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Ökostromanbieter und ihre Marken: Wer gehört zu wem?

Bei insgesamt 1.157 Ökostromtarifen kann die Auswahl schwierig sein, zumal „Ökostrom“, „Grünstrom“ und „Naturstrom“ keine geschützten Begriffe sind. Gemeint ist zwar bei allen Angeboten, dass der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt (Wind, Sonne, Wasser, Biomasse), doch eine missbräuchliche Verwendung der Begriffe ist nicht selten. Um zu erkennen, ob ein Ökostromanbieter wirklich 100 Prozent sauberen Strom liefert oder nur geschicktes Marketing betreibt, gibt es einige Kriterien und Label.

Reine Ökostromanbieter

Reine Ökostromanbieter haben ausschließlich grünen Strom im Angebot, der aus 100 Prozent erneuerbaren Quellen stammt. Sie sind unabhängig von großen Energiekonzernen und fördern aktiv den Ausbau erneuerbarer Energien – entweder durch den Bau eigener Ökostromanlagen oder durch Investitionen in den Bau größerer Projekte. Reine Ökostromanbieter bieten transparente Informationen über Herkunft des Stroms. Durch diese Herkunftsnachweise ist jede Kilowattstunde Ökostrom gut dokumentiert.

Zudem sorgen Zertifikate und Öko-Siegel für Transparenz bei den Ökostromtarifen. Vom Bundesumweltamt werden das ok-Power-Label und Grüner-Strom-Label empfohlenen. Die Label vom TÜV Süd und „Geprüfter Ökostrom“ vom TÜV Nord sind ebenfalls anerkannte Gütesiegel – mit weniger strengen Standards.

Konzerne mit Strommix (Atom-, Kohle- und Ökostrom)

Es gibt noch die Ökostromanbieter mit Strommix, denn auch Konzerne und Discounter gehen auf Kundenfang im Ökostromsegment. Das ist nicht selten eine Mogelpackung. Die beiden Gründe „Greenwashing über Zertifikate“ und „absichtliche Verbrauchertäuschung durch Stromkennzeichnung“ erklären wir weiter unten.

Die vier großen deutschen Energiekonzerne EnBW, RWE, E.ON und Vattenfall sind jeweils mit mindestens einer Zweitmarke auf dem Ökostrommarkt vertreten. Grund ist die Markenpositionierung. Das Unternehmen selbst produziert oder kauft Kohle- und Atomstrom, möchte aber die lukrativen Ökostromkunden nicht abschrecken. Über Tochterunternehmen oder Beteiligungen wird der eingekaufte oder zum Teil selbst produzierte Ökostrom unter neuem Namen verkauft.

Die Verbindung zwischen den Konzernen und ihren Ökomarken wird selten offen kommuniziert. So ist für einen E-wie-einfach-Kunden nicht sofort erkennbar, dass er seinen Strom von E.ON kauft. Die EnBW geht mit NaturEnergiePlus auf Kundenfang und Vattenfall mit Enpure. Auch Kunden von innogy, eprimo, EnviaM oder Süwag suchen lange nach dem Verwandschaftsverhältnis zum Kohleverstomer RWE.

Die Stadtwerker mit Ökostrom-Töchtern

Die große Gruppe der kommunalen Versorger oder Stadtwerke sorgt für die Grundversorgung in Deutschland – mit regionalem Einzugsgebiet. Einige Stadtwerke haben sich zusammengeschlossen, um mit gemeinsamen Marken wie z. B. „SauberEnergie“ überregional in den Stromvertrieb zu gehen. Größere Stadtwerke vertreiben ihren Ökostrom bundesweit im Alleingang  über eigene Marken, wie zum Beispiel die Stadtwerke Duisburg mit dem Label „energieGUT“ oder „Rheinpower“.

Die Ökostrom-Marken der Discounter

Bei den Strom-Discountern handelt es sich meist um jüngere Unternehmen, die ihre Kunden bundesweit mit günstigen Ökotarifen und hohen Bonusversprechen für das erste Jahr locken. Der Strompreis liegt oft unter dem der etablierten Anbieter, was durch schlankere Verwaltungsstrukturen und deutlich weniger Service möglich wird.

