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Fachkräftemangel: Ursachen und Erfordernisse

Hans-Peter Sproten
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Vielfach sind die SHK-Ausbildungszahlen konstant und zeigen in den letzten Jahren sogar etwas nach oben, das ist jedoch eine trügerische Entspannung.

Denn dass dies nicht reichen wird, um mittel- und langfristig eine boomende Branche mit immer größerem Leistungs- und Technologiespektrum am Laufen zu halten, muss eigentlich allen klar sein. Bei allem Bemühen, nach vorne zu schauen, ist ein kurzer Blick in die Vergangenheit durchaus hilfreich.

Während die Branche 1997 noch etwa 68.500 Auszubildende vorweisen konnte und damit ein gehöriges Facharbeiterpotenzial aufbaute, lag die Zahl 2015 bei etwa 33.700 und erreichte 2020 einen Wert von etwa 37.300. Obwohl gerade in den letzten Jahren der Trend leicht nach oben zeigt, reichen diese Zuwächse perspektivisch nicht aus, um die Branche zu entwickeln. Denn auch weiterhin gibt es schier unüberwindbare und teilweise seit Jahrzehnten existierende Hindernisse, die den Fachkräftemangel begünstigen. Vieles ist lange bekannt. Anderes ist einer sich rasant verändernden Gesellschaft geschuldet.

Hochschulabsolventen fürs Handwerk

Über sämtliche politische Parteien hinweg wird die Erhöhung des Bildungsniveaus weiterhin – mehr oder weniger – mit dem Gang zur Hochschule verbunden und propagiert. Damit hält unter dem Strich auch der ungebrochene gesellschaftliche Trend zu höheren Schulabschlüssen an.

Abitur, Hochschulreife und Studium sind bei jungen Menschen weiterhin schwer angesagt. Die steigende Studierneigung zeigt sich in den Studienanfängerzahlen, die sich von 1997 mit gut 262.000 auf ca. 488.000 im Jahr 2020 erhöht haben. Waren es 1997 noch insgesamt 1,7 Millionen Studierende, sind wir nun bei ca. 2,5 Millionen. Die Aufteilung weiblich/männlich ist dabei annähernd gleich. Zu behaupten, dieser Anstieg wäre wesentlich für die zögerliche Entwicklung der Ausbildungszahlen im SHK-Handwerk, ist allerdings weit hergeholt und sollte nicht zu überzogenen Reaktionen in Richtung Hochschule führen, werden doch auch weiterhin und – dies in verstärktem Maß – Hochschulabsolventen für die SHK-Unternehmen und die gesamte Branche dringend benötigt.

Ohnehin ist es auch weiterhin schwierig, einen höheren Anteil Studierende für die relevanten MINT-Fächer zu begeistern (MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Denn auch diese meist technisch orientierten Absolventinnen und Absolventen haben eine hohe Relevanz für die positive Entwicklung unserer Branche.

Es ist schwierig, viele Studierende für die relevanten MINT- Fächer zu begeistern (MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Aber diese Absolvent:Innen haben eine hohe Relevanz für die positive Entwicklung der SHK-Branche.

Mehr Mittel für die Ausbildung

Obwohl man meinen könnte, in jüngster Zeit auch aus höchsten politischen Kreisen hier oder da erste Anzeichen eine Kehrtwende beim Thema „pro Akademisierung“ herauszuhören, darf sich das Handwerk nicht täuschen lassen: Der überwiegende Teil der Landes- und Bundesmittel, die (un-)mittelbar der Aus- und Weiterbildung dienen, fließen in Bildungskanäle fernab des Handwerks. Das beginnt bei Mitteln für Bildungsstätten, damit verbundenem Personal und reicht bis zur Förderung der Studierenden selbst. So werden kleine politische Erfolge, wie beispielsweise geringe Zuschüsse zu den Fahrtkosten für Auszubildende, als großer Fortschritt gefeiert. Studierende dagegen fahren, gedeckelt über die dazu in keinem Verhältnis stehende Studiengebühr, beispielsweise in ganz NRW kostenfrei mit Bus und Bahn.

