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Unwetter, Hochwasser und Hitze: Notfallpläne fürs Handwerk

Dörte Neitzel

Die Zahlen sprechen für sich: Seit 2000 entstehen pro Jahr in Deutschland jährlich im Schnitt mindestens 6,6 Milliarden an Schäden durch die Folgen des Klimawandels. Allein die außergewöhnlich heißen und trockenen Sommer 2018 und 2019 sowie die verheerenden Sturzfluten und Überschwemmungen an Ahr und Erft sind für insgesamt rund 80 Milliarden Euro Schadenskosten verantwortlich. Davon gehen schätzungsweise 35 Milliarden Euro auf das Konto der Hitze- und Dürreschäden, mindestens weitere 40 Milliarden Euro werden den Folgekosten der Sturzfluten und Überschwemmungen im Juli 2021 zugerechnet - rund fünf Milliarden Euro davon gehen auf das Konto von Industrie und Gewerbebetrieben. So listet es eine Prognos-Studie aus dem Jahr 2022 auf, die das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) in Auftrag gegeben hat. Die Studie soll als Grundlage dafür dienen, Maßnahmen für die Klimaanpassung und die Risikovorsorge auszuarbeiten.

Eine solche Risikovorsorge wird auch Handwerksbetrieben nicht erspart bleiben - zumal Dürrephasen und Sturzfluten zwei Seiten der selben Medaille sind: Wo die Böden über lange Zeit hinweg austrocknen, können sie große Wassermassen noch schlechter aufnehmen als es ohnehin durch Versiegelung oder eine enge Bebauung möglich ist. Auf was sollten sich Betriebe also einstellen? Und wie können sie vorsorgen?

Notfallplanung für Starkregen und Hochwasser

Kannte man früher Hochwasser hauptsächlich in den Rheinmetropolen Köln und Bonn oder entlang der Donau als regelmäßige, aber nicht sonderlich häufige "Schlechtwetterereignisse", hat sich deren Schlagzahl mittlerweile stark erhöht - und auf andere Regionen ausgeweitet. Heute kann es "jeden Ort" treffen, so eine Analyse des Schweizer Bundesamtes für Umwelt BAFU. 

Spätestens aber seit den Wasserlandschaften, die das Sturmtief "Daniel" im Spätsommer 2023 über Griechenland ausgeschüttet hat, ist das bittere Realität geworden. Örtlich gingen bis zu 500 Liter Regen pro Quadratmeter runter - rund das Fünffache der Regenmenge, die 2021 Teile des Ahrtals wegspülte. Was also tun?

Risikoanalyse vor einem möglichen Hochwasser

Zu klären sind im Vorfeld einige Punkte wie 

  • Wo ist das nächste Gewässer, das für ein Hochwasser sorgen könnte?
  • In welcher Hochwasserregion liegt der Betrieb? Sogenannte Hochwasserkarten geben hier Auskunft.
  • Wo liegt auf dem Betriebsgelände der niedrigste Punkt? Hier sollte nichts gelagert werden.
  • Wo lagern wassergefährdende Stoffe wie Treibstofftanks, Schmiermittel etc.? Diese werden entweder sicher umgelagert oder im Notfall priorisiert entfernt.
  • Welche Anlagen auf dem Betriebsgelände sind besonders gefährdet?
  • Welche Hilfsmittel und Geräte stehen für den Ernstfall und danach bereit (Sandsäcke, Tauchpumpen, Notstromaggregate, Bautrockner, aber auch Ausrüstung für Helfer und Mitarbeiter)?

Maßnahmen und Verhalten während der Überschwemmung

Notfallpläne legen Prozesse für den Ernstfall fest. Das heißt nicht nur, was zu tun ist und wie, sondern auch wer dafür zuständig ist und in welcher Reihenfolge die Maßnahmen erfolgen. So ist es beispielsweise sinnvoll, tiefergelegene Fenster und Türen zuerst abzudichten, Maschinen herunterzufahren und vom Strom zu nehmen, sowie die Zuleitungen für Wasser, Gas oder Druckluft an den jeweiligen Haupthähnen abzusperren. Danach gilt es dann, Fahrzeuge in Sicherheit zu bringen.

Maßnahmen und Verhalten nach einer Überschwemmung

Ist das Wasser abgeflossen, werden die Folgen erst richtig sichtbar. Die größten Schäden richtet der vom Wasser mitgebrachte Schlamm an, daher muss dieser so schnell wie möglich entfernt werden. Ist er erstmal angetrocknet, wird das Unterfangen ungleich schwerer bis unmöglich. Es gilt alle Be- und Entwässerungsleitungen zu überprüfen und zu reinigen. Sind trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Schadstoffe ausgetreten, muss die Feuerwehr darüber Bescheid wissen, dasselbe gilt für losgerissene Gas- oder Öltanks.

