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Handwerk 2030: Was in den kommenden Jahren für Handwerksbetriebe wichtig wird

Albrecht Oesterle
Inhalt

Ein Blick in die Zukunft der Haustechnik und hier vor allem der SHK-Branche lässt Unternehmer mögliche Trendentwicklungen richtig einordnen und die für den eigenen Betrieb passenden Rückschlüsse ziehen. Vor diesem Hintergrund soll dieser Beitrag Trends aufzeigen, die in den kommenden Jahren auf die SHK-Betriebe zukommen könnten. Abgeleitet wurden diese sowohl aus Expertenbefragungen als auch aus aktuellen Entwicklungen in der Branche und im Branchenumfeld. Sie treffen jedoch auch auf alle anderen Handwerksbranchen weitgehend zu.

Nachfolgende Trendszenarien erheben hierbei weder den Anspruch der Vollständigkeit noch werden Aussagen hinsichtlich deren Eintrittswahrscheinlichkeit getroffen. Sie sollen eine Anregung zum persönlichen „Weiterdenken“ bieten, denn gerade die aktive Beschäftigung mit aktuellen und potenziellen Entwicklungen stellt eine solide Grundlage für professionelle strategische Entscheidungen dar.

Hintergründe und die zentrale Frage

Zweifellos durchleben die Gesellschaft und die Wirtschaft aktuell einen Transformationsprozess, der in atemberaubender Geschwindigkeit abläuft. Als wesentliche Kennzeichen dieses Prozesses sollen folgende Schlagworte dienen:

  • Digitalisierung
  • Generationen Y und Z
  • neue politische Rahmenbedingungen (z. B. Klimaschutzplan 2050, Veränderungen im Datenschutz etc.)

Es stellt sich die zentrale Frage: Wie werden sich die SHK-Branche und speziell die SHK-Handwerksbetriebe in den kommenden Jahren verändern?

Am Megatrend Digitalisierung kommt niemand vorbei

Die Digitalisierung beeinflusst mittlerweile sämtliche Lebensbereiche, Gesellschaftsschichten und Kulturen und ist somit einer der Megatrends schlechthin. Speziell im Bereich der Haustechnik werden in den kommenden Jahren erhebliche Veränderungen Einzug halten.

Hierbei wird insbesondere das Thema „Smarthome“ zunehmend eine Rolle spielen, da sich bereits heute eine Vielzahl von Verbrauchern Komfort- bzw. Einsparpotenziale durch intelligente Systeme in der Haustechnik verspricht.

Gleichzeitig wird dem Thema „Datenschutz“ und „Datensicherheit“ in der SHK-Branche eine völlig neue Bedeutung zukommen. Denn sowohl der Schutz der Kundendaten beim SHK-Betrieb selbst als auch der Schutz der installierten Anlagen vor möglichen externen Zugriffen werden darüber entscheiden, welchen Betrieb bzw. welches Produkt der Kunde bevorzugen wird.

Die Digitalisierung bietet den SHK-Betrieben zweifellos eine Vielzahl an Möglichkeiten, betriebliche Prozesse und Kundenbeziehungen zu optimieren.

Ebenso stellt die Digitalisierung für die Mehrzahl der SHK-Betriebe eine enorme Herausforderung dar, weil dadurch bekannte und vielfach auch bewährte Routinen in hoher Geschwindigkeit aufgeweicht bzw. derart verändert werden, dass es schwerfällt, mit diesen Veränderungen Schritt zu halten.

Nachfolgend daher nur einige wenige, exemplarische Aspekte zu diesem Themenkomplex:

  • Die Vertriebswege verändern sich zunehmend weg vom Offline-, hin zum Onlinegeschäft.
  • Bewährte Marketing- und Vertriebskonzepte greifen immer weniger und werden durch alternative Modelle ersetzt.
  • Die Kommunikation mit den Mitarbeitern und Kunden verändert sich und stellt viele Betriebe vor neue Herausforderungen.
  • Neue (digitale) Produkte und Dienstleistungen erobern den Markt und erfordern ein massives Umdenken bezüglich des Produktportfolios.
  • Neue Anbieter tummeln sich auf ehemals traditionellen Märkten mit innovativen Konzepten und verschärfen den Wettbewerb zusätzlich.
  • Viele betriebliche Prozesse verändern sich radikal und erfordern entsprechende strukturelle Anpassungen.
  • Die Erwartungen der Kunden in Richtung digitale Produkte und Dienstleistungen steigen bzw. verändern sich.

