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Azubigehälter: Das verdienen Auszubildende im Handwerk

Dörte Neitzel
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Im Jahr 2022 lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen im bundesweiten Gesamtdurchschnitt bei 1.028 Euro und damit erstmals über 1.000 Euro pro Monat. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen sie damit um 4,2 Prozent – deutlich mehr als in den Jahren davor. 

In Westdeutschland waren die tariflichen Ausbildungsvergütungen mit durchschnittlich 1.029 Euro etwas höher als in Ostdeutschland (1.012 Euro). Das entspricht etwa 98 Prozent der westdeutschen Vergütungshöhe. Die Zuwachsraten unterschieden sich mit 4,9 Prozent im Osten und 4,0 Prozent im Westen deutlicher als 2021 (2,8 % zu 2,5 %). 

Dies sind die Ergebnisse der Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Die Berechnung der tariflichen Ausbildungsvergütungen erfolgt auf Basis der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder zum 31. Dezember des jeweiligen Vorjahres. 

Das BIBB unterteilt die Azubigehälter in fünf Kategorien:

  • Handwerk,
  • Industrie und Handel,
  • Freie Berufe,
  • Öffentlicher Dienst,
  • Landwirtschaft.

Im Folgenden nehmen wir nur das Handwerk sowie Industrie und Handel näher unter die Lupe. 

Insgesamt hat das BIBB Vergütungsdurchschnitte für 171 Berufe in Westdeutschland und 111 Berufe in Ostdeutschland berechnet. Generell wurden in die Berechnungen nur diejenigen Wirtschaftsbereiche einbezogen, in denen entsprechende Tarifverträge existieren. 

Einige Berufe können jedoch nicht berücksichtigt werden, da sie in Branchen ausgebildet werden, in denen keine tariflichen Vereinbarungen zu den Ausbildungsvergütungen existieren. Dies betrifft die freien Berufe, aber auch einzelne Handwerksberufe (zum Beispiel Zahntechniker/-innen, Hörakustiker/-innen) sowie einige Dienstleistungsbereiche (zum Beispiel die Werbebranche). 

Auch in der IT-Branche ist die Tarifbindung gering und es existieren nur wenige tarifvertragliche Regelungen. Die dargestellten Durchschnittswerte für Berufe wie Fachinformatiker/-in oder IT-System-Elektroniker/-in beziehen sich daher zumeist auf Ausbildungsverhältnisse außerhalb der IT-Branche.

Tarifliche Ausbildungsvergütungen in ausgewählten Handwerksberufen im Jahr 2022 (monatlich in Euro).

Azubigehälter im Handwerk besonders gering - und besonders hoch!

Geringe tarifliche Ausbildungsvergütungen von weniger als 850 Euro erhielten die Auszubildenden in 19 Ausbildungsberufen, davon 14 aus dem Handwerk. Unterhalb von 800 Euro lagen neun Handwerksberufe. In vier dieser Berufe

  • Bäcker/-in,
  • Bodenleger/-in, 
  • Raumausstatter/-in,
  • Parkettleger/-in

 gab es von 2021 auf 2022 überdurchschnittliche Vergütungsanstiege von mehr als fünf Prozent.

In den drei Berufen mit den geringsten Vergütungen

  • Schornsteinfeger/-in, 
  • Friseur/-in,
  • Orthopädieschuhmacher/-in

gab es dagegen von 2021 auf 2022 nur unterdurchschnittliche Vergütungsanstiege

Dabei ist im Handwerk das Gefälle bei den tariflichen Ausbildungsvergütungen besonders groß. In zwölf Berufen wurden tarifliche Ausbildungsvergütungen von im Durchschnitt mehr als 1.000 Euro gezahlt. In sieben dieser Berufe, die alle zum Baubereich gehören, lagen sie sogar bei um die 1.200 Euro oder mehr. Dies waren:

  • Zimmerer/Zimmerin,
  • Maurer/-in,
  • Beton- und Stahlbetonbauer/-in,
  • Fliesen-, Platten- und Mosaikleger/-in,
  • Stuckateur/-in.

Die Auszubildenden im besetzungsstärksten Ausbildungsberuf Kraftfahrzeugmechatroniker/-in erhielten im Durchschnitt eine tarifliche Ausbildungsvergütung von 967 Euro. Damit übertraf sie zwar den Durchschnittswert für das Handwerk, der Abstand zum gesamtdeutschen Durchschnittswert von 1.028 Euro war aber deutlich. 

Die beiden Berufe Maler/-in und Lackierer/-in und Bäcker/-in, in denen es bundesweit gültige Tarifverträge gibt, lagen im unteren Vergütungsbereich. Die Vergütungen erhöhten sich um etwa fünf Prozent.

