sorgen Sie richtig vor

Dörte Neitzel

Jeder fünfte Deutsche wird nach seinem Renteneintritt künftig in Armut leben. Das haben das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung und das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in einer Studie zur Einkommenssituation der Altersjahrgänge errechnet, die ab 2036 in den Ruhestand gehen. Auch vielen Handwerkern wird im Alter künftig der sprichwörtliche goldene Boden entzogen.

Selbst wer als Sanitärinstallateur und Heizungsbauer, Elektrotechniker, Maurer, oder Kälteanlagenbauer seine Pflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung erfüllt und als Selbständiger 18 Jahre lang den vollen Regelbeitrag bezahlt hat, bekommt nur eine monatliche Rente von 540 Euro.

Diese sinkt auf unter 500 Euro, wenn Handwerker in den ersten drei Jahren nach Gründung ihres Unternehmens die Möglichkeit genutzt haben, nur den halben Beitrag zu entrichten. Zu diesem Ergebnis kam das Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk (IfH) der Universität Göttingen 2018 in einer Studie. Die Experten legten ihrer Rechnung den 2015 geltenden vollen Regelbeitrag in Höhe von 556,33 Euro zu Grunde. Seitdem ist dieser auf 592,41 Euro in den alten und 559,86 Euro in den neuen Bundesländern gestiegen.

Auf die gesetzliche Rente können sich Handwerker nicht verlassen

Das gibt zwar ein wenig mehr Rente, doch die Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung gilt nur für die Inhaber von Betrieben in zulassungspflichtigen Gewerken sowie Gesellschafter einer in die Handwerksrolle eingetragenen Kapitalgesellschaft.

Seit der Reform der Handwerksordnung 2004 ist die Mehrzahl der Handwerker in Deutschland daher nicht mehr pflichtversichert. Vor allem die rund 350.000 Soloselbständigen in zulassungsfreien Gewerken sind von Altersarmut betroffen, wenn sie nicht selbst vorgesorgt haben, befürchten sowohl das IfH wie das Deutsche Institut für Altersvorsorge.

Die Umfrage des IfH ergab jedoch auch, dass sich 91 Prozent der befragten Handwerker dieser Problematik bewusst sind und für ihr Alter vorsorgen. Dabei setzen zwei von drei Handwerkern auf die von ihnen selbst bewohnte Immobilie. Knapp ein Viertel der Befragten hat in ein Haus oder eine Wohnung investiert und diese vermietet. Damit sind Immobilien die wichtigste Form der Vorsorge im Handwerk.

Anlage-Experten halten das für eine gute Entscheidung. Denn derzeit berechnen manche Banken für Immobilienkredite mit zehnjähriger Laufzeit bei guter Bonität des Darlehensnehmers und ausreichend Eigenkapital weniger als ein halbes Prozent Zinsen. Zwar sind Eigentumswohnungen und Häuser vielerorts inzwischen auch unverschämt teuer.

Allerdings erwartet das auf Immobilien spezialisierte Forschungs- und Beratungsinstitut Empirica in einem aktuellen Marktbericht, dass die Preise für Wohnungen und Häuser im Zuge der Corona-Krise 2020 und 2021 um bis zu einem Viertel nachgeben, bevor sie auf lange Sicht wieder steigen.

Mit Immobilien erwirtschaften Handwerker im Alter ein regelmäßiges Einkommen

Wer momentan eine Immobilie erwirbt, tut seiner Altersvorsorge also langfristig Gutes – auch wenn sich bei vermieteten Objekten nur Renditen von rund zwei Prozent erzielen lassen. Doch auch damit lässt sich im Alter ein zuverlässiges Einkommen generieren. Gewohnt wird schließlich immer.

Außerdem sind Qualitätsimmobilien eine wertstabile Anlage. Woran erkennt man diese? Daran, dass man unabhängig von ihrer Größe selbst in sie einziehen würde, weil Ausstattung und Lage passen.

Lebensversicherungen der Versorgungswerke des Handwerks rechnen sich

Zwei von drei Handwerkern bauen ihren Wohlstand im Alter neben Immobilien auf den Einkünften aus einer Lebensversicherung auf. Besonders attraktiv sind dabei Policen der Versorgungswerke, die Handwerkskammern und Kreishandwerkerschaften eingerichtet haben. Über sie können Handwerker eine Lebensversicherung zu Tarifen abschließen, die um durchschnittlich 8 Prozent günstiger sind als vergleichbare Policen auf dem freien Markt. Die Versorgungswerke arbeiten dazu mit berufsständischen Versicherern wie Signal Iduna oder dem Münchener Verein zusammen.

Vorsicht ist jedoch bei der Auswahl der Versicherungsbedingungen gefragt. Denn wer eine fondsgebundenen Lebensversicherung ohne Garantiezins oder Höchststandgarantie abschließt, könnte im Fall einer weiteren globalen Krise kurz vor Auszahlung seiner Police den größten Teil des bis dahin erwirtschafteten Vermögens verlieren. Solche Garantien kosten zwar Rendite, sind das aber wert.

Wer keine solche Klausel mit seinem Versicherer vereinbart, sollte zumindest darauf achten, dass dieser ein sogenanntes Ablaufmanagement betreibt. Aktien- und Fondsvermögen des Versicherten verkauft die Gesellschaft dann nicht auf einmal kurz vor Vertragsende, sondern in mehreren Schritten über einen Zeitraum von in der Regel mehreren Jahren.

Aktien bringen hohe Renditen...