Vor diesem Hintergrund stellt sich letztlich nicht mehr die Frage, „ob“, sondern „wer“ den Kunden in der digitalen Welt am besten und kompetentesten erreicht.

Generationen Y und Z und wie man mit ihnen umgeht

Die gesellschaftlichen Veränderungen haben überdies erheblichen Einfluss auf die derzeitigen bzw. künftigen Mitarbeiter wie auch auf die Rolle der Unternehmen als Arbeitgeber. Hierbei gilt es, die Merkmale der Generationen Y und Z besonders ins Blickfeld zu rücken.

Nachfolgend sind die wesentlichen Kennzeichen der beiden Generationen dargestellt (Quelle: Wikipedia): Generation Y (kurz Gen Y) wird die Generation genannt, die im Zeitraum von etwa 1980 bis 1999 geboren wurde.

  • Je nach Quelle wird diese Generation auch als „Millennials“ bezeichnet und ist die erste Generation der „Digital Natives“ (digitale Ureinwohner).
  • Der Buchstabe Y wird englisch Why (= warum) ausgesprochen, was auf das charakteristische Hinterfragen der Generation Y verweisen soll.
  • Die Generation Y gilt als gut ausgebildet. Sie zeichnet sich durch einen technologieaffinen Lebensstil aus. Insbesondere handelt es sich um die erste Generation, die größtenteils in einem Umfeld von Internet und mobiler Kommunikation aufgewachsen ist.
  • Sie arbeitet lieber in (virtuellen) Teams als in tiefen Hierarchien.
  • Anstelle von Status und Prestige rücken die Freude an der Arbeit sowie die Sinnsuche ins Zentrum.
  • Mehr Freiräume, die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung sowie mehr Zeit für Familie und Freizeit sind zentrale Forderungen der Generation Y.
  • Sie will nicht mehr alles dem Beruf unterordnen, sondern fordert eine Balance zwischen Beruf und Freizeit.
  • Nicht erst nach der Arbeit beginnt für die Generation Y der Spaß, sondern sie möchte schon während der Arbeit glücklich sein – durch einen Job, der ihr einen Sinn bietet.
  • Sie verkörpert einen Wertewandel, der auf gesellschaftlicher Ebene bereits stattfindet, den die Beschäftigten nun aber auch in die Berufswelt tragen.

Als sogenannte Generation Z gilt die jüngste Generation, geboren ab der Jahrtausendwende:

  • Personen der Generation Z sind wegen des selbstverständlichen Gebrauchs von digitalen Technologien wie World Wide Web, MP3-Player, SMS und Mobiltelefonen seit dem Kindesalter Teil der Digital Natives und damit deren zweite Generation.
  • Die vorhergehende Generation Y wurde im frühen jugendlichen Alter digital sozialisiert und war deren Pioniergeneration.
  • Da Kleinkinder schon im frühen Alter mit Smartphones und Tablet-PCs in Kontakt kommen, durchlaufen sie eine andere Entwicklung als Kinder der Generation Y zuvor, die Touchscreens und -pads erst später kennenlernten.
  • Anders als eine in der Arbeit Sinn suchende Generation Y möchten Mitglieder der Generation Z etwas nach außen darstellen.
  • Vermehrt möchten sie im Berufsleben Karriere machen und Führungspositionen ausüben.
  • Netzwerke sind ihnen wichtig.
  • Die Generation Z wird nicht primär durch eventuelle spätere, materielle Reichtümer angetrieben, sondern durch das Streben nach Anerkennung.
  • Im Vergleich zu den vorhergehenden Generationen zeichnet sich die Generation Y, speziell was den Arbeitsmarkt anbelangt, durch ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein aus, da die Auswahlmöglichkeiten im Hinblick auf potenzielle Arbeitgeber groß sind.

