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Fachkräftemangel ist der größte Produktivitätskiller

Armin Leinen

Aufgrund fehlender Fachkräfte sind die Montagekapazitäten oftmals nicht mehr ausreichend, um die vielen Aufträge abwickeln zu können und damit hohe Erträge und vor allem eine hohe Liquidität und Produktivität zu erzielen. Wer die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, die motiviert und lange im Unternehmen arbeiten, gewinnt. Wer das Fachkräfteproblem nicht löst, wird künftig quasi „weg vom Fenster“ sein. Was für den einen eine echte Herausforderung ist, ist für den anderen Marktteilnehmer eine wahre Chance. Und das gilt für jeden in der Wertschöpfungskette – die am Beginn stehen trifft’s gleich doppelt.

Ohne eine motivierte, fachkundige Montagemannschaft läuft’s nicht.

Einzige Konstante: Der Mangel an Fachkräfte

Sämtliche Marktmechanismen stehen auf dem Kopf, alles verändert sich. Nur eines nicht, der Fachkräftemangel. Dieser besteht bereits seit vielen vielen Jahren, nur dass er sich dramatisch weiter verstärkt. Ein Dauerthema also, was einige früh erkannt haben und Lösungen umsetzen, andere wieder voll verschlafen haben und immer noch im Tiefschlaf abwarten, was kommt.

Die Rechnung ist ganz einfach. Es wird nicht möglich sein, dass Produkte per Flugdrohnen vom Hersteller direkt auf die Baustellen geliefert werden und dort von Montagerobotern im Gebäude montiert werden. Es braucht immer Menschen. Und erst wenn Menschen Produkte montieren, können Aufträge abgeschlossen und Rechnungen geschrieben werden.

Für manchen Betrieb wird ­eine Verringerung der ­Produktivität zum Schließen des Betriebes ­führen.

Produzieren kann man genug – vorausgesetzt die Materialien sind da – aber der absolute Flaschenhals ist die Montage und diese ist daher entscheidend für die so wichtige Produktivität.

Fachkräftemangel im Handwerk zieht weite Kreise

Erschreckend ist die Zahl der Montagen, die – neben Lieferverzögerungen – durch nicht ausreichend vorhandene Fachkräfte verschoben werden müssen. Jede Verschiebung geht zu Lasten der Produktivität. Je geringer die Produktivität, desto geringer ist das Bestellvolumen und damit das Einkaufsvolumen bei den Produzenten. Viele Produzenten haben ihren eigene Fachkräftemangel, indem dringend Mitarbeiter für die Produktion, die Arbeitsvorbereitung, das Lager, den Fuhrpark und den Service gesucht werden. Erschwerend kommen für diese Glieder in der Wertschöpfungskette hinzu, dass deren produzierten Produkte ja nur dann produziert werden können, wenn vorne an der Front, also beim Händler oder Handwerker, diese verkauft und vor allem montiert werden.

Verlieren also Handwerker und Händler immer mehr Fachkräfte – allein schon altersbedingt scheiden in den nächsten Jahren sehr viele aus dem Arbeitsleben aus – und können gleichzeitig nicht genügend neue Menschen eingestellt werden, sinkt die Produktivität, damit die Bestellmenge, damit das Einkaufsvolumen und in der Folge die Zahl der produzierten Einheiten.

Ist die 4-Tage-Woche eine Lösung?

An einem Beispiel wird klar: Einige Händler bzw. Handwerker überlegen derzeit, die 4-Tage-Woche einzuführen, um ihre Mitarbeiter stärker an den Betrieb zu binden. Für so manchen Mitarbeiter durchaus ein verlockendes Angebot, um Privates und Beruf besser miteinander zu verbinden. Allerdings bedeutet dies aus wirtschaftlicher Sicht auch, dass in dem Fall die Produktivität um 20% fallen würde. Außer, der Produktivitätsausfall wird durch Verteilung der Arbeitszeit auf die übrigen 4 Tage ausgeglichen.

Das wiederum würde bedeuten, dass an den 4 Tagen nicht nur entsprechend länger gearbeitet sondern auch entsprechend mehr Produkte montiert werden müssten. Das erscheint in vielen Fällen als sehr fraglich. Wenn also der Produktivitätsverlust nicht an anderer Stelle kompensiert wird, wird er Existenz gefährdend. Die Menge der montierten Produkte reicht dann nicht mehr aus, um die Kosten zu decken, geschweige denn hohe Erträge oder eine hohe Liquidität zu erzielen. Für so manchen Betrieb wird eine Verringerung der Produktivität zum Schließen des Betriebes führen. Wer also wie im obigen Beispiel eine 4-Tage-Woche einführen möchte, muss als Ausgleich u. a. auch für mehr Fachkräfte sorgen, damit die Produktivität stabil bleibt.

An diesem Beispiel wird klar, die aktive Suche nach Fachkräften über alle möglichen Kanäle ist die zentrale und eine der wichtigsten strategischen Aufgaben jedes Unternehmens. Jeder in der Wertschöpfungskette ist gefordert, aktiv zu werden. Die Händler bzw. Handwerker hierbei durch intelligente Konzepte aktiv zu unterstützen wird somit auch zu einer der zentralen Aufgaben aller Verarbeiter/Produzenten, um sich hohe Einkaufsvolumen zu sichern. Diejenigen in der Wertschöpfungskette, die ganz vorne stehen, also die Produzenten und Verarbeiter müssen nicht nur ihr eigenes Fachkräfteproblem aktiv angehen, sondern auch das der in der Wertschöpfungskette folgenden Unternehmen wie Händler und Handwerker. Sonst schlägt der Fachkräftemangel wie ein Bumerang auf die Produzenten zurück.

Die gute Nachricht: jeder Marktteilnehmer hat die gleichen Herausforderungen. Wie so immer im Wirtschaften wird es Verlierer geben und Gewinner. Wer es schafft, es anders und besser zu machen als seine Wettbewerber und gleichzeitig eine ausgezeichnete Arbeitgeber-Marke zu entwickeln, wird auch genügend Fachkräfte finden, um seine Produktivität zu sichern. So wie es schon der Schweizer Schriftsteller Max Frisch passend formuliert hat: „Eine Krise ist ein produktiver Zustand, man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“

Dieser Artikel von Armin Leinen erschien zuerst in GLASWELT-Ausgabe 07/2023. Armin Leinen ist Experte für gelebte Kundenbegeisterung und Markenentwicklung im Handwerk. 

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