Direkt zum Inhalt
Anzeige
Anzeige
Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder
Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder
Print this page

Interview: Es gibt ein großes Problem mit PV-Rückseitenfolien

Heiko Schwarzburger

Immer mehr PV-Anlagen sind von Isolationsfehlern betroffen. Sachverständiger Matthias Diehl spricht im Dialog mit photovoltaik-Chefredakteur Heiko Schwarzburger von einem "gewaltigen Problem" der Branche.

Schwarzburger: Mit dem wachsenden Zubau weltweit steigen natürlich auch die technischen Probleme beim Betrieb der Anlagen. Allerdings müssen einmal erkannte Probleme von den Herstellern angepackt werden. 

Diehl: Wir haben ein Problem in der Photovoltaikbranche, vermutlich ein gewaltiges Problem. Ich spreche vom Versagen von Rückseitenfolien und dem Verlust der Isolationsfestigkeit der Module. Dann treten immer häufiger Isolationsfehler auf. Die Wechselrichter schalten die Anlage aus Sicherheitsgründen nicht mehr ein. 

Auch die brennenden Anschlussdosen der BP-Module oder der Leistungsverlust der Dünnschichtmodule von First Solar fingen leise an, mit Einzelfällen. Schnell wuchs sich die Sache zu einem Branchenproblem aus. 

Ich erinnere mich gut an das PID-Problem. Auch dabei wurden zunächst einige unscheinbare Einzelfälle bekannt. PID konnte man aber meistens durch Boxen heilen. Die Probleme mit den Rückseitenfolien wiegen so schwer, dass man die Module wahrscheinlich nur verschrotten kann. Es wäre an der Zeit, dass die Hersteller uns darüber informieren, ob es gegebenenfalls Reparaturmöglichkeiten gibt.

Man kann die Module wahrscheinlich nur verschrotten.



Da sind die Hersteller in der Pflicht. Das wird ohne Rückholaktionen nicht gehen. 

In Südeuropa gibt es ganze Solarparks, die förmlich auseinanderfallen. Dort herrschen höhere Temperaturen als bei uns. Doch auch ich hatte in diesem Jahr schon zwei Fälle mit verschlissenen Backsheets. Bei Treffen mit Sachverständigenkollegen wird das Thema immer wichtiger. Auch die Versicherer sind damit zunehmend konfrontiert. 

Es geht ja nicht nur um Folien. Wenn die Backsheets reißen, drohen erhebliche Gefahren für die Anlage und das Wartungspersonal. 

Das Problem tritt anfangs nur bei feuchter Witterung auf. Irgendwann geht der Wechselrichter überhaupt nicht mehr ans Netz. Es wurden Module beobachtet, bei denen man beim Berühren der Rückseite leichte elektrische Schläge bekommt. Hier ist die Betriebssicherheit der Anlagen nicht mehr gewährleistet. In einigen Fällen bildete sich zwischen den Zellen ein Rissmuster. Dort dringt offenbar Feuchtigkeit in die Module ein. In der Folge korrodieren die Zellverbinder und werden hochohmig. 

Sprich: Wenn die Folien korrodieren, droht Totalverlust.

Totalverlust im Megawattbereich. Es gibt Berichte, dass ein Typ von Rückseitenfolien besonders betroffen ist. Es gibt aber auch Berichte von versagenden Rückseitenfolien anderer Hersteller. Die Hersteller müssen reagieren, wenn sie weiterhin Module verkaufen wollen. Es kursieren Zahlen, dass weltweit rund zehn Gigawatt davon betroffen sind. Da kann man nicht einfach stillhalten und hoffen, dass es nicht bemerkt wird.

Unsere Branche darf sich großvolumige Ausfälle nicht leisten, das untergräbt das Vertrauen in die Energiewende. Wenn sich die Hersteller tot stellen, droht ein Totalschaden für unsere Branche.

 

Dieses Interview ist zuerst erschienen in photovoltaik 02/2020.

 

 

Mehr Informationen zur Problematik um fehlerhafte Photovoltaik-Backsheets:

Fehlerhafte PV-Backsheets: „Es ist Gefahr im Verzug“

PV-Backsheets: Gibt es eine Riss-Pandemie bei den Folien?

Spröde PV-Folien können reißen

Mehr zu diesem Thema
Anzeige
haustec.de
Das Fachportal für die Gebäudetechnik
Ad placeholder