 

Smartphones und Tablets werden zum ganz normalen Arbeitswerkzeug dazugehören

Darauf sollten sich Betriebe einstellen

Aus den vorgenannten Merkmalen der Generationen Y und Z ergeben sich für die Betriebe zentrale Schlussfolgerungen:

  • Der klassische Befehlsempfänger ist eine vom Aussterben bedrohte Spezies.
  • Kriterien wie Selbstverwirklichung, Anerkennung, Sinnstiftung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden zukünftig vermehrt darüber entscheiden, wo sich die potenziellen Mitarbeiter bewerben.
  • Mitarbeiter müssen künftig auf Grundlage der gesellschaftlichen Veränderungen neu geführt werden.
  • Aufgrund der Tatsache, dass sich die SHK-Branche regelmäßig unter den Top Ten der Mangelberufe befindet, sollte seitens der Betriebe das Augenmerk verstärkt auf Motivations- und Werteaspekte gelegt werden.
  • Die SHK-Betriebe müssen sich in ihrem regionalen Markt zur attraktiven „Arbeitgebermarke“ weiterentwickeln, wenn sie die zwingend notwendigen Fachkräfte in Zukunft noch bekommen bzw. halten wollen.

Gerade die überwiegend kleinen und mittelgroßen Betriebe der SHK-Branche haben dennoch gute Chancen im Wettbewerb mit der Industrie.

Wichtig ist beispielsweise das Hervorheben der familiären Strukturen und der flachen Hierarchien sowie der Sinnstiftung im Rahmen des Klimaschutzes und der modernen Zukunftstechnologien.

Eine besondere Herausforderung wird die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf darstellen, da die in der Industrie üblichen Arbeitszeitmodelle aufs Handwerk nur begrenzt übertragbar sind. Jedoch könnten mögliche Ansatzpunkte in den SHK-Betrieben sein:

  • Einführung von Schichtmodellen (in Abhängigkeit von der Betriebsgröße)
  • Unterstützung bei der Kinderbetreuung (z. B. steuerfreie Übernahme der Kita- oder Kindergartengebühren)
  • Zusatzversorgungsleistungen (z. B. Krankenzusatzversicherung, BU, BAV)
  • betriebliches Gesundheitsmanagement
  • kostenfreie Überlassung von elektronischen Kommunikationsgeräten
  • interne Aufstiegspotenziale
Auf alle Interaktionsbereiche eines SHK-Betriebes kommen Änderungen zu. Es gilt, die Themen Schritt für Schritt anzugehen.

Folgen für Handwerksunternehmer

Wie wirken sich die allgemeinen und branchenspezifischen Trendentwicklungen konkret auf unsere Betriebe aus?

Jeder einzelne Betrieb ist letztlich ein Konstrukt aus den unterschiedlichsten Interaktionsbereichen und für jeden Bereich werden sich in den kommenden Jahren mehr oder weniger starke Veränderungen ergeben. Besondere Beachtung finden dabei die Bereiche:

  • Kalkulation
  • Kooperationen
  • Aus- und Weiterbildung
  • Personalwesen
  • Büro und Verwaltung
  • Marketing und Vertrieb
  • Service
  • Montage
  • Warenbeschaffung
  • Beratung und Planung.

Beratung und Planung

Der über Onlinemedien „vorinformierte“ Kunde wird zum Regelfall, wobei das fachliche Spezialwissen nach wie vor vom Fachbetrieb kommen muss. Aufgrund der steigenden Produktvielfalt und -komplexität werden der Beratungsbedarf der Kunden und damit der Beratungsaufwand für die Betriebe weiter zunehmen. Eine qualifizierte Produktvorauswahl durch den SHK-Fachbetrieb wird somit unverzichtbar.

3D-Planungen inklusive „Virtual-Reality“-Anwendungen werden zum Standard in der kompletten Haustechnikplanung. Ebenso werden Kunden die schnelle und verbindliche Preisnennung vor Auftragsbeginn (auch im Kundendienst) einfordern. In diesem Kontext wird die Angebotserstellung in Echtzeit zum Standard und vom Kunden vorausgesetzt (Integration von Onlinerechnern, Konfiguratoren etc.). In der Planung werden dreidimensionale Planungsmodelle (Building Information Modeling, kurz BIM) bei Großprojekten bereits selbstverständlich sein und auch im Privatkundensegment zunehmend Bedeutung erlangen. Dies setzt zwingend die aktive Beschäftigung mit den entsprechenden BIM-Systemen seitens der Handwerksbetriebe voraus.

Warenbeschaffung

Die Materialbeschaffung bei den Betrieben erfolgt über unterschiedlichste Vertriebskanäle, offline wie online. Hierbei wird sich die Preistransparenz aufgrund diverser digitaler Vergleichsportale und Datenbankmodelle deutlich verbessern. Onlinebestellungen beim Großhandel via Smartphone und Tablet unmittelbar von der Baustelle aus sind Standard.

