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Trinkwasserhygiene: Wenn die Armatur heiß wird

So sollte idealerweise eine Anschlusssituation von PWH und PWH-C für eine Wandarmatur aussehen: Kaltwasser mit Doppelwandscheibe, Warmwasser als kurze Stichleitung.

Das zirkulierende Trinkwasser, also jene PWH-C-Leitungen und Wandarmaturen können im Sinne einer hygienebewussten Planung in den Zirkulationskreis, d. h. ohne jegliche Stichleitungen, einbezogen werden. Dann wird das warme Wasser, gemeint ist jenes in der PWH-Leitung, kontinuierlich ausgetauscht und die Leitung auf einer Temperatur von 55°C und ggf. höher gehalten. Dies entspricht dann dem DVGW-Arbeitsblatt W551 und DIN 1988-200.

Diese Leitungsführung unter gleichzeitiger Verwendung von Doppelwandscheiben kann aus Gründen des Komforts oder der entsprechenden Vorschriften – z. B. für Krankenhäuser und Pflegeheime – erforderlich sein. Allerdings wird durch die Verteilung von PWH-C-Leitungen bis ins Stockwerk der Verteilungsgrad und damit die Komplexität der PWH-C-Anlage sehr hoch.

Jeder Fließweg muss mit einem entsprechenden Regelorgan – z. B. einem thermischen Regulierventil – versehen werden. Dieses muss bereits in der Bemessung der Installation mit vorgesehen werden. In der Berechnung werden die Regulierventile dimensioniert sowie die Einstellwerte festgelegt.

Insbesondere bei erhöhten hygienischen Anforderungen wie im Krankenhausbau wurde das häufig als bevorzugte Variante für den Erhalt der Trinkwassergüte angesehen, um ein mögliches mikrobielles Wachstum, zum Beispiel von Legionellen oder Pseudomonaden, durch Temperaturhaltung bis zum Armaturenanschluss bzw. zur Doppelwandscheibe bestmöglich vorbeugen zu können.

Verbrühungsgefahr und hohes Hygienerisiko

Man hat festgestellt, dass der durchströmte Anschluss des Armaturenkörpers, also eine sogenannte Doppelwandscheibe, unter diesen Anschlussbedingungen eine gewollt hohe Temperatur aufweist. Diese „Hitze“ teilt sich natürlich auch dem metallenen Armaturenkörper mit. Durch Wärmeleitung wird eine solche Wandarmatur, deren Anschluss für Trinkwasser warm unmittelbar in den Zirkulationskreis einbezogen wurde, stark erwärmt. Wird der zugehörige Zirkulationsweg, wie oft üblich, mit Temperaturen von 60°C betrieben, besteht einerseits an den Oberflächen von solchen Armaturen die Gefahr von Verbrühungen. Wie im nachfolgenden Bild gezeigt, sind dort in der Praxis bei geschlossener Armatur Temperaturen von 46°C messbar.

Ferner kann es zu Wärmeübertragung auf die Kaltwasserseite, Überströmungen von PWH in PWC, erhöhten Verschleißerscheinungen an Armaturen sowie ein erhöhtes Kontaminationsrisiko durch Mikroorganismen kommen.

Auch bei Unterputzvarianten von Duscharmaturen vermindert diese Anschlussart die hygienischen Risiken in der Armatur erfahrungsgemäß nicht – im Gegenteil, durch Wärmeleitung können diese folgenschwer auf das Trinkwasser kalt übertragen werden. Denn über Nacht können sich unter diesen Bedingungen und bei Nichtnutzung 33°C und mehr einstellen, was dort dann mikrobielles Wachstum fördern kann.

Wird stattdessen der PWH-Anschluss über eine kurze Auskühlstrecke von 8–10 x die Nennweite ausgeführt, ist dort bei einer regelmäßigen Entnahme von warmem Trinkwasser eine lokale Erhöhung von Keimzahlen nicht zu erwarten.

Entsprechend diesem physikalischen Zusammenhang werden deshalb für Trinkwasser kalt auch für Wandarmaturen Reihen- und Ringleitungen mit Doppelwandscheiben uneingeschränkt empfohlen – für Armaturenanschlüsse für Trinkwasser warm, die in den Zirkulationskreis einbezogen sind, wird davon jedoch abgeraten. Entscheidend ist also letztlich die geeignete Leitungsführung des Anlagenmechanikers, der sich wieder mal als Hygieniker beweist.

Was auf den ersten Blick mit einem entsprechenden Mehraufwand und der Doppelwandscheibe sehr innovativ wirkt, birgt zumindest im beschriebenen Zusammenhang vermeidbare Risiken.

Messtechnische Untersuchungen belegen, dass bereits Auskühlstrecken mit einer Länge von 8–10 x DN eine kritische Wärmeübertragung über die Armatur auf das kalte Trinkwasser verhindern können und so das beschriebene Hygienerisiko reduziert bzw. bei bestimmungsgemäßem Anlagenbetrieb weitestgehend ausgeschlossen wird.

Was tun im Bestand?

Sollte in bereits bestehenden Trinkwasserinstallationen das Problem auftauchen, dass sich über eine durchströmte und damit „heiße“ Doppelwandscheibe auch eine angeschlossene Armatur bedenklich erwärmt, so kann man diesem nachträglich und ohne Stemmarbeiten begegnen. Indem man die „heiße“ Trinkwasserleitung ca. 8 – 10 x DN nach unten führt, wird eine nennenswerte Wärmeübertragung deutlich eingedämmt. Einerseits kann die Wärmeleitung nach unten zwar nicht verhindert werden, andererseits verpufft ein Auftrieb durch Dichteunterschied in der Leitungsführung nach unten. Denn, wie beim Thermosiphon eines Solarspeichers wird der umgangssprachlich als Schwerkraftauftrieb bezeichnete Effekt ins Leere laufen. Der funktioniert ja nur bergauf.

 

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