Auch die kaum beachteten Berufsschulen, deren Ausstattung und das für eine qualifizierte Ausbildung erforderliche Lehrpersonal fallen im Vergleich zu den sich explosionsartig entwickelnden Hochschulen immer häufiger durchs Raster – von den überbetrieblichen Ausbildungsstätten ganz zu schweigen. Die unzureichende finanzielle Ausstattung der beruflichen Bildungseinrichtungen des Handwerks wird dabei, ebenso wie die politische Unterstützung zur Werbung für Handwerksberufe, im verstärkten Maß auf die Fachunternehmen abgewälzt. Beispiele für diese defizitäre Situation lassen sich stetig fortführen. Die Spanne reicht vom Ungleichgewicht bei Lehr- und Lernmitteln bis hin zur Subventionierung von Kantinenessen.

Gemeinsame Werbung fürs Handwerk

Um in dieser Situation von der Gesellschaft überhaupt wahrgenommen zu werden oder gar die substanziell erforderliche Trendwende einzuläuten, braucht es mehr als die gut gemeinten Imagemaßnahmen der einzelnen Gewerke. Ganz im Gegenteil: Die sich ohnehin im Konkurrenzkampf um Azubis befindlichen Gewerke müssen sicher einzeln, aber viel stärker auch konzertiert auftreten. Dass „das Handwerk“ dazu einen mehr als gut organisierten Apparat vorhält, bietet eigentlich beste Möglichkeiten. Hier gilt es, gemeinsam in den sich nahestehenden Spitzenverbänden aktiv zu werden. Statt sich über Berufsabgrenzungsfragen zu streiten, wären gemeinschaftliche Werbemaßnahmen, beispielsweise der technischen Ausbaugewerke, vonnöten.

Wenn es um Nachwuchs sowie Aus- und Weiterbildung geht, muss auch endlich Schluss sein mit der etablierten Wattebällchen-Strategie der Spitzenverbände gegenüber der Politik. Das ständige Reagieren und das viel zu seichte Agieren jedes einzelnen Gewerkes in Richtung Politik muss sich ändern. Vielleicht hilft es dem Handwerk im ersten Schritt, nicht gleich jegliche Formen der „Akademisierung“ schlechtzureden, sondern vielmehr die eigenen Stärken herauszustellen. Dazu gehört es auch, endlich Abstand von der aberwitzigen Idee zu nehmen, handwerkliche Abschlüsse akademischen gleichsetzen zu wollen. Denn dieser Vergleich von Äpfeln und Birnen ist für einen Großteil der Gewerke schlicht unangebracht und zeugt nicht nur von fachlicher Unkenntnis, sondern auch von fehlendem Selbstbewusstsein des Handwerks. Entsprechend durchwachsen ist die Bilanz der noch vor wenigen Jahren mit großer Euphorie gestarteten Kampagne „Handwerker an die Hochschulen“. Bei den sicher kaum vermeidbaren europäischen Bemühungen, berufliche Gleichwertigkeit und Durchlässigkeit zu definieren, sollte das in kluger Form tunlichst beachtet werden.

Noch viel schlimmer trifft es aber Handwerksunternehmen, die die zunächst mit hohem Aufwand geworbenen und mit noch höherem Aufwand frisch ausgebildeten Fachkräfte verlieren. Dass dies tatsächlich fatal ist und gleich doppelt belastet, liegt auf der Hand und führt zu einer zunehmenden Resignation betroffener Betriebe, weiterhin auszubilden – eine gefährliche Entwicklung. Denn neben dem anschließenden Gang zur Hochschule öffnen sich gleich mehrere dankbare Kanäle.

Zusammenarbeit von Industrie und Handwerk

Hier kommen nämlich die ins Spiel, die unter dem Strich doch sehr zurückhaltend Ausbildung und Ausbildungskampagnen fördern. Es ist schon erstaunlich, wenn man die Äußerungen der Industrie zum Facharbeitermangel verfolgt. Einen „Mangel“, den offenbar nur einige wenige Unternehmen ernsthaft und vor allem kontinuierlich Hand in Hand mit dem Handwerk beseitigen wollen. Seit Jahren bedient sich die Industrie bei gut ausbildenden Handwerksunternehmen und wirbt dort für eigene Zwecke ab. Das ist bekannt und bitter. Ein sicher legitimes Vorgehen, wäre damit nicht gleichzeitig der Vorwurf verbunden, das Handwerk käme seinen Aufgaben nicht mehr nach. Vielfach berechtigt ist daher sicher die Frage, wo sie tatsächlich sind, die umfangreichen Bemühungen einer milliardenschweren Industrie, mit spürbaren Umlagen für die Werbung und Unterstützung im Ausbildungsbereich zu sorgen? Werben sie damit doch auch für sich selbst.