Eine Vielzahl von SHK-Betrieben ist aufgrund von Partnerprogrammen, spezifischer Vertriebsunterstützung, onlinebasiertem Bestellwesen und kundenspezifischen Dienstleistungen noch stärker an ausgewählte Hersteller bzw. Großhändler gebunden als in der Vergangenheit.

Darüber hinaus wird das Bestellwesen stärker automatisiert, indem zum Beispiel die Nachbestellung definierter Artikel bei Unterschreiten von entsprechenden Mindestlagerbeständen automatisch ausgelöst wird. Der 3D-Druck für Sonderanfertigungen oder Ersatzteile wird Realität. Dies ermöglicht in vielen Fällen eine Ersatzteilbeschaffung in Echtzeit.

Aufgrund der auch für Endkunden hohen Preistransparenz im Standardsegment ist davon auszugehen, dass eine verstärkte Konzentration der Betriebe auf Produktnischen bzw. -exoten die Folge sein wird.

Montage

Sowohl vor als auch hinter der Wand wird eine Standardisierung (Plug-and-play) Einzug halten. In diesem Zusammenhang werden vermehrt Module bzw. Baukastensysteme verwendet, der Vorfertigungsgrad im Betrieb erhöht sich und die Durchlaufzeiten auf den Baustellen werden spürbar verkürzt.

Aufgrund dieser Entwicklung besteht ggf. die Chance, dass das „First Level“, also die montierenden Tätigkeiten vor Ort, möglicherweise in Teilbereichen auch mit weniger qualifizierten Kräften abgedeckt werden können. Das „Second Level“, beispielsweise in Planung, Bauleitung, Koordination und bei den Zusatzservices, muss hingegen mit mehr Spezialisten ausgestattet werden.

Aufgrund der zunehmenden Produktvielfalt und Beratungsintensität geht der Trend weg vom Generalisten, hin zum Spezialisten. Das bedeutet, dass die Sortimentsbreite tendenziell verkleinert, die Sortimentstiefe und das sortimentsspezifische Know-how hingegen ausgeweitet werden.

Deutlich gestiegene Anforderungen in den Bereichen Hydraulik, Regelung, Elektro, Power-to-Heat, Stromspeicherung und Smarthome erfordern von den Betrieben und Mitarbeitern Zusatzqualifikationen in erheblichem Umfang. Zugleich werden die Kenntnis und Einhaltung von Normen und Vorschriften weiter an Bedeutung gewinnen und in vielen Fällen ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.

Das digitale Aufmaß ist im Bereich der Montage zum Standard geworden. Darüber hinaus erfolgt eine verstärkte Prozesssteuerung über vordefinierte digitale Abläufe (Checklisten, Herstellervorgaben im Rahmen der Inbetriebnahme usw.).

Sowohl im Service als auch auf der Baustelle ist der digitale Arbeits- und Materialfluss (Barcodes, mobile Monteure usw.) selbstverständlich. Die Montage ist allgemein „smarter“ geworden, was heißt, dass die physischen Belastungen wirkungsvoll reduziert werden konnten. Hierfür erfolgt eine aktive Unterstützung durch technische Hilfsmittel wie zum Beispiel mit „Exoskeletten“.

Der verstärkte Einsatz von „Augmented Reality“, also die Verschmelzung von realer Welt und digitalen Inhalten, erleichtert die Montage und Wartung. Möglicherweise ermöglicht dies in Teilbereichen sogar den Einsatz weniger qualifizierter Mitarbeiter sowie die Verlagerung von Teilaufgaben an den Endkunden. Beispielsweise kann im Kundendienstbereich der Einsatz von mobilen Endgeräten mit integrierter Kameratechnologie und Datenbrillen zur Fehlerbehebung Anwendung finden.

Mit der VR-Brille kann der Kunde bereits heute durch sein zukünftiges Bad wandeln.

Service

Speziell im Servicebereich wird der Beratungsbedarf deutlich steigen. Ebenso haben sich die Erwartungen an die Servicekompetenz der Mitarbeiter deutlich erhöht. Wie bereits im Produktbereich ist auch im Servicesektor von einer verstärkten Spezialisierung auf ausgewählte Produkte und Segmente auszugehen. Dies bedeutet, dass der bislang noch weit verbreitete „Bauchladen-Betrieb“ zum Auslaufmodell wird.

