Europäischer Wärmepumpenmarkt: 22% weniger Verkäufe in 2024, Klimaziele gefährdet
Einbruch der Wärmepumpenverkäufe führt zu Herausforderungen
Laut dem aktuellen „European Heat Pump Market Report 2025“ der European Heat Pump Association (EHPA) sank der Absatz von Wärmepumpen in 19 europäischen Ländern im Jahr 2024 um 22 Prozent im Vergleich zu 2023. Insgesamt wurden 2,31 Millionen Geräte verkauft – ein Rückgang, der sich erheblich auf Hersteller, Beschäftigte und Investoren auswirkt. Besonders gravierend war der Einbruch in Tschechien (minus 64 Prozent) und Deutschland (minus 48 Prozent). Einzig das Vereinigte Königreich verzeichnete mit einem Plus von 56 Prozent eine positive Entwicklung.
Marktführer und Absatzverteilung in Europa
Frankreich bleibt mit 546.000 verkauften Wärmepumpen führend in Europa, gefolgt von Italien mit 348.000 Geräten. Im Verhältnis zur Haushaltszahl sticht Norwegen mit 48 verkauften Wärmepumpen pro 1.000 Haushalte hervor, gefolgt von Finnland mit 33 Geräten pro 1.000 Haushalte. Insgesamt sind in den untersuchten Ländern etwa 25,5 Millionen Wärmepumpen installiert, was einem Anteil von rund zwölf Prozent der europäischen Haushalte entspricht.
Zusätzlich wurden erstmals Schätzungen für neun weitere europäische Länder erhoben, darunter Bulgarien (8.000 Geräte) und Griechenland (18.000 Geräte). Diese Zahlen wurden jedoch nicht in die Gesamtmarktanalyse einbezogen, da Vergleichsdaten aus den Vorjahren fehlen.
Technologietrends und Marktentwicklung
Die am häufigsten verkauften Wärmepumpen im Jahr 2024 waren reversible Luft-Luft-Wärmepumpen (875.000 Einheiten), gefolgt von Luft-Wasser-Wärmepumpen (668.000 Einheiten). Trotz der Effizienzsteigerungen und Umweltvorteile der Technologie hat der Markt seit dem Rekordjahr 2022 an Schwung verloren. Der damalige Anstieg wurde durch die hohen Gaspreise infolge des Ukraine-Konflikts und verstärkte staatliche Förderprogramme für Wärmepumpen begünstigt.
Die aktuelle Marktschwäche wird durch den Abbau von Förderprogrammen, sinkende Gaspreise sowie wirtschaftliche Unsicherheiten wie die Lebenshaltungskostenkrise erklärt. Zudem beeinträchtigen Fehlinformationen über Wärmepumpen die Kaufbereitschaft der Verbraucher. „Niedrige Gaspreise machen Wärmepumpen weniger wettbewerbsfähig, obwohl sie bis zu fünfmal effizienter als Gasheizungen sind“, so der Bericht.
Klimaziele in Gefahr: Europa droht Zielverfehlung bis 2030
Das verlangsamte Marktwachstum könnte die Energie- und Klimaziele der EU gefährden. Die EHPA warnt, dass Europa bei anhaltendem Wachstumstrend sein Ziel von 60 Millionen installierten Wärmepumpen bis 2030 um 15 Millionen Geräte verfehlen könnte – eine Lücke von 25 Prozent.
Die derzeit installierten Wärmepumpen in Europa sparen bereits 21 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich ein – das entspricht etwa 23 Prozent der europäischen Gasimporte im Jahr 2024. Zudem vermeiden die Geräte jährlich Emissionen, die mit der Stilllegung von 50 Millionen Autos vergleichbar sind. „Ein zusätzlicher Umstieg von sieben Prozent der Haushalte auf Wärmepumpen könnte die Gasimporte der EU aus Russland vollständig ersetzen“, heißt es im Bericht.
Industriepotenzial und politische Maßnahmen
Die Wärmepumpenbranche in Europa zählt mittlerweile über 300 Produktionsstandorte und beschäftigt 433.000 Menschen direkt und indirekt. Rund 73 Prozent der in Europa verkauften Geräte werden auch hier produziert. Diese Zahl soll in Zukunft weiter steigen.
Die EHPA betont die Wichtigkeit einer stabilen und vorhersehbaren Gesetzgebung, um Investitionen und Marktakzeptanz zu fördern. Der Bericht verweist auf Initiativen wie den Net Zero Industry Act und den EU-Emissionshandel, die Anreize für grüne Technologien schaffen sollen. Auch die Umsetzung des EU Green Deal, einschließlich der Ziele für erneuerbare Energien und Energieeffizienz bis 2030, sei entscheidend.
Ein positives Beispiel ist die Revision der EU-Vorschriften zur Energieeffizienz von Gebäuden, die Subventionen für fossile Heizsysteme schrittweise abbaut. In Deutschland wird mit verstärkten Kommunikationsmaßnahmen gegen Mythen über Wärmepumpen vorgegangen, während das Vereinigte Königreich sein Budget für Heizungs-Upgrades erhöht hat.
Ausblick: Wärmepumpen als Schlüsseltechnologie
Die EHPA sieht in Wärmepumpen eine zentrale Lösung für eine nachhaltige und energieeffiziente Zukunft. Um die Technologie weiter zu fördern, fordert die Organisation eine klare europäische Strategie, die den Ausbau der Wärmepumpentechnologie beschleunigt, sowie eine Elektrizitätspreisgestaltung, die sie wettbewerbsfähiger macht. Dies würde nicht nur die Klimaziele vorantreiben, sondern auch die europäische Industrie stärken und die Energieversorgung sichern.
Weitere Informationen: www.ehpa.org
Der EHPA-Bericht zum Download (auf Englisch):