Doch statt konkurrierender Werbemaßnahmen von Industrie und Handwerk in Richtung Nachwuchs muss verstärkt der Weg einer Zusammenarbeit gewählt werden. Unsere gemeinsame Branche muss in den Fokus junger Menschen gerückt werden – hat sie doch alles zu bieten, was „Zukunft“ ausmacht. Vor allem auf regionaler Ebene, zwischen Innung und Industrie, haben Kooperationen hohe Erfolgschancen. Weshalb sollten Industriepartner den 380 Bewerber*innen von 400 schlicht absagen, statt in ihrem Absageanschreiben auf ein attraktives Ausbildungsangebot beim Handwerksunternehmen von nebenan hinzuweisen? Können wir es uns leisten, Ausbildungswillige, die zumindest Interesse an einem Ausbildungsplatz unserer Branche gezeigt haben, einfach so ziehen zu lassen? Welchen Aufwand müssen Innungen und Betriebe betreiben, um nur einen Bruchteil dieser Zielgruppe selbst zu erreichen?

Neue Anforderungsprofile

Gerade Absolvent*innen mit höherem Schulabschluss verfügen oftmals über die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten, die unsere Branche benötigt, um das gesamte Fachspektrum qualitativ hochwertig abzudecken. Der sich jedoch einschleichende Irrglaube, auf die Ausbildung von Schulabsolvent*innen aus dem unteren Drittel verzichten zu können, wird durch aktuelle Zahlen widerlegt. Das Tätigkeitsfeld der Branche wird schlicht immer breiter.

Schon heute werden Monteur*innen immer stärker zu Spezialisten für gewisse Produkte, Techniken und Einsatzgebiete. Es obliegt weitestgehend unserer eigenen Definition, wie sich die Kenntnisse und Fertigkeiten in der Ausbildung darstellen sollen, um Menschen, Tätigkeiten und Anforderungen miteinander zu verknüpfen. Dazu müssen wir neue Ansätze finden, unser Berufsbild auf den Prüfstand stellen, unsere Anforderungsprofile überdenken.

Schon heute werden Monteur*innen immer stärker zu Spezialisten für gewisse Produkte, Techniken und Einsatzgebiete.

Vielleicht ist es tatsächlich erforderlich, weitere Positionierungen auch unterhalb und oberhalb des klassischen Facharbeiters zu realisieren. Denn es gibt sie, die lernschwächeren und auch die talentierten, überaus wissbegierigen Jugendlichen. Und bevor wir unsere Standards immer weiter absenken, um auch noch dem Letzten beim Sprung über die Stange zu helfen, sollten wir tatsächlich über neue systemische Ausbildungsansätze nachdenken, die möglichst viele Jugendliche fördern, indem sie dem einen die Möglichkeit bieten, mit einem Abschluss in unserem Handwerk tätig zu werden, und dem anderen dazu verhelfen, ehrgeizige und höhere Ziele zu erreichen. So sprechen wir deutlich mehr junge Menschen an. Wir bringen Lernschwächere nicht mehr in unlösbare Prüfungssituationen, zweifeln weniger an eingezogenen Standards und bieten Überfliegern neue Herausforderungen. Damit sollte es eher gelingen, mehr junge Menschen im Handwerk zu halten. Gleichzeitig wird damit der aufflammenden Diskussion um die vorrangige Bewerbung der Zielgruppen „Realschüler“ und „Absolventen mit Hochschulreife“ begegnet, die gemessen am hohen Fachkräftebedarf unangemessen ist.

Neue Angebote der Fachbetriebe für Azubis

Laut einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung sind vor allem gesellschaftliche Anerkennungen, einflussreiche Positionen und gute Karrierechancen sowie eigenverantwortliche Tätigkeiten und ein höheres Einkommen Gründe, weshalb sich jüngere Menschen für ein Studium und gegen eine Berufsausbildung entscheiden. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren muss das Angebot für potenzielle Auszubildende neu formuliert und zielgerichteter kommuniziert werden. Da vor allem kleine Betriebe das selbst nicht stemmen können, ist die Verbandsorganisation noch stärker gefordert, entsprechende Angebote zu machen. Nachweislich sind es insbesondere Kleinbetriebe, die immer mehr Schwierigkeiten haben, Ausbildungsstellen zu besetzen, und in letzter Konsequenz gar nicht mehr ausbilden. Dies gilt es zu verhindern.

Hat man gute Azubis erst einmal unter Vertrag, stehen den Betrieben eine Reihe von Möglichkeiten offen, diese an sich zu binden. Das sind die kleinen Bonbons, denen im Hinblick auf Nachwuchswerbung eine nicht zu vernachlässigende Bedeutung beizumessen ist. Hinlänglich bekannt, aber lange nicht von allen Unternehmen genutzt, bergen Maßnahmen, die das Selbstwertgefühl und die Einbindung in das Team positiv beeinflussen, hohe Erfolgschancen. Das beginnt bei ausbildungsstrukturierenden und begleitenden Werkzeugen wie dem „Azubi-Ordner“, geht über digitale Prüfungstools und endet bei der eigenen Visitenkarte.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, darf der Fokus eben nicht nur auf die Werbemaßnahmen neuer Azubis gelegt werden. Die Bindung an das Unternehmen selbst gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Wesentlich ist dabei der betriebliche Umgang mit relevanten Gesprächspartnern, gerade in den ersten Monaten der Ausbildung. Denn in dieser Zeit ist die Abbruchquote sehr hoch.

Hat man gute Azubis erst einmal unter Vertrag, stehen den Betrieben eine Reihe von Möglichkeiten offen, diese an sich zu binden.

Die Gründe dafür liegen nicht automatisch beim Azubi selbst. Da muss jedes Unternehmen die eigenen Abläufe, die Ausbildungsqualität und den Umgang mit dem Auszubildenden, insbesondere durch den begleitenden Monteur, hinterfragen. Es handelt sich in den ersten Monaten der Ausbildung nämlich um eine ganz sensible Zeit für die in weiten Bereichen unreifen und erstmalig mit dem Berufsleben in Berührung kommenden jungen Menschen, die als Azubi und nicht als Hilfsarbeiter tätig sein wollen und sollen. Und auch wenn das manchmal nicht so aussieht: Neue Azubis sind unsicher und haben bei Antritt der Ausbildung den Entscheidungsprozess hinsichtlich ihres neues Lebensabschnittes noch nicht abgeschlossen.

Ein komplexes Thema, dessen sich der Fachverband SHK NRW angenommen hat. Mit dem „Azubi-Lern-Tool“ steht den Unternehmen nun ein umfangreiches digitales Werkzeug zur Verfügung, das sowohl dem Azubi Lerneinheiten zu allen Ausbildungsinhalten rund um die Uhr über die gesamte Ausbildungszeit hinweg bereitstellt, als auch dem Ausbilder Prüfungsmöglichkeiten an die Hand gibt. Ein erster Schritt, dem weitere folgen sollen. Gedacht ist hier an ein Werkzeug, das dem ausbildenden Monteur Anregungen und Informationen für den Umgang mit seinem Auszubildenden bieten soll. Denn insbesondere die Ausbildungsqualität des Unternehmens ist der Garant für eine gute Personalstruktur.

Fehlende Berufsschullehrer*innen

Ungeachtet dieser Tatsachen stehen wir vor einem immer größeren Problem, für das bislang noch niemand eine Lösung parat hat: Auch wenn wir die vielen benötigten Nachwuchskräfte gewinnen, fehlt es an Berufsschullehrer*innen.

Dass der Lehrermangel, insbesondere an Grundschulen und in den MINT-Fächern, seit Jahren ein Problem darstellt, dürfte kaum jemandem entgangen sein. An berufsbildenden Schulen hat es jedoch derartige Züge angenommen, dass schon in wenigen Jahren mit dem kompletten Zusammenbruch des fachlich bereits stark eingeschränkten Berufsschulunterrichts zu rechnen ist.

