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Bedeutung von Elektromobilität im Handwerk

"Handwerkerinnen und Handwerker sollten sich regelmäßig damit beschäftigen, die betriebliche Mobilität und den eigenen Fuhrpark zu optimieren", erläutert Dr. Carsten Benke, Referatsleiter für Regionalpolitik, Stadtentwicklung, Verkehr und Infrastruktur beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), im Gespräch Michael Schmidt-Driedger von "F+P Fliesen und Platten".

Herr Dr. Benke, weshalb ist es eine gute Idee, wenn sich Handwerksunternehmer mit dem Thema Elektromobilität beschäftigen?

Handwerkerinnen und Handwerker sollten sich regelmäßig damit beschäftigen, die betriebliche Mobilität und den eigenen Fuhrpark zu optimieren. Es gehört schließlich zum Geschäftsmodell von Betrieben, dass sie zu Kunden zur Baustelle und zum Materialeinkauf müssen. Früher standen dabei Leistungsfähigkeit, Kosten und Transportkapazität der Fahrzeuge im Vordergrund. Doch die Klimadebatte und drohende Einschränkungen der Mobilität in Innenstädten bringen Herausforderungen, auf die sich die Betriebe einstellen müssen. Dazu gehört ganz klar die Frage der emissionsarmen, klimagerechten Antriebstechnik. Daher wird für die Betriebe mittelfristig wohl kaum ein Weg daran vorbeiführen, sich mit dem Thema Elektromobilität zu befassen.

Manche kritische Stimmen behaupten ja, Elektromobilität sei bestenfalls eine Brückentechnologie, der man derzeit viel zu viel Aufmerksamkeit widme. Was entgegnen sie auf solche Meinungsäußerungen?

Wir müssen uns da gar nicht festlegen. Vielleicht gibt es in 50 oder 100 Jahren noch ganz andere Antriebstechniken. Wer weiß. Den Wettbewerb unterschiedlicher Ansätze halte ich auch für sehr wichtig. Auf absehbare Zeit ist jedoch davon auszugehen, dass die Elektromobilität – im Sinne der Batterieelektrik – eine zentrale Zukunftstechnik im Fahrzeugbereich sein wird. Auch wenn durchaus andere Technologien – je nach Fahrzeuggewicht, Einsatzbereich und Aktionsradius – noch ins Spiel kommen können, ist es angesichts des aktuellen Entwicklungsstandes und der spezifischen Vorzüge besonders bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen sicher, dass die Elektromobilität eine zentrale Rolle spielen wird. Betriebe sollten vor diesem Hintergrund ihre jeweiligen Mobilitätsprofile analysieren und die Vor- und Nachteile aller konventionellen und alternativen Antriebe abwägen.

Gibt es eigentlich spezielle Förderprogramme für Handwerksunternehmen (bzw. Förderprogramme für Unternehmen)?

Leider ist es so, dass es nicht das eine spezielle Förderprogramm für Handwerksbetriebe gibt, sondern eine größere Zahl von Fördermöglichkeiten in den Blick genommen werden muss, die Bund und Länder bieten. Aus diesen Förderoptionen gilt es dann die auszuwählen, die für den jeweiligen Anwendungsbereich am geeignetsten ist.  

Wenn ja: Welche sind das?

Für viele Handwerker ist der „normale“ Umweltbonus mit Investitionsprämie eine sehr gute Fördermöglichkeit. Das trifft besonders zu für betriebliche Pkw einschließlich der gerade bei Ausbaugewerken viel genutzten Kombis wie auch für leichte Nutzfahrzeuge bis 4,25 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Der bürokratische Aufwand für den Umweltbonus hält sich in überschaubarem Umfang. Die maximal 6.000 Euro Förderung plus 3.000 Euro Nachlass der Hersteller decken bei elektrischen Nutzfahrzeugen zwar nicht alle Mehrkosten im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen ab. Allerdings gibt es einige Länder, die spezielle Förderprogramme für gewerbliche Verkehre bieten, die mit dem Umweltbonus kombiniert werden können.

Für schwerere Fahrzeuge greift der Umweltbonus nicht. Hier sollten sich Betriebe besonders die Förderungen ansehen, die über das Bundesamt für Güterverkehr abgewickelt werden, im Augenblick vor allem das Programm „Klimaschonende Nutzfahrzeuge und Infrastruktur“. Es zielt auf alle Nutzfahrzeuge mit alternativen Antrieben einschließlich der betrieblichen Ladeinfrastruktur. Bis zu 80 % der Mehrkosten werden hier gefördert. Aber Achtung! Auf etwas mehr Bürokratie muss man sich einstellen, da die Antragsformulare komplexer sind. Das Förderprogramm ist bis Ende 2024 befristet. Der erste Förderaufruf ist Ende September 2021 ausgelaufen. Ein nächster Aufruf ist geplant.

Mitunter hat man ja den Eindruck, dass sich Förderprogramme ständig ändern und man sich immer neu orientieren muss, was noch gilt bzw. noch verfügbar ist. Trügt dieser Eindruck oder ist das eine realistische Wahrnehmung?

Im Bereich der Elektromobilität war dies leider der Fall. Einige Förderprogramme sollten wohl vor allem politische Aktivität beweisen. Den Betrieben wäre – auch um besser planen zu können – allerdings an mehr Ruhe und Kontinuität gelegen. Und an weniger bürokratischem Aufwand bei der Förderbeantragung: ausführliche Erläuterungen und Begründungen für das eigene betriebliche Mobilitätsprojekt entspricht wohl mehr der Mittelbeantragung für Forschungsprojekte als dem Praxiserfordernis etwa eines Fliesenlegerbetriebes. Aber immerhin: Seit dem Sommer haben wir ein längerfristiges und auf Betriebe ausgerichtetes Förderprogramm für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Auch der Umweltbonus wurde verlängert. Was noch fehlt, ist jedoch ein unkompliziertes Programm zur Förderung von betrieblicher Ladeinfrastruktur.

Auf dem kommenden Fliesen und Platten-Forum werden Sie einen Vortrag zum Thema Elektromobilität im Handwerk mit Blick auf Förderprogramme halten. Können Sie unseren Lesern an dieser Stelle schon ein wenig verraten, was sie in Köln erwartet?

Sicher keine konkreten Empfehlungen für einzelne Fahrzeuge. Aber ich werde die Möglichkeiten der Elektromobilität aufzuzeigen versuchen, die es gerade bei Fliesenlegern und ähnlichen Ausbaugewerken gibt. Denn in jedem Gewerk sind die Anforderungen andere und es muss geschaut werden, ob das mit der Elektromobilität zusammengeht. Da sind Fragen zu klären wie die, für welche Fahrprofile sich die Elektromobilität überhaupt eignet, was aktuelle Fahrzeuge leisten und was bei der Ladeinfrastruktur zu beachten ist. Und mir ist zudem ganz wichtig, dies in die laufende verkehrs- und umweltpolitische Diskussion einzuordnen. Als Handwerk sollten wir meiner Meinung nach zeigen, dass wir zu Modernisierungen bereit sind, aber wir sollten bei der Politik auch eine realistische Vorgehensweise anmahnen.

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