Dies sollte vor Beginn seines Ruhestands auch tun, wer direkt in einzelne Aktien oder Fonds investiert hat. Auf Fonds und direkte Investments an der Börse setzt immerhin fast jeder zweite vom IfH befragte Handwerker.

Kein Wunder, schließlich hat keine Anlageklasse in den vergangenen Jahren so sehr an Wert gewonnen wie Aktien. Daran konnten weder die Bankenkrise noch Corona etwas ändern. So stürzte der MSCI-World-Index während der Finanzkrise 2007 zwar um fast 57 Prozent ab. Wer in Zertifikaten auf das Börsenbarometer investiert blieb, kann sich jedoch selbst nach den damaligen Kurseinbrüchen und den Verlusten im Zuge der Corona-Pandemie noch über einen Gewinn von 48 Prozent freuen.

Auch der Deutsche Leitindex, DAX, stürzte zu Beginn der Corona-Krise bis Mitte März um 40 Prozent ab. Drei Monate später hatte er jedoch bereits 82,5 Prozent des Verlusts wieder gut gemacht. Derzeit liegt er gegenüber seinem im Februar erreichten Allzeithoch nur noch fünf Prozent im Minus.

...und ein hohes Verlustrisiko

Das zeigt aber auch: Die Schwankungsanfälligkeit von Aktienanlagen ist hoch. Deshalb sollten Handwerker ihrem Vermögen sicherere Anlageformen beimischen – vor allem, weil sie als Unternehmer unter Umständen schnell auf liquide Mittel zugreifen müssen. Diese Sicherheit bieten Tages- und Festgeldkonten. Gold dagegen ist nur scheinbar eine sichere Geldanlage. Es verliert zwar nie vollständig an Wert. Sein Preis schwankt aber stark.

Die für die Altersvorsorge nötige Sicherheit und Stabilität bieten die staatliche geförderte betriebliche Altersvorsorge (bAV) sowie die ebenfalls geförderte Rürup-Rente. Die bAV bietet sich dabei vor allem für größere zulassungspflichtige Handwerksbetriebe an. Sie sind häufig Kapitalgesellschaften, in denen der Chef zugleich angestellter Geschäftsführer ist. Nur in dieser Konstellation kann er seine Zahlungen an eine Unterstützungskasse oder eine bAV-konforme Lebensversicherung als Betriebsausgaben absetzen, Sozialbeiträge sparen und sowohl für sich wie für das Unternehmen steuerliche Vorteile herausholen.

Wer gut verdient setzt auf die Rürup-Rente

Die Rürup-Rente bietet sich für Handwerker dagegen unabhängig von der Rechtsform ihres Unternehmens an. Dabei können Alleinstehende bis zu 25.046 Euro im Jahr in eine zertifizierte Renten-, eine fondsgebundene Rentenversicherung oder einen Fondssparplan einzahlen. Bei Eheleuten beträgt der Betrag 50.092 Euro.

Die steuerliche Förderung bekommen Rürup-Sparer in Form einer Ermäßigung ihrer Einkommenssteuer. Derzeit können sie neunzig Prozent ihrer Beiträge als Sonderausgaben von ihren Einkünften abziehen. Bis 2025 steigt der anrechenbare Anteil der Beiträge sogar auf 100 Prozent.

Im Gegenzug steigt jedoch auch der Teil der aus einer Rürup-Versicherung bezogenen Leistung, den Sparer im Alter versteuern müssen. Wer seine Rente 2025 abrufen will, muss 85 Prozent davon versteuern. Wer 2030 in den Ruhestand geht, zahlt schon auf 90 Prozent der Leistung Abgaben. Die komplette Rente ist ab 2040 zu versteuern.

Dennoch kommen Rürup-Rentner in den Genuss eines erheblichen Steuervorteils. Denn im Alter sind in der Regel nicht nur ihre Einkünfte geringer, sondern auch ihr persönlicher Steuersatz. Während sie in eine Rürup-Versicherung einzahlen, verdienen sie dagegen meist gut und haben eine hohe Steuerlast zu schultern. Die verkleinert sich durch den höheren Steuersatz um deutlich mehr als Rürup-Rentner später an das Finanzamt abführen müssen.

Die Rürup-Rente ist bis zum Lebensende sicher

Eine Rürup-Rente bietet noch eine Reihe weiterer Vorteile. So sind in entsprechenden Versicherungen angesparte Beiträge im Fall einer Insolvenz des Handwerksbetriebs vor dem Zugriff von dessen Gläubigern geschützt. Außerdem müssen die Versicherer die Rente bis zum Lebensende des Versicherten auszahlen – auch wenn das angesparte Kapital aufgebraucht ist. Dafür lassen sich Rürup-Verträge nur beitragsfrei stellen, nicht aber kündigen. Auch auszahlen lassen können sich Sparer ihr Kapital bei Vertragsende nicht.

Deshalb bietet sich der Abschluss eines Rürup-Vertrags vor allem für Handwerker an, die ihren Betrieb schon lange erfolgreich führen, gute Umsätze machen und dadurch von den Steuervorteilen dieser Form der Altersvorsorge profitieren. Existenzgründer haben dagegen in der Regel noch keine so großen Einnahmen, dass sie einen Teil davon in einer Rürup-Versicherung binden könnten.

Sie investieren ihr Geld besser in ihren Betrieb. So stehen sie als Handwerker bald auf goldenem Boden. Wenn Sie dann für ihr Alter vorsorgen, brauchen sie nicht zu befürchten, dass ihnen dieser im Ruhestand unter den Füßen weggezogen wird.

Das könnte Sie auch interessieren:

Mehr zu diesem Thema
Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder