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Robuste Rechner: So baustellentauglich sind Rugged Tablets

Marian Behaneck
Inhalt
Rugged Tablets und Convertibles sind vielseitige, robuste und zuverlässige Arbeits- und Präsentationswerkzeuge, denen auch mal ein Knuff oder kleiner Spritzer nichts ausmacht.

Wer heute mit einem Ordner unter den Arm geklemmt auf die Baustelle eilt, gilt fast schon als rückständig. Viel schicker, aber auch bequemer ist es, Auftragsdaten digital mitzunehmen, Kunden oder Projektpartnern Pläne oder Angebote multimedial am Tablet-Display zu präsentieren, Aufmaße oder Mängel direkt vor Ort digital zu erfassen.

Das beschleunigt Arbeitsabläufe und macht beim Kunden Eindruck. Für Kunden- und Baustellenbesuche, unterwegs oder auf Reisen besonders geeignet sind robuste Rugged-Modelle.

Wie robust sind Rugged Tablets?

Robuste Tablets verfügen wie Rugged Smartphones über ein stabiles, spritzwasser-, schmutz- und staubgeschütztes Metall- oder Kunststoffgehäuse. Eine zusätzliche Gehäusegummierung schützt vor Stürzen und Stößen und macht das Tablet griffiger.

Das Display besteht aus einem gehärteten Spezialglas, das zusätzlich mit einer Folie gegen Kratzer geschützt ist. Die zulässigen Betriebstemperaturen liegen zwischen -10 oder -20 und +50 bis +60 Grad Celsius. Damit sind sie konventionellen Geräten deutlich überlegen, die meist schon bei leichten Minusgraden ihren Dienst versagen.

Wie robust ein robustes Tablet ist, geben IP-Codes und vor allem der Military Standard (MIL-STD) an. IP steht für Ingress Protection (Eindring-Schutz). Die erste Ziffer des IP-Codes gibt den Schutz gegen Fremdkörper und Berührung an, die zweite den Schutz gegen Wasser.

Ein IP65-Gehäuse ist beispielsweise staub- und strahlwasserdicht; zusätzlich gegen dauerndes Untertauchen gefeit ist ein IP68-Gehäuse. Der vom US-Militär definierte United States Military Standard (MIL-STD) geht ruppiger ran und setzt Geräte widrigen Umgebungsbedingungen wie extremen Temperaturen, Regen, Luftfeuchtigkeit, Sand und Staub oder Stößen und Vibrationen aus.

Allerdings besagt ein Hinweis beispielsweise auf die aktuelle MIL-STD-810H nicht zwingend, dass das betreffende Tablet gemäß allen Teilen der Norm geprüft wurde und diese Prüfungen auch tatsächlich bestanden hat. Das handhabt jeder Hersteller anders, wodurch Vergleiche nur bedingt möglich sind.

Verlässlicher sind konkrete Herstellerangaben, beispielsweise dass sowohl das Gehäuse als auch das Display Stürze aus einer bestimmten Höhe (Hüft- oder Kopfhöhe) überstehen oder dass kurzfristiges Untertauchen bis zu einer bestimmten Wassertiefe möglich ist. Abstürze aus großer Höhe auf Stein oder Beton überlebt freilich auch robuste Technik nicht.

Berücksichtigen sollte man auch, dass der Zusatzschutz Rugged Hardware nicht nur robuster, sondern auch größer und schwerer macht. Rugged Tablets sind mindestens doppelt so dick und schwer wie konventionelle Modelle. Semi-Rugged-Geräte sind etwas kompakter und leichter, aber auch weniger robust.

Rugged Tablets beschleunigen ­Arbeitsabläufe und machen auch beim Kunden Eindruck.

Diese Technik steckt in den Tablets

Robuste Tablet-PCs verfügen über einen Arbeitsspeicher von 1 bis 8 GB Größe und mehr, einen 4 bis 256 GB großen Datenspeicher, ein bis zwei USB-Anschlüsse, LAN/WLAN für den Netzwerk-/Internetanschluss, eine Kamera/Webkamera, einen Lautsprecher/ein Mikrofon, teilweise auch über einen SD-Kartenleser und weitere Ausstattungsdetails. Für die nötige Rechenpower sorgen sparsame Mobil-Prozessoren.

Während Tablets mit Intel-Prozessor und Windows-Betriebssystem kompatibel mit Anwendungen auf anderen Windows-Rechnern sind, laufen Tablets mit ARM-Prozessoren unter den mobilen Betriebssystemen Google Android oder Apple iOS und ermöglichen damit die Nutzung des jeweiligen umfangreichen App-Angebots.

Das LC-Display ist Bildschirm und Schreibtafel zugleich, teilweise ist per kabellosem Stift auch eine Programmbedienung respektive dank Handschrifterkennung eine handschriftliche Eingabe möglich.

Eine Tastatur ist in der Grundausstattung nicht enthalten – lediglich in „virtueller“ Form. Sie wird bei Bedarf auf dem berührungssensitiven LC-Display eingeblendet und ermöglicht die Eingabe kurzer Texte. Für umfangreichere Texteingaben sind optional erhältliche ansteckbare Tastaturen erhältlich, die das Tablet in ein Notebook verwandeln und zusätzlichen Displayschutz bieten.

Eine Sonderform stellen Notebooks mit einem um 180 oder 360 Grad drehbaren oder magnetisch ansteckbaren, berührungssensitiven Display dar: Diese sogenannten „Convertibles“ sind sowohl als gewöhnliches Notebook mit Tastaturbedienung als auch als Tablet-PC einsetzbar.

Zum Tablet-Lieferumfang gehören ein integrierter Lithium-Ionen-Akku und ein Netzteil. Im Standard-Lieferumfang enthalten oder optional aufrüstbar sind eine Bluetooth-­Schnittstelle für die kabellose Datenübertragung über kurze Distanzen oder Mobilfunk für den mobilen Internetzugang unterwegs.

Diverse Sensoren sorgen für mehr Bedienungskomfort und erweitern die Funktions- und Einsatzpalette: Lagesensoren ermöglichen einen schnellen Wechsel zwischen der Hoch- und Querformatanzeige, Licht-, Bewegungs-, Näherungs- und andere Sensoren sowie GPS-Module erweitern die Einsatzmöglichkeiten von Apps.

Darauf sollte man achten

Wer ein bestimmtes Programm oder eine bestimmte App nutzen will, sollte beachten, unter welchem der mobilen Betriebssysteme Apple iOS, Google Android oder Microsoft Windows das Tablet läuft. Viele, aber längst nicht alle allgemeinen und SHK-spezifischen Apps laufen unter zwei oder mehreren mobilen Betriebssystemen.

Aktuelle Arbeitsspeicher (RAM) sind zwischen 0,5 und 8 GB groß, interne Speicher, auf dem Programm- und Arbeitsdaten abgelegt werden, zwischen 16 GB und 256 GB.

Hier gilt: je größer, desto besser. Da man kompakte USB-Speichersticks komfortabel und ohne dass sie stören anschließen kann, ist knapper Speicherplatz auch unterwegs heute allerdings kein Problem mehr.

Ein entscheidendes Qualitätskriterium ist das Display – je größer dessen Auflösung und Helligkeit, desto besser. Die aktuelle Standardauflösung bei konventionellen Tablet-PCs liegt zwischen etwa 1200 x 800 und 2000 x 1500 Bildpunkten und mehr. Die Displaygröße ist immer ein Kompromiss zwischen Anzeigekomfort, Abmessung, Mobilität und Preis. Derzeit liegt sie bei 10 bzw. 12 Zoll, wobei es inzwischen auch größere Displays mit höheren Auflösungen gibt (bis 21 Zoll). Das Maß für die Bildhelligkeit ist die Leuchtdichte, gemessen in Candela pro Quadratmeter (Cd/m2).

Sie sollte mindestens 500, besser 1000 Cd/m2 betragen – je höher, umso besser lässt sich das Display auch im Außenbereich ablesen. Glänzende Displayoberflächen bieten zwar eine brillante Farbdarstellung, erzeugen aber störende Spiegelungseffekte, weshalb matte Displays sinnvoller sind.

Zur Standardausstattung von Tablets gehören ein LAN-Anschluss für die Anbindung an das Computernetz sowie möglichst mehrere USB-Schnittstellen für den Anschluss externer Hardware. Mobilität beim Zugriff auf Netzwerke bietet das drahtlose lokale Netzwerk (WLAN), das immer integriert ist. Zur nachrüstbaren Zusatzausstattung gehören, sofern als Modul nicht bereits eingebaut ist, ein Mobilfunk-Stick für den mobilen Internetzugang sowie ein Blue­tooth-­Stick für die kabellose Kommunikation mit externer Hardware.

Ein wichtiges Auswahlkriterium ist die Akkulaufzeit. Herstellerangaben hierzu sind meist irreführend, denn die angegebenen sechs bis zehn Stunden Akkubetrieb und mehr sind nur bei praxisfernen, extrem sparsamen Speicherzugriffen, geringer Prozessor­auslastung, minimaler Displayhelligkeit, abgeschalteter Bluetooth-/WLAN-Funktion etc. zu erreichen.

Wichtig ist auch, wie schnell sich leere Akkus wieder aufladen lassen (zwischen drei und fünf Stunden). Eine grafische Ladestandsanzeige hilft, die noch verfügbare Akkulaufzeit besser einzuschätzen. Optionale Schutzhüllen mit Handschlaufe bieten einen sicheren Halt auch bei größeren Displays und sind praktisch auf der Baustelle.