Zusätzliche Dienstleistungen wie beispielsweise die Fernüberwachung der Haustechnik oder Contractingangebote werden vom Kunden als Standardleistung erwartet. Darüber hinaus erweitern neue, nicht originäre SHK-Produkte und Dienstleistungen das Angebotsspektrum. Das können Smarthome-Systeme, Konnektivitätslösungen oder Stromspeicher sein, aber auch Nebenkostenabrechnungssysteme, Hausmeisterservices und vieles mehr.

Speziell im Servicebereich ist davon auszugehen, dass insbesondere aufgrund der zunehmenden Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen die SHK- und Elektrotechnik noch enger zusammenrücken werden.

Marketing und Vertrieb

Im Bereich des Marketings und Vertriebs hat das Internet die Printwerbung weitgehend ersetzt, sodass dem Onlinemarketing eine entscheidende Bedeutung zukommt. Die Schaltung von Werbung und die Erfolgsmessung werden wesentlich zielgerichteter möglich sein. Der Kundenkontaktprozess wird zunehmend systematisch ausgewertet und das Marketing zielgruppenspezifisch darauf abgestimmt. Die individuelle und durchgängige Corporate Identity (CI) wird noch wichtiger für den betrieblichen Erfolg und die Außenwahrnehmung als in der Vergangenheit.

Gerade durch die für die Verbraucher nicht mehr zu bewältigende Informationsdichte und die damit verbundenen Unsicherheiten bei Kauf- und Vergabeentscheidungen werden Online-Bewertungsportale als Orientierungshilfe noch mehr Bedeutung erlangen. Das Empfehlungsmarketing ist nach wie vor eine wesentliche Säule im Rahmen der Neukundengewinnung und muss deshalb weiter professionalisiert und standardisiert werden.

Social Media wie WhatsApp, Twitter oder Facebook sind bereits heute Standard und werden vom Kunden vorausgesetzt. Das klassische Fax hat ausgedient. Eine attraktive Homepage ist zur Grundvoraussetzung für betrieblichen Erfolg und die Kundengewinnung sowie -bindung geworden. Betriebe ohne professionelle Homepage werden vom Verbraucher nicht oder kaum mehr wahrgenommen und sind daher vom Aussterben bedroht.

Die aufgrund der hohen Preistransparenz tendenziell weiter rückläufigen Produktmargen erfordern eine Kompensation durch Dienstleistungen, die bepreist werden müssen: Planungsleistungen, Detailangebote, Förderantragsservice und anderes.

Zur Verschlankung der betrieblichen Prozesse sowie zur Optimierung der internen Kosten hat zumindest im unteren Preissegment eine verstärkte Standardisierung Einzug in den Kundenkontaktprozess gehalten. Unter Umständen muss der Kunde „Eigenleistungen“ einbringen wie zum Beispiel das Aufmaß nehmen oder eine Fotodokumentation anlegen.

Nicht zuletzt wird vom Verbraucher das Angebot von Finanzierungen oder Miet- und Contractingmodellen vorausgesetzt, da er diese Services von anderen Branchen kennt und nutzt oder aber finanziell nicht mehr in der Lage ist, die Investition aus eigener Kraft zu stemmen.

Büro und Verwaltung

Die digitale Kunden-Bau-Akte ist zum Regelfall geworden und ermöglicht allen an einem Projekt Beteiligten jederzeit den Zugriff auf sämtliche Dokumente, Pläne und Produktdaten.

Dem Einsatz neuer Kommunikationsmittel ist es geschuldet, dass der Kunde permanente Erreichbarkeit und schnelle Reaktion erwartet, was die Unternehmer vor eine große Herausforderung stellt.

Sowohl mobile Zeiterfassungswerkzeuge als auch das GPS-Tracking von Fahrzeugen tragen maßgeblich zur Optimierung der innerbetrieblichen Abläufe bei und kommen in allen Betriebsgrößen zum Einsatz.

Der traditionelle Hardware- bzw. Softwarekauf wird in den Betrieben sukzessive durch Mietmodelle und Cloudlösungen ersetzt. Hierdurch können speziell bei nur sporadisch zum Einsatz kommenden Techniken Kosten gespart werden. Zugleich ist die Aktualität der verwendeten Programme sichergestellt.