Bei einigen Billig-Ökostromanbietern sucht man vergeblich nach genauen Informationen über die Stromherkunft oder einem Zertifikat. Manche Discounter bieten ihren Strom unter verschiedenen Vertriebsnamen an, obwohl bei Preis und Servicepaket keine klare Differenzierung erkennbar wird. So verkauft die Firma ExtraEnergie ihren Ökostrom gleich unter drei Markennamen: ExtraStrom, PrioStrom oder HitStrom. Die 365 AG ist mit zwei Marken (IdealEnergie, Immergrün) im billigeren Öko-Segment zu finden.

Etikettenschwindel Strommix

Stromanbieter müssen die Herkunft ihres Stroms ausweisen, doch diese Angaben sind oft inkorrekt. Grund ist das Energiewirtschaftsgesetz. Der Gesetzgeber verpflichtet Stromanbieter zur Stromkennzeichnung. Bis 2014 war es ebenfalls verpflichtend den bundesdeutschen EEG-Stromanteil in bestimmter Höhe im Strommix auszuweisen, weil das rein rechnerisch der Anteil Ökostrom aus den Erneuerbare-Energien-Anlagen war, der in das deutsche Stromnetz eingespeist wurde. Mit der Änderung das Energiewirtschaftsgesetzes 2014 (§ 78 Abs. 1) wurde aus der „Verpflichtung“  das „Recht zur Ausweisung des EEG-Ökostromanteils“ – und von dem wird kräftig Gebrauch gemacht.

Viele Unternehmen, die den Ökostrom weder für ihre Kunden erzeugen noch einkaufen, nehmen die Irreführung der Verbraucher billigend in Kauf. Einige Stromanbieter betreiben darüber hinaus Marketing und bewerben einen hohen Ökostromanteil in ihrem Strommix, der die Bereitstellung des Ökostroms gar nicht widerspiegelt.

Im Jahr 2016 erzeugten die fünf Stromriesen mehr als 75 Prozent des Stroms in Deutschland – vor allem in Kohle- und Atomkraftwerken. Das spiegelt das hohe Angebot an Ökostromtarifen, das über Tochterunternehmen und Beteiligungen verkauft wird nicht wider.

Eine Untersuchung des Hamburg Instituts von 35 großen deutschen Stromanbietern hat ergeben, dass einige Versorger sehr viel mehr Strom aus konventionellen Quellen (Kohle- und Atom) einkauften, als ihr Strommix widerspiegelt. Der EnBW-Konzern kaufte über 42 Prozent mehr Strom aus Atom, Kohle & Co. für seine Kunden ein, als im Strommix angegeben. E.ONs Differenz lag bei 38 Prozent, Vattenfall wies 37 Prozent zu viel Ökostrom aus.

Greenwashing durch Zertifikate

In vielen Ökostrom-Tarifen ist in Wirklichkeit gar kein echter grüner Strom drin. Möglich macht das  der Handel mit Zertifikaten.

Über das sogenannte REC-System (Renewable Energy Certificate) können sich Produzenten von Ökostrom zertifizieren lassen und erhalten für jede Kilowattstunde des von ihnen produzierten Stroms ein RECS Zertifikat. Diese Anbieter sind meist Wasserkraftwerke in Norwegen und Österreich. Ökostromanlagen in Deutschland können diese Zertifikate nicht bekommen, wenn sie im EEG-Vergütungssystem gebunden sind.

Der norwegischen Stromanbieter kann also seine Ökostrom-Zertifikate an einen deutschen Kohlestrom-Anbieter verkaufen und macht so den deutschen Kohleverstromer  zum 1A-Ökostromanbieter – auf dem Papier. Der frischgebackene Ökostromanbieter kann nun seinen umetikettierten Grünstrom verkaufen, obwohl er nur Strom aus Kohle ins deutsche Stromnetz einspeist. Das heimische Kohlekraftwerk bleibt also in Betrieb.

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