Für den täglich wechselnden Einsatz zwischen Büro und Baustelle empfiehlt sich eine Dockingstation, die es auch mit in der Neigung verstellbarem Displayhalter und integrierter Tastatur gibt. Sie ermöglicht den schnellen Anschluss an externe Geräte oder das Büronetzwerk.

Als vollwertiger PC-Arbeitsplatz taugen Rugged Tablets allerdings nicht, höchstens temporär und auch nur mit angeschlossener Kabel- oder Funktastatur. Außerdem sollte das Display mit einer Zusatzvorrichtung in Augenhöhe und im richtigen Winkel positionierbar sein.

Rugged-Alternative: Für konventionelle Geräte werden auch staub- und wasserdichte Hüllen offeriert.

Wann lohnen sich Rugged Tablets?

Rugged Tablets sind etwas schwerer, voluminöser und nicht ganz billig. In der Rugged-Version kosten Tablets oder Convertibles schnell mal das Doppelte bis Dreifache dessen, was man von vergleichbaren konventionellen Businessmodellen gewohnt ist, also zwischen etwa 500 und 2000 Euro und mehr.

Semi-Rugged-Modelle sind etwas günstiger. Ob sich der Mehrpreis lohnt, muss letztlich jeder für sich individuell beantworten.

Auf jeden Fall ist Rugged Hardware nachhaltiger. Viele konventionelle Modelle haben Schwächen und versagen meist kurz nach Ablauf der Garantiefrist ihren Dienst. Defekte Netzanschlussbuchsen oder Netzteile, gesprungene Displaygläser oder kaputte Akkus sind häufige Schadensbilder schon nach kurzer Nutzungszeit.

Das kommt bei Rugged-Geräten dank besonders robuster Technik, hochwertiger und langlebiger Bauteile und Materialien eher selten vor. Wer in diesem Preisniveau allerdings auch die neueste Prozessortechnik erwartet, wird enttäuscht: Rugged Tablets hinken aktuellen Prozessor-­Standards technisch immer einen Tick hinterher. Das liegt daran, dass die Modellzyklen der Rugged Hardware längerfristig angelegt sind als die von Prozessoren.

Das ist jedoch nur ein marginaler Nachteil – schließlich spielen für den gewerblichen Einsatz Aspekte wie Modellkontinuität, Zubehörauswahl, modulare Ausbaumöglichkeiten für individuelle Anpassungen, ein guter Service oder die langjährige Verfügbarkeit von Ersatzteilen eine größere Rolle als die neueste Hardwaretechnik. Wer dem latenten gesellschaftlichen Druck, immer das neueste Smartphone- oder Tablet-Modell besitzen zu müssen, nicht widerstehen kann, wird Rugged Modelle meiden und sich mit einer zusätzlichen Schutz­ausstattung behelfen.

Für konventionelle Smartphones, Tablets und Notebooks offerieren diverse Anbieter eine reiche Auswahl an staub- und wasserdichten Schutzhüllen aus Neopren oder anderen Materialien, die auch vor Stößen und Kratzern schützen. Allerdings ist das meist mit Einschränkungen bei der Gerätezugänglichkeit und beim Bedienkomfort verbunden.

Fazit: Rugged Hardware ist nachhaltiger!

Wer Wert auf ein zuverlässiges Arbeitswerkzeug legt, das nahezu allen Widrigkeiten trotzt und über viele Jahre klaglos seinen Dienst tut, findet in speziellen Rugged-Geräten treue und zuverlässige Begleiter. Bessere Geräte-, Bauteil- und Materialqualitäten sowie ein in der Regel sehr guter Service machen die Geräte langlebiger und damit auch nachhaltiger.

Aber nicht alles, was als „rugged“ offeriert wird, ist es auch. Bezeichnungen wie ­„ruggedized“ oder „outdoor“ deuten auf eine niedrigere Robustheitsstufe hin und viele Anbieter konventioneller Mobilhardware, die einzelne Modelle unter dem Label „rugged“ anbieten, verfügen nicht über dasselbe Know-how von ausschließlich auf die Rugged-Technik spezialisierten Herstellern, wie beispielsweise Panasonic oder Getac.

Leider setzen Prozessor- und Betriebssystemzyklen, insbesondere bei Smartphones und Tablets, der Langlebigkeit von Rugged-Geräten Grenzen. Wird die neueste App nur ab einer bestimmten Betriebssystem-Version unterstützt, respektive der Support für ein Betriebssystem abgekündigt (wie aktuell von Windows 7 zum 14. Januar 2020), wird man meist doch zu einem Wechsel gezwungen, obwohl die Hardware noch viele Jahre durchhalten würde. 

Dieser Artikel von Marian Behaneck ist zuerst erschienen in SBZ Ausgabe 17/2020. Dipl.-Ing. Marian Behaneck ist Fachautor zahlreicher ­Publikationen zu Hardware, Software und IT im Baubereich.

Die kompakte Marktübersicht als PDF:

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