So meldet das NRW-Schulministerium, dass in den nächsten 10 Jahren mehr als 3.000 Lehrer in den Berufskollegs fehlen werden. Eine Entwicklung, die das vom Land initiierte Seiten-Einsteiger-Programm nicht lösen konnte. Denn wo sollen die Lehrer herkommen?

Die ohnehin wenigen Ingenieure, die tatsächlich eine fundierte Affinität zur technischen Gebäudeausrüstung haben, motiviert es sicher nicht, in einen Schuldienst einzusteigen, der zusätzlich ein pädagogisches Begleitstudium und ein Referendariat erfordert. Da bietet unsere Branche attraktivere Rahmenbedingungen, um Geld zu verdienen.

Defizite in Berufsschulen

Diese bekannte, jedoch in ihrer Konsequenz nicht durchdachte Tatsache wird gravierende Folgen haben. Die mannigfachen Beschwerden über unzureichenden und fachlich defizitären Unterricht gibt es bereits seit vielen Jahren. Mittlerweile tun sich jedoch Lücken auf, die in der beschriebenen Größenordnung zu einer realen Gefahr für das gesamte duale System werden könnten. Unserer Umfrage von Ende 2020 zufolge sieht rund die Hälfte der SHK-Innungen in NRW bereits heute erhebliche Defizite rund um den Unterricht in Berufsschulen. Die Motivation des SHK-Handwerks, mit noch größerem Einsatz nach qualifizierten Auszubildenden Ausschau zu halten, wird damit nicht unbedingt gefördert. Ganz im Gegenteil: Damit verstärkt sich die zuvor bereits erwähnte Ausbildungsverdrossenheit der Unternehmen.

Vielleicht ist es tatsächlich an der Zeit, über völlig neue Ansätze mit, aber auch ohne Berufsschule nachzudenken. Dass es auf dem politischen Weg gelingen könnte, die Ausbildung der Lehrenden im Berufsschulbereich so zu konzipieren, dass Defizite in der Ausbildung für das Handwerk beseitigt werden, dürfte mit der heutigen Bildungssystematik ein Traum bleiben. Zu stark ist der Irrglaube, nur Vollakademiker mit Lehramtsberechtigung – allzu häufig aus fremden Fachbereichen – können angehende Anlagenmechaniker*innen SHK ausbilden.

Unbeantwortet bleibt obendrein die Frage, wo die eigentlich herkommen sollen. Dass dies ein hohes Gefahrenpotenzial hinsichtlich der Ausbildungsqualität und letztlich auch für den Fortbestand der Handwerksbetriebe selbst birgt, liegt auf der Hand. So ist wieder einmal unsere Branche selbst gefordert, nicht nur die gesellschaftlichen Hindernisse, sondern nun auch noch die fachlichen Defizite schwächelnder Berufsschulen mit hohem finanziellem Aufwand zu kompensieren.

Fazit

Gefordert sind insbesondere Innungen und Verbände. Als Fachverband SHK NRW sind wir daher verstärkt auf der Suche nach Sparringspartnern und Allianzen mit neuen und mutigen Ideen. Denn spürbare Erfolge sind nur mit ernsthaften gemeinsamen Anstrengungen zu erzielen, und dazu gehören:

  • Verstärkte Kooperationen für die Ausbildung auf allen Ebenen
  • liegen gebliebene Potenziale der Branchenpartner aus Industrie und Großhandel für die Ausbildung zu heben
  • starkes Auftreten gegenüber der Politik: vehementere Argumentation der tatsächlichen Vorteile einer Ausbildung u. a. in den Schulen als Weichenstellung für mehr Anerkennung in der Gesellschaft
  • Überdenken des aktuellen Berufsbildes. Annäherung an den Bedarf der Praxis und Anreicherung um einen weiteren Abschluss unterhalb des Anlagenmechanikers SHK
  • Strukturen der Ausbildung im SHK-Handwerk neu denken, Ausbildungsqualität im Unternehmen durch die Ausbildung der Ausbildungsmonteure erhöhen.

Es gibt mehr zu tun denn je. Die Herausforderungen sind höchst unterschiedlich und liegen auf verschiedenen Ebenen.

Dieser Artikel von Hans-Peter Sproten ist zuerst erschienen in SBZ Ausgabe 17(2021. Hans-Peter Sproten ist Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK Nordrhein-Westfalen. www.shk-nrw.de

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