Die vom Kunden geforderten, zusätzlichen Dienstleistungen wie zum Beispiel Nebenkostenabrechnung und Hausverwaltung bedingen zwangsläufig, dass mehr Spezialisten im Backoffice benötigt werden und damit das Verhältnis zwischen produktiven und unproduktiven Kräften weiter unter Druck gerät. Dies kann letztlich nur über höhere Verrechnungssätze im produktiven Bereich kompensiert werden.

Bis es tatsächlich autonom arbeitende Serviceroboter im Handwerk gibt, wird noch viel Zeit vergehen.

Personalwesen

Der Fachkräftemangel wird sich vermutlich, schon allein wegen der voraussehbaren demografischen Entwicklung, weiter zuspitzen. Vor diesem Hintergrund sind Arbeitgeber-Extras und -Zusatzleistungen entscheidende Wettbewerbsfaktoren im Kampf um die besten Mitarbeiter. Dies können z.B. sein:

  • Krankenzusatzversicherung
  • betriebliche Altersvorsorge
  • Mahlzeiten
  • Kommunikationsgeräte
  • flexible Arbeitszeiten
  • Kindergartenzuschüsse.

Im Rahmen der Arbeitgeberattraktivität müssen Bewertungsplattformen, z.B. kununu.de, im Auge behalten werden. Denn nur „attraktive“ Betriebe werden noch Berufsnachwuchs finden. Eine Internetpräsenz mit Herausstellung der Firma als attraktiver Arbeitgeber auf speziellen Arbeitgeberseiten ist Pflicht.

Nicht zuletzt aufgrund der beschriebenen Denkweisen der Generationen Y und Z kommt dem Freizeitwert und zeitgemäßen Arbeitszeitmodellen eine hohe Bedeutung zu. Nicht nur Homeoffice-Lösungen im Verwaltungsbereich und Schichtmodelle im Kundendienst und in der Montage, sondern auch das Aufzeigen beruflicher Entwicklungspotenziale ist Grundlage dafür, Fachkräfte an das Unternehmen zu binden.

Aus- und Weiterbildung

Die ständige interne und externe Weiterqualifizierung aller Mitarbeiter ist zur Grundvoraussetzung für den betrieblichen Erfolg geworden. Darüber hinaus ist der Zukauf von Fremdleistungen für Spezialbereiche (Experten-Know-how) an der Tagesordnung, da nicht jeder Betrieb für sämtliche Spezialfälle eigene Experten vorhalten kann. Insbesondere im Bereich Elektro werden deutlich höhere Qualifikationen gefordert. Je nach Betriebsgröße kann dies entweder durch eigene Mitarbeiter bzw. durch Kooperationen mit anderen Betrieben abgedeckt werden.

Im Bereich der Schulung kommen verstärkt Webinare bzw. Onlineseminare zum Einsatz. Ebenso wird der Erwerb von „Lizenzen auf Zeit“ zur Regel, damit den zunehmenden Qualifikationsanforderungen Genüge getan werden kann. In vielen Bereichen werden in regelmäßigen Abständen Nachqualifizierungen notwendig, um mit den technischen Entwicklungen und Veränderungen Schritt zu halten.

Zudem werden aufgrund des erheblichen Fachkräftemangels verstärkt fachfremde Kräfte „angelernt“ werden müssen.

Arbeiten ohne Smartphone ist schon heute undenkbar. Die Einsatzmöglichkeiten werden in den nächsten Jahren noch zunehmen.

Kooperationen

Die breiteren Produktpaletten und differenzierteren Dienstleistungen machen es den meisten Betrieben unmöglich, alle potenziellen Geschäftsbereiche aus eigener Kraft professionell abzudecken. Zumal das Angebot von umfassenden Komplettleistungen sowohl im Sanitär- als auch im Heizungsbereich wie bei den Klempnern zum Normalfall geworden ist. Aus diesen Gründen lautet die Lösung: Spezialisierung.

Insbesondere kleine und mittlere Betriebe ohne Spezialisten und Kooperationen mit anderen Kollegen und Gewerken werden das enorme Spektrum nicht mehr professionell abdecken können. Letztlich werden nur noch die „Großen“ in der Lage sein, für sämtliche Bereiche eigene Spezialisten vorzuhalten.