Zwar wird Strom für Pumpen, Trockner oder Reinigungswasser dringend gebraucht. Diesen sollten Sie zunächst lieber aus einem Generator beziehen, denn nur ein Experte kann entscheiden, ob die Elektrik (Verteiler, Schalter, Zähler, Leitungen) im Betrieb selbst nach dem Schaden erneuert werden muss oder ob eine Grundreinigung ausreicht.

Schnee, Sturm und Hagel: Notfallpläne für Unwetter

Hagelschlag geht in der Regel mit einem Gewitter oder Sturm einher. Eine komplette Schadensverhütung ist aufgrund der kurzen Vorwarnzeiten und des lokalen Auftretens kaum möglich. Infrage kommen stattdessen Schutzmaßnahmen vor allem für Gebäude, aber auch Fahrzeuge und Maschinen. Gleichzeitig gelten Notfallpläne für Überschwemmungen, denn Hagelkörner können Ein- und Abläufe verstopfen, wodurch das den Hagel begleitende Regenwasser nicht mehr abfließen kann und Gebäudeteile unter Wasser setzen kann.

Zu einem Notfallplan gegen Hagelschäden zählt auch, dass ausreichend Abdeckmaterial, Werkzeuge und Befestigungsmittel auf Lager sind. Auch Pumpen, Abzieher und Nasssauger sollten vorhanden sein. Für Fahrzeuge gibt es spezielle Hagelnetze oder -matten. Hilfreicher sind natürlich entsprechende Unterstellmöglichkeiten.

Ein langfristiger Plan kann  einen (kurzfristigen) Notfallplan ergänzen. So sind Flachdächer mit Kiesschüttung weniger anfällig für schwere Hagelschäden als solche mit Bitumenabdeckung oder einer Eindeckung mit Faserzementplatten. Auch ein Gründach kann die Einwirkung von Hagel auf das Dach reduzieren. Eine solche Änderung sollten Handwerksbetriebe in Betracht ziehen, wenn es zu einem Schaden gekommen ist, oder eine umfangreiche Sanierung aus anderen Gründen geplant ist. Bei allen Bauteilen ist auf hagelwiderstandsfähige Baustoffe zu achten. Lichtkuppeln mit Kunststofffenstern müssen regelmäßig auf Versprödungen überprüft werden - diese begünstigt Schäden und Folgeschäden von Hagel. Es gibt aber auch Hagelschutzgitter für Lichtkuppeln.

Ähnliche Vorsorgemaßnahmen gelten für heftige Stürme - sowohl im Sommer als auch im Winter mit entsprechender Schneelast. Der Vorteil bei massivem Schneefall: Handelt es sich nicht gerade um einen Schneesturm, ist es möglich, die Schneelast auf Dächern zu reduzieren, indem man die weiße Pracht abschaufelt. Dabei aber auf eine gute Ausrüstung und Sicherung achten!

In jedem Fall ist es ratsam, den Wetterbericht zu verfolgen und entsprechende Warnapps auf dem Handy zu installieren, sodass - auch lokale - Warnungen rechtzeitig eintreffen können.

 

Notfallpläne für Hitzeperioden und Dürrezeiten

Von extremer Hitze sind am stärksten Landwirte betroffen. Handwerksbetriebe kann es aber indirekt treffen, dann nämlich, wenn ihre Materialien und Geräte, die sie benötigen und verbauen, aufgrund von Lieferschwierigkeiten schwerer zu beschaffen sind. Dazu braucht es auch keine Hitze vor Ort. So haben extreme Dürrephasen in der Vergangenheit die Produktionen von Halbleitern und anderen Vorprodukten in Taiwan und China zeitweise lahmgelegt, da das Kühlwasser ausging oder die Wasserkraftwerke nicht mehr funktionsfähig waren. Dort produzierte Waren waren hierzulande entsprechend umständlicher zu beschaffen.

Wer auf Nummer sicher gehen will, legt sich einen entsprechenden Vorrat an kritischen Ge- und Verbrauchsmaterialien an. Das ist auch unabhängig von Hitzezeiten sinnvoll, denn die Zeiten von Just-in-Time-Lieferungen sind erst einmal vorbei.

Zu einem Hitzeschutz vor Ort gehört aber auch der Arbeitsschutz wie die Klimatisierung von Räumen und Produktionshallen (etwa per Luft-Luft-Wärmepumpe, adiabatischer Kühlung oder Deckenstrahlplatten) oder - ganz praktisch - die Installation von Wasserspendern sowie die kostenlose Abgabe von Sonnenschutzcreme oder UV-abweisender, leichter Arbeitskleidung.

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