Tarifliche Azubigehälter in Industrie und Handel im Jahr 2022 (monatlich in Euro).

Unterschiede in den Azubigehältern von Männern und Frauen

Tarifverträge unterscheiden grundsätzlich nicht nach Geschlecht. Dennoch lassen sich bei entsprechenden Auswertungen Unterschiede in der Vergütungshöhe zwischen männlichen und weiblichen Auszubildenden feststellen. Männliche Auszubildende erhielten 2022 im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre mit 1.034 Euro im Vergleich zu 1.017 Euro für weibliche Auszubildende leicht höhere tarifliche Ausbildungsvergütungen. Der Abstand war mit einer Differenz von 1,7 Prozent jedoch relativ gering. Die Differenz verringerte sich aber im Vergleich zum Jahr 2021, als sie noch bei 5,3 Prozent lag. 

Im Handwerk zeigten sich die größten Unterschiede. Männliche Auszubildende erhalten hier mit im Durchschnitt 949 Euro eine um 15,3 Prozent höhere tarifliche Ausbildungsvergütung als weibliche Auszubildende mit 823 Euro. Der Abstand veränderte sich im Vergleich zum Jahr 2021 nicht. Die abweichenden Vergütungsdurchschnitte erklären sich durch die gewählten Berufe. In vielen Berufen mit besonders hohen Vergütungen werden fast ausschließlich Männer ausgebildet (Zimmerer, Maurer). Hingegen haben einige Berufe mit niedrigen Vergütungen hohe Frauenanteile (Floristin, Friseurin). 

Es geht aber auch anders herum: Eher geringe Vergütungen bei hohen Männeranteilen finden sich im Handwerk bei Berufen wie

  • Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-/Heizungs- und Klimatechnik,
  • Maler/-in und Lackierer/-in,
  • Bäcker/-in.
Durchschnittliche Azubigehälter (Tarif) je nach Bundesland im Jahr 2022 (monatlich in Euro). Durchschnitt über alle erfassten Berufe.

Regionale Unterschiede der Azubigehälter

Zwischen Ost- und Westdeutschland bestehen zwar weiterhin Unterschiede in der Höhe der tariflichen Ausbildungsvergütungen, die Differenz hat aber auch 2022 weiter abgenommen. Der westdeutsche Durchschnittswert über alle Berufe war mit 1.029 Euro 17 Euro höher als im Osten, was etwa 1,7 Prozent entspricht. 2021 waren die Abstände mit 24 Euro bzw. 2,5 Prozent noch geringfügig höher. Wie zumeist in den letzten zehn Jahren fiel auch in diesem Jahr der Anstieg mit 4,9 Prozent im Osten höher aus als im Westen mit 4,0 Prozent. 

Speziell im Handwerk ergaben sich für den Westen Durchschnittswerte, die knapp sechs Prozent höher als im Osten waren. So wurden 2022 im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre im Westen 933 Euro und im Osten 882 Euro gezahlt. Im Ausbildungsbereich Industrie und Handel ist die Differenz zwischen Ost- und Westdeutschland gesunken und betrug 4,1 Prozent im Vergleich zu 5,6 Prozent 2021. Die durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütungen lagen bei 1.085 Euro im Westen und 1.042 Euro im Osten. 

Azubigehälter nach Bundesland: 1.000-Euro-Marke geknackt 

Betrachtet man die durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütungen nach Bundesländern, zeigen sich ebenfalls zum Teil deutliche Differenzen. In allen Bundesländern lag der Vergütungsdurchschnitt aber 2022 über 1.000 Euro. 2021 traf dies mit Bremen und Baden-Württemberg nur auf zwei Länder zu. Schleswig-Holstein hatte mit 1.003 Euro den niedrigsten Vergütungsdurchschnitt, Baden-Württemberg liegt mit 1.077 Euro mit Abstand an der Spitze. 

Die Unterschiede erklärt das BIBB zum Teil durch regionale Tarifverträge. So sehen Tarifverträge, die nur für Baden-Württemberg gelten, in der Regel Vergütungen vor, die über dem Durchschnitt der entsprechenden Branche liegen. Ein weiterer Faktor ist die Aufteilung der Auszubildenden auf die Ausbildungsbereiche. In Baden-Württemberg ist der Anteil der Auszubildenden, die in Industrie und Handel ausgebildet werden, fast vier Prozentpunkte höher als im gesamtdeutschen Durchschnitt, in Schleswig-Holstein sieben Prozentpunkte niedriger. Dort sind die Auszubildenden im Handwerk überrepräsentiert (33,9 % vs. 28,3 % im Bundesgebiet).

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