Nicht zuletzt aufgrund der Fachkräftemisere werden viele Betriebe nicht mehr ausreichend eigene Fachkräfte zur Verfügung haben. Die Vergabe von Teilleistungen an Kollegen wird daher insbesondere bei kleinen und mittelgroßen Betrieben häufiger anzutreffen sein. Speziell große SHK-Unternehmen bauen zur Nutzung von Synergieeffekten Satellitenbetriebe in der Fläche auf oder übernehmen entsprechende Betriebe im Rahmen sogenannter Holding-Strukturen.

Kalkulation

Die Deckungsbeiträge über Material werden aufgrund der mehr oder minder vollumfänglichen Materialpreistransparenz auf ein Minimum sinken und sind somit nicht mehr geeignet, die notwendige „Subventionierung“ der Verrechnungssätze zu gewährleisten. Die Verrechnung des vollkostendeckenden Stundenverrechnungssatzes, analog zu den Verrechnungssätzen der Werkskundendienste, ist dadurch unumgänglich geworden. Darüber hinaus sind sämtliche Dienstleistungen, die über das reine Montageangebot hinausgehen, den Kunden bewusst zu machen und gesondert zu bepreisen. Gemeint sind damit beispielsweise Leistungen wie

  • Planung
  • Fördermittelberatung und -beantragung
  • Koordination von Fremdgewerken
  • Bauüberwachung
  • Gewährleistungsmanagement.

Pauschalpreise werden vom Kunden standardmäßig verlangt, da er diese auch von anderen Branchen gewohnt ist. Die Pauschalierung betrifft hierbei sowohl das Objektgeschäft als auch den Service.

Fazit

Die zunehmende Digitalisierung wird sich in den kommenden Jahren massiv auf die SHK-Branche auswirken. Darüber hinaus werden die Veränderungen im Rahmen der gesetzlichen Rahmenbedingungen (z.B. Klimaschutzplan 2050) den Wettbewerb mit anderen Branchen deutlich verschärfen und das notwendige Qualifikationsspektrum der Betriebe massiv ausweiten. Es ist davon auszugehen, dass traditionell bestehende, gewerkespezifische Abgrenzungsmerkmale zunehmend ineinanderfließen werden. Die interne und externe Aus- und Weiterbildung sowie die betriebliche Personalentwicklung muss diesen Entwicklungen Rechnung tragen. Insbesondere im Energiebereich werden vielzählige Produktinnovationen folgen und sich daraus völlig neue Dienstleistungen entwickeln.

Ohne die aktive Erschließung neuer digitaler Geschäftsfelder wird es für viele Betriebe langfristig um das existenzielle Überleben gehen. Wem es nicht gelingt, seine originäre Handwerksleistung sowie die damit verbundenen neuen Dienstleistungen verursachungsgerecht zu bepreisen, wird künftig Probleme bekommen, seine steigenden betrieblichen, meist unproduktiven Kosten zu decken. Wer die Motive der Generationen Y und Z im Rahmen seiner Personalpolitik nicht berücksichtigt, wird Schwierigkeiten haben, für seinen Betrieb noch Fachkräfte in ausreichender Menge an sich zu binden. Ohne Kooperationen wird es für den Durchschnittsbetrieb künftig nicht mehr möglich sein, das gesamte SHK-Spektrum professionell abzudecken. Ein potenzieller Schlüssel zum strategischen Erfolg kann für viele Betriebe die Spezialisierung sein.

Für SHK-Betriebsinhaber gilt es deshalb, die aktuellen und künftigen Entwicklungen genau zu beobachten, die damit verbundenen Herausforderungen anzunehmen und die für den Betrieb sinnvollen Chancen konsequent zu nutzen.

Bei allen Unwägbarkeiten hinsichtlich der Zukunftschancen und -risiken in der SHK-Branche kann trotzdem festgehalten werden: Gerade in konjunkturell guten Zeiten gilt es, aktiv die Weichen für eine erfolgreiche Unternehmenszukunft zu stellen. Wer die sich bietenden, vielzähligen Potenziale konsequent für sein Unternehmen nutzt, hat Zukunft.

Dieser Artikel von Albrecht Oesterle ist zuerst erschienen in SBZ 11 und 12/2018. Dipl.-Betriebswirt (FH) Albrecht Oesterle ist Referatsleiter Betriebswirtschaft beim Fachverband SHK Baden-Württemberg.

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