DENEFF: Ohne Sanierung explodieren Heizkosten und Strombedarf

Bundeswirtschaftsministerin Reiche hat angekündigt, die Energiepolitik künftig ganzheitlicher zu betrachten. Mit der anstehenden Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) und der geplanten Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) stehen zwei konkrete Gelegenheiten an, diesem Anspruch gerecht zu werden.
Hier kommt eine neue Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) zu einem klaren Ergebnis: Deutlich mehr Tempo bei der energetischen Gebäudesanierung ist unverzichtbar für eine bezahlbare Wärmewende. Bleibt der Sanierungsstau bestehen, drohen ein explodierender Strombedarf und damit Milliardenkosten für Haushalte und Netze. Ein enormes Risiko für den Erfolg der Wärmewende.
Strombedarf vervielfacht sich ohne Gebäudesanierung – 98 GW mehr nötig?
Janis Bergmann, Leitautor der Studie vom IÖW: „Ohne Gebäudesanierung vervielfacht sich der Strombedarf – mit gravierenden Folgen für Netze, Heizkosten und Versorgungssicherheit. Das Zusammenspiel von Energieeffizienz und Dekarbonisierung bleibt zentral für die Umsetzung der Wärmewende.“
Die Studie macht deutlich: Allein für dezentrales Heizen und Warmwasser würden 153 TWh Strom pro Jahr benötigt, wenn nicht weiter energetisch saniert wird. Dies entspricht der Stromerzeugung von etwa zweihundert Gaskraftwerken mit jeweils 500-MW Leistung, oder 98 GW installierte Kraftwerksleistung, also dem 3-fachen der heute installierten Gaskraftwerke. Sanierte Gebäude senken dabei nicht nur den Energiebedarf, sondern dämpfen Lastspitzen im Winter, erhöhen die Netzflexibilität und reduzieren den Netzausbaubedarf.
Wertschöpfung statt Abhängigkeit: Effizienz zahlt sich aus
Auch volkswirtschaftlich zeigt sich der Nutzen: Effizienzmaßnahmen stärken die regionale Wertschöpfung, sichern Arbeitsplätze und reduzieren Energieimporte. Bereits heute arbeiten rund 600.000 Menschen im Bereich der Gebäudesanierung.
Haushalte: Je besser die Sanierung, desto höher die Energiekostenentlastung
Effizienz schützt Eigentümer wie Mieter. In einem unsanierten, kleinen Einfamilienhaus muss je nach Energiepreisentwicklung mit ca. 60.000 bis 120.000 EUR reinen Energiekosten bis 2045 gerechnet werden. Wird auf das Niveau Effizienzhaus 70 saniert, sinken die Energiekosten um zwei Drittel, bei einem Effizienzhaus 55-Niveau sogar auf nur noch ein Viertel.
Fazit: Auch ambitionierte energetische Sanierungen können sich lohnen, besonders, wenn ohnehin Instandhaltungsmaßnahmen anstehen. Allgemeiner und energetischer Sanierungsstau lassen sich somit am besten gemeinsam auflösen. Es kommt jedoch neben dem konkreten Gebäude auf die konkrete Ausgestaltung sowie die finanziellen und regulatorischen Rahmenbedingungen der Modernisierung an. Je höher die Energie- und CO₂-Kosten steigen, desto größer der Wert von Effizienzmaßnahmen auch aus Perspektive der Haushalte in den Gebäuden.
DENEFF: Effizienz ist der Schlüssel – jetzt Weichen richtig stellen
Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der DENEFF, betont: „Gebäudesanierung ist viel mehr als nur Klimaschutz am einzelnen Haus – sie ist eine unverzichtbare Systemdienstleistung für unser ganzes Energiesystem. Wer nur auf den CO₂-Ausstoß am Gebäude schaut, ignoriert: Ohne energetische Sanierung bricht das energiepolitische Zieldreieck aus Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Klimaschutz in sich zusammen – und das darf keine Bundesregierung zulassen. Deshalb müssen Ordnungsrahmen und Förderung zuverlässig sein. Von Sanierung profitiert die gesamte Volkswirtschaft – ohne sie wird Energie für viele unbezahlbar.“