Baukrise: ZDB und bbs fordern zinsgünstige EH55-Darlehen

Der Wohnungsbau steckt in der Krise: Während die Mieten im Land immer weiter steigen, sinken die Fertigstellungen kontinuierlich. Noch drastischer ist der Einbruch bei den Genehmigungen: mehr als 40 % unter dem Niveau von 2021/2022, im Mietwohnungsbau sogar auf historischem Tiefstand.
Vor den abschließenden Haushaltsberatungen des Bundes in dieser Woche fordern der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) und der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs) ein aktives Gegensteuern der Bundesregierung und legen ein gemeinsames Positionspapier vor. Die Verbände drängen auf eine zinsverbilligte EH-55-Förderung, gekoppelt an klimafreundliche Heizungen, und längere Umsetzungsfristen für Wohnungen im Bauüberhang.
Bauen ist kaum noch bezahlbar
„Bezahlbarer Wohnraum gehört zu den größten gesellschaftlichen Herausforderungen. Trotzdem wird die Förderung des bezahlbaren frei finanzierten Wohnungsbaus politisch vernachlässigt“, kritisiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des ZDB.
„Zu wenig zielgenaue Neubauprogramme aus Ampel-Zeiten laufen einfach weiter, obwohl sie kaum nachgefragt werden. Fördermittel bleiben so ungenutzt.“
Auch die Baustoffindustrie schlägt Alarm. “Der von der Bundesregierung vorgelegte Haushaltsentwurf 2026 sieht – ohne die soziale Wohnraumförderung – nicht einmal 0,2 Prozent für den Wohnungsbau vor“, führt Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer des bbs aus.
Mindestens das Zwei- bis Dreifache sei angesichts der dramatischen Lage im Wohnungsbau für einen ersten Anschub notwendig. Beide Verbände verweisen darauf, dass Bauen für die Mittelschicht kaum noch bezahlbar sei und immer mehr Bauunternehmen und Zulieferer in Existenznot geraten.
Maßnahmen gegen die Krise im Wohnungsbau
Damit es im Wohnungsbau wieder aufwärts geht, müssen die finanziellen Mittel besser eingesetzt werden.
Konkret schlagen die Verbände eine Zinsverbilligung auf unter 2 Prozent für Darlehen bis 250.000 Euro vor – gekoppelt an klimafreundliche Heizlösungen wie Wärmepumpen, Pellets oder Fernwärme. Eine bundesweit einheitliche Umsetzungsfrist von sechs Jahren soll zudem verhindern, dass Genehmigungen verfallen.
Vorschläge von bbs und ZDB für eine zielgerichtete EH55-Föderung für Wohnungen des Bauüberhangs:
- Genehmigte, aber noch nicht begonnene Wohnungsbauprojekte, die durch den plötzlichen Wegfall der EH55-Förderung 2022 und der darauffolgenden Zinswende nicht mehr wirtschaftlich realisiert werden konnten, sollten zeitlich befristet gefördert werden.
- Vorgeschlagen wird eine Zinsverbilligung auf unter 2% p.a. für bis zu 250.000 Euro Darlehen.
- Um den Anforderungen des Klimaschutzes zu entsprechen, sollte die Förderung an die Realisierung einer perspektivisch 100 Prozent regenerativen Heizlösung (etwa Wärmepumpe, Fernwärme) gekoppelt werden.
- Hinsichtlich der Auswirkungen auf den Bundeshaushalt ist zu berücksichtigen, dass durch die Zinshebelung ein effizienter Mitteleinsatz ermöglicht wird. Einnahmenseitig sind die durch die Realisierung zusätzlicher Wohnungen anfallenden direkten, indirekten und induzierten Multiplikatoreffekte zu berücksichtigen. Zudem trägt eine Verringerung der Wohnungsbaulücke zu einer Normalisierung der Wohnkosten und damit zu geringeren Sozialtransfers bei.
- Bei erteilten Baugenehmigungen muss (je nach Bundesland) innerhalb von zwei bis sechs Jahre mit dem Bau begonnen werden, wobei unterschiedliche Verlängerungsoptionen bestehen. Angesichts des drohenden Ablaufs zahlreicher erteilter Wohnungsbaugenehmigungen des Bauüberhangs sollte eine einheitliche Umsetzungsfrist von bundesweit 6 Jahren angestrebt werden.
„Wir haben derzeit rund 631.000 Wohnungen im Bauüberhang, davon 301.000 noch nicht begonnen,“ rechnet Pakleppa vor. Viele dieser Projekte seien unter anderen Finanzierungsbedingungen geplant worden und heute nicht mehr wirtschaftlich. „Eine befristete EH55-Förderung würde diese Wohnungen wieder realisierbar machen und damit den dringend benötigten Wohnraum sichern.“
Hinzu kommt, dass die Einführung der im Koalitionsvertrag enthaltenen befristeten EH55-Förderung zur Aktivierung des Bauüberhangs zwar richtig und wichtig ist. Dass das Volumen von 59 Mio. Euro aber ausreicht, ist laut beider Verbände mehr als fraglich.
Die Branchenvertreter befürchten einen weiteren abrupten Förderstopp, da das Programm im Vergleich äußerst gering ausgestattet ist (klimafreundlicher Neubau: 1,1 Mrd. Euro, Jung kauft alt: 350 Mio. Euro).
„Die Summe ist nicht einmal ein Tropfen auf dem heißen Stein“, erklärt Frederichs, „für 2026 muss etwas Substanzielles folgen, damit die Bagger auch wirklich wieder rollen.“ Der Beschluss zum Haushalt 2026 ist im Bundestag für November und im Bundesrat für Dezember geplant.
